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POLIZEIT-Bericht. Martin Cordemann
Читать онлайн.Название POLIZEIT-Bericht
Год выпуска 0
isbn 9783738079203
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Der alte Bill strahlte. Es war großartig, dass er so gut verstand, worauf es ankam.
„Na, dann fangen wir mal an.“
Sie benötigten fast eine Woche, bis sich der junge Bill sicher und der alte Bill mit ihm zufrieden war. Erst, als er den Einbruch zehnmal hintereinander fehlerfrei durchführte, waren sie sich einig, dass er bereit war. Es wurde Zeit, Abschied zu nehmen.
„Du hast die Erinnerungsmaschine gestohlen?“ hatte der Junge irgendwann gefragt.
„Nein, aber die Zeitmaschine.“
„Hatte die einen Piloten?“
„Ja.“
„Was ist mit dem?“
„Den hab ich irgendwo abgesetzt. Er ist betäubt.“
Jung-Bill sah sein älteres Ich fragend an.
„Ist der inzwischen nicht wieder aufgewacht?“
„Nicht, wenn wir alles richtig machen.“ Der Alte lächelte. Es hatte so viel zu bedenken gegeben. „Du brauchst die Zeitmaschine für deinen Einbruch, aber vorher musst du mich in meiner Zeit absetzen. Dabei holen wir den Piloten ab, und wenn wir es richtig machen, hat er bis dahin erst eine Minute geschlafen. Dann setzen wir ihn in der Zukunft ab, du setzt mich in meiner ab, ein paar Tage vor seiner, und dann… machst du den Bruch.“
„Und da er ein paar Tage nach deiner Ankunft aufwacht…“
„Oh, kurz, bevor ich ihn treffe, aber am anderen Ende der Stadt. Bis er seine Zeitmaschine erreicht hat, werde ich damit weg sein und er wird sich fragen, ob er das alles nur geträumt hat.“
„Und wenn nicht?“
„Hast du hoffentlich eh die Zukunft verändert und dieser Vorfall hat niemals stattgefunden.“
Was, wie Bill wusste, Vor- und Nachteile haben konnte. Im Zweifel, das hatte er sich eingegeben, sollte er, wenn er reich war, eben eine Zeitmaschine chartern und das ganze Paradoxieproblem wurde elegant umgangen. Es hatte niemals stattgefunden, aber nur deshalb, weil es nun niemals stattfinden musste. Veränderte Zukunft, niemand, der ihn verdächtigte.
Bill erhob sich und fühlte seine alten Knochen.
„Es wird Zeit“, meinte er. Streng genommen war die relativ, wenn man eine Zeitmaschine hatte, aber noch strenger genommen gab es da ja noch die Polizeitbehörde, die Zeitreiseaktivitäten unter die Lupe nahm. Theoretisch bestand da immer die Gefahr, dass die ihm auf die Schliche kamen, aber er hoffte, seine Zeitreiseaktivitäten waren bisher klein genug gewesen, um nicht weiter aufzufallen. Trotzdem bestand, je länger sie warteten, die Gefahr, dass jemand kam und sie stoppte. Es wurde also Zeit.
Und los ging es. Sie setzten den Zeitreiseleiter ab. Der würde mit einem Kater aufwachen und ein bisschen brauchen, bis er sich orientiert hatte. Vielleicht würde er denken, dass ihre Zeitreise schiefgegangen war und ihn die Zeitmaschine hier abgesetzt hatte, Bill hatte über solche Notfallvorkehrungen gelesen. Vielleicht würde er annehmen, dass seine Maschine zerstört und Bill tot war und möglicherweise würde er darüber schweigen und so tun, als wäre nichts passiert. Und möglicherweise würde das gar nicht stattgefunden haben.
Dann setzte Bill Bill ab. Ein bisschen in der Vergangenheit, bevor er die Zeitmaschine „auslieh“. Der Grund war ein einfacher, denn wenn etwas schiefgehen sollte, würde man ihn eher in der Zukunft suchen, nachdem die Sache mit der Maschine passiert war. Fand man ihn dort, bevor sein jüngeres Ich den Plan umgesetzt hatte, konnte alles umsonst gewesen sein.
