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der Verhandlung änderte.

      Nach einer Weile sagte Benini: „Es ist nicht leicht, vier Kisten Sprengstoff zu organisieren und das alles in weniger als einer Woche.“

      Alejandró nickte zustimmend. Natürlich war es ihm möglich, aber Benini wollte mehr Geld herausschlagen, auch wenn er dafür die zierliche, junge Frau, die Alejandró aufrichtig mochte, überlisten musste. Irgendwas hatte Skylla an sich. Am vergangenen Abend, nachdem sie mit Orlando getanzt hatte, war sie noch stundenlang das Gesprächsthema gewesen. Isabella, die zu diesem Zeitpunkt in der Küche mit dem Catering beschäftigt gewesen war und das Spektakel verpasst hatte, war noch immer empört, dass sie ausgerechnet dann abgelenkt gewesen war, als sie ihre mögliche Schwiegertochter hätte treffen können. Für die Frauen der Familie stand bereits fest, dass Skylla perfekt für Orlando war. Don Alejandró hingegen, hatte sie als Geschäftsfrau kennen gelernt, die von ihm Sprengstoff haben wollte. Dies beunruhigte ihn. Sein Sohn wusste nichts von ihren Geschäften. Er hatte versucht, von seinem Vater Informationen über sie zu kriegen, doch Alejandró hatte diesbezüglich lieber geschwiegen. Er hatte keine Ahnung, wieso sein Sohn ein solches Interesse an Skylla Montalli hatte, aber er hielt es nicht für ratsam einen Auftragsmörder mit einer anderen Kriminellen zusammen zu bringen.

      „Entschuldigen Sie, meine Herren, aber wir sprechen hier von vier Kisten Sprengstoff und nicht von Uran.“, sagte Christina lachend. „Wenn Sie mehr Geld für sich herausholen wollen, dann sagen Sie es offen und ich denke vielleicht darüber nach. Über den Tisch ziehen lasse ich mich allerdings nicht und erstrecht ist es ausgeschlossen, dass Sie mich für dumm verkaufen.“

      Alejandró musste gegen seinen Willen über ihr Temperament und ihren Scharfsinn lachen, während Benini nicht zu wissen schien, wie er mit so einer entschlossenen Frau umgehen sollte. Bertosloni grinste nur verhalten. Er hielt sich generell aus den Geschäften seines Arbeitgebers heraus und war nur zu dessen Schutz dabei. Benini kratzte sich an seinem Bart. Bei Verhandlungen mit Männern konnte man zur Not mit Schlägen drohen oder ihnen durch Gewalt seinen Willen aufzwingen. Ihr jedoch würde Alejandró keinen einzigen Schlag androhen oder gar ausführen und das wusste Benini.

      Christina lächelte aufrichtig. „Sie haben mein Angebot vor sich auf dem Tisch liegen.“, sagte sie, um nach mehr als zwei Stunden, endlich zum Ende der Verhandlung zu kommen. Bisher hatte sie das Reden übernommen und Mladen hatte nur beiläufig genickt oder etwas Zustimmendes gesagt. Ihm war durchaus bewusst geworden, dass seine Partnerin diese Verhandlung besser führen könnte als er. Hinzu kam, dass der Don offensichtlich eine Schwäche für sie hatte, besonders nachdem sein einziger Sohn so angetan von ihr schien. Christina ihrerseits empfand es als ihr gutes Recht, die Verhandlung zu führen. Es ging immerhin um ihr Geld. Sie hatte Überfälle organisiert, damit dieses Geld auf ihr Konto floss und sie entschied, was damit gemacht wurde und in welcher Höhe sie es ausgab. „Alles, was Sie für diese Summe tun müssen, ist, mir vier Kisten Sprengstoff zu organisieren und dafür zu sorgen, dass diese Kisten unbemerkt mit den anderen ausgeflogen werden. Sie haben die Wahl. Entweder Sie gewinnen mich als eine dauerhafte Geschäftspartnerin, oder ich werde mich mit jemand anderem zusammenschließen müssen.“ Sie bluffte nur, denn sie hatte weder die Zeit, noch die Kontakte, um dies zu ermöglichen. Mladen könnte den Sprengstoff von einer anderen Mafia organisieren, aber diese Zeit hatte sie nicht. Allerdings wusste sie, dass Alejandró Santiago de Maliñana in ständiger Konkurrenz zu den Russen stand und ihn eine Feindschaft mit Michél Tripoutêt, dem Mafiaboss der Franzosen, verband. Sie würde weiterhin bluffen müssen, aber sie hatte ihre Hausaufgaben diesbezüglich gemacht.

      „Ausgeschlossen.“, sagte Alejandrós Vertrauter mit einem nervösen Lachen. „Wer außer uns würde sich auf ein solches Geschäft einlassen können?“

      „Michél Tripoutêt.“, antwortete Christina sogleich. Sie lehnte sich leicht im Stuhl zurück und betrachtete zufrieden, wie ihre Geschäftspartner ins Wanken gerieten. Als die beiden Männer sich einen verschwörerischen Blick zuwarfen, wusste sie, dass ihr Bluff sein Ziel nicht verfehlt hatte. Die Eitelkeit der Männer siegte nur allzu oft über ihre Vernunft. Und auch ein Profi wie Alejandró schien lieber Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, ehe er sich seinem Feind geschlagen geben müsste.

