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Shylock Holmes und Dr. Wattsen. Martin Cordemann
Читать онлайн.Название Shylock Holmes und Dr. Wattsen
Год выпуска 0
isbn 9783738094664
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Серия Shylock Holmes
Издательство Bookwire
Das Opfer.
ERSTER AKT
Erste Szene
(Eine Wohnung. Alles ist ganz hübsch aber irgendwie unpersönlich eingerichtet. Es gibt einen Schrank mit einer Karaffe Wasser und Gläsern, es gibt ein Hirschgeweih an der Wand und es gibt eine Tür, die zur Toilette führt. Shylock Holmes sitzt am Schreibtisch und hat ein Laptop vor sich. Er tippt und spricht dabei.)
SHYLOCK: (zum Computer) Bin wieder zu Hause. Könnte ein interessanter Tag werden. Meine Kollegin bringt einen neuen Kunden mit. Aufregender Fall. Hoffe ich jedenfalls. Und ein bisschen Geld wäre auch nicht schlecht. Spielschulden bezahlen sich schließlich nicht von selbst – obwohl sie das eigentlich sollten! Mit etwas Glück kann ich meine Schuldscheine einlösen.
WATTSEN: (kommt herein) Schon wieder am Computer?
SHYLOCK: Sollte ich nicht?
WATTSEN: Das kommt drauf an? Soziales Netzwerk oder Online-Pornographie?
SHYLOCK: Online-Pornographie!
WATTSEN: Schön wär’s!
SHYLOCK: (zum Computer) Ich melde mich später wieder, denn Dr. Wattsen ist hier…
WATTSEN: Wir haben einen Kunden.
SHYLOCK: (zum Computer) …und wir haben einen Kunden. (sieht auf) Was für einen Kunden?
WATTSEN: Einen, der im Gefängnis sitzt.
SHYLOCK: Ist er schuldig?
WATTSEN: Eben das sollen wir herausfinden.
SHYLOCK: Und dafür bezahlt er uns?
WATTSEN: Genau genommen nicht.
SHYLOCK: Wäre auch reichlich bescheuert.
WATTSEN: Nuuun…
SHYLOCK: Hey, ich will damit nicht sagen, dass es nicht so ist. Es gibt genügend Leute, die reichlich bescheuerte Dinge tun.
WATTSEN: Warum?
SHYLOCK: Weil sie reichlich bescheuert sind. Was ist unser Kunde?
WATTSEN: Verhaftet.
SHYLOCK: Das beantwortet die Frage nicht.
WATTSEN: Ich weiß. Aber wie du weißt kann ich dir nur sagen, was ich weiß.
SHYLOCK: Dann unterstelle ich mal, wir sollen nicht beweisen, dass er schuldig ist?
WATTSEN: Nein, dafür gibt es ja die Polizei. Er hat uns engagiert, weil er…
SHYLOCK: …unschuldig ist?
WATTSEN: Das behauptet er jedenfalls.
SHYLOCK: Alles andere wäre auch…
WATTSEN: …reichlich bescheuert?!
SHYLOCK: Exakt.
WATTSEN: Man hat ihn verhaftet, weil man ihn für den Täter hält.
SHYLOCK: Wäre ja sonst auch etwas unverfroren, oder? Was ist passiert?
WATTSEN: Der Schützenkönig wurde erschossen.
SHYLOCK: Entdecke ich da eine gewisse Ironie?
WATTSEN: Nicht bei mir.
SHYLOCK: Nein, eher beim Schicksal. Also der Schützenkönig wurde erschossen.
WATTSEN: Ganz genau.
SHYLOCK: Na, das sollte es doch einfach machen. Gibt ja nicht viele zugelassene Waffen. Es sei denn, natürlich, es war…
WATTSEN: …auf einem Schießstand!
SHYLOCK: Ja, das meinte ich. Und es war kein Unfall?
WATTSEN: Nein, es war Mord. Die Tatwaffe wurde in den Tresor des Schützenvereins eingeschlossen.
