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Die Zukunft ist der Roboter. Martin Cordemann
Читать онлайн.Название Die Zukunft ist der Roboter
Год выпуска 0
isbn 9783742798411
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Mündlich?“
„Schriftlich!“
„Mmh!!!“
In der darauf folgenden Religionsstunde waren einige Schüler gezwungen, ihre Ergebnisse vorzutragen. Melanie schrieb, in der Hoffnung auf eine gute Mitarbeitsnote, dass man daraus eine wissenschaftliche Mission machen könnte, die sich mit den Geschehnissen der Bibel und der Wirklichkeit dieser Zeit beschäftigen würde, Alexander wollte herausfinden, ob Maria und Josef wirklich in einem Stall gewohnt hatten und Peter hatte angeblich sein Heft vergessen.
Als letzten nahm Kelly Allen dran. „Mich würde wirklich interessieren, was du wohl machen würdest“, sagte er.
Allen sah ihn an, schlug sein Heft auf und las: „Nachdem ich mit meiner Zeitmaschine nach Bethlehem ungefähr ins Jahr Null gefahren bin, werde ich dafür sorgen, dass es nie zu diesem Jesus-Mythos kommen wird. Und das mache ich ganz einfach, indem ich die 'Heilige Familie' ausrotte!“
Allen las dies mit einer Überzeugung vor, die Kelly einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Hatte er richtig gehört? Nicht allein der Inhalt ließ ihn stocken. Es war die Art und Weise, in der der Text geschrieben war, die ihn stutzig machte. Da war kein „würde“ sondern nur ein „werde“, keine Möglichkeit, sondern eine Bestimmtheit. Fast klang es so, als habe der Junge die feste Absicht, das Vorgelesene auch zu verwirklichen. Selbst wie er es vorgetragen hatte, unterstütze diesen Verdacht. Es war wirklich sehr seltsam... Kelly dankte dem Herrn, dass es keine Zeitmaschinen gab.
Das alles geschah vor zwölf Jahren. Vieles hat sich seitdem verändert. Kelly phantasiert noch immer gerne über Zeitreisen, aber er tut es in seiner Freizeit, von der er viel hat, seit er pensioniert wurde. An diese eine Schulstunde denkt er nur selten zurück, aber das soll sich bald ändern.
Allen hat sich kaum verändert. In jungen Jahren war seine Mutter gestorben, weil sie einem Jesus-Kult angehörte, der auch einfachste medizinische Eingriffe verbot. Seine Freundin wurde ihm von einem Anhänger der Jesusianer ausgespannt und auch sonst hat sich in seinem Leben nicht viel ereignet, das seinen Hass auf Jesus vermindert hätte. Auch seine Erinnerung an die erwähnte Schulstunde und seinen Aufsatz von damals sollte bald wieder aufgefrischt werden.
Denn in diesem Jahr wurde die erste Zeitmaschine erfunden. Ein Meisterwerk, ein Prototyp, ein absoluter wissenschaftlicher Durchbruch. Damit sollten der Menschheit völlig neue Wege offen stehen. Allen sah das genau so. Wege in eine, wie er es fand, bessere Welt. Quasi eine Jesus-freie Zone. Er würde es diesen Gläubigen zeigen, das war sicher. Wie es der Zufall wollte, arbeitete er für das Unternehmen, das für die Sicherheit des Zeitreiseinstituts verantwortlich war. Alles Weitere war ein Kinderspiel.
Die Zeitmaschine war gut durchdacht. Jemand war nämlich sogar auf den Gedanken gekommen, dass sich nicht nur die Erde um sich selbst und um die Sonne drehte, sondern auch das Sonnensystem und die Galaxie ständig in Bewegung waren – und man, wenn man nur in der Zeit zurückreiste, fast zwangsläufig im leeren Raum landen würde. Was ein tödliches Ende für den Zeitreisenden bedeutete. Deshalb konnte man mit der Maschine auch räumliche Distanzen überwinden, und zwar, indem man flog.
Allens Plan, die Zeitmaschine zu stehlen, gelang. Vorausgreifend soll hier erwähnt werden, dass Kelly, als der Name des Diebes in den Medien bekannt gegeben wurde, schlagartig die Erinnerung überkam. Und mit ihr die Erkenntnis. Er wusste genau, was Allen vorhatte. Er wusste es seit zwölf Jahren. Und er konnte nichts dagegen tun. Er war machtlos...
Allen dagegen war erfolgreich. Die Maschine zu stehlen war kinderleicht. Und sie zu bedienen ebenfalls. Nichts konnte ihn mehr daran hindern, die Geschichte zu verändern. Die Zeit, in der er erschien, war genau richtig gewählt. Es war natürlich nicht der 24.12.0, weil es sich dabei um ein willkürlich festgelegtes Datum handelte. Aber es war nicht allzu lang davon entfernt. Wie es der Zufall wollte, kursierten in der Gegend, in der er ankam, gerade Gerüchte über die Ankunft eines Königs oder so etwas, und auch eine Volkszählung war gerade im Gange, kein Wunder also, dass die Hotels voll ausgebucht waren.
