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      „Viele sind es nicht mehr. Du hast sie ja nach und nach schon mitgenommen“, stellt Peter nüchtern fest.

      „Ja, den Rest halt“, glaubt Anita erwähnen zu müssen. „Wegen der Möbel finden wir bestimmt einen Weg.“

       Das Haus in dem Peter wohnt gehört zum Glück ihm. Die Möbel haben sie gemeinsam angeschafft. Sie müssen Absprachen treffen. Im Augenblick würde er am liebsten alles rausschmeißen, doch das wird er natürlich nicht tun.

      „Ja, du musst mir sagen, was du mitnehmen willst“, schlägt Peter vor.

       Allan blickt nun doch auf und Peter an. Dann dreht er sich zu Anita: „Schatz, wir haben doch alles hier. Wir haben uns gemeinsam eingerichtet.“

       Peter schaut von einem zum anderen. Wenn er es richtig versteht, hat Anita das getan, was sie mit Peter gemacht hat. Sie hat sich mit Allan ein Zuhause eingerichtet ohne sich von Peter zu trennen. Peter kann nur den Kopf schütteln. Was geht nur im Gehirn dieser Frau vor? Hat er sie je richtig verstanden? Er kann froh sein, wenn er sie los ist.

      „Ja, Allan, das haben wir“, hört Peter seine Ex-Verlobte zugeben.

      „Verstehe ich das richtig?“ Peter versucht sich Klarheit zu verschaffen. „Du brauchst unsere Möbel nicht.“

      „So ist es“, sagt Allan.

      „Kann Anita auch selbst sprechen“, will Peter wissen.

       Sie schüttelt den Kopf: „Nein, ich brauche die Möbel aus deinem Haus nicht.“

      „Gut, dann suche ich die Rechnungen raus und rechne aus, wie viel ich dir schulde.“ Peter steht auf und wendet sich der Tür zu.

       Anita geht ihm nach. „Es tut mir leid.“ Sie versucht ihn am Arm zu fassen. Er schüttelt sie unsanft ab.

      „Was tut dir leid? Dass du mir Hörner aufgesetzt hast? Dass du mich seit du hier lebst belogen hast? Dass du nie mit mir gesprochen hast? Dass ich gekommen bin und alles erfahren habe? Oder dass du schwanger bist?“ Er schaut sie verärgert an. „Wann wolltest du mit der Wahrheit überhaupt herausrücken? Wenn du deinen dicken Bauch nicht mehr verstecken kannst? Ich wünsche euch viel Glück.“

       Forschen Schrittes verlässt er die Wohnung. Das Verlangen die Wohnungstür zuzuknallen unterdrückt er.

       Wie in Trance fährt er zu seinem Haus in Ammendingen zurück. Zu Hause angekommen zögert er nicht lange. Im Wohnzimmer gießt er sich einen Cognac in einen Schwenker. In seinem Arbeitszimmer holt er die Ordner hervor, die das Haus und die Einrichtung betreffen. Er schaltet den Laptop an und richtet eine Excel-Tabelle ein. Schnell fertigt er die Kostenaufstellung an, die er danach nochmals auf seine Richtigkeit prüft. Diese Auflistung schickt er im PDF-Format per E-Mail an Anita. So schnell wie möglich möchte er in dieser Angelegenheit reinen Tisch machen.

       Bleibt die Frage, wie er seine Trennung möglichst schonend seinen Eltern beibringt. Sie hatten seine Verbindung mit Anita und eine bevorstehende Heirat durchaus befürwortet. Doch es muss nicht heute und es muss nicht morgen sein.

       Ab und zu hat er an Jutta gedacht, doch in letzter Zeit eher weniger. Zu sehr war er mit seiner Beziehung zu Anita beschäftigt. Er wird sie anrufen und sie zum Tanzen einladen, nimmt er sich jetzt vor.

      *

      Jutta hat die Gedanken an Peter verdrängt. Zum Glück gab es keinen One-Night-Stand. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Ihr fünfundvierzigster Geburtstag war ein verrückter, den sie so schnell nicht vergisst, aber es ist sicher, dass sie diesen jungen Mann nicht mehr anrufen wird.

      Juttas Mann kommt von der Montage aus Singapur zurück. Er hat eine Woche frei. Danach geht es für acht Wochen nach Chile.

      Die Zeit mit ihrem Mann ist für Jutta alles andere als glücklich. Sie ist froh an ihrer Arbeit im Finanzamt. Als Beamtin hat sie ein gesichertes Einkommen und das möchte sie auf keinen Fall aufs Spiel setzen.

