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haben müssen. Über die Bauzeit würden wir weitere Raten benötigen, damit bis zur Übergabe der Schiffe 30 Prozent des Auftragswertes bezahlt sind. Wir reden also über eine zu kreditierende Summe von 70 Prozent, die über sechs bis acht Jahre abzubezahlen wäre."

      Graf beugte sich vor.

      "Das Hauptproblem wird sein, ob Ihre Regierung mitspielt. Meines Wissens hat Peru ein enges Verteidigungsbudget. Ihre Widersacher dürften Sie in Ihren Kameraden finden, die Heer und Luftwaffe vorstehen. Es ist leider das Problem aller Marinen, dass vier neue Schiffe nun mal teurer sind als 50 Panzer oder 20 Flugzeuge. Den Stabschefs von Heer und Luftwaffe müsste also von übergeordneter Stelle klargemacht werden, dass sie sich zugunsten der Marine werden bescheiden müssen. Aber zuerst ist zu klären, ob Ihre Regierung das Vorhaben überhaupt für opportun hält. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass es in der Öffentlichkeit und im Parlament heftige Widerstände gegen ein Geschäft geben wird, welches die zusätzliche Verschuldung von mehreren hundert Millionen Dollar vorsieht. Die Presse wird zetern, die Opposition wird zetern, alle werden sagen, es gäbe drängendere Probleme zu lösen als Kriegsschiffe anzuschaffen, nämlich Schulen und Krankenhäuser zu bauen oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu finanzieren. Ihre Regierung müsste weiterhin die Gläubigerländer Perus ansprechen und um deren Zustimmung zu weiterer Verschuldung des Landes nachsuchen. Wir müssten deshalb versuchen, Señor Almirante, Ihre Regierung mit Argumenten auszustatten, die die Unterstützung des Projektes interessant machen."

      Graf guckte Admiral Chavez mit unbewegtem Gesicht in die Augen.

      „Ich bin sicher, Señor Graf," sagte Chavez genauso unbewegt, „dass Sie sich hierüber Gedanken gemacht haben."

      `Jetzt kommt´s `, dachte Ludwig Kinzel und sah Walter Fernandez an. Der hatte trotz der kühlen Brise, die vom Pazifik herüber wehte, kleine Schweißperlen auf der Stirn.

      "Ja, Señor Almirante, das habe ich," antwortete Graf mit unbewegtem Gesicht.

      ---

      Enrique Pato versuchte vergeblich, etwas von der Unterhaltung mitzubekommen. Selbst, wenn er die höchste Lautstärkenstufe einstellte, hörte er nur Geräusche, die aus der Küche zu kommen schienen. Dann hörte er Schritte und drehte den Lautstärkeregler wieder leiser. Dennoch klang das Geräusch abgesetzter Porzellanteller in seinen Ohren wie eine Explosion.

      Noch lauter war die Stimme Lilianas.

      "Walter, das Buffet ist aufgebaut. Wann immer Ihr wollt, das Essen steht hier." Dann, aus offenbarer Ferne, der Ruf Walters:

      "Vielen Dank, Liebste, wir kommen gleich!"

      Kurz darauf wieder Schritte und lauter werdendes Gemurmel, Ausrufe wie "Ah, das sieht aber gut aus!" und "Sehr schön!" und die Stimme Grafs: "Mein Kompliment an die Dame des Hauses!", Tellerklappern, die Geräusche aufgenommenen Bestecks sowie "Bitte nach Ihnen, Señor Almirante!" und "Nein, bitte nach Ihnen, Señor Graf".

      Wieder Klappern von Geschirr.

      Dann die Stimme Fernandez:

      "Was hältst du davon, Rogerio?"

      Chavez Stimme:

      "Das ist hochinteressant. Der Kerl ist kalt wie ein Fisch. Aber seine Analyse stimmt. Alleine können wir das nicht."

      Wieder Fernandez:

      "Er hat mir das gestern schon gesagt. Und auch ich fürchte, dass er recht hat. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihm zu sagen, dass wir bereit sind, die Zahl zu reduzieren. Darüber will ich in Ruhe mit ihm reden."

      Chavez:

      "Ich bin gespannt, was er jetzt vorschlägt."

      Fernandez:

      "Ich auch. Ah, Lutz, kann ich Ihnen noch etwas zu Trinken geben? Whisky? Ja, gerne."

      Kinzel:

      "Vielen Dank, Walter."

      Danach das gurgelnde Geräusch von in ein Glas gegossener Flüssigkeit und sich entfernender Schritte.

      ---

      Oberst Carlos Garcia war in sein Büro zurückgefahren. Er fluchte laut, als er die Computernachricht über Roxanas Anruf in Kinzels Büro entdeckte.

