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wertfrei. Sie probiert irgendetwas - und etwas geschieht. Das kann einfach sein, wie ein Apfel, der vom Baum fällt, oder sehr kompliziert, wie eine Reise zum Mond oder eine moderne Autofabrik.

      Doch die Menschheit hat für ihre Entwicklung auch noch andere Disziplinen entwickelt als die Technik: Den Handel, die Kriegsführung, die Religion, die Politik, um nur einige zu nennen, nicht zu vergessen natürlich die Kunst und den Humor. Alle zusammen tragen zu dem bei, was wir heute Gesellschaft nennen und zwar in einer dramatischen Vielfalt und Dynamik.

      Die Philosophie kann, einfach ausgedrückt, als die Disziplin betrachtet werden, die all diese Dinge gemeinsam betrachtet zu einem Verständnis der Welt und unserer Rolle als Menschen darin. Und die frühen Philosophen Griechenlands waren in der Regel auch alles in einem. Mathematiker, Krieger, Politiker, Priester … man nenne nur Pythagoras, den heutige Generationen nur noch vom rechtwinkligen Dreieck her kennen, der aber eine Art Sektenführer war, oder Archimedes. Auch spätere Vertreter der technischen Entwicklung wie Galilei oder Leibnitz waren mehr Philosophen als Naturwissenschaftler und haben sich sehr wohl damit befasst, welche Zusammenhänge bestehen zwischen ihren Erkenntnissen auf technischem Gebiet und der Gesellschaft in der sie lebten.

      Sie haben sehr wohl verstanden: Technik ist zwar wertfrei, nicht aber ihre Nutzung und das Mögliche ist nicht notwendigerweise erstrebenswert.

       Intelligenz und Wissen – ein Unterschied

      Es sollte niemand auf die Idee kommen, zu glauben, die Menschheit sei heute intelligenter als vor 2000 Jahren. In der Tat schätzen Anthropologen, der Höhepunkt der menschlichen Intelligenz war ca. 5.000 v.u.Z. Das ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass damals Intelligenz ganz individuell wichtig war, um zu überleben angesichts von Säbelzahntiger und fehlender Straßenbeleuchtung. Mit der Herausbildung und zunehmenden Spezialisierung sozialer Gemeinschaften wurde das anders. Wir sollten daher durchaus Respekt haben vor den intellektuellen Leistungen unserer Vorfahren. Unser Vorteil ist das Mehr an Wissen, das wir angehäuft haben, doch auch das schützt uns weder vor Dummheit noch vor Irrtum.

      Denn das ist jetzt unser Problem: Gerade wegen ihrer Wertfreiheit ist die Technik oft unschuldig verliebt in die Grenzenlosigkeit ihrer Möglichkeiten. Dabei läuft sie Gefahr, die Frage nach dem Sinn aus den Augen zu verlieren. Wenn ich heute auf IT Kongressen bin, ist die am häufigsten gestellte Frage die Suche nach attraktiven Anwendungen und Geschäftsmodellen.

      Der Techniker läuft, bei allem Respekt, Gefahr, zum nützlichen Idioten zu werden. Das zu verhindern, dazu dient dieses Buch.

      Teil 2: Die 4 Säulen der Philosophie

      Die Philosophie ist ein Feld ohne Grenzen. Sie beginnt mit der Frage der Existenz und endet mit deren Anerkennung, als schlichte Notwendigkeit. Vom ganz großen bis ins ganz kleine, vom Göttlichen bis zum Profanen.

      Vier große Themen zeichnen sich dabei als besonders prägend aus: die Metaphysik, die Erkenntnis, die Moral von Richtig und Falsch und die Ordnung in einer Gesellschaft.

      Diese vier als Rahmen sollten genügen, um die technische Sicht auf die Welt, die eine untertänige ist, in eine freie Sicht zu heben, die ihr eigenes Urteil fällen kann.

      Metaphysik – der Aufbau der Welt

       Von ‚Flach oder Kugel?‘ bis ‚Was war vor dem Urknall?‘

      Die Fragen zur Beschaffenheit der Welt gab es, seit die Menschen denken konnten und sie werden auch nicht aufhören.

      Der Aufbau der Welt hat aber einen ganz wesentlichen Einfluss auf unser Selbstverständnis, einerseits individuell, vielmehr jedoch als Gesellschaft. Ein durchschnittlich gebildeter Bürger im mittelalterlichen Lyon hatte sicher ganz andere Ideen und Wertmaßstäbe als ein Revolutionär in Russland im Oktober 1917, obwohl beide vermutlich von edelsten Motiven geleitet waren.