Als er in diese Zeit eintauchte, stellte Allen fest, dass die Zeitmaschine noch nicht so ganz ausgereift war. Sie begann unter der starken Belastung einer Überbrückung von mehr als zweitausend Jahren und einer ebenfalls nicht unbeträchtlichen Wegstrecke erst zu taumeln und dann zu brennen. Allen verlor die Kontrolle und die Zeitmaschine stürzte ab. Irrtümlicherweise wurde sie für einen Kometen gehalten, der drei Könige und einige andere Schaulustige zu einer Krippe führte. Und so begann die Geschichte um einen Mann namens Jesus.
Die Zukunft ist der Roboter
Der Präsident des Rates der Regierung des Planeten Erde bat um die Aufmerksamkeit der Senatoren. Wie in der Tagesordnung für die heutige Sitzung zu lesen stand, stellte er eine wichtige, für den Fortbestand des Planeten eminent dringliche Frage zur Diskussion. Er erhob sich mit einer Agilität, die man von einem Mann seines Alters nicht mehr erwartet haben würde und trat ans Rednerpult.
"Meine Damen und Herren, liebe Anwesende, ich freue mich, Sie hier begrüßen zu können. Wie Sie aus Ihren Unterlagen ersehen können, geht es um die Frage, inwieweit man Roboter und Androiden zum Wohle dieses Planeten in die Bevölkerung eingliedern sollte."
Stimmgemurmel im Saal.
"Wie wir alle wissen", fuhr er fort, "steuern wir langsam aber unaufhaltsam auf eine Krise zu, die in spätestens 12 Jahren, und diese Schätzung ist sehr optimistisch, meine Damen und Herren, zur Ausrottung aller Kleinstlebewesen führen wird, was den daraus resultierenden Tod aller anderen Arten, uns eingeschlossen, zur Folge haben wird. Dieses Problem entsteht, was unsere Studien bewiesen haben, nur durch den Konsum und den Lebensstil, den wir als zivilisierte Menschen glauben genießen zu müssen, durch unser Streben nach Geld, nach Gewinn, koste es was es wolle. Doch das ist falsch, meine Damen und Herren, denn es zerstört den Raum, an den wir gebunden sind!"
"Und welchen Sinn hätte es dann, Roboter zu integrieren?" unterbrach ein Zwischenruf.
"Sehr einfach: Zum einen werden wir in der Lage sein, die Bevölkerungszahlen durch Geburtenkontrollen immer weiter zu senken, so dass die Bevölkerung auf einem niedrigen, für die Ressourcen des Planeten akzeptablen Stand gehalten werden kann."
Der Präsident rückte seine Brille zurecht.
"Viel wichtiger ist aber, dass die Roboter und Androiden die Arbeiten der Menschen übernehmen können, was bedeutet, dass alles zum Erhalt der Menschheit getan wird, aber dafür nichts und niemand ausgebeutet werden muss, denn Roboter streben nicht nach Geld und Macht. Wir wären an dem Punkt, an dem jeder bekommt, was er braucht, aber niemand um seine Existenz fürchten muss."
Er blickte ins Auditorium.
"Verstehen Sie, meine Damen und Herren, wenn niemand für seinen Lebensunterhalt arbeiten, ja, kämpfen muss, aber dennoch jeder das bekommt, was er braucht, gibt es keine Grundlage mehr dafür, aus Profitgier die Produktion in die Höhe zu treiben und die Natur über Gebühr auszubeuten."
Ein zustimmendes Raunen ging durch den Saal.
"Darüber hinaus produzieren Maschinen keine Abfallprodukte, die die Umwelt vernichten, so, wie es der Mensch zurzeit tut. Und sie brauchen nicht mehr, als hin und wieder eine Aufladung ihrer Akkumulatoren. "
Er lächelte.
"Sehen Sie nicht, dass dies der einzige Weg zu einer Gesellschaft von Freiheit und Gleichberechtigung und zur Rettung dieses Planeten ist?"
Er nickte verständnisvoll.
"Ich sehe auf einigen Gesichtern Furcht, aber ich kann Ihnen versichern, dass Roboter gar nicht in der Lage sind, Menschen Schaden zuzufügen, im Gegenteil, denn wie den Tieren ist ihnen jegliche Gewinnsucht fremd. Deshalb sage ich, schafft der Maschine einen Platz in der Gesellschaft. Wir müssen lernen, sie zu akzeptieren – schon um dieser Welt eine Möglichkeit zur Regeneration zu geben. Das sind wir ihr schuldig!"
Der Präsident hatte sehr engagiert gesprochen und dadurch viele Ratsmitglieder überzeugt. Lange anhaltender und donnernder Applaus begleitete