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Malin - Vampir und Heilerin. Paul Stefan Wolff
Читать онлайн.Название Malin - Vampir und Heilerin
Год выпуска 0
isbn 9783742764348
Автор произведения Paul Stefan Wolff
Жанр Языкознание
Серия Malin
Издательство Bookwire
„Davon ist in keinem Film, in keinem Buch die rede.“
„Doch. In der Bibel. Jesus sagt: Wer nicht mein Fleisch isst und mein Blut trinkt – und so weiter. Das ist natürlich nur sinnbildlich gemeint. Bis ein paar Mönche im 11ten Jahrhundert auf die Idee kamen. Gregor J. Mendel mit der Vererbungstheorie war einer von den Nachfolgern – da hatten sie sich auf Pflanzen zurückbesinnt. DAVOR aber haben die schon immer mit der Verbesserung des Menschen beschäftigt. Nachdem man gesehen hatte, zu was Menschen fähig sind, die Hunnen, die ganze Völkerwanderung: die hatten ganze Landstriche ermordet. Das ganze Mittelalter ist voll von Versuchen, den Menschen zu was Besserem Göttlichem zu machen. Im 14ten Jahrhundert suchte man genetisch besondere Kämpfer gegen die Osmanen. Sie begannen, Blut an andere Menschen zu verfüttern. Experimentierten herum. Kräuter hier. Alchemie da. Sie sperrten sie in Käfige. Sie ließen sie unter Vlad Dracu aus Rumänien auf die Osmanen los. Und so weiter und so fort. Es ist eine der modernen Märchen der Anti-Kirchen-Leute - zu behaupten, im Mittelalter wurde nicht geforscht. Doch, Täubchen, es wurde. Halt anders. Man hatte damals ja nicht die Erfindung der Statistik. Man hatte auch nicht die Forderung, dass etwas nur wissenschaftlich war, wenn es sich wiederholen lässt. Man war ganz frei - in den Klostern. Wird man zum Wrukola, wenn man die ganze Zeit – über zwei drei Generationen hinweg nur Blut trinkt? Sonst nichts isst? Das weiß niemand – auf der ganzen Welt nicht. Ich weiß nur, Essen ist zu großen Teilen angelernt, die in Asien essen keine kaputte Milch, also Buttermilch, Käse, Butter. Und wir essen keine gegrillten Spinnen. Und wenn du dann nur Blut hattest – sagen wir 18 Jahre lang, in deinem Käfig. Und sie hätten dir immer wieder gesagt, du verträgst kein anderes Essen und dir Schauergeschichten erzählt, 18 Jahre lang, von deinen körperlichen Reaktionen als Kleinkind darüber, dass du nichts anderes verträgst. Und dann brichst du aus und wirst hungrig: was wirst du suchen zum Essen? Hm? Was suchst du, um deinen Hunger zu stillen?!“
„Ist das irgendwie belegt?“
„Ich kenne da nichts. Natürlich hatten später die aufkommenden neuen Wissenschaftler auch ein Interesse, sowas unter den Tisch zu kehren. Du denkst, die Kirche hat die Bücherverbrennungen erfunden? Es könnte aber sein, dass es Hinweise gibt, zumindest auf die Versuche. Man berichtete damals die Erfolge in den Vatikan – und die Bibliothek des Vatikan ist ja nicht digitalisiert im Internet“, er lachte laut auf. „Was sicher ist, es taucht in Romanen auf. Und schon bei Bram Stoker? Indirekt. Sie bezaubern die Frauen, diese Vampire. Womit denn? Mit einer dunklen romantischen Ader? Neumodischer Blödsinn. Haben sie erfunden, weil ihnen nichts einfiel. Nein. Sie spielen die Guten, sie können heilen. Die Frauen sind nicht dunkelromantisch, sie spüren in ihnen wegen der Heilungsfähigkeit die Nähe des Guten. Die Frauen sind doch nicht SOO dämlich, auf Liebesschwüre zu hören. Was diese Wrukolas – sicher – nicht zum unbedingten Vorteil der Frauen ausnutzen. Weil SOO klug sind die Frauen dann auch nicht.“ Er lächelte diebisch. „Es wird doch erwähnt, dass sie sich selbst heilen können, oder nicht?“
Malin nickte.
„Sandu hat dich geheilt.“
Malin nickte wieder.
