ТОП просматриваемых книг сайта:
JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch
Читать онлайн.Название JUSTITIAS BRUDER
Год выпуска 0
isbn 9783847671985
Автор произведения Dietmar Kottisch
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Als die beiden aus der Betäubung erwachten und die drei Entführer sahen, schoss Ebert ein fürchterlicher Gedanke durch den Kopf. Es waren die Ereignisse aus dem Jahre 1977, als der Generalbundesanwalt Buback, der Arbeitgeberpräsident Schleyer und der Dresdner-Bank Chef Ponto von der RAF entführt und ermordet wurden. Er bekam plötzlich Todesangst.
Blüsch stellte noch keine Verbindung zu damals her, er war noch stark benommen.
Oliver und Alex tasteten die beiden nach Waffen ab.
Der kleine Blüsch mit seinem runden, freundlich wirkenden Gesicht, seiner tonsurähnlichen Frisur, seinem gewölbten Bauch, seinen Wurstfingern, erinnerte Alex an einen gemütlichen, Wein trinkenden Mönch; fehlten nur noch die braune Kutte und die Sandalen. So ein Ölgemälde hing in seinem Arbeitszimmer.
Ebert dagegen mit seiner drahtigen Figur, seinen schmalen, sehr gepflegten Fingern, machte den Eindruck eines asketischen Herrenmenschen, der das Befehlen gewohnt war.
Die beiden Banker sahen zwei Männer und eine Frau, die Sonnenbrillen trugen und Elektroschocker in den Händen hielten.
Sie starrten auf die auf sie gerichteten Elektroschocker, während Oliver und Jana ihre Fesseln lösten. Dann war es totenstill im Raum. Das alles hatte für einen Bruchteil von Sekunden den Anschein einer perversen Intimität.
„Was soll das?“ herrschte Ebert Oliver an und massierte sich seine Handgelenke, „seid Ihr die neue RAF?“
Jetzt dämmerte es auch bei Blüsch, und er wurde leichenblass im Gesicht.
Als er begriff, was Ebert meinte, überwältigte ihn die Angst so sehr, dass er seine Blase nicht mehr kontrollieren konnte. Als seine Hosen nass waren, bekam er einen roten Kopf und einen stummen Wutanfall, und ballte die Hände zu Fäusten.
„Wir haben Sie hier her gebracht, weil wir Sie verantwortlich für den Tod von vielen Menschen in Äthiopien machen,“ sagte Alex nach einer Weile, um den beiden Gelegenheit zu geben, sich zu akklimatisieren.
Blüsch erstarrte. Ebert hob die Augenbrauen an.
„Verantwortlich für was?“ stammelte Blüsch und zündetet sich mit zitternden Händen eine Zigarette an und wühlte in seiner Jackentasche. „Mein Handy ist weg!“
Oliver hatte bemerkt, dass Blüschs Hose nasse Flecken hatte und konnte sich den Grund denken. Er würde ihm neue Hosen besorgen müssen.
Auch Ebert fuhr mit einer Hand in seine Jacke. „Meins auch.“ Und an Alex gewandt:
„Wer seid Ihr? Was wollt Ihr? Was soll der Blödsinn? Verantwortlich für den Tod…?“ raunzte er. Dann stand er von seinem Stuhl auf; sofort war Alex bei ihm und hielt den Schocker hoch. „Hinsetzen!“
Ebert nahm langsam wieder Platz und starrte ihn und den Schocker an.
Dann sprang er wieder hoch. „Seid ihr verrückt? Nehmt das Ding da runter…“
Oliver stellte sich auf die andere Seite. „Setzen Sie sich hin, verdammt noch mal, sonst kriegen Sie eine Ladung ab.“
Ebert sah sich von beiden Seiten eingekreist. Er setzte sich wieder hin und schaute auf seine Armbanduhr, es war kurz nach elf am Vormittag.
„ Sollten Sie versuchen, uns die Sonnenbrille herunterzureißen, und sollten Sie versuchen abzuhauen, kriegen Sie was mit dem Schocker verpasst.“
Der Regen klatschte gegen die zwei Fensterscheiben in dem Raum mit der grün gemusterten Tapete aus den 70er Jahren, den alten Stühlen, dem durchgesessenen Sofa, dem großen Eichenschrank. Die Bilder waren abgehängt, an den Wänden blieben graue Schatten, nur nicht das große Kruzifix mit dem Christus ganz oben an der Wand.
