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Die Rote Baskenmütze. Ralph Scheible
Читать онлайн.Название Die Rote Baskenmütze
Год выпуска 0
isbn 9783847665762
Автор произведения Ralph Scheible
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Sodele, jetzt muss ich aber das Notebook reparieren. Zum Glück habe ich mein Werkzeug dabei.« macht sich IT-Sven an die Arbeit.
»Du schraubst dieses Ding so richtig auseinander? Wenn das Maya sieht kriegt sie einen Anfall.« lästert Max.
»Ha komm, die dreht voll durch, wenn se des sieht. Mach’s bloß net kaputt.« pflichtet Marina Max bei.
»Quatsch. Mein Werkzeug ist auf meinen drei USB-Stecken. Ruhe jetzt, ich muss mich konzentrieren.« sagt Sven und steckt das erste USB-Teil in Mayas Notizbuch.
»Un was macht des jetzt ohne zum schrauben?« möchte die immer Beschwipste wissen.
»Das stellt das System wieder her, das ist alles« hofft USB-Sven.
»Guck mal, dahinten kommt Karlo der Ex-Sheriff aus Maulbronn.« sagt Max.
»Hey Karlo, Bock auf ein Bier?« ruft Sven.
»Super, da sitzen schon alle am frühen Vormittag mit Bier herum.« stellt Karlo fest. »Erstens ist es fast 12 Uhr Mittag und zweitens ist das hier unser Outdoor
Social-Media-Zentrum für selbstbestimmte Erfolgreiche.« erklärt Sven.
»Was ist das denn?« lacht sich Karlo, der rein gar nichts verstanden hat, fast kaputt.
»Und was machst du um diese Zeit hier? Ist deine Weltfirma dem Untergang nahe?« möchte Max wissen.
»Also ich bin krank geschrieben. Da bin ich aber nicht der Einzige, auch Bombo Müller ist schon eine Weile krank. Ja, die haben richtige Probleme in der Kühlerfabrik. Anscheinend fanden weltweit verbotene Absprachen statt, jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Aber auch die Aufträge werden immer weniger.« sagt Karlo während er sein Hefeweizen in Empfang nimmt.
»Ist ja kein Wunder wenn sich kaum noch jemand ein neues Auto leisten kann und die Chinesen sind ja erst mal bedient. In Peking ist sowieso kein Durchkommen mehr, da wäre es besser wenn man denen jetzt nagelneue E-Bikes verkaufen würde, aber bis da jemand dahinter kommt, haben die das schon selbst gemacht.« erkennt Sven.
»Genau, und diese Absprachen und andere Betrügereien sind so richtig salonfähig geworden. Das sieht man jetzt sogar schon auf ganz ordinären Wochenmärkten. Alles aus der Region und so. Von wegen.« regt sich Max auf.
»Ja klar, früher war alles besser.« wirft die junge flotte Bedienung mit neuem Bier auf dem Tablett ein.
»Des stimmt genau, aber Hallo!« sagt die, auch noch recht junge, immer Beschwipste.
»Das ist doch Blödsinn, früher waren nur die Nahrungsmittel besser. Die waren alle automatisch Bio. Die musste man nicht extra als solche deklarieren, um sie zu überzogenen Preisen mit trotzdem irgendwas kontaminiert verkaufen zu können.« sagt Max.
»Ha ja, die hatte au alle en Garte, so wie mei Oma. Do hats glei anders gschmeckt« kann sich die 28jährige Marina noch gut an die alte Zeit erinnern.
»Was ist das jetzt mit dem Soschel Media bei euch?« fragt Karlo voller Wissensdurst.
»Dazu brauchst du erst mal eine Plattform. So wie dieser Platz hier, der bezeichnender Weise Drehscheibe heißt. Dann tauschen wir allen möglichen Quatsch und Unsinn aus und lästern über uns unbekannte Personen, die hier vorbeiwatscheln und sich nicht wehren können. Nach jedem Bier kommen immer mehr lustige und abfällige Bemerkungen dazu. So funktioniert das in etwa.« erklärt Plattform-Sven.
»Dachte das hat was mit dem Internetz zu tun?.« sagt Karlo.
»Hat es ja auch. Aber wir sind hier halt analog. So wie es das früher schon immer gegeben hat. Wir sind sozusagen die analoge Retrogruppe« erklärt Max.
»Ja do guck noa.« schlürft Marina, die immer Beschwipste an ihrem Bier.