SHYLOCK: Vor oder nach der Tat?
WATTSEN: Sowohl als auch.
SHYLOCK: Hmm, langsam fängt es an, interessant zu werden.
WATTSEN: War es das nicht schon bei dem Wort „Mord“?
SHYLOCK: Ja, eigentlich schon.
WATTSEN: Willst du wissen, was passiert ist?
SHYLOCK: Nimmt das nicht ein bisschen die Spannung aus dem Fall?
WATTSEN: Ich sag dir ja nicht, wer der Mörder ist.
SHYLOCK: Okay, dann schieß los.
WATTSEN: Die Geschichte beginnt bei einem Schützenverein. Die haben einen Schießstand. Und dort…
SHYLOCK: Oh, darf ich raten?
WATTSEN: Wenn’s sein muss?
SHYLOCK: Das Opfer und die Verdächtigen… wie viele gibt es da?
WATTSEN: Unseren Auftraggeber und fünf weitere Personen.
SHYLOCK: Diese sieben Personen waren alle auf dem Schießstand.
WATTSEN: Das war bisher nicht so schwierig.
SHYLOCK: Hmmm, ich sage mal, sie haben alle mit derselben Waffe geschossen… weshalb sich auf der Waffe die Fingerabdrücke von jedem von ihnen befinden.
WATTSEN: Woher weißt du…?
SHYLOCK: Und natürlich hatten sie später alle Pulverspuren an den Händen, weil sie ja alle geschossen hatten.
WATTSEN: Wie…?
SHYLOCK: Ist doch die die einzige Möglichkeit, wie so was ablaufen kann.
WATTSEN: Woher wusstest du, dass alle ihre Fingerabdrücke auf der Waffe waren?
SHYLOCK: Weil sie alle verdächtig sind?!
WATTSEN: Vielleicht hatten sie ja alle einen Schlüssel für den Waffentresor.
SHYLOCK: Jaaaa, stimmt, das wäre auch möglich. Was war es?
WATTSEN: Beides.
SHYLOCK: Aha. Hmm. Aaaaalso, sie haben alle mit derselben Waffe geschossen und dann… weiter weiß ich nicht.
WATTSEN: Der Vereinsvorsitzende, unser Auftraggeber, hat die Waffe in den Tresor geschlossen…
SHYLOCK: …zu dem, wie du sagtest, alle unsere Verdächtigen Zugang hatten.
WATTSEN: Ganz genau. Die Waffe wurde eingeschlossen. Später am Abend fand man den Schützenkönig auf der Schießbahn. Erschossen. Die Waffe war im Tresor, sauber weggeschlossen. Dessen Tür scheint man merkwürdigerweise abgewischt zu haben, weil man da Seifenspuren gefunden hat. Komischerweise hat aber niemand die Fingerabdrücke von der Waffe abgewischt, weshalb…
SHYLOCK: …nur die Leute, die sie vorher benutzt hatten als Verdächtige in Frage kommen.
WATTSEN: Du sagst es.
SHYLOCK: Und es war ganz sicher die Tatwaffe?
WATTSEN: Laut den Ballistikexperten der Polizei ja.
SHYLOCK: Klingt interessant.
WATTSEN: Freut mich, dass es dir gefällt.
SHYLOCK: Soweit einem Mord gefallen kann.
WATTSEN: Schau dir die Zuschauerzahlen im Fernsehen an.
SHYLOCK: Das wirft kein gutes Licht auf unsere Gesellschaft, wenn du mich fragst.
WATTSEN: Tu ich nicht, keine Sorge.
SHYLOCK: Weise Entscheidung. Da ist nur eine Sache…
WATTSEN: Und die wäre.
SHYLOCK: Es ergibt keinen Sinn. Warum hat er die Waffe nicht abgewischt?
WATTSEN: Er?
SHYLOCK: Er. Oder sie. Er, der Mörder, geschlechtsunspezifisch. Um