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Die STERNENKÖNIG - Saga. P.K. Stanfay
Читать онлайн.Название Die STERNENKÖNIG - Saga
Год выпуска 0
isbn 9783742777027
Автор произведения P.K. Stanfay
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Mir scheint, du wirst langsam alt, mein Lieber“, neckte ihn Karra, seine Gefährtin, die es sich neben ihm bequem gemacht hatte.
Sie lagen auf einem kleinen Plateau, das wie der Pfeiler einer Brücke über den Astron ragte. Hier war der Fluss etwa zwanzig Wolfssprünge breit und strömte noch verhältnismäßig ruhig dahin. Weiter unten jedoch rückten die Felswände immer dichter zusammen und machten aus ihm ein reißendes Wildwasser, bis er schließlich über mehrere Stufen in die Tiefe stürzte und zu den gigantischen Wasserfällen von Pales wurde.
Auf weiches, saftiges Gras gebettet und von den Strahlen der Morgensonne gewärmt, beobachteten Karra und Kratos ihren Nachwuchs. Die vier Welpen balgten sich unweit von ihnen um die Beute der letzten Nacht.
Kratos unterschied sich in vielem von seinen Artgenossen. Er war nicht nur größer und stärker als alle anderen, er hatte auch als einziger von ihnen ein schneeweißes Fell. Diesen eigentlichen Nachteil machte er aber durch seine große Kraft, seine enorme Schnelligkeit und Geschicklichkeit, seinen Mut und vor allem durch seine Klugheit bei weitem wieder wett und sein Ansehen in der Gemeinschaft der Großen Grauen Wölfe wuchs von Jahr zu Jahr. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, das man ihn, als der alte König gestorben war, zum neuen wählte. Und es hatte schon viele Situationen gegeben, in denen er dieses Vertrauen rechtfertigen konnte. War er so schon mit seinem Leben ganz zufrieden, so hatte ihn Karra vor sechs Monaten zum überglücklichsten Wolf auf dieser Welt gemacht, indem sie ihm diese vier Racker da drüben geschenkt hatte. Und ganz besonders stolz war er darauf, das Korros, der Kräftigste des Wurfes, genau so ein weißes Fell hatte wie sein Vater.
Doch seit einigen Tagen machte er sich auch große Sorgen. Vor einigen Nächten war ihm aufgefallen, das sich einer der Monde seiner Welt verdunkelt hatte und er konnte sich absolut keinen Reim darauf machen. Aber instinktiv ahnte er, das etwas geschehen sein musste, das auch für seine Gemeinschaft und seine Familie bedrohlich werden konnte. Also hatte er sofort Kundschafter in alle Himmelsrichtungen ausgeschickt. Und tatsächlich! Aggos, einer der Erfahrensten, den er in den Norden gesandt hatte, brachte neue Nachrichten. Und es waren keine guten!
„Ein riesiges Heer finsterer Kreaturen ist in das Reich der STERNENKÖNIGE eingedrungen“, berichtete er. „Kreaturen, wie ich sie noch nie zuvor zu Gesicht bekommen habe. Von so einer so abscheulichen Aura von Bosheit und Mordgier umgeben“, er musste mehrmals niesen vor Abscheu und Ekel, „die ihr euch nicht vorstellen könnt. Ich habe ein großes Schlachtfeld gefunden. Viele, viele tote Menschen und Eindringlinge. Den Spuren nach müssen die Menschen die Schlacht verloren haben und sind geflohen. Ich nahm ihre Witterung auf, die mich direkt nach Astragol führte. Dort sah ich, wie sich das Heer der Fremden gerade aufstellte, um die Stadt anzugreifen. Ich wartete nicht weiter und bin auf dem schnellsten Weg wieder zurückgekommen, um euch zu berichten.“
Wenn das alles stimmte, woran Kratos nicht einen Moment zweifelte, hatte ihn sein Instinkt nicht getrügt und es schien so, das auf die Großen Grauen Wölfe, und wahrscheinlich nicht nur auf sie, unruhige Zeiten zukommen würden.
„Hast du das auch gerade gehört?“ unterbrach Karra plötzlich seine Gedankengänge. Sie war aufgestanden und hatte die Ohren gespitzt.
„Was gehört?“ Kratos schaute sie irritiert an.
„Da - wieder!“ rief sie aufgeregt.
Jetzt vernahm er auch etwas und erhob sich ebenfalls.
„Es klingt wie das Geschrei eines kleinen Menschenkindes“, sagte Karra und ließ ihre Blicke suchend umherschweifen. „Aber woher kommt es?“
„Vom Fluß“, antwortete Kratos. Seine scharfen Augen hatten die Ursache des Geschreis längst entdeckt. „Genauer gesagt, auf dem Fluß. Sieh doch, dort an der überhängenden Weide treibt es gerade vorbei. Sieht aus wie ein Bastkorb.“
Jetzt sah ihn auch Karra. „Schnell“, sagte sie, „du musst ihn rausholen bevor er die Wasserfälle erreicht.“
„Moment mal“, protestierte Kratos. „Seit wann sind mir Flossen gewachsen?“ Und bereute diesen Satz sogleich, als sich Karra erbost vor ihm aufbaute.