»Im Internet sind das in erster Linie Facebook, Twitter, Studi VZ und viele andere mehr. Wikis, Blogs und Feeds lösen jedoch die traditionellen E-Mails der Kommunikation in großen Firmen ab, was viel Unmut zwischen Chefs und Angestellten auslöst. Manche haben sogar virtuelle Teamräume auf der internen Social Media Plattform wo sich alle Daten befinden und mehr. Web 2.0 eben, soziale Kollaboration. Viele Firmen haben sich von Mails komplett verabschiedet und kommunizieren nur noch über Blogs. Dafür ist internes Wissen für die Mitarbeiter immer verfügbar. Womöglich aber bröckelt das Herrschaftswissen so allmählich.« erklärt Sven.
»Hey, des isch doch super.« freut sich Marina.
»Naja, das klingt aber auch nur theoretisch gut. Die richtigen Arbeiter, die heutzutage Worker heißen und meistens von Leihfirmen als Leibeigene gestellt
werden, haben da doch nichts davon. Und mit der Kommunikation ist es auch so eine Sache. Die findet im Prinzip doch gar nicht mehr statt« wendet Max ein.
»Wie meinst du das?« möchte Sven wissen. »Genau so. Wer pflegt denn heutzutage noch eine gute geistreiche oder persönliche Unterhaltung? Das Internet ist eine tolle Sache dachte ich, wo man etwas Zeit verbringt und danach sein Leben weiter lebt, aber es dient nur zum Chatten, dämliche persönliche Bilder der ganzen Welt zu zeigen und als neuer Sport, gegen alles und mögliche hetzen, sprich mobben. Das ist anscheinend gesellig. Man vergisst jedoch ganz schnell, dass es viel wichtigere Aspekte der Geselligkeit gibt, wie zum Beispiel ruhig dazusitzen und jemandem ruhig zuzuhören.« sagt Max.
»Aber das machen wir doch gerade.« erwidert Sven und die immer Beschwipste nickt.
»Warte doch mal ab, gleich vibriert und dudelt irgendein Smartphone. Wahrscheinlich deines sogar, dann sagst mir mitten im Gespräch, Moment jetzt habe ich Wichtigeres zu tun. Diese kleinen Dinger in unseren Taschen sind psychologisch so mächtig, dass wir uns längst daran gewöhnt haben, zusammen allein zu sein. Man will zusammen sein und doch gleichzeitig woanders.« ist sich Max sicher. »Ja, so gesehen« gibt ihm Sven recht.
»Hi, ist mein Notebook fertig? Funktioniert es wieder?« fragt Maya, vom Einkauf zurückkommend.
»Klar doch. Geld her. Bier her.« fordert Notebook-Sven. »Sieht du, da haben wir es schon« grinst Max. »Hi?« fragt Max die vor Glück aufgeregte Maya.
»Ja Hi, habe ich doch schon gesagt, bist du taub?« guckt sie Max doof an.
»Ich will ja nur wissen was du damit meinst. Bist du high? Hast du einen Herzinfarkt? Hi-Fidelity? Ach, du meinst den Zip-Code von Hawaii?« grinst Max.
»Das heißt ganz einfach nur Hi. Wie Hallo.« meint Maya dazu.
»Und warum sagst du dann nicht einfach Hallo? Weil Hi als Floskel kürzer ist? Oder würdest du dem Hei gerne noch ein L anhängen?«
»Du hast es erfasst, es ist ganz einfach eine kurze schnelle Floskel.« sagt sie jetzt etwas verstört und kümmert sich lieber um Sven.
»Hier ist dein Cash, das Bier kannst du ja selber bestellen, ich muss gleich weiter.«
»Okay, danke!« freut sich Sven und bestellt gleich eine Runde Hefeweizen.
»Mannomann! Heute habe ich aber schon viel gelernt. Also Prost!« lacht Karlo.
»Mein Smartphone hat schon lange nicht mehr geklingelt.« ist Sven total nervös und guckt ob es eventuell kaputt ist.
»Max hat recht, selbst wenn dieser Dinger mal keine Geräusche machen, werden Gespräche unterbrochen, es könnte ja eine Störung vorliegen.« kann Karlo nur noch mit dem Kopf schütteln. Computer-Sven wird leicht rot und ringt nach Ausreden.
»Das ist doch wichtig für mich, womöglich geht mir ein Auftrag verloren.«
»Was dir mit Sicherheit verloren geht, sind deine sozialen Kontakte, wenn du so weitermachst.« sagt Max zu diesem Thema.
»Du denksch, dann hat der bald keine Freunde mehr, gell.« hat sogar die immer Beschwipste kapiert. »Vielleicht soll i