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weil es nach jahrelangem Lehrermangel plötzlich zu viele Lehramtswärter gab.

      „Das trifft aber nur bei Grund- und Hauptschullehrern zu“, versetzte Konrad Gock. „Bei den Realschulen gibt es noch genug Bedarf.“

      „Na toll“, mischte Birgit sich ein. „Dann hast du ja genau das Richtige getan – wie immer natürlich! Und du übrigens auch“, wandte sie sich an Steffi.

      Diese zuckte die Schultern. Das Thema war für sie noch zu abstrakt. Klar, sie hatte sich für ein Realschulstudium entschieden – aber im dritten Semester war der Abschluss doch noch so weit weg! Trotzdem entfachte das Thema eine heiße Diskussion über das Für und Wider eines PH-Studiums und die Überlegungen, was man im Falle eines Scheiterns mit der Ausbildung anfangen könne. Für viele war es eine Einbahnstraße ohne andere Perspektiven.

      Einzig Birgit betrachtete die Angelegenheit gelassen.

      „Wenn es mit dem Lehrerjob nichts wird“, meinte sie lässig, „dann werde ich die Herausforderung annehmen und ganz etwas anderes machen!“

      Alle mussten lachen. Das war typisch Birgit. Und es war auch das Signal für einen Themenwechsel.

      In diesem Moment öffnete sich erneut die Tür und Babs Mitsch, eine wegen ihrer hilfsbereiten Art sehr beliebte Kommilitonin, kam herein. Babs stammte aus sehr reichem Elternhaus, war aber nicht besonders attraktiv und kompensierte dies durch ein betont burschikoses Auftreten.

      Ihr folgte lässig ein junger Mann, der allen unbekannt war. Aber was für ein Mann! Er war elegant gekleidet, was nicht so sehr in diese Kneipe passen wollte, großgewachsen und breitschultrig, hatte volles blondgewelltes Haar und leuchtend blaue Augen.

      Steffi musste schlucken, als sie ihn sah. Aber offensichtlich verfehlte er seine Wirkung auch bei den anderen nicht, denn kurz stockte das Gespräch.

      Babs schaute sich suchend um, dann kam sie strahlend an den Tisch der Clique, gefolgt von dem Fremden.

      „Hallo, Leute. Schön euch wieder zu sehen! Das ist übrigens Henno. Er studiert ab diesem Semester hier Architektur, und da er noch niemanden kennt, dachte ich mir, ich bringe ihn einfach mit.“

      Alle rutschten ein bisschen näher zusammen, um den beiden Platz zu machen, und Henno bedachte jeden mit einem ganz besonderen Lächeln und fand auch gleich Zugang zu der Unterhaltung. Seine Stimme war angenehm tief und sympathisch. Steffi konnte die Augen nicht von ihm abwenden und lauschte verzückt, wenn er sich zu diesem und jenem völlig unbefangen äußerte.

      Birgit beteiligte sich lebhaft an den Gesprächen, während Steffi wie meist intensiv zuhörte und sich nur selten einklinkte. Doch dann hatte sie das Gefühl, dass sie von Henno jedes Mal besonders beachtet wurde, sei es durch einen anerkennenden Blick oder ein gewinnendes Lächeln. Allerdings reagierte er auch auf die anderen sehr aufmerksam.

      Viel zu schnell war dieser Abend zu Ende und die beiden Freundinnen gingen vergnügt nach Hause, wo sie sich in Steffis Zimmer noch zu einem „Absacker“ zusammensetzen wollten.

      Kapitel 3

      Steffi holte zwei Gläser und eine Flasche Wein heraus, die sie von zu Hause mitgebracht hatte. Birgit war schon nach zwei Minuten da und ließ sich in einen der der kleinen Sessel sinken, die Steffis Zimmer gemütlicher machten als ihr eigenes, das deutlich kleiner und deshalb auch um einiges billiger war.

      „Schön, wieder hier zu sein“, meinte sie. „Ich glaube fast, mir haben die Kommilitonen zu Hause gefehlt.“

      Steffi stimmte ihr zu.

      „Babs hat mich überrascht. Wo hat sie nur diesen Typen aufgegabelt?“

      „Ja, der war schon recht beeindruckend. Hoffentlich macht sie sich mit dem nicht unglücklich.“

      „Wie meinst du das?“

      „Es ist nicht gut, sich in so jemanden zu verlieben.“

      Steffi schaute Birgit ungläubig an.

