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seine Kleider und war erstaunt, wie elastisch der Anzug war. Er liess sich problemlos über die Kleider ziehen und sass danach wie angegossen. Er hatte genau seine Grösse. Der Anzug hatte Taschen auf beiden Brustseiten, auf beiden Oberarmen und an beiden Beinen. Er griff überall in die Taschen, aber sie waren alle leer.

      Dann nahm er die Schuhe aus dem Schrank. Sie waren im gleichen Farbton gehalten wie der Overall, nur die Sohle war schwarz. Es waren Schlüpfschuhe, ohne Schnürsenkel, und sie sahen ein bisschen wie Turnschuhe aus, nur irgendwie kleiner und schmaler und sie waren ganz weich, wie der Stoff seines Overalls, und sie waren ein bisschen höher als Turnschuhe. Er streifte sie über und merkte, wie sie sich perfekt um seine Füsse schlossen, sich anschmiegten. Sie sassen wie eine zweite Haut. Er drehte sich in der Badewanne um, so dass er zum kleinen Spiegel über dem Lavabo schaute, um sich zu betrachten. Freundlicherweise war der Spiegel jetzt wieder ein Spiegel und kein Fernseher mehr.

      Ferdi staunte. Er sah anders aus in diesem Kostüm… Älter. Es machte seine Schultern breiter und er bemerkte erst jetzt, dass der Anzug Epauletten hatte. Diese Schlaufen auf den Schultern, die er an Uniformen so mochte. Ferdi liebte Uniformen, er zeichnete und malte fast täglich Uniformen. Napoleon-Uniformen, Yankee-Uniformen, Tarnanzüge, Gala-Uniformen, alles Mögliche.

      Die Ideen dazu hatte er aus seinen Bilderbüchern und von einem Militär-Büchlein, welches er von seinem Vater geschenkt bekommen hatte. Und weil er immer so viel Wert auf die Hüte, den Schulterschmuck und die Orden legte, war meist am Schluss zu wenig Papier übrig für die Beine und die Schuhe. Also waren seine Uniformmännchen alle etwas kurzbeinig. Aber das störte ihn nicht. Er drehte sich und betrachte sich von allen Seiten. Die Uniform war toll. Er sah aus wie ein echter Soldat!

      Die Kacheln auf der Längsseite der Badewanne entpuppten sich ebenfalls als sehr überraschend: die Kacheln in der Nähe der Mischbatterie waren genau gleich wie die bei der Toilette: Joystick, Tastenfeld, viele bunte Knöpfe. Aber die darüber liegenden Kacheln bargen ein Sammelsurium von spannenden Dingen: da gab es Seile, eine Taschenlampe, Werkzeug und sogar ein Schweizer Sackmesser! Taschenmesser, für Nicht-Schweizer, aber schliesslich hatte der Schweizer das Messer im Hosensack… Das bestaunte Ferdi hingegen nur von weitem, ohne es anzufassen. Er durfte noch kein Sackmesser haben, hatten seine Eltern gesagt...

      Am Kopfende der Badewanne war ein Gestell, in dem sie normalerweise Seife, Toilettenpapier, Shampoo und solche Sachen aufbewahrten... Dort lagen jetzt Kekse, Schokolade, weisse Pillen in einer durchsichtigen Dose und ganz oben im Gestell - ein Helm! Der Helm war so eine Art Motorradhelm, kugelrund, silbrig, mit einem grossen, durchsichtigen Visier, welches man nach oben und nach unten schieben konnte. Ferdi setzte den Kopfschutz auf: er war leichter, als er gedacht hatte und er passte genau. Der Helm schien sich sogar seinem Kopf anzupassen. Zuerst drückte er etwas auf die Ohren, doch dann schien sich die Polsterung im Innern zurückzuziehen und der Druck war weg. Ferdi schob das Visier nach unten und sah sich wieder im Spiegel an. Er staunte nicht schlecht, als er merkte, dass er sein Gesicht im Spiegel nicht sehen konnte. Das Visier war dunkel geworden! Von innen betrachtet schien das Visier jedoch glasklar… Es war verblüffend!

      Ferdi sah sich nochmals im Spiegel an und auch wenn er die Beine und die Füsse dabei nicht sehen konnte, so wusste er instinktiv, was er da sah: einen Piloten. Einen Raumschiff-Piloten!

      Kapitel 3 - Der Auftrag

      Die Personaltoilette des Bistros war winzig: ein kleiner Schlauch von vielleicht eins Komma sechs Metern Tiefe und genauso breit wie die Tür, also zirka achtzig Zentimeter. Zuhinterst stand die WC-Schüssel, der "Rocket Stool", wie die Piloten ihn scherzhaft nannten. Auf der rechten Seite, wenn man auf dem Rocket Stool sass, war ein winziges Waschbecken. Es war so klein, dass es nicht viel Energie versprach, doch es genügte. Der Wasserdruck auf der Leitung war gut, und das war schliesslich ausschlaggebend für die Leistung der Triebwerke.

