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Der Auftrag. Ralf Wider
Читать онлайн.Название Der Auftrag
Год выпуска 0
isbn 9783742767912
Автор произведения Ralf Wider
Жанр Языкознание
Серия Ferry Blacks Abenteuer
Издательство Bookwire
Als er bei den Bäumen angekommen war, versteckte er sich hinter einem dicken Stamm. Er lugte hinter dem Baum hervor und spähte in alle Richtungen. Er konnte niemanden sehen, er schien allein zu sein. Er traute sich hinter den Bäumen hervor und ging ein paar Schritte. Die Sonne schien, doch der Himmel war wie von Schleierwolken verhangen, es war, als ob ein grauer Vorhang darüber lag. Vielleicht waren der Rasen und die Bäume deshalb so gräulich-grün? Er ging wahllos in eine Richtung weiter und bemerkte, dass der Park, in dem er sich befand, rund war.
In der Mitte des Platzes stand ein grosser, länglicher, grauer Quader. Er sah aus wie ein riesiger Bauklotz, mit denen Ferdi auch gerne spielte, einfach viel, viel grösser. Aussen um den Platz herum verlief so etwas wie eine Strasse, rundherum. Wenigstens sah es aus wie eine Strasse, doch als er am Parkrand ankam, merkte er, dass es keine Strasse war. Es war eben wie eine Strasse, doch es war nur Gras. Es gab keine Zebrastreifen, keine Lichtsignale, keine Autos. Aber es war flach wie eine Strasse und ging perfekt kreisförmig um den Park herum. Ferdi überquerte die Gras-Strasse und blickte dabei zu seiner Badezimmertüre zurück. Sie war kaum zu erkennen, da sie grün gestrichen war, es war eher ein viereckiger grüner Schatten inmitten von grün-grauer Landschaft.
Er ging weiter, in der Richtung, die er eingeschlagen hatte. Unvermittelt kam er vor einer Wasserfläche zu stehen. Es war kein See und auch kein Fluss. Es war Wasser in einem schier endlos langen, viereckigen, künstlichen Teich. Die Wasseroberfläche war spiegelglatt. Ferdi bückte sich und berührte mit der Hand die Wasseroberfläche. Sie kräuselte sich und seine Hand wurde nass. Es war also wirklich Wasser! Er ging der Wasserfläche entlang und schaute immer wieder hinein. Es gab keine Fische. Es gab auch keine Pflanzen. Seine Tante hatte einen kleinen Teich mit Seerosen und etwas Schilf. Manchmal gab es da auch Frösche. Und im Frühling Kaulquappen. Doch in diesem Wasser gab es nichts. Er fand einen Stein und warf ihn ins Wasser. Es platschte kurz und kreisrunde Wellen breiteten sich aus. Das war soweit normal. Aber ansonsten sah das Wasser nicht normal aus… Es war zu still. Es war irgendwie… wie tot.
Ferdi merkte, dass er durstig war. Er bückte sich, schob das Helmvisier hoch und hob in der hohlen Hand Wasser aus dem seltsamen Teich um es zu trinken. Wenn sie in die Berge gingen zum Camping oder zum Wandern, trank er immer Wasser aus Bächen und aus Seen. Das war stets kalt und erfrischend. Doch dieses Wasser war nicht gut. Es schmeckte furchtbar! Es war bitter und Ferdi spuckte es sofort wieder aus. Angeekelt verzog er das Gesicht.
Er war schon eine ganze Weile gelaufen, als er endlich das Ende der Wasserfläche erreichte. Er ging weiter und kam auf einen ovalen Platz. Er hatte das Gefühl, dass hier etwas fehlte… Hier würde er ein schönes Haus zeichnen, wenn er diesen Planeten oder diese Welt malen würde. Hinter dem ovalen Platz ging es bergauf. Es war fast, als ob es Treppenstufen im Gras hätte, doch es waren keine Stufen, sondern wiederum nur Gras.
Ferdi kam auf einen noch grösseren Platz, der aussen herum ebenfalls bedeckt war von kränklich grauem Gras, in der Mitte jedoch mit Steinen gepflastert war. Im Zentrum des steingepflasterten Runds stand eine hohe Säule! Die Säule war grau und glatt, wie der steinerne Belag, auf dem sie stand. Aussen, um den Platz herum, standen Bäume. Da der Platz erhöht lag, konnte man von hier über die Wasserfläche bis zu dem Park sehen, in dem seine Tür stand. Ferdi kniff die Augen zusammen und suchte den Park ab, auf der Suche nach seiner Toilettentür, doch vergeblich. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können, doch er konnte sie nicht entdecken. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei, doch er redete sich ein, dass sie sicher noch da war.
"Die Tür ist noch da! Ich kann sie nur nicht sehen von hier...", sagte er laut zu sich selbst.
"Das stimmt. Die Tür ist noch da." sagte eine tiefe Stimme hinter ihm.
Ferdi erschreckte sich fast zu Tode. Er gab einen quietschenden Laut von sich, versuchte, sich umzudrehen und fiel dabei hin. Hinter ihm stand ein riesiger, schwarzer Riese und lächelte ihn an!