      Er rief seine Sekretärin.

      "Wo ist Señorita Roxana?" herrschte er sie an.

      "Sie hat sich Urlaub genommen, Señor Colonel," war die Antwort.

      Garcia überlegte. Was konnte Roxana wissen? Eigentlich nichts. Er hatte ihr nur den Namen Rupert Grafs genannt. Wie konnte sie auf Kinzel gekommen sein? Eigentlich nur, wenn sie Graf persönlich kennengelernt hatte und er seine Arbeit für den Rhein-Ruhr-Stahl-Konzern erwähnt hätte. Das würde bedeuten, sie hätte ihn angelogen! Oder gab es eine andere Möglichkeit? Sie könnte an der Hotelrezeption gefragt haben, wer für Graf das Zimmer reserviert hatte. Unwahrscheinlich! Und wieso, wenn sie ihn nicht mal gesprochen hatte!

      Garcia überlegte hin und her. War sie erst heute früh bei sich zuhause aufgetaucht? Garcia konnte sich nicht vorstellen, dass Roxana die Nacht mit Graf verbracht hätte. Aber sie verheimlichte, dass sie Graf getroffen hatte! Die Eifersucht tat ihm körperlich weh.

      ---

      "Señor Graf, darf ich Sie bitten, fortzufahren?" fragte Admiral Chavez. "Wir waren gerade bei einem wichtigen Punkt unserer Unterhaltung."

      "Selbstverständlich, Señor Almirante." antwortete Graf. Sie hatten wieder auf der Terrasse im Schatten der Markise Platz genommen.

      "Es gibt zwei Arten von Argumenten: Die rein sachlichen. Also, Beitrag zum Schutz des Landes, Beitrag zum Schutz und zur Überwachung Ihrer Gewässer, Unterbindung von Schmuggel und Raubfischerei, beides Vergehen, die Ihr Land viel Geld kosten. Interessanterweise wurden Lutz und ich eingeladen, noch heute Nachmittag ein Gespräch mit Ihrem Minister für Fischereiwesen zu führen."

      Graf sah Fernandez an.

      "Sollte dies bereits ein Resultat unseres Gespräches von gestern sein, Walter, dann darf ich meinen Respekt zum Ausdruck bringen."

      Graf fuhr fort:

      "Wir werden aber weitere Argumente benötigen wie anzubieten, peruanische Produkte zur Vermarktung in Europa zu kaufen, also, in Gegengeschäfte einzusteigen. Hierdurch würden Arbeitsplätze gesichert oder zusätzliche geschaffen. Wir können darüber nachdenken, zwei der vier Schiffe bei der Werft SIMA in Callao zu bauen. SIMA hat doch in den siebziger Jahren schon mal Fregatten gebaut. Hierdurch könnte der Schiffbau in Peru wiederbelebt werden. Diese Argumentation wäre politisch verkaufbar und würde das Interesse der Öffentlichkeit vom Kauf der Kriegsschiffe ablenken."

      Chavez warf Fernandez einen anerkennenden Blick zu, aber der war mit seinen Gedanken beschäftigt.

      „Das," fuhr Graf fort, „funktioniert aber nur, wenn Ihre Politiker, die für den Einkauf die Verantwortung übernehmen, sich engagieren. Und damit bin ich bei den weniger sachlichen Argumenten: Walter und ich haben gestern Abend bereits einen Gedankenaustausch geführt, wie er dieses Engagement erreichen will. Ich bitte um Verständnis, Señor Almirante, dass wir auf unserer Seite erst dann größere Summen in die Projektbearbeitung stecken, wenn wir sicher sein können, dass es dieses Engagement gibt."

      Kinzel sah bewundernd zu Graf hinüber. Graf hatte kein einziges Mal die Worte ´Geld` oder ´Korruption´ gebraucht, trotzdem war klar, was er meinte.

      "Das heißt, Señor Graf, wir haben Hausaufgaben zu machen?" fragte Chavez.

      "Ja, Señor Almirante," antwortete Graf, "Ich würde mich gerne mit Ihnen auf einen Aktionsplan einigen, mit dem wir alle wenig Zeit verlieren. Heute Nachmittag gehen Señor Kinzel und ich zu Minister Bustamante, um zu hören, was er will. Das Ergebnis werde ich Sie wissen lassen. Ich möchte gerne vorschlagen, dass die Peruanische Marine uns offiziell zu Gesprächen über die Schiffe einlädt. Dabei wäre nicht schlecht, von vornherein das Interesse an einem möglichst preiswerten und rein defensiven Schiff, wie wir es vorhin diskutiert haben, zum Ausdruck zu bringen. Es wird hierzu reichen, wenn dieses Schreiben an das Büro von Herrn Kinzel gerichtet

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