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ohne die Verkäuferin anzusehen. „Ja, draußen vielleicht. Die Zeitung und zwei Brötchen, bitte.“ Die Verkäuferin ließ sich ihre gute Laune nicht verderben. „Alles klar, wie immer also. Sag mal Ewald, hast du getrunken? Gott, siehst du verkatert aus. Aber in der Zeitung steht heute ein Artikel, der wird dich aufheitern. Im Lokalbereich. Da geht’s um einen Bankräuber. Naja, nicht wirklich. Vielmehr hat der Typ versucht, eine Bank auszurauben. Aber statt einem Revolver hatte der Typ dem Bankangestellten eine Fernbedienung unter die Nase gehalten. Die Polizei vermutet, dass er entweder tierisch nervös oder einfach nur wahnsinnig dumm ist. Das musst du lesen, dann geht’s dir gleich viel besser.“ Ewald wurde blass. Also er vermutete, dass er blass wurde, schließlich konnte er sich in diesem Moment ja nicht sehen, aber er spürte deutlich, wie auch noch das letzte Bisschen Farbe aus seinem Gesicht wich. Das konnte doch nicht wahr sein. Warum stand denn so etwas in der Zeitung? Gab es denn den Nahostkonflikt nicht mehr? Hatte nicht irgendein Politiker gerade von irgendjemandem etwas abgeschrieben, damit man seinen Kopf fordern konnte? Geschah denn wirklich nicht mehr auf dieser großen Welt? Musste tatsächlich auch noch so ein dummer Zwischenfall gedruckt werden? So eine Lappalie? Und selbst diese durch und durch unsympathische Verkäuferin, von der er immer noch nicht wusste, woher sie eigentlich seinen Namen kannte, machte sich nun über ihn lustig. Was für eine Blamage. Eine Person, deren Hauptaufgaben darin bestanden, Brötchen in Tüten zu packen und am Abend den Laden auszukehren, machte sich über ihn, Ewald Seifert, lustig. Wie tief war er gesunken. Er nahm die Tüte mit den Brötchen, legte das Geld wie immer abgezählt auf die Theke, klemmte sich die Zeitung unter den Arm und verließ, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, die Bäckerei. Als er die Treppe zu seiner Wohnung hinaufstieg, hatte er immer noch das Gefühl, als würde diese…diese…Backwarenperson hinter ihm glucksen und sich kaputt lachen. Nein, das konnte er so nicht auf sich sitzen lassen. Da musste etwas geschehen. Er würde es ihr schon noch zeigen. Ihr und seiner Exfrau. Und seinem ehemaligen Chef. Und auch dem Typen vom Arbeitsamt. Allen würde er es zeigen. Aber jetzt musste er erst einmal diesen Artikel lesen. Und ein Butterbrötchen essen. Danach würde er einen neuen Plan fassen und gleich am Montag dann zur Tat schreiten. Und dieses Mal würde es keine Verwechslungen geben. Dieses Mal würde er perfekt vorbereitet sein. Ewald setzte sich auf seinen Stuhl und bestrich das erste Brötchen. Irgendwie hatte er Angst davor, die Zeitung aufzuschlagen. Was sie wohl geschrieben hatten? Und wie viel? Eigentlich wollte er es gar nicht wissen. Andererseits, wie oft kam es schon vor, dass man einen Artikel in der Zeitung bekommt? Er musste ihn lesen. Während er also in sein Butterbrötchen biss, schlug er die Zeitung auf, überflog den Politikteil, ignorierte die Klatsch- und Tratschrubrik und kam endlich beim Lokalteil an. Der Artikel war nur sehr kurz, doch er sprang ihm sofort ins Auge. „Dümmer als die Polizei erlaubt“ war die Überschrift. In dem Artikel wurde beschrieben, wie ein „Möchtegernbankräuber“ versucht hatte, mit einer Fernbedienung für einen Fernseher eine Bank zu überfallen. Der Bankangestellte Viktor S. wurde auch zitiert: „Ich arbeite ja nun doch schon einige Jahre bei der Bank, aber so etwas Dusseliges habe ich noch nicht erlebt.“ Ewald zerdrückte das Brötchen fast in seiner Hand. Selten war er so wütend gewesen. Auch ihm, diesem Viktor S., würde er schon noch zeigen, dass er alles andere als dusselig war. Ein wenig zerstreut, na gut, aber auf keinen Fall dusselig. Ein Polizist wurde scheinbar auch noch interviewt. Der sagte, dass er bisher kaum etwas Seltsameres erlebt habe, man die Geschichte jedoch auch nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfte, da es durchaus sein könnte, dass der Täter einfach nur nervös, aber nicht dumm gewesen sei. Schließlich sei es ihm gelungen, auf den Überwachungsbändern unerkannt zu bleiben. Aha, dachte Ewald, na immerhin ein Teilerfolg. Aber was half ihm der Teil? Was er brauchte, waren richtige Erfolge und in aller erster Linie Geld. Er hatte es satt, in diesen ärmlichen Verhältnissen zu leben. Er biss in sein Brötchen. Es schmeckte wie immer. Ärmlich. Arbeit hatte er schon seit einigen Jahren keine mehr, der Typ vom Arbeitsamt hatte ihn, auch wenn der das wohl nicht zugeben würde, als hoffnungslosen Fall abgestempelt und versuchte ihn derzeit einfach bis zur Rente durchzubekommen. Was ihm wohl auch gelingen würde. Aber was würde er schon an Rente bekommen? Damit würde er doch auch nur gerade so über die Runden kommen. Wenn er Glück hatte. Nein, es musste sich etwas ändern. Und zwar deutlich. Um nicht zu sagen drastisch. Und am besten jetzt gleich. Das Einfachste wäre natürlich, wenn heute Abend bei der Lottoziehung seine Zahlen gezogen werden würden, dann könnte er die ganze Sache mit dem Bankraub vergessen. Diese Lösung wäre natürlich die sauberste. Keine illegalen Machenschaften, keine potenziellen Verfolgungsjagden. Und vor allem würde er wahrscheinlich mehr Geld bekommen, als bei einem Bankraub. Aber falls seine Zahlen nicht an der Reihe waren, müsste er den Überfall doch durchziehen. Nun ja, er würde auf jeden Fall den Abend abwarten, bevor er seinen Plan ausarbeiten würde. Am Ende hätte er einen guten Plan entworfen, der dann doch nicht mehr gebraucht werden würde. Das wäre doch furchtbar ineffizient.

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