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ich Euch etwas über unser Treiben in der allerletzten Zeit schreiben. Wir hatten gewöhnlich strammen Dienst, freuten uns infolgedessen sehr auf unsere Freizeit bzw. auf unser Bett. Heute machten wir nachmittags einen „militärischen Spaziergang“, das heißt auf Felde machten wir Übungen; als wir zurückkamen sahen wir nett aus: wir hatten uns in unseren Arbeitsanzügen in dem Sumpf der Wiesen geradezu gebadet.

      Heute nacht kommt Kurt wohl zurück, vielleicht um 24 Uhr. Einkleidung ist voraussichtlich erst morgen in 8 Tagen, bestimmt ist es noch immer nicht.

      Meine Hände tun mir vom „Pullen“ weh, ich habe schon beim ersten Mal zahlreiche Blasen bekommen; doch macht es mir sehr viel Spaß, überhaupt ist der Dienst recht schön, nur gefällt mir die Gesellschaft recht wenig, es scheinen nur sehr wenig nett zu sein.

      An Mama ging mein Brief vormittags von hier fort, hoffentlich ist er noch rechtzeitig angekommen. Mama ist jetzt wohl schon bei den Großeltern. Vielleicht gehe ich morgen mal nach Holtenau, d. h. nur wenn Kurt Lust und Zeit hat mich zu begleiten. Dann erfahre ich wohl, wie es in Pinneberg (WFs Großeltern mütterlicherseits, Justizrat Heinrich Wieck und seine Ehefrau Anna geb. Stamp lebten in Pinneberg.) geht. Nun gute Nacht, lieber Papa, viele Grüße an die Schwestern, dein dich liebender Sohn Willi

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       Marineakademie und Marineschule in Kiel-Düsternbrook,

       im Vordergrund Torpedoboot „S 82“ (1895)

      Kiel, 26.4.1895

      Lieber Papa!

      Vielen Dank für Deinen Brief; heute abend erhielt Kurt auch Deinen Brief an ihn. Kurt hat mir vieles aus Köln erzählt. Wir sehen uns dann und wann am Tage, aber immer nur ganz kurze Zeit. Es geht mir recht gut, nur meine Hände sehen schlimm aus von all dem Gewehrgriffen und dem Pullen. Mittwochs und samstags haben wir nachmittags Dienst im Gelände, das ist bedeutend interessanter wie das Exerzieren; letzten Mittwoch verlor ich mein Seitengewehr aus der Scheide und merkte es erst beim Zurückmarsch, ich wurde zurückgeschickt, und fand es endlich nach 1 ½ stündigem Suchen; ich habe tüchtig dabei geschwitzt.

      Neulich war es auch auf unserem Exerzierplatz ganz amüsant, wir nahmen an, wir seien in der Bucht gelandet und machten einen Angriff auf Kiel. Der Feind hatte hinter den Mauern des Exerzierplatzes gedeckte Stellung genommen, und wir sollten zunächst möglichst gedeckt herankommen. Dann verbarrikadierten wir uns hinter Haufen von Ziegelsteinen und bauten uns Brustwehren mit Schießscharten zum Liegen, Knien und Stehen. Überhaupt machen wir allerlei amüsante Übungen, wenn wir mal gut exerziert haben.

      Die Karte von Herrn Kirchenrat habe ich überliefert; v. Reinbaben ist ein ziemlich schwächlicher Kadett, der schon ohnmächtig vom Exerzieren weggetragen sein soll, überhaupt leicht zu viel hat. Er freute sich aber sehr über die Karte, und möchte gerne die Adresse von Herrn Kirchenrat wissen, um ihn zu schreiben. Wieviel ich gewogen habe weiß ich nicht bestimmt, ich glaube aber sicher 67 ½ Kilo.

      Vereidigt sind wir noch immer nicht, werden es auch übermorgen, Sonntag, noch nicht, sondern wohl erst am 4. Mai. Heute abend will Bartling mir meinen Uniform schicken (er hat es nicht gethan); ohne dieselbe dürfen wir überhaupt nicht mehr ausgehen, und ich würde mich sehr ärgern, wenn ich nicht ausgehen dürfte, wenn Mama (wieder) hier ist. Morgen nachmittag haben wir keinen Dienst, nur Pullen, aber gerade das ist mir unangenehm, da Kurt morgen um 5 Uhr, wenn ich pulle, Damenkaffe gibt, zu dem Tante Wanda, Frl. Brandt (Frl. Brandt war die Hausdame und Freundin von Wanda v. Wasmer in Kiel) und unter anderem auch noch ich eingeladen bin. Ich werde dann wohl um eine halbe Stunde zu spät kommen.

