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Schatten der Zitadelle. Robin Mayerle
Читать онлайн.Название Schatten der Zitadelle
Год выпуска 0
isbn 9783847677093
Автор произведения Robin Mayerle
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Jetzt, aus der Nähe, erkannten der Mor'grosh und die anderen, wer der Redner war:
Kumupen.
Sofort zogen sie ihre Waffen.
Ruhig sprach der Wolfsmensch:
„Ich sagte doch, wieder würden uns wiedersehen.“
Er heilt kurz inne.
„Ihr schaut so verdutzt. Lasst es mich euch erklären. Ihr fragt Euch sicher, was uns zu dem gemacht hat, was wir sind.
Eines Tages erreichte uns ein Wanderer aus dem Norden des Reiches. Das große Tor stand noch offen und der Handel blühte.
Der Fremde ließ sich in unserer Stadt nieder, doch er trug eine seltene, unheilbare Krankheit mit sich, die nach und nach seine Glieder violett einfärbte.
Sein Handwerk war die Jagd. Als er einmal im Wald einem Reh nachstellte, attackierte ihn ein riesiger Wolf aus dem Hinterhalt.
Er schaffte es, zu fliehen, doch er wurde mehrfach verwundet. Mit letzter Kraft schleppte er sich zurück zur Stadt und wurde dort bewusstlos aufgefunden.
Lange lag er im Krankenbett. Seine Verletzungen heilten, doch er fieberte und veränderte sich zunehmend.
Seine Zähne wuchsen länger und spitzer, die Körperbehaarung nahm zu. Zu seinen wachen Zeiten verlangte er nach rohem Fleisch, am liebsten blutig.
Mit der Zeit wurde er wieder lebendiger, doch benahm er sich immer mehr wie ein wildes Tier.
Als ihm eine Pflegerin eines Tages das Essen bringen wollte, stürzte er sich auf sie und biss ihr ein Stück Fleisch aus dem Arm. Mit der Hilfe mehrer Männer konnten sie ihn bändigen, doch auch einige von ihnen wurden verletzt.
Schließlich wurde er zum Tode verurteilt und verbrannt.
Doch diejenigen, die er verwundet hatte, mutierten ebenso.
Auch sie forderten ihre Opfer, die sich auch bald verwandelten. Nach und nach breitete es sich so unter allen Einwohnern aus.
Die Infektion veränderte sich bald. Statt die betroffenen äußerlich zu beeinflussen, verlieh sie ihnen die Fähigkeit, sich wann sie wollten in Wolfsmenschen zu verwandeln.
Und wie ihr seht, steht ihr hunderten von uns gegenüber.
Ergebt euch und ich verspreche euch, euer Tod wird schnell von statten gehen.“
Die ganze Zeit hatte Broxx versucht, ihre Lage einzuschätzen. Schon früh hatte er erkannt, dass sie in der Falle saßen.
„Vergiss es“, brüllte er und schlug mit seinen Äxten nach Kumupen, der aber geschickt auswich und sich schnell einige Schritte entfernte, um sich zu verwandeln.
Die anderen reagierten sofort auf Broxx' Ausfall.
Elune schoss in wenigen Sekunden mehrere Pfeile in die Meute von Wolfsmenschen, die sich gerade in der Mutation befanden und streckte etwa ein dutzend von ihnen nieder.
Bleiben „nur“ noch ein paar hundert. Das kann ja lustig werden, dachte sie.
Nun stürmten auch die anderen Bestien auf die Tribüne.
Von allen Seiten drangen Feinde auf die Gefährten ein.
Kumupen war indes in der Masse untergetaucht und trotz seines weißen Felles, das ihn von seinen grauen Artgenossen unterschied, konnte Broxx ihn nicht ausmachen.
Jeder der vier versuchte sich auf seine eigene Weise gegen die Vielzahl von Gegnern zur Wehr zu setzen.
Broxx benutzte jeweils eine seiner Waffen als notdürftigen Schild und schlug mit der anderen nach allen Gliedmaßen und Körperteilen, die er erreichen konnte.
Sein Ziel war es, die Gegner zu verwunden und sie dadurch vorerst außer Gefecht zu setzen, was ganz gut klappte. Mehrere mussten weichen.
