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Die Positiven. Gerhard Freitag
Читать онлайн.Название Die Positiven
Год выпуска 0
isbn 9783847688846
Автор произведения Gerhard Freitag
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
GlobalMed kann mittels Nanotechnologie das menschliche Gehirn mit dem Net verbinden.
2078 Der Saturnmond Titan wird von NANO als Raumfahrtzentrum ausgebaut. Naomi M´Butu gelingt es, im Labor eine Antigravgerät zu bauen und verlässt HONDA, um in einem eigenen Labor zu forschen.
2081 GlobalMed gelingt es, lebensverlängernde Technologien zu entwickeln.
2090 Die Konzerne und die politischen Staaten sind uneins über die Gewaltenteilung. USA, EU und AAU verstehen sich als Repräsentanten der Bürger und wollen zur Erhaltung und Entwicklung der Infrastruktur nach wie vor Steuern einheben. In den Kolonien auf Mond, Mars und den Saturnmonden haben allein die Konzerne die Macht. Der Antigrav wird Teil des Raumschiffantriebes. Die Synchronisation im Innern eines Raumfahrzeugs ist die größte technische Herausforderung. Man erreicht eine innensynchrone Beschleunigung von 150m/Sekundenquadrat. Auf Titan entsteht eine Raumschiffwerft.
2094 Naomi M´Butu arbeitet an der Entwicklung eines Antriebes, der es ermöglichen soll, schneller als das Licht zu reisen.
Gleichzeitig wird die menschliche „Aufrüstung“ als Verbindung von Gehirn und Net durch GlobalMed kommerziell genutzt. Der „Advanced Brain Chip“, kurz ABC genannt, ist vorläufig aber nur für sehr reiche Leute finanzierbar.
2098 Toku Namashida und Eve White beschließen, gemeinsam einen Dienstvertrag auf Titan zu erfüllen.
Naomi M´Butu versucht bei den Staaten und Konzernen die gemeinsame Finanzierung eines überlichtschnellen Raumschiffs zu erreichen.
2099 Der Jahrhundertwechsel wird zum Anlass genommen, zum ersten Mal in der Geschichte ein Gipfeltreffen der Präsidenten von USA, EU, AAU, NANO, EE und HONDA zu arrangieren.
1
„Toku“, hallte es in seinen Traum. „Langsam musst du aufwachen, du Faulpelz.“ Toku Namashida drehte sich langsam auf seinem Futon um die eigene Achse und murmelte vor sich hin.
Eve war bei der Schlafkojentür hereingekommen, langsam niedergekniet und fasste dann mit beiden Händen liebevoll nach seinen Wangen.
„Ich weiß schon, dass du für die heutige Sylvesterparty vorausschlafen willst“, sagte sie laut und fügte dann mit ihrer telepathischen Stimme hinzu: „Ich habe gehört, dass die Abschlussklassen der Titan-First-High auf die Party eingeladen sind. Das ist eine schöne Möglichkeit, nach Talenten zu suchen.“
Toku Namashida schüttelte ihre Hände sanft ab und antwortete laut: „Ich bin noch nicht wach genug für so viel Kommunikation, aber ich komme gleich zum Frühstück.“ Telepathisch weiter: „Ich hab das Gerücht auch schon gehört. Zum ersten Mal dürfen die 17- und 18-jährigen gemeinsam auf eine Sylvesterparty gehen, was zwar auf der guten alten Erde keine Sensation wäre, aber hier auf Titan sind die Sitten strenger.“ Er umfasste Eve zärtlich und fügte hinzu:
„Alle Absolventen werden von NANO bis zum Abschluss der Highschool nach fast militärisch strengen Regeln erzogen. Das hat hier, in der Unwirtlichkeit und fern der Erde ja auch wirklich einen Sinn. Sie sollen nicht durch jugendlichen Leichtsinn zur tödlichen Gefahr für die Kolonie werden. Aber dass sie gemeinsam auf eine Sylvesterparty kommen dürfen, ist schon sensationell. Das gab es bisher noch nie.“
Eve kuschelte sich an ihn. „Ich sehe das nicht so streng. Irgendwann müssen sie ja raus in die Freiheit. Schließlich sind einige ja bereits hier geboren und können die Gefahren ganz gut einschätzen.“
„Wahrscheinlich hast du recht“, meinte Toku, „also schmieden wir einen Plan für heute Abend.“
„Da man nie wissen kann, ob und welche Mikrofone mithören, denke ich, dass wir auf diese Weise schmieden sollten“, kicherte sie und fragte laut: „Frühstück steht in der Küchenbox. Wollen wir in der Wohnkoje essen?“
„OK Eve. Ich komme.“ Toku rollte über den Rand des Futons, faltete mit seinen telekinetischen Kräften die Matte zusammen, ließ sie in die Ecke des Raums schweben und dort fallen, dann erhob er sich.