Ferdi wusste, dass es schwarze Menschen gab, doch er hatte noch nie einen gesehen. Er versuchte, auf die Füsse zu kommen, um wegzulaufen, doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen und er fiel wieder auf seinen Hintern. Er strampelte mit den Beinen im Gras und versuchte nun, nach hinten wegzurutschen. Er konnte keinen Laut von sich geben, seine Kehle war wie zugeschnürt und er hatte furchtbar heiss in seinem Helm. Er hatte Angst!
"Hallo Du.", sagte der schwarze Riese. "Ich heisse Pääriss… und wie heisst Du?"
Pääriss? Diesen Namen hatte Ferdi noch nie gehört! Ein komischer Name. Ferdi versuchte, weiter wegzukriechen. Er konnte nicht sprechen, sein Mund war wie ausgetrocknet und zugeklebt.
"Du brauchst keine Angst zu haben… Ich tue dir nichts! Ich bin ein Freund." Der schwarze Riese war stehengeblieben und versuchte nicht, näherzukommen. Das beruhigte Ferdi ein bisschen. Doch nur ein bisschen.
"Verstehst du mich?", fragte der Riese weiter. "Ich glaube, du sprichst Deutsch... Habe ich das richtig verstanden? Oder irre ich mich?" Der Riese lächelte noch immer. "Woher kommst Du?" Er legte einen langen, schwarzen Finger auf seine Brust. "Ich komme aus Amerika."
Ferdi hatte es aufgegeben, zurückzustrampeln. Die glatte Sohle der Pilotenschuhe fand keinen Halt in dem Gras. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte mit brüchiger, piepsiger Stimme: "Grüezi. Ich heisse Ferdinand. Ich bin aus der Schweiz..." Es klang irgendwie komisch und hohl, wie er das sagte, das musste am Helm liegen.
"Hallo, Ferdinand.", sagte der Riese und sein Lächeln wurde noch breiter. "Es freut mich, dich kennenzulernen. Was machst du denn hier, so weit von zu Hause entfernt?"
Ferdi zögerte einen Moment und dachte fest nach. Er hatte jetzt nicht mehr so viel Angst. "Ich darf nicht mit Fremden sprechen, hat meine Mama gesagt!", japste er schnell. "Ausserdem bin ich nicht weit weg von zu Hause, mein WC ist gleich da hinten!"
"Da hat deine Mama Recht. Man soll nicht mit Fremden sprechen." Der Riese legte den Kopf leicht zur Seite und schaute Ferdi intensiv mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Ferdi war das unangenehm. Pääriss' Augen waren sehr weiss, weil sein Gesicht sehr schwarz war. "Aber ich bin ja jetzt kein Fremder mehr für dich... Du weisst bereits, dass ich Pääriss heisse und aus den Vereinigten Staaten von Amerika komme... Kennst du die USA?", fragte er.
"Ich weiss ganz viel über die USA!", behauptete Ferdi. "Dort haben sie das Space Shuttle gebaut und ich weiss alles über das Space Shuttle und dort essen sie jeden Tag Hamburger! Ich darf manchmal auch Hamburger essen, wenn wir ins Cindy's gehen!" Er unternahm einen neuen Versuch, auf die Beine zu kommen, und diesmal gelang es. Pääriss streckte ihm die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen, und Ferdi nahm sie zögernd an. Eigentlich hasste er Händeschütteln. Die meisten Erwachsenen drückten immer so fest zu, so dass ihm die Hand weh tat. Doch der schwarze Riese nahm seine kleine Hand sehr behutsam in seine riesige schwarze Riesenpranke. Er hielt Ferdis Hand einen Moment lang fest und schaute ihm dabei in die Augen. Er drückte, aber nicht so, dass es weh tat. Es war… angenehm.
"Hallo, Ferdinand. Es freut mich, dass wir jetzt Freunde sind", sagte er und lächelte wieder sein Riesenlächeln.
"Eigentlich nennt mich niemand Ferdinand. Nur Ferdi. Ferdinand sagt nur meine Mama, wenn ich mein Zimmer nicht aufräumen will… Oder meine Schwester, wenn sie sauer auf mich ist!", gab Ferdi zu.
"Mit Namen hat man es nicht immer leicht…", meinte der Riese. "Mein Name wird wie Paris, die Hauptstadt von Frankreich, geschrieben. Darüber müssen die Leute häufig lachen, weil ich doch gar nicht wie ein Franzose aussehe! Auf englisch wird er "Pääriss" ausgesprochen, auf französisch jedoch wie "Pari"… Du siehst, ich kenne auch einige Formen meines Namens…"
Ferdi fand das interessant. Doch etwas anderes beschäftigte ihn. Ein schüchternes Lächeln hatte sich auf sein Gesicht geschlichen. "Bist du ein echter Riese?", fragte er unvermittelt.
Der schwarze Riese mit dem komischen Namen lachte laut auf. Dann wurde er wieder ernst, bückte sich zu Ferdi hinunter und sagte