Elune versuchte, immer ein wenig Abstand zu ihren Feinden zu gewinnen, um sie so mit ihren Pfeilen durchlöchern zu können, und nutzte dafür agil jeden Holzplanken und jedes freie Fleckchen, das sie erreichen konnte.
Sollte es doch einmal ein Wolfsmensch in ihre Nähe schaffen, rammte sie ihren Dolch in dessen Fleisch.
Lurd und Margha bildeten ein Team, waren sie doch von Broxx und Elune getrennt worden.
Die Mor'grosh stärkte ihren Verbündeten mit ihren schamanistischen Kräften und drosch mit ihrem Zweihandstab um sich, so gut es ging, wohingegen der junge Mann mit seinen magisch verstärkten Kräften mit seinem Bidehänder einen Gegner nach dem anderen fällte.
Lange wütete der Kampf, doch die Werwölfe waren zäh. Und die Blutgier trieb sie dazu, sich in halsbrecherische Angriffe zu stürzen.
Dennoch schienen es einfach nicht weniger zu werden und langsam aber sicher wurde die Gruppe müde.
Kumupen witterte seine Chance.
Er drängte sich durch die Menge zurück zu Broxx und stürzte sich zähnefletschend auf ihn. Durch die Wucht der Sprunges wurde der Halbork zu Boden geworfen.
Unter Aufbringung all seiner Stärke hielt dieser die todbringenden Fänge davon ab, sich in seiner Kehle zu verbeißen.
Fauliger Atem schlug ihm ins Gesicht.
Doch er hielt stand und sah der Bestie direkt in die Augen.
Auch jetzt waren diese eisblau, aber nun durchzogen von blutroten Schlieren.
Wieder weckten sie den Dämonen in Broxx. Ein unsagbares Verlangen nach Erlösung von den dadurch entstehenden Schmerzen breitete sich in ihm aus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die in Wirklichkeit nur wenige Augenblicke darstellten, hielt er es nicht mehr aus und gab dem Drang nach. Er verwandelte sich wieder in die dämonische Gestalt.
Im Grunde genommen unterschied er sich jetzt kaum mehr von seinen Feinden, jedoch überragte er sie bei Weitem.
So packte er den immer noch nach ihm schnappenden Kumupen an beiden Armen und zog mit einer Gewalt daran, die ihm nur durch die Kräfte des Dämons zugänglich war. Es stellte ein leichtes dar, den wehrlosen Wolfsmenschen in einem Gewitter aus Blut und Gedärmen in der Mitte auseinander zu reißen.
Er wischte sich mit den krallenbesetzten Klauen den dunkelroten Lebenssaft aus dem Gesicht, dann wandte er sich den übrigen Feinde zu.
Mit seinen Krallen zerfetzte er sie, zermalmte sie unter seinen Fäusten.
Er wütete und verfolgte jeden, der zu fliehen versuchte, kannte kein Erbarmen.
Sie musste restlos vernichtet werden, stellten sie doch eine zu große Infektionsgefahr dar und bald lagen alle Werwölfe tot um die Tribüne verteilt.
Nach ihrem Ende verwandelten sie sich zurück in ihre menschliche Form und Broxx tat es ihnen letztendlich gleich.
Er hatte ein Gemetzel veranstaltet. Das Blut seiner Opfer tränkte den Boden und Leichenteile lagen überall verstreut.
Wenn er es sich jetzt so ansah, bereute er es beinahe.
Es war richtig. Die Gefahr, die von ihnen ausging, war zu groß.
Auch die anderen betrachteten die Leichenberge. Sichtlich angewidert, wandte Lurd sich ab und übergab sich mehrmals. Margha half ihm, sich nicht zu verschlucken und redete ihm gut zu.
Eine ganze Dorfgemeinschaft war durch die Gruppe ausgelöscht worden.
Die Einwohner waren Bestien gewesen, aber dennoch belastete es Broxx Gewissen ein wenig.
Jetzt bemerkte er, dass Margha Lurds Arm begutachtete.
Als er näher an die beiden herantrat, erkannte er eine leichte Wunde an dessen Schulter.
„Wie ist das passiert?“
„Ein Werwolf hat mich erwischt. Aber es ist nicht so schlimm.“