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JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch
Читать онлайн.Название JUSTITIAS BRUDER
Год выпуска 0
isbn 9783847671985
Автор произведения Dietmar Kottisch
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
25.000 Euro brauchte er für den Anfang seines Betriebes, in dem er mit Computer und Teile handelte.
Dann fanden sie ein Einfamilienhaus in Neuberg, das 130.000 Euro kosten sollte. Die Immobilie erwarben sie von der "Frankfurter Weltfinanzbank, also jener Bank, in der Michels arbeitete. Die Bank hatte das Haus aus der Insolvenzmasse einer Familie erstanden.
Die beiden kalkulierten Erwerbskosten ein und ein paar Tausend für eine notwendige Renovierung, so dass sich die Investition auf 150.000 Euro belief abzüglich 25.000 Euro aus der Erbschaft. Lohmann musste also 125. 000 Euro finanzieren.
Er bekam ein Annuitäten Darlehen auf 10 Jahre, somit konnte er mit zirka 1.040 Euro monatlicher Belastung rechnen, die er seiner Meinung nach spielend aufbringen konnte, weil Katarina auch noch als Angestellte arbeitete.
Als Sicherheiten marschierte die Bank ins Grundbuch und verlangte noch die Rückkaufswerte beider Lebensversicherungen. Außerdem mussten sie noch eine Risikolebensversicherung abschließen und Katarina ihr Nettogehalt verpfänden. Als die beiden auch noch ihre Rentenversicherungen abtreten sollten, sagte Baldur „nein“.
Die Bank gab sich trotzdem zufrieden.
Das Gewerbe wurde angemeldet und das Geschäft lief auch gut an.
2005 wurde Katarina schwanger. Als der Junge zur Welt kam, stellten die Ärzte eine sehr seltene lebensbedrohliche Krankheit fest, deren Kosten von zirka 40.000 Euro die Krankenkasse nicht übernahm, weil eine notwendige Operation nur von Spezialisten in Amerika durchgeführt werden konnte.
Zahlreiche Anträge an die Krankenversicherung wurden abgelehnt.
Nebenbei bemerkt, bezahlte diese Krankenkasse zu diesem Zeitpunkt zigtausend Euro für Wellness und Massage-Behandlungen, und nicht nur für die Gattinnen der Direktion.
Die Katastrophe zog unmittelbar ins Haus der Lohmanns ein.
Lohmann bat seinen Schwager, bei der Bank vorzusprechen, weil er dieses Geld nicht hatte.
Die Bank lehnte erst einmal ab.
Der Arzt drängte auf eine Lösung, weil die Krankheit schnell fortschritt und der Kleine operiert werden musste.
Lohmann bat seinen Schwager noch einmal, bei Ebert vorzusprechen, weil sonst der Junge stirbt, wenn er nicht operiert wird. Es war nur eine Frage von Wochen.
Ebert schaute seinen Kreditsachbearbeiter missmutig an und nahm einen Schluck Kaffee. „Wir haben doch schon vor ein paar Tagen darüber gesprochen, dass wir das Risiko nicht eingehen können. Was ist jetzt schon wieder?“
„ Lohmann ist ein zuverlässiger Kunde, Herr Doktor Ebert, er hat immer pünktlich getilgt und konnte die Zinsen bezahlen. Sein Geschäft läuft ganz gut….“
Es läutete schon wieder, Ebert hörte, nickte, gab Anweisungen. Dann legte er auf.
„ Da hab ich was anderes gehört. Laut seiner neusten Betriebswirtschaftlichen Auswertung ist sein Gewinn zurück gegangen. Außerdem haben wir noch keinen Abschluss vom vorigen Jahr. Was wollen Sie mir erzählen?“
Michels holte ein Blatt aus der Akte. „Das stimmt so nicht. Sein Steuerberater hatte ein paar Fehlbuchungen gemacht. Er hat ihn daraufhin gefeuert und einen neuen Steuerberater beauftragt. Die Auswertung ist in Arbeit; und wie er mir gesagt hat, kommt er auf ein ganz beträchtliches positives Ergebnis.“
Er legte das Berechnungsblatt vor Ebert hin, aber Ebert schaute noch nicht einmal drauf.
Es läutete erneut. Ebert hörte, nahm wieder einen Schluck Kaffee, sagte etwas, dann legte er auf.
Seinem Mitarbeiter vermittelte er mit diesem Gehabe das Gefühl, lästig zu sein; dass die Sache nicht wichtig genug war, um ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen.