      „Wir sind uns einig.“, entschied Alejandró, obwohl sein Vertrauter protestieren wollte. Alejandró würde sich von dem verfluchten Franzosen nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen. Gleichzeitig war er auch aus persönlichen Gründen an einer dauerhaften Zusammenarbeit mit dieser Frau interessiert. Schließlich sah seine Bella in ihr die zukünftige Frau ihres Sohnes und Orlando selbst war ebenfalls an ihr interessiert. Also wollte er sich zumindest die Möglichkeit, ihr öfter zu begegnen, offen halten. Würde sie eine dauerhafte Geschäftspartnerin werden, würde sie auch Orlando begegnen müssen und dies erschien Alejandró die Mühe wert zu sein. „Am Ende der Woche stehen die Kisten zwischen den anderen im Flugzeug.“, fuhr Alejandró fort. „Ich kann nur hoffen, dass ich Sie damit wahrhaftig als eine dauerhafte Geschäftspartnerin gewinne, Señorita Skylla?“ Er hatte keine Ahnung, wofür eine Frau wie sie es war, Sprengstoff benötigte und er hatte ebenfalls nicht die leiseste Idee, womit sie ihr Geld verdiente. Sie wendete sich zum ersten Mal an ihn und er war sich sicher, dass auch ihr Partner sich zuvor nicht direkt bei ihm gemeldet hatte.

      Christina lächelte. „Ich denke, unter diesen Bedingungen, werde ich häufiger auf sie zurückgreifen, mein lieber Don Alejandró.“, erwiderte sie charmant und ließ sich dennoch auf keine verbindliche Zusage ein. Dann nahm sie sich einen Zettel und schrieb alle Angaben zu einem Schweizer Konto darauf, dass sie für Geschäfte wie dieses eingerichtet hatte. Es war immer das gleiche Prinzip: Sie eröffnete ein anonymes Konto, das mit Geheimzahl zugänglich war. Die Zahlenkombination änderte sie nach jedem abgeschlossenen Geschäft und alle paar Monate schloss sie ein Konto und eröffnete ein neues. Alejandró hatte nun die Geheimzahl dieses Kontos und sie würde ihm auf diesem Wege das Geld zukommen lassen, wenn sie ihre Ware erhielt.

      Christina schob Alejandró den Zettel zu. Dieser bemerkte sogleich, dass Skylla ebenso wie er selbst mit den Konten verfuhr. Diese Idee hatte Orlando gehabt und Alejandró hatte sie, weil es ein kluger Ratschlag gewesen war, sogleich umgesetzt. Dass diese Frau die gleiche List und Intelligenz wie sein Sohn besaß, imponierte ihm sehr.

      Nachdem das Geschäftliche besprochen war, geleiteten Mladen und Christina die drei Männer zur Tür. Als Benini und Bertosloni bereits vorgegangen waren, ergriff der Don noch einmal Christinas Hand und küsste diese schmeichelnd. „Sie sind eine ungemein geschickte Frau, Señorita Montalli.“, sagte er anerkennend. „Ich freue mich, weiterhin mit Ihnen Geschäfte machen zu können.“

      Sie lächelte. „Wenn alles gut verläuft und wir beide zufrieden sein können, Don Alejandró, wird die Freude auch auf meiner Seite sein.“, erwiderte sie.

      Alejandró lachte, obgleich er wusste, dass hinter ihrer humorvollen Art bitterer Ernst und guter Geschäftssinn steckten. „Kann ich Sie bald wieder in meinem Haus als Gast bei einer meiner Feierlichkeiten begrüßen, Señorita?“, wollte er wissen. Er gab immer wieder große und kleinere Feste und brauchte dazu nicht immer einen bestimmten Anlass. Er liebte es einfach, sich mit vielen Menschen zu umgeben und es kam ihm entgegen, dadurch seinen Einfluss und seine Macht zu zeigen.

      „Ich fürchte, vorerst besteht diese Möglichkeit nicht, Don Alejandró, da ich private Dinge in einem anderen Land zu erledigen habe.“, antwortete sie und dachte, dass sie seinem Sohn aus dem Weg gehen wollte. „Dennoch fühle ich mich durch diese neuerliche Einladung geschmeichelt, vielen Dank.“

      „Ihnen gebührt alle Ehre, Miss Montalli.“, erwiderte er lächelnd. „Wenn Sie wieder einmal im Lande sind, werden Sie bei mir immer auf Gastfreundschaft stoßen, meine Liebe. Bis dahin verabschiede ich mich in aller Höflichkeit und mit der Anmerkung, dass Sie nach dieser gelungenen Verhandlung auch in geschäftlichen Dingen meinen vollsten Respekt genießen.“ Er reichte ihr beinahe wie ein Freund die Hand, ehe er sich umdrehte und die Treppen hinunter ging. An der Straße warteten seine Vertrauten in einer Limousine auf ihn, die er nun ebenfalls bestieg und davon fuhr.

      Mladen schloss die Tür und blickte Christina respektierend an. Obwohl er selbst nichts hatte sagen können, was Beachtung oder Respekt gefordert hätte, war er weder ärgerlich noch unzufrieden.

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