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verlor ich die Geduld. Ich hatte keine Lust auf einen neuerlichen Streit. Ich wünschte, sie würde nicht immer gleich so theatralisch werden.

      „Du hast wieder mit den Augen gerollt! Du ... du denkst, dass ich über reagier. Du hast überhaupt kein Verständnis für mich oder meine Gefühle! – Vielleicht sollten wir die Hochzeit abblasen!“

      Ich widerstand der Versuchung, erneut mit den Augen zu rollen und zwang mich zur Ruhe. Langsam machte ich einen Schritt auf Nicole zu und zog sie in meine Arme.

      „Nein, dass stimmt nicht, Nikki. Du hast recht, ich hätte nicht mit den Augen rollen sollen. Du weißt doch, dass ich dich liebe. Du bist ein wenig emotional wegen der bevorstehenden Hochzeit und all dem Stress. Ich denke ... ich denke, du solltest die Planung einem Wedding Planer überlassen, das würde dir den ganzen Stress ersparen.“

      „Wedding Planer? Du ... du denkst, ich kann keine verdammte Hochzeit planen, dass ich ... dass ich – Hilfe brauche?“

      Gott, verdammt! Warum mussten Frauen einem immer das Wort im Mund herum drehen und etwas hinein interpretieren, was man gar nicht gesagt hatte?

      „Natürlich denke ich nicht, dass du es nicht kannst. Ich dachte nur, es würde dir ein wenig mehr Zeit geben. All dieses Planen nimmt dich sehr ein und ich weiß, dass du gerne mehr an deiner Rolle arbeiten würdest. Es ist immerhin die Rolle deines Lebens.“

      „Glaubst du das wirklich? Denkst du, ich bin gut in dieser Rolle?“

      „Baby, die Rolle ist dir wie auf den Leib geschrieben. Du wirst sicher einen Oskar dafür abräumen.“

      Nicole befreite sich aus meinen Armen und begann nachdenklich im Schlafzimmer auf und ab zu gehen. Ich atmete erleichtert auf, dass ich ihre Gedanken auf etwas anderes gelenkt hatte und hoffte, dass sie nicht wieder davon anfangen würde, mich wegen meiner Reise auszuquetschen. Ich wollte nicht, dass sie auf die Idee kam, mich zu begleiten. Das wäre eine Katastrophe. Nicht nur, dass eine Kleinstadt wie Small Woods ihr unmöglich den Komfort bieten konnte, den sie gewöhnt war, sie würde hinter mein kleines Geheimnis kommen und das musste ich verhindern. Ich hatte ihr nicht erzählt, dass ich auf dem Papier schon lange verheiratet war. Ich hatte es selbst vergessen, bis mein Manager mich gedrängt hatte, Nicole einen Antrag zu machen. Ich hatte kaum Erinnerungen an Jessica. Wir waren zusammen zur Schule gegangen und ich hatte sie kaum beachtet. Auf einer Party waren wir uns näher gekommen und dann ein Paar geworden. Dann, in einer betrunkenen Laune, während eines Trips nach Vegas, hatten wir geheiratet. Es war ein Fehler gewesen. Ich war zu jung, mich zu binden und ich hatte Pläne. Pläne, die ich nicht in Small Woods verwirklichen konnte. Also war ich davon gegangen. Klar, es war ziemlich mies von mir, Jessica einfach so sitzen zu lassen, doch sie verdiente einen Mann, der sie glücklich machen konnte. Wahrscheinlich lebte sie längst mit einem netten Farmer oder Polizisten zusammen und hatte ein halbes Dutzend Kids. Sie hatte mich nie wegen Scheidung kontaktiert, doch das hieß ja heutzutage nicht, dass sie nicht mit jemanden ohne Trauschein zusammen leben konnte. Meine Reise nach Small Woods hatte nur ein Ziel, die Scheidungspapiere, die mein Anwalt zusammengestellt hatte, von ihr unterschreiben zu lassen und dann sofort zurück zu kommen. Das Ganze sollte nicht länger als drei oder vier Tage in Anspruch nehmen.

      „Florian Denner!“

      Aus meinen Gedanken gerissen schreckte ich auf und starrte meine Verlobte verständnislos an.

      „Was?“

      „Du sagtest doch, ich sollte mir einen Wedding Planer nehmen. – Florian Denner ist der beste.“

      „Oh! Ja, ja, natürlich. Ausgezeichnete Wahl, meine Liebe. Ich bin sicher, er wird eine großartige Hochzeit planen.“

      „Ich muss ihn gleich anrufen und einen Termin machen“, erklärte Nicole glücklich.