Vor den beiden Stühlen, auf denen die Banker saßen, stand ein alter Holztisch mit einer Tischlampe. An der Decke hing eine Schirmlampe. Auf der gegenüber liegenden Seite des Tisches standen 3 Stühle und daneben auf einem fahrbaren Untergestell ein Fernsehapparat mit einem sehr großen Bildschirm, zur Rechten eine Videokamera auf einem Stativ.
„Wer wir sind, ist zunächst uninteressant. Was wir wollen, werdet ihr beide im Laufe der Zeit noch erfahren.“
„Was ist mit der Kamera? Was soll das?“ Blüsch inhalierte tief, und seine Hände zitterten.
Er erinnerte sich, als damals ein Foto im Fernsehen gezeigt wurde, auf dem Hanns Martin Schleyer in Gefangenschaft abgebildet war. Er assoziierte das damalige Bild mit der jetzigen Situation, und Angstschweiß lief ihm am Nacken herunter.
„Was ist mit der Kamera?“ fragte Blüsch noch einmal.
Er bekam keine Antwort.
*
Oliver wählte in einer öffentlichen Telefonzelle die Nummer des Senders, den sich die drei ausgesucht hatten.
„Radio Television, guten Tag.“ Im Hintergrund vernahm er die typischen Geräusche einer Redaktion, Stimmengewirr, Faxe, Telefonklingel, Tippen auf der Tastatur, Lachen einer Frauenstimme, Schritte.
Oliver bat die Telefonistin, mit dem Redaktionsleiter vom Dienst verbunden zu werden.
Eine dumpfe Stimme meldete sich, nachdem er eine Weile in der Warteschleife hing. „Brinkmann.“
„ Guten Tag, Herr Brinkmann. Mein Name ist Oliver.“
„Guten Tag, Herr Oliver…“
„ Auch Sie haben ganz kurz über die Frankfurter Weltfinanzbank berichtet, die die Spendengelder noch nicht an die Bedürftigen in Äthiopien weiter geleitet hat.“
„Ja, “ sagte er nach einem kurzen Moment. „Das haben wir, und…?“
„Das, was ich Ihnen jetzt sage, dürfte Sie sehr stark interessieren.
Wir haben die Verantwortlichen Doktor Ebert und Doktor Blüsch gefangen genommen. In der Amhara Region kann der Bau eines Kinderkrankenhauses nicht vorangetrieben werden. Dort sterben täglich Menschen vor Hunger und Krankheit. Das gespendete Geld ist noch immer nicht in Äthiopien angekommen.“
Am anderen Ende war es erst einmal still. „Sie haben was bitte?“ hörte er nach ein paar Sekunden den Redaktionsleiter. Und dann: „Franz, komm mal….“ Es klickte, und Oliver wusste, dass er die Mithörtaste gedrückt hatte. „Sind Sie noch da?“
„Ja,“ sagte Oliver, „ich bin noch da.“
„…und wer ist wir?“
„ Das erklär ich Ihnen später. Wir verlangen von den Bankern, dass das Geld sofort weiter geleitet wird. Die Unterhaltung mit diesen beiden Herren zeichnen wir auf. Es ist öffentliches Interesse, was hier passierte. Wenn Sie damit einverstanden sind, bekommen Sie als erster und einziger Sender diese Video-Aufzeichnugen.“
Es dauerte einen kurzen Moment, bis der Redakteur reagierte. „ Können Sie es mal wiederholen? Ich glaub, ich hab es nicht richtig verstanden.“
„ Noch deutlicher: Wir haben die Verantwortlichen für diese unglaubliche Schweinerei gekidnappt.“
„Gekidnappt…..“ wiederholte Brinkmann. Zu seinem Mithörer gewandt, sagte er: „Da ist eine Organisation, die hat den Blüsch und den Ebert von der Frankfurter Weltfinanzbank gekidnappt.“
Sekunden später fragte Oliver: „ Haben Sie mich verstanden? Sie werden als erster und einziger Sender diese Videoaufzeichnungen bekommen, wenn wir fertig sind mit den beiden feinen Herren.“
„Sagen Sie mir bitte, wer Sie sind.“
„Später, wenn Sie mit unserem Vorschlag einverstanden sind. Wenn nicht, wenden wir uns an einen anderen Sender. Wir wollen eine Publicity, die diese krankhafte Raffgier nach Geld an den öffentlichen Pranger stellt.“
„Verstehe jetzt. Was unternehmen