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Die Zukunft ist der Roboter. Martin Cordemann
Читать онлайн.Название Die Zukunft ist der Roboter
Год выпуска 0
isbn 9783742798411
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Mein Volk wurde vernichtet“, sagte der Erzähler leise. „Alle, bis auf die, die ihr hier seht.“ Er sah zu den etwa 50 anderen Wesen von seinem Planeten, die sich ebenfalls in diesem Gefangenenlager befanden und wünschte sich so sehr, dass seine Geschichte ein anderes Ende gehabt hätte…
Die lange Reise
Gegen fünf Uhr Bordzeit begann der Schiffscomputer zu piepen. Pete Mascolo, der Pilot des Forschungsschiffs und momentan wachhabender Offizier, nahm die Meldung entgegen. Sie betraf ihn direkt. Der Computer teilte ihm mit, dass seine Familie auf der Erde bei einem Brand ums Leben gekommen war. Die Meldung wurde von einem Computer auf der Erde so lange ausgestrahlt, bis jemand den Empfang bestätigte, eine sinnvolle Einrichtung, da sich Mascolos Schiff in einer Umlaufbahn um den Neptun befand und sich noch bis vor ein paar Minuten auf der der Erde abgewandten Seite des Planeten befunden hatte.
Die Nachricht war eine Woche alt. Er bestätigte ihren Empfang und schaltete den Computer dann wieder auf Automatik. Müde lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Seine Familie... Es war lange her, dass er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Und nun würde er sie auch nie wieder sehen. Jetzt gab es niemanden mehr auf der Erde, zu dem er zurückkehren konnte, niemanden, der auf ihn wartete. Ein Gefühl der Einsamkeit überfiel ihn. Er befand sich knapp 30 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt, etwas mehr als 4000 Mio. Kilometer. Wie lange würde es dauern, bis er das Blau der Ozeane wieder sehen, den salzigen Geruch der Luft in seine Lungen saugen konnte? Wann würde er wieder mit Menschen sprechen können?
Mascolo überprüfte die Bildschirme. Keine Anomalien zu entdecken. Weit unter ihm befand sich die methanhaltige Atmosphäre Neptuns. Ob es dort Leben gab? Mark Bernstein und Mito Song, die beiden anderen Mitglieder seiner Besatzung, versuchten, dies herauszufinden. Eigentlich war wieder eine Meldung von ihnen fällig. Mascolo drückte die Taste des Sprechgerätes, doch aus dem Lautsprecher drang nur Rauschen. Kein Kontakt. Das war seltsam. Selbst, wenn sie die kleine Landekapsel verlassen hatten, müsste er über die Verstärkerrelais mit ihnen Verbindung aufnehmen können. Ob da etwas schief gelaufen war? Oder ob sie wieder eines von ihren kleinen Spielchen mit ihm spielten? Er versuchte es noch einmal. Keine Antwort.
Gegen Abend setzte Mascolo eine Meldung auf, die er zur Erde senden würde, wenn er sich wieder in einer günstigen Sendeposition befand. Was konnte mit den anderen passiert sein? Der Pilot schaltete den Computer auf Situationsanalyse und ließ ihn einige Wahrscheinlichkeiten ausrechnen. Er kam zu folgendem Ergebnis: Wenn die Landegruppe die Planetenoberfläche lebend erreicht hatte, ihre Sendeanlagen korrekt funktionierten und die Energiezufuhr der Landefähre in Ordnung war, gab es nur eine Möglichkeit: Die Besatzung, bestehend aus dem Ingenieur Mito Song und dem Arzt Mark Bernstein, wollte nicht antworten oder wurde von etwas davon abgehalten, zu antworten. In jedem Fall konnte das bedeuten, dass sie tot waren. Die Wahrscheinlichkeit, die der Computer für diesen Fall ausrechnete, ließ Mascolo erschaudern.
Mascolo war allein. Es gab niemanden, mit dem er sprechen konnte. Niemanden in einem Bereich von etwa 4 Milliarden Kilometern. Wenn er es genau bedachte, war ihm da selbst der Streit lieber, den er immer mit Bernstein und Song gehabt hatte. Gut, er hatte die beiden nicht gemocht, aber wenn man drei Jahre in einem kleinen Raumschiff eng beieinander verbringen musste, konnte man einander sehr auf die Nerven gehen.