      Ich will jetzt schließen, weil es in der Messe zu laut wird und weil ich Kurt noch aufsuchen will, dessen Arbeitsstunde gleich vorüber ist. Grüße bitte die Schwestern. Ingeborg (Ingeborg Franck, die jüngere Schwester WFs, lebte noch bei den Eltern in Köln) danke ich für ihren Brief – und die Cousine von mir mit herzlichen Grüßen

      Dein Dich liebender

      Willi

      Kiel, den 10.V.1895.

      Lieber Papa!

      Heute erhielt ich Deinen Brief, für den ich Dir vielmals danke. Schon gestern hatte ich einen Brief an Dich angefangen, wurde aber schon bei den ersten Zeilen durch Unwohlsein, das mich auch am Dienst hinderte, gezwungen, mit Schreiben aufzuhören. Heute geht es mir bedeutend besser, und überhaupt fühle ich mich hier sehr wohl, und wenn ich nicht sehr viel schreibe, so kommt das daher, daß ich mich nach dem Dienst gerne etwas auf meinem Bette ausruhe. Meine Hände sind ziemlich wiederhergestellt, so schlimm, wie Mama anzunehmen scheint, sind sie überhaupt nicht gewesen; allerdings sind sie nichts weniger als schön.

      Ich will jetzt etwas über unsere Vereidigung erzählen. Vergangenen Sonnabend (vor acht Tagen ist wohl irrig, wird am 4. Mai gewesen sein) durften und mußten wir zum ersten Mal in Uniform ausgehen, weil wir vereidigt werden sollten. Am Tage vorher waren uns die Kriegsartikel verlesen und sonstige Instruktionen gegeben worden, und nun zogen wir geschlossen zur Kirche. Dort waren die sämmtlichen dienstfreien Offiziere zugegen aber keine Civilpersonen. Es wurden verschiedene Lieder gesungen, und dann hielt der Marinepfarrer eine recht hübsche, jedoch sehr, vielleicht zu sehr, militärische Ansprache. Darauf wurde der Eid auf die Kriegsflagge geleistet, indem ein Offizier die einzelnen Sätze vorlas, und wir sie nachsprachen. Mittags fand ein großes diner statt; von den Blumen, die die Tafel schmückten, habe ich mehrere aufbewahrt zur Erinnerung an den Tag. Nächsten Dienstag findet die Inspizierung des Infanterie-Dienstes für uns Kadetten statt; am 15. ds Mts geht es dann an Bord. Was wir dann unternehmen werden, darüber kursieren die verschiedensten Gerüchte, ich will lieber nichts Ungewisses berichten.

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      Am Tage meiner Vereidigung habe ich mich photographieren lassen, und zwar bei Billström (Kniebild). Mama hatte schon Sorge darüber, daß ich mich bei dem teueren Fotografen aufnehmen lassen würde. Ich habe das nicht gethan schon deswegen, weil ich gerne selbst bezahlen möchte.

      Für das Schachspiel, das du mir schicken willst, danke ich vielmals; falls es noch nicht gekauft ist, suche mir bitte ein solches aus, das nicht zu groß und überhaupt für den Raum auf den Schiffen berechnet ist.

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      Ich schicke mit diesem Briefe einen Bogen Soldatenbriefmarken (Soldatenbriefmarken: Freimarken für Soldaten), die Mama wohl ganz angenehm sein werden.

      Kiel, den 18. Mai 1895

      Liebe Eltern!

      Ich will Euch heute abend noch schnell einige Worte schreiben und den Brief mit 3 von meinen Photographien absenden. Eine, dachte ich sollte Oma erhalten und die beiden anderen stelle ich Euch zur Verfügung, vielleicht braucht Ihr noch eine zweite. Mittwoch sind wir an Bord gekommen und haben mit unserem Infanteriedienst im allgemeinen fertig, ganz allerdings noch nicht; heute morgen hatten wir zum Beispiel wieder Infanteriedienst, doch nicht mehr den eigentlichen Rekruten-Dienst, sondern die interessanteren Dienstübungen.

      Ich habe diesen Brief gestern abend abbrechen müssen, da wir Messe räumen mußten. In 20 Minuten haben wir wieder Dienst, bis dahin noch einige Worte. Heute morgen war reinigen des ganzen Schiffes so daß man uns nirgends gebrauchen konnte und uns für 2 ½ Stunden in die Toppen entfernen mussten, dort habe ich den einliegenden Brief an Ingeborg geschrieben.

      Herzliche Grüße für Euch liebe Eltern und die große Schwester

      Euer Euch liebender

      Sohn Willi.

       Der einliegende Brief an WFs Schwester Ingeborg ist in krakeliger Bleistiftschrift geschrieben:

      Kiel den 18. Mai 1895

      an Bord SMS „STOSCH“ Oberbramraa (Dachstübchen des Mastes)

      Liebe Ingeborg!

      Ich habe mir für Dich

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