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Schatten der Zitadelle. Robin Mayerle
Читать онлайн.Название Schatten der Zitadelle
Год выпуска 0
isbn 9783847677093
Автор произведения Robin Mayerle
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Das große Wesen verließ den Raum und nach einiger Zeit kam jemand anders herein. Es war ein Mensch! Broxx war überglücklich und freute sich, endlich mit jemandem reden zu können, doch als er den älteren Mann mit seiner runden Brille und dem weißen Kittel, der voll von Schmutzflecken war, ansprach, zischte ihm dieser nur entgegen: „Sei still. Widerliche Versuchsobjekte können nie ruhig sein.“
Er wollte etwas erwidern, aber da bekam er schon ein Stück Stoff in den Mund gestopft, sodass er nicht mehr sprechen konnte. Zitternd versuchte er, um Erbarmen zu flehen, doch der Mann interessierte sich nicht für ihn.
Er hielt Broxx’ einzelne Körperteile still und vermaß sie nach und nach. Die Daten schrieb er in eine Art Notizbuch, dass auf einem Pult neben dem Tisch, an den der Halbork gefesselt war, lag.
Als der Wissenschaftler die Messungen beendet hatte, öffnete er einen der Behälter mit der grünen Flüssigkeit darin. Eine glibbrige Dampfwolke entwich. Er nahm eine Schale von einem weiteren Tisch, auf dem verschiedene Instrumente, wie zum Beispiel mehrere Gläser, sowie große Messer und Scheren, bereitlagen und füllte sie mit dem grünen zähflüssigen Material.
Broxx lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Er hatte höllische Angst vor dem, was nun geschehen würde. Diese Hilflosigkeit machte ihn wahnsinnig.
Und in der Tat, es war äußerst schmerzhaft. Der verrückte Doktor nahm eine der Scheren und schnitt ein mittelgroßes Loch in Broxx Bauch. Er versuchte sich loszureißen und wollte schreien, aber die Fesseln hielten ihn ruhig an Ort und Stelle. Dann wurde ein wenig von der grün-leuchtenden Masse in die Wunde gegeben und der Wissenschaftler nähte das herausgeschnittene Fleisch wieder an.
Anschließend rief er eine der großen Kreaturen und Broxx wurde wieder in seine Zelle gebracht.
Jedoch bemerkte dieser das gar nicht mehr, denn er war vor Schmerz ohnmächtig geworden.
Als er wieder erwachte, brannte die Wunde wie Feuer. Sie hatte sich noch nicht vollständig geschlossen und die Ränder waren stark gerötet. Außerdem wölbte sich die ganze Brust in einer starken Schwellung. Vorsichtig drückte er an den Wundrand. Ein Gemisch aus Wundwasser, Eiter, Blut und der grünen Flüssigkeit quoll heraus. Die Schmerzen waren so stark, dass er sofort wieder bewusstlos wurde.
Das nächste Mal, als er wach wurde, ließ er die Verletzung in Ruhe. Er musste länger ohnmächtig gewesen sein, denn sie war jetzt zumindest schon geschlossen. Dennoch tat sie immer noch höllisch weh.
Zum ersten Mal seit zehn Jahren wünschte er sich, wieder in seiner Heimat zu sein.
Wie schon so oft zuvor flammte in seinem Kopf die Erinnerung auf, noch einmal spielte er die Geschichte, die sein Dasein begründete, in seinem Kopf ab:
Eines Herbsts griff eine Kreatur seine Heimat an, wie man sie danach nie wieder gesehen hatte. Sie war riesengroß, ihr Körper mit einem struppigen Fell bedeckt, die Augen leuchteten rot, die Fänge bestanden aus einem äußerst harten Material und waren unglaublich scharf. Sein Vater, der Stammesführer, war zu jenem Zeitpunkt auf der Jagd, aber selbst, als es das Dorf erreichte, war er noch nicht wieder zurückgekehrt. Alles, was man von ihm fand, waren seine beiden Äxte, die er im Wald zurückgelassen hatte und die Broxx heute im Kampf führte.
Als das Monster das Dorf erreicht hatte, entbrannte eine lange Schlacht mit den Schamanen, Naturzauberern, die ihre Macht von den Elementen bezogen.
In eine ausweglose Lage manövriert opferte sich Broxx' Mutter als oberste Schamanin des Dorfes schließlich, um die Kreatur im Körper ihres Kindes zu versiegeln und so das Dorf zu retten. Sie wusste, dass der Zauber all ihre Kraft rauben würde, doch sie konnte nicht mehr mit ansehen, wie ihre Freunde nach und nach starben.
Seitdem trug Broxx die Seele eines mächtigen Dämons in sich, was er jedoch erst Jahre später herausfand.
Aber das war nicht die einzige Folge jenes Tages. Blind vor Wut und Trauer über den Verlust seiner Eltern schwor er sich, stark genug zu werden, um eines Tages Rache an dem Dämon in seinem Inneren nehmen zu können. Seit damals hatte er sich unablässig in jeder Disziplin, die ihm in diesem Kampf helfen konnte, gestählt.