Alle automatischen Sonden waren stationiert, bald würde sich ein Startfenster öffnen. Es wurde langsam Zeit für die Rückkehr. Zu einem Planeten, auf dem niemand auf ihn wartete. Aber gab es einen Planeten, auf dem jemand auf ihn wartete? Wahrscheinlich nicht. Mascolo berechnete die Bahn für die Rückkehr, Fluggeschwindigkeit, Masse, Treibstoff.
Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Bernstein und Song so gehen zu lassen. Er hätte sich von ihnen verabschieden sollen. Und sie hätten sich nicht im Streit trennen sollen. Jetzt, nach ein paar Wochen, fehlten sie ihm ein bisschen. Er würde die Rückreise ohne sie verbringen müssen – eine sehr öde, langweilige Rückreise.
Aber warum, warum nur hatte dies geschehen müssen? Warum hatten sie... warum nur hatten sie ihn geärgert? Er hatte auch Gefühle und er hatte das gemein gefunden. Und der Weg von der Erde zum Neptun war wirklich weit. Obwohl sie Fehler gehabt hatten – was sollte er alleine drei Jahre lang machen? Er würde verrückt werden in diesem engen Raumschiff. Und man hatte ihn wegen seiner Charakterstärke genommen. Drei Jahre. Vielleicht, ja, vielleicht war es falsch gewesen. Völlig allein. Vielleicht hatte er einen Fehler begangen. Endlose Einsamkeit. Vielleicht hätte er die Bremsraketen der Landekapsel doch nicht abmontieren sollen.
Eine Krone für die Schöpfung
"Ich bitte Sie, Androiden sind doch keine Roboter!" Der Direktor hob sein Glas mit Pseudowhisky und nippte daran. "Androiden sind aus biosynthetischen Stoffen erschaffen, nicht aus Metall!" Er spie das Wort förmlich aus.
"Aber sowohl Androiden als auch Roboter haben doch ein Positronengehirn", warf der Gast ein.
"Das kann natürlich nur ein Mensch sagen", meinte der Direktor und lächelte nachsichtig. "Haben Sie sich diese Roboter denn einmal angesehen? Maschinen! Ungelenke... Objekte... Sie wollen dies Stückwerk doch nicht mit uns Androiden, der Krone d... der am höchsten entwickelten Existenzform vergleichen?"
"Der Krone der Schöpfung?"
"Nunja, sind wir das denn nicht? Und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes?"
"Nun, welche Rolle spielt dann der Mensch in Ihrem Weltbild?"
"Oh, der Mensch, natürlich, ich wollte Sie nicht in Misskredit bringen und ich will auch eingestehen, dass viele Androiden von Menschen geschaffen wurden – die Roboter aber auch!"
"Ja, kommen wir auf die Roboter zurück", sagte der Gast. "Wie ich bereits erwähnte, und ich muss hinzufügen, ich bin Robotologe", bei dieser Bemerkung lachte der Direktor kurz auf, "arbeite aber auch in der Androidologie, kenne also beide Seiten, nun wie ich bereits sagte sind die positronischen Gehirne, die man in die Roboter einbaut von exakt dem selben Typ, wie sie bei Androiden verwendet werden."
Der Direktor schnaubte. "Das kann ja wohl nicht sein, können Sie denn nicht erkennen, wie plump und ungeschickt, wie dumm und tumb diese Roboter sind? Wie können Sie da behaupten, dass sie die gleichen Gehirne haben wie wir Androiden? Machen Sie sich nicht lächerlich!"
"Oh, falls es Sie interessiert, wir haben Tests gemacht."
"Tests?"
"Wir haben Androiden und Roboter, die die gleichen positronischen Voraussetzungen und Erfahrungen hatten, mit den gleichen Problemen und Aufgaben konfrontiert."
"Und die Androiden haben die Roboter haushoch übertroffen!"
"Nein, nicht im geringsten. Die Ergebnisse waren exakt die gleichen."
"Lächerlich. Mr. Asimov, was versuchen Sie uns hier einzureden? Dass es keine Unterschiede zwischen Androiden und Robotern gibt? Dass wir alle gleich sind? Dass es keinen Unterschied zwischen uns, der am höchsten entwickelten Existenzform und diesem... diesem nichtswürdigen Gewürm von Robotern, dem dümmsten Mob, der nur zu den niedrigsten Aufgaben fähig ist, dieser Subform einer Pseudoexistenz gibt?"
"Nur den, dass Androiden eine biomechanische und Roboter eine elektromechanische Grundlage haben!"
"Na und? Reicht das vielleicht nicht?"
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