      „Du meinst, Babs …?“

      „Natürlich, sie ist über beide Ohren in diesen Henno verliebt. Hast du das etwa nicht bemerkt?“

      Nein, Steffi hatte es nicht bemerkt, dazu war sie viel zu sehr mit diesem „Typen“ beschäftigt gewesen!

      „Irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, dass Babs sich verlieben könnte“, wandte sie ein.

      Birgit schaute sie verwundert an, dann fing sie an zu lachen.

      „Du meinst, weil sie immer so burschikos daherkommt? Also das ist in erster Linie ihr Schutzschild. Aber du kannst mir glauben, dass sie für männliche Reize genauso empfänglich ist wie du und ich.“

      Nachdenklich nippte Steffi an ihrem Wein.

      „Er war doch zu allen gleich freundlich.“

      „Natürlich. Der will sich nicht auf jemanden festlegen. Aber das muss ja nicht unser Problem sein.“

      Damit war das Thema Henno für sie erledigt und Steffi hatte plötzlich Hemmungen, es weiter zu verfolgen. Sie plauderten noch eine Weile über alles Mögliche, dann gähnte Birgit und meinte, sie wolle sich nicht zu spät zurückziehen, morgen sei auch noch ein Tag.

      Auch Steffi legte sich schlafen, aber sie fand keine Ruhe. Immer wieder ließ sie sich die Gespräche in der Kneipe durch den Kopf gehen und sah Blicke, die nur ihr gegolten hatten. Aber es stimmte schon, die anderen waren mit ebensolchen Blicken bedacht worden – dieser Mann hatte niemanden bevorzugt. Trotzdem verfolgten seine blauen Augen sie bis in den unruhigen Schlaf.

      Am nächsten Tag war das übliche Semesterbeginngewusel an der Hochschule, bis sich alle informiert , sich in ihre Seminare eingeschrieben und das Vorlesungsangebot studiert hatten. Steffi machte sich schließlich auf den Weg zur Mensa, wo sie sich mit Birgit treffen wollte. Konrad saß bereits an einem der Tische und winkte ihr zu. Nachdem sie sich mit Kaffee eingedeckt hatte, setzte sie sich zu ihm.

      „Bist du auch in dem Literaturseminar von Lingmann?“ wollte er wissen.

      Nachdem Steffi bejaht hatte, freute er sich.

      „Prima, dann können wir uns bald um ein Thema für die Seminararbeit bemühen. Wir arbeiten doch wieder zusammen?“

      „Klar, wir sind schließlich ein Superteam.

      „Klasse! Wenn wir Babs auch wieder ins Boot holen können, haben wir beste Voraussetzungen. Übrigens, was war das denn für `ne Nummer gestern? Was wollte sie nur mit diesem Kerl?“

      „Meinst du Henno?“

      „Ach ja, Henno nannte sich der Schmarotzer.“

      „Wieso Schmarotzer? Der war doch ganz in Ordnung!“

      Konrad war nicht zu bremsen.

      „Also ich bitte dich! Kommt daher, tut so interessiert und schleimt sich überall ein.“

      „Bist du da nicht ein bisschen voreingenommen? Man konnte sich doch sehr gut mit ihm unterhalten.“

      Konrad blieb ihr die Antwort schuldig, denn Birgit und Petra kamen zu ihrem Tisch.

      „Seid ihr fertig oder fertig?“ fragte Birgit doppeldeutig und legte lachend ihren Semesterplan auf den Tisch.

      „Ich werde mir die Vorlesungen heute Nachmittag noch vornehmen“, meinte Steffi schulterzuckend. „Vorhin war so ein Andrang.“

      Petra schaute sich suchend um. „Habt ihr Babs schon gesehen?“

      „Nur kurz im Gewimmel. Aber sie wollte über Mittag auch in die Mensa kommen. Oh, ist sie da nicht schon?“

      Tatsächlich kämpfte Babs sich gerade strahlend durch das Studentengedränge und steuerte auf die Freundesgruppe zu.

      „Hey!“ rief sie fröhlich. „Wisst ihr was? Ich habe mir überlegt, am Samstag gleich eine Einstimmungsparty

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