Eines Tages jedoch belauschte er ein Gespräch zwischen Dora, seiner Adoptivmutter, und dem stellvertretenden Stammesführer, der das Amt vertrat, bis er selbst erwachsen war. Jahrelang hatte er in der Illusion gelebt, dass auch sein Vater gestorben war, aber nun hörte er, wie die Schamanin davon sprach, dass dieser nur verschollen und nicht sicher tot war.
Von den Lügen verletzt verließ er kurzerhand das Dorf und war seitdem nie wieder dorthin zurückgekehrt.
Das Wenige, was er an Ausrüstung benötigt, finanzierte er mit seiner Tätigkeit als professioneller Kopfgeldjäger, während er immer vorrangig nach seinem Vater Ausschau hielt.
Bei seiner Flucht war er zwanzig Jahre alt gewesen und zehn Weitere waren seither verstrichen. Er hatte viele Reisen unternommen, viel von der Welt gesehen, aber seinen Vater hatte er bis jetzt nicht finden können. Mittlerweile schwand ihm die Hoffnung, ihm überhaupt jemals zu begegnen.
Jetzt dachte er wieder an das Monster in seinem Inneren. Es hatte sich schon lange nicht mehr bemerkbar gemacht, schon mehrere Wochen oder Monate nicht mehr. Kurz nach der Versiegelung, als diese noch frisch war, versuchte es häufig, auszubrechen, was sich darin äußerte, dass sich Broxx’ körperliche Fähigkeiten enorm erhöhten, er stark anwuchs und Schmerzen in seinem Inneren spürte, mehr aber auch nicht.
Während sich verschiedene dieser Ausbrüche vor seinem inneren Auge abspielten, spürte er, wie der dadurch geweckte Dämon seine Chance in Broxx' geschwächter Verfassung witterte und das Siegel attackierte.
Verursacht durch die Wunde an der Brust waren seine Schmerzen dieses Mal heftig, jedoch blieb das nur von kurzer Dauer, denn die Macht des Dämons verschloss die Verletzung wie durch ein Wunder. Dadurch, dass seine Körpermaße explodierten, sprangen die Kette um seine Fuß- und Handgelenke entzwei und er konnte sich endlich wieder frei bewegen.
In seiner Jugend konnte er mit dem Schmerz und den Versuchen des Monsters, seinen Verstand zu übernehmen, nicht gut umgehen, aber mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt und vermochte seine Glieder einigermaßen zu kontrollieren.
Zornentbrannt aufgrund dessen, was ihm die unbekannten Wesen angetan hatten, erhob er sich und bog die massiven Gitterstäbe seiner Zelle mühelos auseinander. Er tötete die Wachen, indem er sie an die Wand schleuderte, und öffnete eine Zelle nach der anderen, um Theta zu finden. Zwar flohen die anderen Befreiten dankend aus ihren Gefängnissen, aber seine Gefährtin konnte er nirgends finden.
Mit seiner - aufgrund der Verwandlung verzerrten - Stimme schrie er: „Was habt ihr mit meiner Bärin gemacht?“, fegte den Wachtrupp, der in diesem Moment um die Ecke gebogen kam, aus dem Weg und schnappte sich dessen Kommandanten. Er versuchte es aus dem Schatten herauszupressen, aber da dieser es nicht wusste oder vorgab, nichts zu wissen, brach er ihm das Genick.
Immer wütender werdend hetzte er aus dem Kerker und suchte nach dem Quartier des Befehlshabers der fliegenden Festung. Alles, was sich ihm entgegenstellte, wurde getötet und die anderen Gefangenen folgten ihm in seiner Raserei mit gebührendem Abstand.
Bald erreichten sie einen runden Saal, in dessen Mitte sich ein Thron befand. Die Decke des Raumes war aus Glas, wodurch man die Antenne in der Mitte des Daches und darüber den dunklen Himmel erkennen konnte. Rundherum zweigten Gänge in andere Bereiche des Gebäudes ab.
Provozierend brüllte Broxx, um den Kommandanten der Festung hervorzulocken: „Zeig dich, du feiges Schwein und büße für deine Grausamkeiten.“
Der Ruf hallte mehrmals von den Wänden wieder und ein Moment der Stille kehrte ein, bis schließlich eine Stimme im Rücken der Gruppe sagte: „Du kannst gerne versuchen, mich zu töten, aber ich fürchte, es wird dein Ende sein.“ Wenn Broxx sich nicht irrte, gehörte soe einem Maleficar.
Er hatte schon von diesen Kreaturen gehört, doch zum Glück war er noch nie einem von ihnen begegnet. Es waren Wesen aus alten Legenden, Schauergeschichten, die man Kindern erzählte, um ihnen Gehorsam beizubringen. Man sagte, sie seien Monster, die ursprünglich