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Mord im Tempel der Venus. Ann Bexhill
Читать онлайн.Название Mord im Tempel der Venus
Год выпуска 0
isbn 9783847678625
Автор произведения Ann Bexhill
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Es gibt 890 große bis mittlere Badehäuser in Rom und die Eintrittspreise sind sehr niedrig. Jeder konnte sich den Einlass in ein Bad leisten und die bedrückende Enge seiner Wohnung bis zur Nacht vergessen. Trotz der über eine Million Menschen, die Rom mächtig machen, ist Rom keine schöne Stadt. Die Prunkbauten und Tempel und Foren täuschten nicht darüber hinweg, dass es in der Mutter aller Städte stinkt. Man badete nicht nur wegen des Vergnügens täglich, sondern damit der ölige Gestank der einen umhüllte von der Haut herunterging.
Sauber und wie neugeboren lief ich nach dem Bad zum prächtigsten Tempel auf dem Forum und verbrannte im ewigen Feuer Weihrauch und Salz und bat Iuppiter mich lange von jeder Reise zu verschonen. Der Tempel Mercurius der Gott der Händler, Diebe und Reisenden befand sich in Subura. Auch ihm hätte ich Salz und Weihrauch geopfert und darum gebeten mich eine Weile zu verschonen. Reisen sind in meinen Augen zu allererst Strapazen gefolgt von Gefahren. Ich besuchte nach meinem religiösem Dienst mehrere Tavernen in der Nähe des Forums, wo ich meine Zeit damit vertat, Weine zu probieren und mich in den angeschlossenen Bordellen zu amüsieren. Trotz des Blütenkranzes auf meinem Kopf, der Trunkenheit verhindern sollte, musste Tiro mich am Nachmittag ins Badehaus zurückbringen. Wo mich abwechselnd heißer Dampf und kalte Bäder so weit herstellten, dass ich keine Schande beim Familientreffen sein würde. Ich sprach mit Bekannten auf der Latrine sitzend über die verpassten Spiele. Die Rennen im Circus maximus und wo man sich zurzeit am Besten amüsierte. Man klatschte und redete es mussten gute Zeiten sein keiner schimpfte über die Entscheidungen des Senats.
Als Nächstes besuchte ich Vaters geliebte Nefertari. Sie lebte in einer Stadtvilla auf dem Aventinhügel. Vor der Eingangstür saßen mehrere bösartig aussehende Wächter die gebogenen Messer unter der Tunika kaum verborgen auf dem Bürgersteig. Es war vom Senat und den Göttern verboten, Waffen in Rom bei sich zu tragen. Jeder, der sich daran hielt und bei Dunkelheit allein unterwegs war, forderte sein Schicksal heraus.
Ich wurde von einem ihrem muskulösen Diener ins Atrium gelassen wo sie in Seide gehüllt und mit Gold behängt auf einem Speisesofa lag. Früher war sie eine schöne Frau doch jetzt half selbst die weiße Schminke nicht, die Verheerungen des Alters und des Luxus aus ihrem Gesicht zu wischen. Es war sehr traurig den beginnenden Verfall zu sehen. Beim Anblick ihres warmen Lächelns konnte ich verstehen, dass mein Vater sich mehr zu seiner Freigelassenen hingezogen fühlte, als zu meiner Mutter. In Rom werden Ehen von den Familien arrangiert, um Familienbande zu knüpfen oder Fehden zu begraben. Solange man sich diskret verhielt, standen jedem Liebesbeziehungen zu. Ich verstand, warum Vater bis zu seinem tot seine Zeit lieber mit dieser Frau verbrachte. Sie hatte ein Herz und zeigte Gefühle, was ich bei meiner Mutter nur feststellte, wenn sie wütend wurde.
Sie war ein Orakel. Nefertari ließ ihre Freundinnen und Kundinnen ihre Fragen mit einer unsichtbaren Substanz niederschreiben. Nach einigen Minuten wurde die Substanz kurz sichtbar und sie verdrehte die Augen und gab passende Antworten. Ihre Kundinnen waren natürlich tief beeindruckt von diesem Trick. Eine andere, ihrer Methoden die sie nicht nur Reich, sondern auch hoch angesehen gemacht hatten, bestand darin, dass auf der Leber eines Opfertieres eine Schrift erschien. Sie schrieb die Antwort vorher verkehrt auf die Innenseite ihrer Hand und presste sie auf die Leber. Aber sie betrog nur die Reichen und es war nicht einmal Betrug sondern ein wohldurchdachter Ratschlag. Andere Betrüger in Rom versprachen ihren Kunden sie in einer mondlosen Nacht die Götter sehen zu lassen, um ihnen die Zweifel am Glauben zu nehmen. Sie kostümierten sich und vollführten Beschwörungen. In einiger Entfernung zündete ein Gehilfe ein in Öl getränktes Huhn an und ließ es in die Luft flattern.
