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      Wilson Schmidt

      Stabile Seitenlage

      Kurzgeschichten

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       Outgesourct

       Neue Nachbarn

       Brustmigration

       Der will nur spielen

       Doctor Doctor, give me the news

       Ein Vogel wollte Hochzeit machen

       Im Fahrstuhl

       Im Stau

       What a waste

       Last night a DJ saved my life

       Öffentlicher Personennahverkehr

       Quantensprung

       Von Reisepässen und Nummern

       Im Fahrstuhl II

       Die Besucher

       Es begibt sich aber zu einer Zeit

       Oma

       Ruhe in Frieden

       Und zum Schluss

       Impressum neobooks

      Vorwort

       Is this the real life?

      Ja.

       Is this just fantasy?

      Manchmal.

      Outgesourct

      Ein heißer Frühlingstag würde Berlin beschert werden, hatte der Wetteronkel im Radio gesagt – und so kam es auch.

      Bereits um halb zehn Uhr morgens lag die Temperatur deutlich über 20 Grad. Da dies Mitte Mai und obendrein noch an einem Samstag und somit freien Tag geschah, hielt ich die Bezeichnung „Wetterphänomen“ für angemessen.

      Frau Wilsons Haar in der Suppe war eine Fortbildungsveranstaltung, die sie in den Saal eines Bürokomplexes sperren und mich für einen ganzen Tag lang zum Strohwitwer machen würde – und ich war durchaus bereit, dies zu genießen. Die gemeinsame Tochter war ebenfalls ausgeflogen, um sich einen schönen Tag im Freundeskreis zu machen.

      Ich drehte eine Runde mit dem Fahrrad, brachte mir zwei Schrippen vom Bäcker mit und freute mich auf meinen Tag und mein Vorhaben.

      Mit der Aussicht auf ungestörte Ruhe am Strohwitwertag hatte ich gestern den alten abgewetzten braunen Koffer vom Dachboden geholt.

      „Willst Du verreisen?“, hatte die Gattin verwundert gefragt.

      „Keineswegs“, erwiderte ich, ließ die beiden Metall-Verschlüsse aufschnappen und offenbarte ihr mit einem strahlenden Lächeln den Inhalt des Koffers: Walt Disneys Lustige Taschenbücher, die ich als Kind gesammelt hatte.

      „1 bis 104. Vollständig, nur die 97 fehlt“, erklärte ich in Erwartung, sie würde meine Begeisterung wenn schon nicht teilen, so doch wenigstens verstehen.

      „Und?“ Frau Wilson schien nur mäßig interessiert.

      „Die ersten Lustigen Taschenbücher, schau doch nur!“

      Die Gemahlin schaute: in den Koffer, dann mich an und anschließend wieder in den Koffer.

      Schließlich sagte sie: „Wenn Du den Krempel zur Müllabfuhr bringst, kannst Du auch gleich den alten Plattenspieler mitnehmen, der nicht mehr funktioniert.“

      Ich begriff nicht.

      Dann verstand ich – und war erschüttert.

      Die Schrippen waren verspeist, der Kaffee getrunken. Ich entnahm dem Koffer einige Bände der Lustigen Taschenbücher, goss mir Cola ein, freute mich über das schöne Wetter, ging hinaus auf die Terrasse und machte es mir dort im Stuhl bequem. Dann vertiefte ich mich anderthalb Stunden lang in die Abenteuer von Micky und Donald, las von Kolumbusfaltern, von Dagobert Ducks erstem Kreuzer, von Pechvögeln und Panzerknackern.

      Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie sich in zwei Metern Entfernung die elektrischen Rollläden in Bewegung setzten und nach unten fuhren. Das ließ mich nur kurz aus „Donald in Hypnose“ aufschauen und nahm mir vor, mich der Sache später anzunehmen.

      Vor wenigen Tagen hatte uns der Rollladen-Spezialist unseres Vertrauens nach monatelangem Bohren endlich weichgekocht und die alten zum Teil schon arg strapazierten Gurte kappen dürfen. Er installierte Motoren und Schaltuhren, die dafür sorgen sollten, dass wir fortan nur noch beobachten mussten, wie sich die Rollläden zu programmierten Zeiten hoben und senkten. Und das hatte bisher tatsächlich vorzüglich geklappt.

      Ich legte das Buch beiseite. Dies konnte keineswegs eine von uns programmierte Zeit sein.

      Bei Fehlfunktion genügte ein Anruf bei ihm, hatte der Rollladen-Mann gesagt und er würde die Sache im Handumdrehen in Ordnung bringen. Ich würde anrufen müssen. Mit dem Telefon, welches sich im Wohnzimmer befand. Hinter dem Rollladen. Hinter dem Rollladen, der als Hindernis die offene Terrassentür unüberwindbar machte. Dort, wo auch der Schalter angebracht worden war, mit dem die Rollläden zur Not manuell bedient werden konnten.

      Ich schaute mich um. Erfreulicherweise ist die Terrassenseite unseres Hauses von anderen nicht einzusehen. Dies schützt vor neugierigen Blicken und vor peinlichen Situationen wie dieser, über die ich mir nunmehr einen Überblick zu verschaffen gedachte und einer ersten Bewertung unterzog:

      Wilson – auf der Terrasse,

      Haus – von der Terrassenseite trotz offener Terrassentür wegen des Rollladens nicht zu betreten,

      Haus – durch Haus- und Kellertür mangels Schlüssel außerhalb des Hauses nicht zu betreten.

      Fazit: Wilsons Haus für Wilson

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