„Und s e i t w a n n versagt der König der Großen Grauen Wölfe jemandem seine Hilfe, wenn er in Not ist?“ knurrte sie leise und schüttelte enttäuscht den Kopf. „Und das vor den Augen deiner Kinder.“
„Ist ja schon gut“, brummelte er mit Verzeihung heischendem Blick. „Du hast ja Recht.“ Dann setzte er sich in Bewegung und trabte über die Wiese zum Fluß hinunter.
„Beeil dich, bitte“, rief sie ihm hinterher.
Während seines Weges nach unten hatte Kratos den Bastkorb keine Sekunde aus den Augen gelassen und ihm wurde klar, das er sich schnell etwas einfallen lassen musste. Er war zwar ein guter Schwimmer und es stand auch außer Zweifel, das er den Korb erreichen würde. Doch angesichts der immer stärker werdenden Strömung und mit der zusätzlichen Last würde er es nie und nimmer rechtzeitig ans rettende Ufer schaffen.
Als er den Fluß erreichte, war der Bastkorb schon an dieser Stelle vorbeigeschwommen. Er hetzte ihm über dem steinigen Uferstreifen hinterher und als sie endlich auf Augenhöhe waren, musste er feststellen, das der Korb immer schneller wurde, da er selber sein Lauftempo stetig erhöhen musste. Die Strömung wurde immer stärker und wenn ihm nicht bald eine rettende Idee kam, würden all seine Bemühungen umsonst gewesen sein.
Während er noch verzweifelt hin und her überlegte, entdeckte er in einiger Entfernung vor sich einen umgestürzten Baum. Der letzte Sturm musste die mächtige Kiefer entwurzelt haben und sie war glücklicherweise so gefallen, das sie beide Flussufer wie eine Brücke verband.
Blitzartig wusste Kratos, was er zu tun hatte und verdoppelte seine Anstrengungen. Doch viele größere und kleinere Felsbrocken, die von einer kürzlich zu Tal gegangenen Gerölllawine stammten, versperrten ihm den Weg, so das er keinen großen Vorsprung gewinnen konnte. Seine letzten Reserven mobilisierend erreichte er den Stamm, jagte auf die Baummitte zu und in buchstäblich letzter Sekunde schlossen sich seine kräftigen Kiefern um den Henkel des Korbes. Er riss ihn aus dem Wasser und in Sicherheit.
Erschöpft, aber mit stolz geschwellter Brust hatte Kratos den Korb vor seine Frau gestellt, um sich dann erst einmal hinzulegen und zu verschnaufen.
Neugierig beäugte Karra das Menschenkind, das in diesem Augenblick wieder zu schreien anfing.
„Du machst ihm Angst“, knurrte Kratos.
„Unsinn“, sagte sie. „Warum sollte es Angst haben? Es hat noch nie einen Wolf gesehen. Nein, ich denke, es hat einfach nur Hunger.“ Sie stieg vorsichtig mit den Hinterbeinen über den Korb und bot dem Säugling ihre immer noch prall gefüllten Zitzen an. Ein lautes Schmatzen zeigte deutlich, wie recht sie gehabt hatte.
Als das Kind seinen Hunger gestillt hatte, zog sie sich zurück und legte sich neben Kratos.
Jetzt kamen auch die vier Welpen herangetapst, allen voran Korros, der Mutigste von ihnen. Zuerst beschnüffelte er den Korb von allen Seiten und dann, mit allem gebotenen Respekt, steckte er seine Schnauze ins Innere, um zu sehen, wer oder was da so gierig auf die Milch seiner Mutter war. Vielleicht waren es seine Barthaare, die kitzelten, oder sein Atem. Jedenfalls zuckten die Ärmchen des Kindes und ein ordentlicher Nasenstüber ließ ihn erschrocken drei Sätze zurück machen, wo er sich duckte und mit gesträubtem Fell ärgerlich anfing zu knurren.
„Jetzt ist aber gut, Korros“, herrschte ihn Karra streng an.
„A - aber Mama, es hat mich doch geschlagen“, verteidigte der sich vorwurfsvoll.
„Das war doch nur ein Stups und dazu noch ohne Absicht“, grollte sie. „Wenn dieses Menschenkind einmal erwachsen geworden ist und dir dann noch einmal auf deine vorwitzige Nase schlagen sollte, wirst du den Unterschied schon merken. Und jetzt geh wieder spielen.“
„Phhh“, maulte Korros.