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als müssten die beiden Kollegen der beachtlichen Erfahrungen im Grenzgebiet zu Angola, wo der Krieg sinnlos zerstörte und die Agonie des aufgesetzten, weissen Systems nicht zu übersehen war, noch eine Probezeit durchlaufen, weil das Beachtliche im burischen Querverstand keine Beachtung verdiente. Für Dr. Bernstein war hier die Grenze der Toleranz nach wenigen Tagen erreicht. Er sagte, dass er sich von diesen Typen der fehlenden Intelligenz nicht auf der Nase rumtanzen lasse. "Dann sollen sie ihren Dreck alleine machen, wenn sie so dämlich sind und nicht begreifen, was hier vonnöten ist", schimpfte er heraus und beschloss in der zweiten Woche, nicht länger als ein Jahr im Land der weissen Apartheid zu bleiben.

      Dr. Hutman blieb undurchsichtig und suchte nun täglich das Büro des Major-Superintendenten auf. Die Kollegen der gleichen Uniform vertrauten ihm nichts Persönliches an. Das sagte Dr. van der Merwe zu Dr. Ferdinand im Gespräch anlässlich des Todes des vierzehnjährigen Jungen auf dem Op-Tisch, als Dr. Hutman bei der Kraniotomie sich nicht helfen liess und den Tod Dr. Ferdinand anlasten wollte und selbst keine Freunde habe. Dr. Hutman war das verlängerte Ohr des ärztlichen Direktors und des Truppenkommandeurs geblieben. Jetzt wollte er noch das Majorsohr des Superintendenten verlängern, weil er sich durch die Ohrverlängerungen der Höhergestellten persönlich versprach, was für ihn zum Nutzen sein konnte. Dass der versprochene.Nutzen ein Versprechen war, weil es auch Schaden machte, daran dachte der jüdisch erzogene Karrierearzt aus der angesehenen Johannesburger Familie mit der auffallenden Gefühlsabstinenz schwarzen Patienten gegenüber nicht zu der Zeit, als sie es ihm noch freistellte und überliess, die Münze rumzudrehen und die Kehrseite nicht weniger sorgfältig zu betrachten und darüber nachzudenken, was ihm die Kehrseite aufzeigte.

      Die Spezialisten kamen weiterhin am Dienstag und Freitag aus Ondangwa, wo sie alle zwei Wochen durch andere ausgewechselt wurden. Sie wurden von 'Waterkloof' (Wasserschlucht), dem Militärflughafen bei Pretoria zum Norden geflogen. Sie waren zum Dienst verpflichtet und kamen als Professoren und Dozenten der Universitäten und akademischen Lehranstalten Südafrikas in den Uniformen hoher Offiziere, um hier die medizinische Versorgung der diensttuenden Truppe sicherzustellen. Warum diese Spezialisten zweimal in der Woche das Hospital in Oshakati besuchen, das wurde Dr. Ferdinand nie richtig klar. Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese regelmässigen Besuche nur etwas mit der medizinischen Versorgung der Truppe zu tun hatten, weil das Militär hier nicht behandelt wurde. Es passte ihm mehr in das Konzept der militärischen Aufklärung, bei den Saalrunden herauszufinden, ob sich unter den chirurgischen Patienten tatsächlich Swapokämpfer versteckten, was für diese Spezialisten, denen alle Türen zum Hospital offen standen, unschwer herauszufinden war, wenn sie die Krankengeschichten lasen und die Art der Verletzung der klinischen Betrachtung unterzogen.

      Das Hospital als Einrichtung der medizinischen Hilfeleistung war eine Schwachstelle im strategischen Konzept der militärischen Führung, die die zunehmende Infiltration der Swapokämpfer und der sie aktiv unterstützenden Bevölkerung ins Kalkül einbezog. Es waren die strategischen Gesichtspunkte des Militärs mit den schärferen Kontrollen, die Dr. Ferdinand auf den Gedanken brachten, dass mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen am Hospital nicht zu rechnen ist, solange die Weissen der Einrichtung misstrauen, dass dort Swapokämpfer und ihre Sympathisanten behandelt werden, was dem Schwur auf den südafrkanischen Präsidenten und dem Eid auf die gehisste Apartheidsflagge widersprach. Dagegen forderte der Eid des Hippokrates die gleiche Behandlung aller Menschen.

      An der miserablen Bestückung und Ausstattung des Hospitals wurde das Ausmass der Schizophrenie sichtbar, die leeren Versprechungen machten politisch Sinn, und das wahre Arzttum wurde zum Krüppel geschlagen. Was für Konflikte mögen die Ärzte in ihrem Gewissen austragen, wenn sie es tun, die an einer südafrikanischen Universität mit Beendigung des Studiums der Medizin den Eid des griechischen Arztes aus vorchristlicher Zeit geleistet haben und dann in die Uniformen der Leutnants gesteckt wurden und dabei den weissen Schwur der herabgesetzten Menschlichkeit leisteten. Das waren die Bedingungen, unter denen hier Ärzte zu arbeiten hatten, wenn sie dem Patienten ins Gesicht sahen und ihn behandelten. Folgerichtig und systemkonform kamen dann die arroganten, bürokratischen Einschränkungen des `Medical & Dental Council' mit der Nichtanerkennung ärztlicher Qualifikationen noch hinzu. Dr. Ferdinand fiel es dennoch schwer sich vorzustellen, wie das Hospital weiter verrottet und dahinsiecht, bis es schliesslich den Geist der Zumutung aufgibt und seine ursprüngliche Bedeutung für die Menschen völlig verliert.