      Ich nickte abwesend, mit meinen Gedanken wieder bei meiner Reise. Ich hatte meine Eltern seit zwölf Jahren nicht gesehen. Ich hatte Nicole gesagt, dass ich nach Small Woods fuhr, um ihnen ihre Einladungen zur Hochzeit persönlich vorbei zu bringen, doch ich rechnete nicht damit, dass sie kommen würden, denn sie nahmen mir noch immer übel, dass ich Small Woods verlassen hatte. In all den Jahren hatten wir, wenn es hoch kam, vielleicht vier oder fünf Mal miteinander telefoniert. Doch sie waren meine Eltern und ich hatte das Gefühl, dass ich sie zumindest einladen sollte, egal, ob sie nun kommen würden oder nicht.

      ***

      Es war ein seltsames Gefühl, am Ortsschild von Small Woods vorbei zu fahren. Zwölf Jahre waren eine lange Zeit und in der kleinen Stadt in der ich aufwuchs, hatte sich nichts verändert. Ich passierte das Baker’s Inn und Miller’s Convenience Store, und bog in die Church Lane, wo sich das einzige größere Hotel des Ortes befand. Als ich meinen Porsche vor dem White Lion parkte kam mir ein furchtbarer Gedanke. Was, wenn Jess gar nicht mehr in Small Woods lebte? Die Hochzeit sollte in vier Wochen stattfinden. Nicht gerade viel Zeit um meine Noch-Ehefrau durch die Welt zu verfolgen, um die verdammte Scheidung unter Dach und Fach zu bringen. Vielleicht hätte ich vorher mit meinen Eltern reden sollen, um sie nach Jess zu fragen. Seufzend öffnete ich die Tür und stieg aus.

      „Oh mein Gott! Er ist es!“, erklang ein schrilles Kreischen zu meiner Linken.

      Eine Gruppe von vier Mädchen stand etwa zwanzig Meter von mir entfernt vor Ann’s Book Shop und starrte zu mir herüber. Ich rollte mit den Augen. Und ich hatte gehofft, dass wenigstens in diesem Kaff niemand den Schauspieler Dallas Winter erkennen würde. Immerhin trug ich eine Sonnenbrille und ein Baseball Cap. Jetzt, wo die vier Mädels mich erkannt hatten, würde sich die Nachricht über meine Ankunft wie ein Lauffeuer verbreiten. Nun gut, es war ja nur für ein paar Tage. Solange würde ich hier schon irgendwie überleben. Ich schenkte den Mädchen ein strahlendes Lächeln, welches nervöses Gekicher auslöste. Sich gegenseitig an stupsend und Mut zusprechend kamen sie zögerlich auf mich zu.

      „Hallo Ladies, was kann ich für euch tun?“, fragte ich und die Mädchen kicherten erneut.

      „Könn... können wir vielleicht – ein Autogramm haben?“, wagte sich eine Schwarzhaarige vor. Ihre Freundinnen nickten begeistert.

      „Natürlich. Mach ich doch gern“, erwiderte ich und zog vier Autogrammkarten aus meinem Rucksack. Die Schwarzhaarige ansehend fragte ich: „Wie ist denn dein Name?“

      Nachdem ich die signierten Autogrammkarten verteilt hatte, entschuldigte ich mich und floh ins Innere des White Lion. Eine ältere Dame stand hinter der Rezeption und blickte von einem Buch auf, als ich die Halle betrat. Hastig legte sie das Buch beiseite.

      „Immer noch diese Schnulzenromane, Miss Gordon?“, grüßte ich mit einem Lächeln.

      Miss Gordon errötete, lächelte jedoch freundlich.

      „Misses Baker“, erwiderte sie und streckte mir ihre Hand entgegen, an der ein goldener Ring steckte. „Ich hab geheiratet.“

      „Gratuliere. Haben Sie den armen Elias endlich erhört?“

      Misses Baker errötete erneut.

      „Nun ja, es erschien mir, dass er nie mit seinen Anträgen aufhören würde, es sei denn, ich sage ja.“ Sie schmunzelte. „War die einzige Lösung, um dem Ganzen endlich ein Ende zu setzen.“

      Ich lachte.

      „Nun, mein Junge, was führt dich denn zurück in dieses Kaff? Hast dich ja lange nicht blicken lassen!“, es lag ein Hauch von Vorwurf in Misses Bakers Stimme und ihre intelligenten Augen musterten mich scharf.

      „Ich bin gekommen, um meine Angelegenheiten hier zu regeln. Ich werde nämlich auch bald heiraten.“

      „Hmm. Dann willst du also die Scheidung von Jess? Armes Ding. Sie hat es nicht leicht genommen, dass du sie sitzen lassen hast, mein Junge.“

      Ich schaute schuldbewusst. Ja, ich hatte damals wirklich egoistisch gehandelt, doch nach zwölf Jahren musste Jess das Ganze doch langsam vergessen haben.

      „Jess ist nie wieder ausgegangen, seit du fort bist. Dabei gibt es genug anständige

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