Es gab die Auguren für ein Jahr gewählte römische Priester, die zu forschen hatten, ob eine Unternehmung den Göttern rechtens sei. Sie verkündeten den Willen der Gottheiten, den sie aus dem Flug und dem Geschrei der Vögel und anderen Vorzeichen lasen. Und es gab die Haruspices die aus den Eingeweiden von geschlachteten Opfertieren die Zukunft vorauszusagen. Doch neben den offiziellen Zukunftsdeutern gab es Scharlatane die anboten bei den Göttern ein gutes Wort für einen einzulegen und dann gab es das „Orakel vom Aventin“. Nefertari hatte mit Glück den richtigen Frauen das Richtige gesagt und war in mehreren Testamenten reichlich bedacht worden. Es gab Frauen die täglich hier vorbei sahen ihre kleinen Entscheidungen von Nefertaris Blicken in die Zukunft abhängig machten. Sämtliche Gerüchte und der Klatsch, der in Rom kursierte, drangen schnell an ihre Ohren.
»Willkommen Quintus« empfing sie mich von Herzen so, wie eine Mutter ihren Sohn empfangen sollte. Sie war erfreut und glücklich über mein Erscheinen. Sie klatschte in die Hände und ihre Sklaven eilten herbei und bestrichen meine Hände und Füße mit Rosenwasser. Zwei Sklaven stellten sich hinter meinen Stuhl und reichten mir abwechselnd einen Becher Wein und Wasser. Oliven und Käse standen bereit. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie hungrig ich war. Während ich das Essen in mich schlang, sprachen wir über das Tagesgeschehen. Ihre Geschäfte gingen gut und Decimus ging es ausgezeichnet.
»Decimus hat mir berichtet, dass du gute Arbeit leistest. Er wird froh sein dich zu sehen, obwohl er das natürlich nicht zeigen kann. Er sagte mir die Leute reden du verstehst es die Zügel so zu halten das Pferd und Reiter zufrieden sind.«
Decimus mein Halbbruder war mir näher als es üblich war. Nach außen hin pflegten wir unsere Feindschaft doch ich schätzte ihn und ohne unsere kleine spielerische Fehde wäre es viel langweiliger in Rom. Meine Mutter hasste Vaters Sohn mit seiner Freigelassenen, allerdings wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, Decimus oder seine Mutter öffentlich anzufeinden. Sie hätte unsere Familie in eine Fehde mit den Ehefrauen der Senatoren gestürzt.
»Man übertreibt ich war nur Quästor«, sagte ich bescheiden.
»Ein Ausgezeichneter«, lobte sie.
»Ich weiß, dass man bestrebt ist, in seiner gewählten Position zumindest die angehäuften Schulden zu begleichen. Was soll es dem Staatswohl bringen wenn die Bürger, die Rom dienen verarmt aus dem Amt herausgehen? Nur die Spiele, die man zu Wahlen geben muss, kosten ein Vermögen. Natürlich bleibt etwas von den Steuern Tributen und Zöllen in den Taschen des Konsuls Legaten und der kleinen Beamten. Es kommt darauf an es nicht zu übertreiben und die Provinzen auszupressen, um am Ende in Rom angeklagt zu werden. Wie macht sich Decimus?«
»Es lohnt sich für ihn und die Stadt. Er hat die clivus Suburanus die Hauptstraße durch das Suburaviertel neu bepflastern lassen.«
»Das muss ihn ein Vermögen gekostet haben.«
»Man darf nicht geizen die Leute werden mit jedem Schritt erinnert, wer ihnen die Straße neu pflastern ließ. Er hatte es bei seinem Wahlkampf schwer. Man bemängelte seine Herkunft. Vor allem Cicero machte Witze über Decimus Herkunft.«
»Wie hat er sich gewehrt?«
»Er hat die Abstammungslisten der Senatoren überall in der Stadt anbringen lassen.« Sie kicherte: »Wusstest du, dass Senator Drusius Großvater ein Fischhändler aus Trans Tibere war?«
Ich musste grinsen. »Jetzt hat er Ruhe?«
»Ja vor allem sein Feind Cicero schweigt. Er knabbert immer noch daran das man ihm daran erinnerte aus Arpinium zu stammen, deren Bewohner erst seit 150 Jahren das Bürgerrecht besitzen.«
»Er macht sein Amt erst gut, wenn die Leute darüber sprechen. Er sollte jetzt einen Tempel bauen oder ein kleines Theater. Die Leute Suburas mögen die griechischen Lustspiele, wenn er in drei Jahren für das Amt des Prätors kandidiert hat, er ihre Stimmen.«
»Sage es ihm persönlich er, hat kaum Zeit mich zu besuchen. Er hat sich sogar ein Haus in Subura gekauft, um näher bei den Leuten zu sein.«
»Rom kommt mir anders vor. Ich weiß es sind nur sieben Monate gewesen doch der Friede gibt mir Rätsel auf. Vielleicht bin ich zu lange fort gewesen.«
Seit hundert Jahren bekämpften sich die konservativen Optimaten und die Popularen, die angeblich dem Volk mehr Rechte geben wollten. Es gedrungen auch hin und wieder taten. Die Optimaten verweigerten sich jeder Machtteilung mit allen Mitteln. Bei meiner Abreise gehörten Morde und Angriffe und Blockierungen von Gesetzen zur Tagespolitik. Gaius Caesar aus der Patrizierfamilie der Iulier war der prominenteste popularen Politiker.