      Ihr Mann Thomas erledigt einige Reparaturen in und um das Reihenhaus. Er schläft viel und nimmt nicht aktiv am Familienleben teil. Die Zwillinge kommen vorbei und begrüßen ihren Vater. Es gibt ein gemeinsames Abendessen. Das ist aber auch schon alles.

      Wie während der letzten Aufenthalte zu Hause gibt es keinerlei Körperkontakt zwischen den Eheleuten.

      Immer wieder entstehen Streit und Spannungen. Fremd sind sie sich geworden. Jutta weiß, dass ihr Mann ihr nicht treu ist. Bei diesen langen Auslandsaufenthalten genießt er die Freiheiten. Immerhin besser, als die Untreue mit eigenen Augen zu sehen. Obwohl, immer wieder kommen Anrufe auf sein Handy. Er zieht sich dann nach draußen zurück um nicht gehört zu werden. Dass die Gespräche meist auf Englisch geführt werden ist das eine. Das andere ist der Tonfall der Stimme. Jutta fragt sich, ob ihr Mann jemals so zärtlich mit ihr gesprochen hat. Sie kann sich jedenfalls nicht daran erinnern. Aber es ist egal.

      Es fragt sich nur, wann Jutta den Mut aufbringt und die Trennung und darauffolgende Scheidung von ihrem Mann herbeizuführen. Vielleicht ist es die Frage, wo sie dann wohnen soll, die sie bislang davon abhält. Schließlich fühlt sie sich in dem Reihenhäuschen wohl. Und mal ganz ehrlich, meist lebt sie alleine in diesem Häuschen.

      Mann und Kinder sind aus dem Haus. Auch die Kinder wollen hier nicht leben. Also hat sie das Haus für sich und sie möchte es nicht aufgeben. Sie wird weiter abwarten. Ihr Mann ist ja doch nur eine Woche da. Das lässt sich aushalten.

      Als Thomas abreist ist Jutta im Büro. Sie verabschiedet ihren Mann nicht. Er schläft als sie das Haus verlässt.

      Dann endlich ist Thomas abgereist. Jutta hat für acht Wochen das Haus für sich.

      Wie es Peter wohl geht? Unbewusst schüttelt Jutta den Kopf. So einen Gedanken darf sie nicht zulassen. Dieser junge Mann ist verlobt, hat er gesagt. Oder vielleicht doch nicht?

      Jutta geht die Kontakte ihres Handys durch. Die Telefonnummer ist nach wie vor gespeichert. Nein, sie darf nicht anrufen. Das tut man nicht. Außerdem welchen Vorwand soll sie angeben?

      Hallo Peter, ich habe dich vermisst. Wie geht es dir? Willst du nicht wieder mit mir Tanzen gehen? Es war doch so schön! Vor allem danach auf dem Parkplatz! Vielleicht hätte ich doch einen Quicky zulassen sollen. Jutta, jetzt bist du durchgeknallt, schimpft sie mit sich selbst. Du bist auf Entzug, aber so lange du verheiratet bist, gehst du nicht fremd. Nein, nein und nochmals nein!

      Aber schön wäre es trotzdem, ihm wieder zu begegnen. Auch wenn er viel zu jung für sie ist.

      Nein, sie wird sich ihm nicht in Erinnerung bringen. Bestimmt hat er sie schon lange vergessen und auch diesen schönen und verrückten Geburtstag.

      3

      Ein anstrengender Arbeitstag neigt sich dem Ende zu. Jutta fährt gerädert nach Hause. Ihre Laune bessert sich nicht, als sie die Haustüre öffnet und im Flur eine Reisetasche stehen sieht.

      „Hallo, Mama“, hört sie ihren Sohn Johannes aus der Küche rufen.

      Irgendetwas ist geschehen, denn freiwillig kommt Johannes nicht nach Hause. Trotzdem ruft sie zurück: „Hallo, Johannes. Was verschafft mir die Ehre?“

      Mit vollem Mund und einem Stück Landjäger in der Hand kommt ihr Sohn aus der Küche. „Ich habe Wäsche mitgebracht. Kannst du sie waschen?“

      Jutta schluckt. Ihr verschlägt es die Sprache. In der WG, in der Johannes seit einem Jahr wohnt, gibt es eine Waschmaschine. Das weiß sie sicher.

      „Nein“, ist deshalb die prompte Antwort. „Ihr habt eine Waschmaschine und bisher hast du das selbst geschafft.“

      „Tobi hat sie geschrottet“, erklärt Johannes.

      „Gut“, erklärt Jutta, „du weißt, wo die Waschmaschine

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