      Die Entwicklung vom Verständnis der Welt ist es daher wert, in einem historischen Aufriss betrachtet zu werden.

       Wahrnehmung und Glaube

      Diese zwei treibenden Faktoren bestimmten seit Jeher die Vorstellung vom Aufbau der Welt.

      Die Wahrnehmung betraf zunächst den Verlauf der Gestirne und Planeten sowie der Jahreszeiten und das Wesen der unterscheidbaren Elemente. Die Unterscheidung in Feuer, Wasser, Luft und Erde ist beispielsweise so eine Form der Untergliederung. Dabei war die Erde nicht immer flach. Entgegen der verbreiteten Meinung war etwa auch bereits Pythagoras der Ansicht, die Erde sei eine Kugel, wie viele andere Größen der Antike auch. Allerdings kannten sie nicht die Schwerkraft und ordneten die Planetenbewegung gottgewollten Kreisbahnen zu. Die Begründung war die, dass nur die Kreisbahn eine Bewegung in einem von Materie durchdrungenen Raum erlaubt.

      Die damaligen Erklärungen für die Effekte der Schwerkraft sind aus heutiger Sicht amüsant, aus damaliger durchaus bemerkenswert und ich möchte nicht wissen, über welche heutigen Überlegungen spätere Generationen herzlich lachen werden. Die Rolle der Götter hatte dabei zwei Kernfunktionen: Zum einen, das nicht verstandene erklärbar zu machen, wie etwa die Kreisbahnen der Planeten, zum anderen, das eigene Temperament zu zügeln und dem ständigen Wechselspiel von Naturgewalten, Gefahren und eigener Maßlosigkeit eine verhandelbare Form zu geben.

       3000 Jahre alte Geschichten prägen uns bis heute

      Die Menschen der damaligen Zeit standen ja durchaus vor der schwierigen Frage, wieso sie sich denn von den anderen Tieren so unterschieden. Warum sie einerseits klüger waren und sie beherrschen konnten, andererseits von Zweifeln geplagt waren, von Trieben und Maßlosigkeit. Warum die Frauen ihre Kinder unter großen Schmerzen gebaren, während alle Tiere in ewigem Gleichmut ein vergleichbar paradiesisches Dasein pflegen. In dieser Zeit entstanden die Kernaussagen der Religionen, wie etwa die Schöpfungsgeschichte, die die westliche Welt bis heute prägen und die in ihrem Tiefgang ihresgleichen suchen.

       Pragmatismus zwischen Göttern und Menschen

      Das Verhältnis zu Göttern war bei aller Mystik dabei lange Zeit pragmatisch geprägt. Mit geeigneten Opfern ließ sich gut Handel mit den Götter treiben und die Grenze zwischen Menschlichem und Göttlichem war gerne fließend. Halbgötter wie Herkules gehörtem zum Personal ebenso dazu wie die Vergötterung von Tyrannen, zu denen auch Größen wie Pythagoras sich zählten.

       Plato trennt das Göttliche vom Menschlichen

      Erst mit Plato kam etwas grundlegend Neues dazu: Die Götter hoben sozusagen ab, entschwebten in einen immer abstrakteren Himmel. Die Ideenleere Platos sagt: von allem, was ist, gibt es eine Idee. Das ist die reine Form, sie ist einzigartig und göttlich. Was wir sinnlich erfahren, sind nur (irdische) Abbilder dieser Idee. Damit prägt er das Bild von einer reinen, göttlichen Idealwelt, die aber für alles irdische Leben unerreichbar ist. Es gibt also die Idee einer Katze und es gibt Katzen, die herumlaufen, die aber sterblich sind und verschwinden, nur der Ideenanteil bleibt. So entstand im Weiteren die Trennung zwischen Leib und Seele.

      Platos strenges Konzept hat die späteren fast 2000 Jahre geprägt, unter anderem das Christentum, das vieles von Plato übernommen hat, dieser Prozess zog sich aber einige hundert Jahre hin.

       Der Jenseitsbonus der Christen

      Das kleinstaatlich geprägte antike Griechenland, wurde von den sehr viel unkultivierteren Römern abgelöst. Sie waren hervorragende Organisatoren. Metaphysisch trugen sie nicht viel bei, sondern übernahmen das Griechische. Sie führten über viele Jahrhunderte pragmatisch ihr Imperium auf hohem Niveau bis sie am eigenen Erfolg scheiterten. Die unterdrückten Germanen wurden immer gebildeter und selbstbewusster und waren in der Mehrzahl Christen: Der Jenseitsglaube machte es leichter, Unterdrückung im Diesseits auszuhalten. Gleichzeitig wuchsen sie als Söldner zur Mehrheit im römischen Heer.

      Die

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