„Bitte fang schon mal an mit dem Essen“, schickte er telepathisch an Eve und ging zur Hygienebox.
Toku Namashida war ein schlanker, gut gebauter Japaner. 30 Jahre alt und in Hiroshima geboren. Er besaß schwarzes, glattes Haar und hatte die typische Ausstrahlung asiatischer Höflichkeit. Seine Freundin Eve stammte aus England und ihre hervorragendste Eigenschaft war ihr vergnügtes, glockenhelles Lachen. Ihr dickes, rotes Haar quoll meistens aus den von ihr so geliebten Kopfbedeckungen, die sie wie unterschiedliche Uniformen je nach Laune wechselte.
Schließlich saßen sie beide über einem typischen Frühstück auf Titan.
Titan, mit seinen lediglich 5.150 km Durchmesser und der geringen Dichte hatte keine nennenswerte Schwerkraft. Zur technischen Ausstattung von Ticity, wie die Station genannt wurde, gehörte jedoch eine Antigraveinheit, mit der ständige 0,9 GE erzeugt wurden, um es den Bewohnern so bequem wie möglich zu machen. Vieles musste von der Erde importiert werden, die frischen Lebensmittel wuchsen allerdings in den hydroponischen Gärten von Ticity.
NANO sorgte dafür, dass sich die Bewohner gesund ernährten und besonders bei der Jugend wurde immer wieder Werbung dafür gemacht, Erzeugnisse aus den Gärten zu essen.
NANO sorgte einfach für alles und jedes: Für die Schwerkraft, für die Wohneinheiten, für Licht und Wärme, für das Essen, und natürlich betrieb NANO hier seit 2090 die neue Raumschiffwerft.
Jeder Person, bzw. jeder Familie war eine Wohneinheit aus einer Wohn-, Schlaf-, Küchen- und Hygienebox zugewiesen. Die Größe war natürlich mit einer Wohnung auf der Erde nicht zu vergleichen. Diese Enge, und die Tatsache, dass man ständig gezwungen war unter künstlichem Licht und künstlicher Schwerkraft zu leben und zu arbeiten, hatte so manche psychologische Langzeiteffekte zur Folge, deren Auswirkungen ebenfalls eines der Forschungsthemen war.
Toku Namashida und Eve White waren nach ihrer Ausbildung als Physiker, bzw. Nanochemikerin seit fast einem Jahr auf Titan, in einem einjährigen Arbeitsvertrag mit NANO. Sie wohnten auf Ebene 92, Sektor Gelb.
„Ich denke mir die Sache ganz einfach“, schickte Toku an Eve. „Wir gehen zum Ball, dort suggerierst du eventuellen Mutanten, dass sie sich eine Stunde nach Beginn an der Garderobe einfinden sollen. Dort werden um diese Zeit kaum Leute sein. Dadurch haben wir entweder sofort einen Kontakt, oder eben nicht.
„Klingt gut, so können wir es machen“
„Ist keiner dabei, dann haben wir auf Titan alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Finden wir einen, müssen wir halt überlegen, wie wir ihn zur Erde schaffen können, ohne allzu sehr aufzufallen.“
„Und wenn ein paar durchdrehen und Ticity gefährden?“
„Ist nicht sehr wahrscheinlich. Du musst halt aufpassen und im Zweifel suggestiv eingreifen. Ich glaube nicht, dass hier jemand auf die Idee kommt, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.“
„Wo wirst du sein?“
„Ich stelle mich zum Eingang der Garderobe und passe auf. Wenn ich Näherkommende espere1, kann ich ganz leicht unterscheiden, ob es jemand von der Polizei ist, oder nicht.“
„Gut, dann machen wir es so. Es wird sowieso Zeit, dass wir wieder zur Erde kommen und Kontakt mit Gerry aufnehmen können.“
Die Regeln für den Aufenthalt in Ticity waren ziemlich streng, dienten allerdings am meisten dem eigenen Schutz.
Dauernd kamen Neuankömmlinge von der Erde, die es nicht gewohnt waren, in einer lebensfeindlichen Umgebung