Ebert lehnte sich in seinem Sessel zurück. „ Wir beide wissen doch, wie so was läuft. Der neue Steuerberater produziert ein gutes Ergebnis, bekommt ein paar Euro mehr, der Kunde bekommt sein Geld und nach einem Jahr geht alles den Bach herunter. Noch bevor wir den Steuerbescheid in der Hand haben. Den Steuerberater können wir nicht haftbar machen, er beruft sich darauf, dass er nur die Belege bearbeiten kann, die ihm sein Mandant zur Verfügung stellt. Ergo bleibt alles an Ihrem Schwager und im Endeffekt an uns hängen. Und an den Kundengeldern, die wir verwalten.“
Michels wollte etwas erwidern, aber Ebert stoppte ihn mit einer Handbewegung.
In dem Moment klopfte es an der Türe, und ein junger Mann betrat das Büro, ohne das „Herein“ abzuwarten.
Ebert stand auf und stellte sich zu dem jungen Mitarbeiter, der ihm etwas ins Ohr flüsterte. Dann verließ er das Büro und Ebert setzte sich wieder.
„ Vergessen Sie Eines nicht: wir verwalten fremde Gelder,“ argumentierte der Banker erneut.
Michels lag das Schlagwort „Schneider Immobilien Pleite aus dem Jahr 1994“ auf der Zunge, als er das immer wieder gepredigte Argument von Ebert hörte und das seiner Meinung nach in vielen Fällen weit ab von der Realität kaum Berechtigung hatte.
„ Übrigens, wir brauchen eine neue Bewertung seines Hauses,“ fuhr Ebert fort, als habe er Michels Gedanken gerade lesen können.
Sein Herz raste. Er ahnte etwas. Und das war nichts Gutes für seine Schwester und seinen Schwager.
„Das Haus war damals bankbewertet, Herr Doktor Ebert, von unseren eigenen Spezialisten.“
Zweifel an den betriebswirtschaftlichen Zahlen, Neubewertung des Hauses trotzt eigener Bankbewertung, und die Tatsache, dass ihnen die Zeit davon lief, weil der Junge operiert werden muss, damit er nicht stirbt; das alles verursachte bei Michels Katastrophengefühle, die er noch nie gehabt hatte.
„ Was soll denn in der Zwischenzeit passiert sein, was den Wert beeinflusst haben kann? Wir stehen im Grundbuch, wir haben die Rückkaufswerte beider Lebensversicherungen. Wir haben ihre Risikolebensversicherungen, haben die Gehaltsabtretung meiner Schwester.“
Plötzlich wurde ihm bewusst, welch Sprache er sprach, nämlich jenes "wir" der Loyalität mit der Bank. Eine Loyalität, die er zwar aussprach, aber jetzt plötzlich als absurd empfand, weil er instinktiv spürte, dass sein Schwager keine Chance hatte, das Geld zu bekommen. Und wenn er jetzt weiter von einem "wir" sprach, so musste er sich als mitverantwortlich fühlen für die Katastrophe in der Familie, die unweigerlich bevorstand.
Ihm lief der kalte Schweiß aus den Poren.
„Die Lebensversicherungen haben nur dann einen Wertzuwachs, wenn sie laufend bedient werden; außerdem sind solche Absicherungen heute nicht mehr allzu gefragt, weil die Renditen in den Keller gehen. Und damit wir den Wert des Hauses richtig taxieren können, brauchen wir eine neue Bewertung.“
„Der Junge wird sterben, Herr Doktor Ebert.“ Er flüsterte es fast.
„Hinzu kommt, dass Ihre Schwester kein Geld mehr verdient.“
Es trat eine eiserne, kalte Stille ein. Ebert starrte seinen Mitarbeiter aus schmalen Augen an. „Wollen Sie damit ausdrücken, dass ich daran Schuld habe? Wollen Sie das?“
Auffällig war, dass Ebert von einer Ich-Schuld sprach, er hätte die Erwiderung anders formulieren müssen, nämlich, <dass wir, die Bank, daran Schuld habe>.
Er starrte seinerseits den Banker an. „Natürlich nicht,“ log er, und im selben Moment schämte er sich für diese Lüge. Und dann ergänzte er: „Er hat noch nicht mal einen Namen….“
Wieder läutete das Telefon. Ebert horchte, dann legte er auf.
Nach diesem Telefonat kam die nächste Hiobsbotschaft. „ Ihr Schwager ist mit zwei Annuitäten im Rückstand, hat man mir eben gesagt.“
Er hätte gerne argumentiert, dass sein Schwager ein willkommener Kunde und Käufer war, aber er brachte keinen Ton mehr heraus.
Er spürte das Blut aufwallen, er sah die Szene vor sich, in der er ihnen mitteilen muss, dass die Bank abgelehnt