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gewappnet. Ein kleines Fläschchen mit Bügelverschluss, dem in seiner ersten Bestimmung Eierlikör zugeteilt war, und ein Löffel stecken in Henriettes Handtasche. Sobald die Kellnerin die Schale mit der Soße auf den Tisch gestellt hat, lässt Henriette den Blick durch die glücklicherweise noch nicht so stark besuchte Gaststätte streifen. Nicht dass andere Gäste Zeuge ihres unerlaubten Tuns würden oder gar die Kellnerin plötzlich mit den nächsten Speisen an ihrem Tisch auftaucht. Als die Luft rein zu sein scheint, schaufelt Henriette schnell ein paar Löffelladungen in das Fläschchen. Ihre Hände zittern vor Aufregung. Weil der Flaschenhals kleiner als der Löffel ist, kleckert die kostbare Soße an der Flasche runter und über ihre Finger. Sie leckt alles schnell ab und schafft es noch, das Fläschchen zu einem Drittel zu füllen. Mit hochrotem Gesicht betrachtet sie ihr Ergebnis. Puh, eine Laufbahn als Kriminelle wäre nicht ihr Ding, wenn sie sich schon bei so einer Lappalie fast in die Hosen macht.

      Zu Hause angelangt, macht sich Paul sofort ans Ausprobieren. Er stellt eine Grundsoße her, versetzt sie mit Sahne, gibt Tomatenketchup hinzu, versucht den fruchtigen Geschmack mit einem Klecks Pflaumenmus herauszukitzeln. Am Schluss schmeckt die Soße gut - aber eben nicht wie im Los Angeles. Paul ist sauer, verflucht die störrische Kellnerin samt Köchin und sinniert, was er noch anstellen könnte, um doch noch das Soßen-Geheimnis zu knacken.

      Drei weitere Tage später ein erneuter Anruf aus Deutschland. "Wir haben uns erinnert, dass die Köchin sich vor einigen Jahren scheiden ließ. Jetzt erfuhren wir von Marianne, der die Sache auch keine Ruhe ließ, dass der Ex-Mann der Köchin in der Stadt ebenfalls ein Restaurant aufgemacht hat. Vielleicht ist er gesprächiger", versucht Marlies die beiden Soßen-Spione zu motivieren.

      Die mehr als vage Wegbeschreibung zu der Gaststätte kann Paul und Henriette keineswegs stoppen. Jetzt ist ihr Ehrgeiz erst recht angestachelt. Mit kriminalistischem Spürsinn durchqueren sie den beschriebenen Stadtteil, wo sie den Los-Angeles-Ableger vermuten, von Nord nach Süd, von Ost nach West. Schließlich entdecken sie das Objekt ihrer Begierde. Ein kleineres Los Angeles, das sich als Unterscheidung zum größeren Namensgeber ein "Petit" vor den Restaurant-Namen gesetzt hat.

      Ziemlich aufgeregt betreten beide das Lokal, das außer dem Namen wenig gemein hat mit dem "Mutterhaus". Ohne dem Betreiber zu nahe zu treten, aber es ist ein Etablissement in schlichtem Ambiente. Die beiden wissen jedoch, dass das auf den Kanaren überhaupt nichts zu sagen hat. In den abgeranztesten Kaschemmen kann man ein super Essen bekommen. Und verlottert sieht es hier nun auch nicht aus. Außerdem interessiert es sie herzlich wenig, wie das Restaurant ausgestattet ist. Einzig und allein ist wichtig, ob der Wirt tatsächlich der Ex der verschwiegenen Köchin ist und ob er Salsa Los Angeles auf der Speisekarte hat.

      Er hat. Sie entdecken sofort das Ziel ihrer Wünsche auf der Speisekarte unter gleichem Namen. Nun bleibt nur noch die Frage, ob der Gastwirt ebenso stur auf dem Rezept hockt. Bestellen, essen und bezahlen haben die beiden schnell erledigt. Doch ehe sie sich verabschieden, müssen sie noch den bangen Moment durchstehen und ihre Frage nach den Ingredenzien der Soße loswerden. Also spult Henriette mit freundlichem Lächeln ihren Lobgesang auf die Soße ab - die im übrigen fast genauso gut schmeckt wie im großen Los Angeles -, ohne natürlich zu erwähnen, dass sie diese schon von dort kennen.

      Und siehe da: Aus dem Wirt sprudelt bereitwillig, was als Grundlage für die Soße notwendig ist. Auf diese Zutaten hätte man nicht von allein kommen können. Er erzählt, was unbedingt hineingehört und verrät zum Schluss einen ganz besonderen Trick, der der Soße zu ihrer besonderen Konsistenz verhilft. Henriette merkt, wie es hinter Pauls Stirn arbeitet, wie er förmlich in Gedanken mitschreibt. Sie wäre dem Gastwirt vor Freude fast um den Hals gefallen. Der wiederum hätte ihren Gefühlsausbruch garantiert nicht verstanden. Wie sollte er auch, konnte er doch nicht erahnen, welche Soßen-Odyssee die beiden bisher hinter sich haben. Und so belassen sie es bei einem ordentlichen Trinkgeld für den freundlichen Mann und verlassen flugs sein Lokal.

      Nach kurzem Zwischenhalt bei einem Supermercado - dem großen Einkaufsmarkt - zum Einsacken der notwendigen Zutaten, sind sie bald zu Hause. Paul verschwindet gleich an den Herd. Obwohl der Wirt ihm keine einzige Mengenangabe über die Zutaten machte, gelingt es Paul nach kurzem Probieren schnell, den typischen Los-Angeles-Geschmack hinzubekommen. Henriette behauptet sogar, die Soße würde noch besser schmecken als das Original. Das geht ihrem Privatkoch natürlich runter wie Olivenöl.

      Wenn die verstockte Kellnerin und ihre Chefin nur wüssten... Gern würde Henriette den beiden triumphierend sagen, dass ihr Mann jetzt ihr eigener Soßen-Produzent ist. Aber damit würde sie ja ihren Tipp-Geber in Gefahr bringen. Und das hat er für seine Freundlichkeit nicht verdient.

      Ach, das Rezept für die Soße?

      Es un secreto del cocinero Paul...

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