„An Neumond. Da fließt aus ihnen die pure Liebe der Heilung. Die unterschwellig wirkende ewige Macht Gottes. Du bist der beste Beweis, dass es funktioniert. Gleichwohl nutzen sie es natürlich zu ihrem eigenen Zwecken. Warum auch nicht? Warum fliegt eine Mücke? Weil sie es kann.“
„Ich dachte, das hätte mit seiner Art des Sex zu tun.“
Der Kommissar schüttelte eifrig den Kopf: „Als mit der Macht Gottes in Verbindung stehende kennen sie natürlich den schönen Satz: Warum sollten Frauen beim Sex mindestens einen, wenn nicht mehrere Orgasmen haben? Weil sie es kann. Auch das wiederum wurde in den Filmen überspielt. Mit dem dunkelromantischen Blödsinnserfindung. Die Vampire wissen, sie tun es, sie haben Erfolg. Bram Stoker konnte doch kaum was von mehrfachen Orgasmen zu der Zeit schreiben. Die weiblichen Orgasmen waren damals unbekannt.“
„Aha? Woher haben Sie das Wissen?“
„Meine Frau wurde gebissen. Während sie eine lesbischen Sex hatte - mit einer anderen Frau natürlich. Sie kam zu mir zurück, wir hatten diesen Ganzkörpersex. Sie hat es mir erzählt. Sie ist inhaftiert. Wir wurden nicht mal geschieden, sonst müsste man ihren Aufenthalt preisgeben. Sie ist bis heute offiziell verschwunden – wie so viele. Einfach so“, er schnippte mit den Fingern.
„Und?“
„Ich bin, wie bereits gesagt, gläubiger Christ. Und diese Sache macht mich noch gläubiger. Ohne mehr zu sagen ist der Konflikt klar. Mir wurde dann angetragen, den Job zu machen.“
„Verstehe. Ein Rachefeldzug aus gekränkter Liebe...“ Malin erinnerte sich, im Auto lief zwei Mal Katy Perry – The one that got away.
„Das Gefängnis befindet sich in einem Geheimtrakt unter dem Nürnberger Kittchen in der Mannertstraße. Da ist meine Kerstin jetzt. Und ich sehe sie mindestens jedes Mal, wenn ich jemand Neues bringe. Aber dann jedes Mal. Und ich habe auch ein Interesse, nicht krank zu werden. Und damit sind wir beim zweiten Teil des Deals.“ Er lächelte. „Bin ich jetzt nicht. Also bin ich auf Sandus Geschichte scharf.“
„Sie haben doch sicher die Wohnung durchsucht?!“
„Nix gefunden“, er schüttelte wieder eifrig den Kopf. „Wie du dir sicher vorstellen kannst, wird mit den Wrukolas Versuche angestellt. Besser, wurde. Die Versuche sind so lala gelaufen. Es gibt aber unter der Hand ein paar Mittelchen. Und sie haben allesamt russische Etiketten.“
„Ich dachte, Sandu war Rumäne?“
„Seine Mutter hat wohl in Moskau studiert. Eine Altkommunistin. Ich sage, die hat noch Verbindungen. Zur alten Garde.“ Er schlug sich mit der rechten Hand auf den Oberschenkel. „Du wurdest ohne deinen Willen zum Wrukola. Da ist was da. Und ich will es herausfinden!“ Dann blitzten seine Augen: „Lust auf Wrukola-Witze?“
„Nur zu.“
„Was ist der Snack für Wrukolas? - Volle Blutegel.“
„Naja.“
„Die natürlichen Feinde der Wrukolas? - Stechmücken.“
„Wird das auch mal besser?“ fragte Malin „Ist nicht so Ihr Talent, das Witze reißen?!“
„Wrukola beim Zahnimplantologen, sagt er: Rücken Sie bitte den Beißzahn in die Mitte. Ich hatte mein Outing als Linkshänder, jetzt kommt das Outing als Linksbeißer.“
„Naja.“
„Es gibt ein Toblerone Wrukola-Edition – Zähne statt Berggipfel.“ Er lächelte. „Aber am meisten mag ich die tiefsinnigen Gags: Ein Wrukola beim Augenarzt, er hat sich ins Handy verbissen. Sagt der Augenarzt: Merken Sie sich, nicht alles, was redet, hat auch Blut und ein Herz!“
„Besser“, Malin wog den Kopf hin und her. „Pluspunkt wegen modern, geht auch mit diesen smarten Lautsprechern...“
„Da war wohl jemand seeehr überhastet, sagte der Arzt, ehe er den Wrukola von dem festhängenden Ohrring befreite...“
Malin grinste. Macht Daumen-Hoch.
„Wie heißen die dritten Zähne für Wrukolas? - Tackerklammern.“
Sie lachte laut los.
„Der Beste kommt erst noch, ist aber etwas länger. Bereit?“
Malin