Dann kam der letzte Teil, der Teil, an dem Bill nicht teilnehmen konnte… und den nur Bill durchführen konnte. Bill, der alte, saß auf einer Bank am Fluss und sah hinaus auf das Wasser, hörte sein Rauschen – und war mit seinen Gedanken unendlich weit entfernt. Er wartete, ob er eine Veränderung spüren würde, ob sich seine Gedanken, seine Erinnerungen, sein Standort verändern würden. Würde er plötzlich auf einer Party sitzen oder in einer teuren Villa am Swimmingpool, seiner teuren Villa an seinem Swimmingpool, würde er einfach verblassen, würde er plötzlich verschwinden… oder würde er einfach so weiterexistieren, während in einer parallelen Welt sein Ich ein besseres Leben hatte? Bald, dachte Bill, bald würde er es wissen…
Der junge Bill lächelte. Die Zeitmaschine war genau da angekommen, wo sie hatte ankommen sollen – und wann. Der Zeitpunkt, als die Sicherheitssysteme verbessert wurden. Es steckte eine gewisse Ironie darin, dass das exakt der Zeitpunkt war, an dem ein Teil davon einen anderen blockierte. Und zwar der Asteroidenschutz den Zeitschutz. Das Zeitfenster war nicht groß, nur ein paar Sekunden, aber Bill konnte es sowohl für sein Eindringen wie für seine Flucht benutzen, denn er hatte ja eine Zeitmaschine. Er würde also die Bank zu demselben Zeitpunkt verlassen, zu der er sie betreten hatte – diesen Teil auszutüfteln hatte den alten Bill eine ganze Menge Zeit gekostet. Aber es war möglich, zumal die Bank durch ihren Zeitschutz nicht mehr nach Zeitreiseaktivitäten innerhalb des Komplexes suchte. Und die Maschine befand sich in der Bank – der Teil erwies sich als einfacher, als er angenommen hatte.
Noch einmal vergewisserte sich der junge Bill, dass er alles hatte, was er benötigte, dann wurde es ernst. Ein Stück Kalbsleber, gebraten – er warf es durch die Schleuse. Die Sensoren nahmen das als den Leiter der Bank wahr und deaktivierten sich, wie es sich für sie gehörte. Weiter ging es, mit einem Handventilator, einem Luftballon zum Aufblasen, einem Stück bedruckter Pappe (jemand hatte es mit unbedruckter versucht und war von den Sicherheitsmaßnahmen desintegriert worden) und einem Sack biestiger Flöhe. Jeder dieser Ausrüstungsgegenstände hatte eine Funktion, jeder setzte eine andere Sicherheitsmaßnahme außer Kraft. Leichtfüßig, wie ein Tänzer, der seine Schritte im Schlaf kennt, bewegte sich der junge Bill durch die am besten gesicherte Bank der Menschheitsgeschichte und dann war er dort, wo noch kein Bankräuber vor ihm gewesen war: Im Heiligsten der Bank!
Sein altes Ich hatte gut recherchiert, er wusste, was er stehlen musste, er wusste, was wertvoll war und er wusste, wo er etwas dafür bekommen würde. Es mussten Dinge sein, die selbst deren Eigentümern nicht auf legale Weise zugekommen waren und die deshalb wohl kaum die Polizeibehörden auf ihn ansetzen konnten. Geraubte Kunstgegenstände, verloren geglaubte Reichtümer, Dinge, die niemand vermissen würde, weil sie bereits vermisst wurden. Wer weiß, vielleicht konnte Bill sogar noch ein gutes Werk tun und ein paar davon wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen? Doch das war nicht sein erstes Ziel, zunächst ging es darum, die Dinge zu finden – und damit wieder hier herauszukommen.
Bill lief durch die gigantischen Schließfächer, er fand die Dinge, die er suchte, handlich mussten sie sein und wertvoll. Er ließ sich nicht ablenken von all dem Glitzern, er hatte ein klares Ziel und sein Wille war stark genug, es zu verfolgen. Keine zehn Minuten später hatte er alles gefunden, was er brauchte. Er überlegte sich, ob er der Bank einen Abschiedsgruß hinterlassen sollte, einen Hinweis darauf, dass er sie, die uneinehmbare, unbesiegbare Bank besiegt hatte, aber er entschied sich dagegen. Er musste nicht protzen mit dem, was er vollbracht hatte, er musste es nur genießen.
Ohne Probleme erreichte er seine Zeitmaschine. Er veränderte ein wenig ihre Position, dann reiste er in der Zeit zurück, verließ auf dem selben Weg den er hereingekommen war die Bank… und war verschwunden.
Bill Smythe saß auf einer Bank und blickte entspannt auf den Fluss hinaus.
Bill Smythe hörte ein Klingeln an seiner Tür. Er öffnete. Eine attraktive Frau stand vor ihm. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Dann trat der Mann ins Bild. Bills Lächeln verschwand.
„Sie hatten eine Pizza bestellt?“ fragte der Mann.
„Nein“, widersprach Bill.
„Dann bin ich ja froh, dass wir keine mitgebracht haben. Was hätte das für einen Eindruck gemacht?“ lächelte der Mann und kramte in seiner Jacke nach etwas. Er präsentierte Bill einen Ausweis. „Detective Ethan Cause von der Polizeit, das ist meine Kollegin Captain Fect.“
„Vorgesetzte“,