      Die massive Holztüre schloss dafür satt und hatte einen Drehriegel zur Verriegelung, keinen Schlüssel. Ferry schätzte das sehr. Schlüssel waren immer ein wunder Punkt in der Aussensicherung. Ein Aluminium-Drehschloss mit einer Plastikauflage war ein von aussen nicht angreifbares Sicherungssystem, welches auch nicht Hitze- oder Stromschlag-gefährdet war und es war luft- und gasdicht. Die Abdeckplakette, die über dem Schloss lag, war ebenfalls aus Aluminium und mit vier Schrauben gesichert. Hinter diesen vermeintlichen Schrauben lagen vier Aussendetektoren verborgen, die alle Richtungen um die Raumkapsel nach Fremdeinwirkung absuchten. Mit Radar, Infrarot, Bewegungsmeldern und Sensoren für Dunkle Energie. Das hatte Ferry an der Akademie gelernt, bei seiner Ausbildung zum Navigator. War eine der Schrauben locker, war der Sensor defekt. Ein kurzer Routineblick auf das Schloss zeigte keine Anzeichen eines Defekts: alle Schrauben sassen tadellos.

      Der Türgriff war ein Standard-Türgriff europäischer Bauart aus Aluminium, also ein L-förmiges Metallstück, welches in der Abdeckplakette steckte. Das war die Funkantenne der Kapsel. Aluminium war gut, es war kaum anfällig auf Störungen, insbesondere elektromagnetische. Dafür war die Reichweite begrenzt. Die amerikanischen Kugelgriff-Modelle hatten mit ihrer 360°-Rundum-Abstrahlung eine weit höhere Reichweite. Dafür waren sie viel störungsanfälliger, weil sie meist weniger massiv gebaut waren.

      Ferry trat ein, drückte den Lichtschalter, zog die Türe zu und verriegelte sie. Die Stromsparbirne an der Decke erwachte zögernd zum Leben und begann träge, ein sanftes Licht zu verströmen. Eine schnelle Serie von kaum sichtbaren Blitzen flackerte durch den kleinen Raum und Ferry wusste, dass die Kapsel nun keimfrei war. Ein feiner Ozongeruch stieg in seine Nase.

      Er drehte sich nach rechts und drückte auf eine Kachel in Kopfhöhe und sein Spind öffnete sich. Ferry zog erst seine Schuhe aus und stellte sie in den Wandschrank, dann seine Windjacke, das Polohemd und schliesslich die Jeans, um sie im Schrank zu verstauen. Er machte sich nicht die Mühe, alles sorgfältig auf einen Bügel zu hängen, sondern stopfte einfach alles hinter die Schuhe.

      Anschliessend schlüpfte er in seine schwarze Uniform mit den vier goldenen Streifen auf den schwarzen Epauletten. Sie sass nach wie vor, als ob er nie etwas anderes getragen hatte. Dann schlüpfte er in seine Pilotenschuhe. Er zögerte kurz, doch dann griff er nochmals in den oberen Bereich des Spinds und holte ein kleines Baumwoll-Halstuch heraus, ein Glarner Tüchlein, sein Markenzeichen. Niemand ausser ihm hatte sich je getraut, ein nicht-konformes Kleidungsstück zur Uniform zu tragen. Ferry hatte Tüchlein in den Farben aller Staffeln in seinem Schrank und hatte sie je nachdem getragen, mit wem er geflogen war. Heute wählte er Schwarz: seine eigene Staffel.

      Er klappte den Deckel nach unten und setzte sich auf die Toilette. Aus dem Spülkasten heraus faltete sich die Rückenlehne aus. Die zwei Schultergurte ragten über das obere Ende der Rückenlehne, doch er beschloss, sie nicht herauszuziehen. In der Sicherheits- und Transferkapsel brauchte man fast nie Gurten. Im Normalfall spürte man nicht einmal, dass sie sich bewegte. Auch bei einem Angriff von aussen konnte man höchstens in ein sanftes Trudeln oder Rollen geraten.

      Die Toilette war weiss gekachelt mit Wandkacheln von 20 x 20 cm, was einen guten Standard darstellte. Die Bedienungsfelder hatten damit eine angenehme Grösse. Ferry tippte die Metallabdeckung der Toilettenpapierrolle an, seinen Hilfsbildschirm, da er nicht gut auf den Spiegel sehen konnte, der Winkel war einfach zu schlecht in dem engen Raum. Im Bruchteil einer Sekunde wurde sein Fingerabdruck eingelesen.

      "Willkommen, Commander Black", hiess ihn der Bildschirm willkommen. Die Maschine hatte ihn also noch nicht vergessen.

      In kurzer Folge tippte Ferry die drei darüber liegenden Kacheln an. Der Joystick, die Navigationskonsole und die Energiesteuerung erschienen. Dann liess er auf den beiden Kacheln, die rechts der Navigation und des Joysticks lagen, die Bewaffnungs- und die Sicherheitskonsole erscheinen. Es war alles da. Nicht, dass eine solche Kapsel viel zu bieten gehabt hätte in Sachen Bewaffnung, sie war schliesslich nur zum Transfer in die Parallelwelt konzipiert, sie war kein Schlachtschiff.

      Routiniert aktivierte Ferry auf der Kachel der Energiesteuerung die Hauptversorgung der Triebwerke, der Sicherheitsanlage und der lebenserhaltenden Massnahmen wie Sauerstoff, Wasser und medizinische Überwachung. Dann glitt seine Hand automatisch zur Bewaffnungskonsole, die nur spärlich bestückt war: es

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