      Die politischen Formeln für die dahinsiechende Verrottung wurden wirksam umgesetzt, man brauchte keinen Grips, um die Niedertracht zu verstehen, denn die Fakten sprachen eindeutig, als dass noch ein Gegenbeweis nötig gewesen wäre. In dieser Phase der grossen Zerreissprobe, vor dem Gewissen des Einzelnen wie vor der Gesellschaft in den Zeiten des absehbaren Umbruchs, war Dr. Hutman in seinem Element als getarnter Arzt, der für Gefühle den Patienten gegenüber nichts übrig hatte, dafür mehr seine verräterischen Ambitionen verfolgte, der denunzierte, auch wenn er dabei die Unwahrheit sagte, und bedenken- wie rücksichtslos anschwärzte, was nur anzuschwärzen war, als wollte er noch die Tapferkeitsnadel auf die Brust gesteckt bekommen, bevor er in den weissen Wohlstand seiner Eltern nach Johannesburg zurückkehrte, um seiner Karriere mit der ihm hier vergönnten Ellbogenfreiheit, von der er in anmassend frecher Weise Gebrauch machte, weiter nachzugehen. Er hatte es bei seinen hinterhältigen Unternehmungen besonders auf die zivilen Kollegen abgesehen, denen er Schaden zufügen wollte, wo es nur ging, weil er sich seines Status der eingebildeten Besonderheit des Höheren beraubt sah, die er im Aufstellen der täglichen Operationslisten und monatlichen Dienstpläne für sich zu verbuchen glaubte, was lächerlich und von kleinem Format war, das ihm Dr. Witthuhn aus Gründen der Sachlichkeit abnahm, als er noch auf dem Stuhl des Superintendenten sass, und diese Aufgabe Dr. Ferdinand übertrug.

      Es gab viele unerfreuliche Wortgefechte mit Dr. Hutman, die dieser durch Einbildung und Borniertheit regelrecht provozierte, die alle durch ein bisschen mehr Bildung und Anstand vermieden werden konnten, wenn es nach den Regeln der Denk- und Sprachzivilisation gegangen wäre. So erinnerte sich Dr. Ferdinand nicht nur an das Gespräch beim ärztlichen Direktor wegen der falschen Schuldzuweisung am Tode des bewusstlosen Jungen, bei dem Dr. Hutman durch verlängertes Teetrinken bedenkenlos den lebensrettenden Eingriff der Kraniotomie hinauszögerte und dann seine Unerfahrenheit beim Setzen der Bohrlöcher probte, sondern auch an das Gespräch beim Superintendenten, als er noch Dr. Witthuhn hiess. Was war passiert? Dr. Ferdinand betrat sein Büro, Dr. Witthuhn sass auf seinem Stuhl vor einem aufgeschichteten Stoss von Krankengeschichten und bat ihn Platz zu nehmen, während er den Stoss von oben bis unten durchsah und seine Aufmerksamkeit den ärztlichen Eintragungen der täglichen Saalrunden zuwandte.

      Der Fallensteller in einer Zeit der höchsten Bedrängnis

      An der Fensterseite unter der ratternden Klimaanlage sass Dr. Hutman mit dem Fleckengesicht der teuflischen Verwünschung, der sich zur Verstärkung zwei junge Kollegen in Uniform mitgebracht hatte, die rechts und links neben ihm sassen, deren Augenspiel Nervosität ausdrückte, als wollten sie von etwas Aufgezwungenem reden, was ihrem Mund verboten war zu sprechen. Dr. Ferdinand spürte die gespannte Atmosphäre, konnte sich jedoch nicht zusammenreimen, warum die Augen der beiden gegenübersitzenden Kollegen den Zug der Angst trugen, wenn der Superintendent die ärztlichen Eintragungen durchsah und zu studieren schien. Das Gesicht des Dr. Hutman, das hatte er kennengelernt. Es sprach unverhohlen von einer List und neuen Gemeinheit, wobei ihm Dr. Ferdinand bei der Betrachtung der Leutnantsuniform und in gedanklicher Anspielung an Zuckmeyers "Des Teufels General" den Namen "Der Leutnant des Teufels" verpasste.

      Dr. Witthuhn schob die Mappen mit den Krankenblättern zur Seite und fragte Dr. Ferdinand, wann er zuletzt seine Patienten gesehen hätte, der wiederum in der Plötzlichkeit der intuitiven Eingebung den Zusammenhang begriff. "Heute morgen", antwortete Dr. Ferdinand, wobei er nicht erwähnte, dass er schon vor sieben Uhr im Hospital war, um seine Patienten zu sehen. "Und wann davor?", fragte der Superintendent. "Gestern morgen", das der Wahrheit entsprach. "Ich frage Sie deshalb", fuhr der Superintendent fort, "weil Dr. Hutman sagt, dass Sie die Patienten vernachlässigen, sie nicht regelmässig gesehen werden." Dr. Ferdinand erregte sich über die erneute Unverschämtheit: "Wie kann er das sagen, ohne die nötige Gewissheit zu haben?" Dr. Hutman fühlte sich sicher und sprach schneidend: "Die Gewissheit liegt in

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