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Ein Millionär für Freddy. Eva Bolsani
Читать онлайн.Название Ein Millionär für Freddy
Год выпуска 0
isbn 9783753178622
Автор произведения Eva Bolsani
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Womöglich hatte sie unterwegs aber auch ein verletztes Reh entdeckt, oder eine Katze, die sich nicht mehr von einem Baum heruntertraute. Die Rettung dieser Viecherl ginge bei Marion natürlich vor. So oder so würde sie wohl heute nicht mehr hier erscheinen. Wenn sie wenigstens nicht ständig behauptete, von Handys gingen schrecklich schädliche Strahlen aus und sie könne unmöglich so ein gefährliches Gerät in ihre Handtasche stecken, dann könnte er sie wenigstens anrufen. Es war Arnold wirklich ein Rätsel, wie die Frau es geschafft hatte, ein äußerst erfolgreiches Unternehmen für Naturkosmetik zu gründen und sehr gewinnbringend zu verkaufen.
Erneut schweifte sein Blick über die Roulettetische und blieb an einer Frau hängen, die alles daran setzte, so zu tun, als hätte sie ihn nicht bemerkt. Ihre Kleidung und ihr Schmuck waren ebenso geschmackvoll wie luxuriös, die Frisur würde jedem Wetterumschwung standhalten und ihr wahres Alter war vermutlich nur ihrem Schönheitschirurgen bekannt. Die langen, schlanken Beine hatte sie dezent übereinandergeschlagen, und hin und wieder strich sie sich mit einer eleganten Geste das kinnlange, blonde Haar hinter die Ohren. Dennoch war unverkennbar, dass sie vor allem eines war: unendlich gelangweilt.
Arnold grinste in sich hinein. Nun, da würde ihm doch etwas einfallen, um Abhilfe zu schaffen. Er machte bereits einen Schritt in ihre Richtung, als sein Blick zufällig auf die riesige Fensterfront fiel, von der aus man normalerweise einen großartigen Blick über den Tegernsee hatte. Da es inzwischen dunkel geworden war, spiegelten sich jetzt allerdings die Gäste des Casinos darin – und einen der Gäste, die es sich im hinteren Teil bei den Blackjack-Tischen bequem gemacht hatten, kannte Arnold nur zu gut.
Joe.
Er spürte, wie er unwillkürlich die Hände zu Fäusten ballte. Konnte das ein Zufall sein, dass Marion nicht auftauchte, und stattdessen dieser Kerl hier herumhing? Joe hatte sich ja schon immer für superschlau gehalten, aber glaubte er wirklich, dass er mit einem scheinbar zufälligen Treffen in einem Casino durchkam?! Arnold wusste doch längst, dass Joe wieder in München wohnte – und womit er sich beschäftigte.
Also doch Ruth von Brünneck, die versuchte, ihm die Tour zur vermasseln, indem sie ihm einen Schnüffler auf den Hals hetzte.
Arnold hatte große Lust, Joe am Kragen zu packen, ihn hinauszuschleifen und ihm mit seinen Fäusten zu zeigen, was er von dieser Sache im Allgemeinen und seinem alten Kumpel im Besonderen hielt. Aber es hatte ihn verdammt viel Mühe gekostet, sich dieses kultivierte Auftreten anzueignen, mit dem er sich in der sogenannten besseren Gesellschaft bewegen konnte, das ließ er sich nicht von diesem Typen vermasseln.
Es wäre allerdings gefährlich, Joes Auftauchen einfach zu ignorieren. Aber wenn dieser Verräter tatsächlich die Frechheit besaß, wieder Kontakt zu ihm zu suchen – warum sollte er die Chance dann nicht nutzen? Er müsste nur den Schnüffler im Auge behalten und könnte gleichzeitig eine günstige Gelegenheit abwarten, um endlich seine Rache zu bekommen.
Der blonden Frau mit den langen Beinen schenkte er keine weitere Beachtung und steuerte stattdessen direkt auf die Blackjack-Tische und damit auch auf Joe zu.
***
»… es ist ja nicht so, dass es mir nur ums Geld geht!«, beteuerte Freddy, nahm einen großen Schluck aus ihrem Rotweinglas und wendete die Hähnchenbrustfilets noch mal in der Marinade aus Olivenöl, Honig, Sojasauce und Chilis. »Aber ich war immerhin beim Friseur, bin mit dem Taxi hingefahren, damit ich nicht verschwitzt und zerknautscht ankomme, und dann lässt er gerade mal eine mickrige Currywurst springen und hat nur einen Euro in die Parkuhr geworfen! So knauserig muss man doch wirklich nicht sein!«
»Vielleicht war er ja auch beim Friseur und hatte nun kein Geld mehr übrig«, wandte Valentina leise ein und nippte vorsichtig an ihrem Wein.
»Papperlapapp«, tönte Wanda. »Beim ersten Date braucht der Typ ja nicht gleich so raushängen zu lassen, dass sie ihm nix wert ist!«
»Genau!«, rief Freddy und fuchtelte mit ihrem Rotweinglas in Richtung Valentina, bevor sie sich entschloss, lieber noch einen großen Schluck zu nehmen. Nicht, dass sie noch etwas von dem guten Tropfen verschüttete.
Dann machte sie sich daran, die Kartoffeln zu schälen und in eine große Pfanne mit Olivenöl zu werfen. Merkwürdigerweise war der Rotwein bereits leer – hatten die Mädels schon so viel getrunken? Sie öffnete eine weitere Flasche.
»Ich muss diesen komischen Geschmack vertreiben, den die Currywurst – oder auch dieser Edward – in meinem Mund hinterlassen hat«, erklärte sie dabei.
»Du hast ihn doch nicht etwa geküsst?«, fragte Valentina entsetzt.
»Natürlich nicht!«, entrüstete sich Freddy. »Aber schon wieder ein Reinfall, das kann doch einfach nicht sein. Und dass, nachdem mein Horoskop so vielversprechend war!«
»Du glaubst doch nicht immer noch an diesen Blödsinn«, stöhnte Wanda.
»Die Zeitung war von meiner Kollegin«, schwindelte Freddy, während sie Kartoffeln und Hähnchenbrüste in eine Auflaufform schichtete.
»Und weißt du, was noch drinstand? Eine total süße Geschichte, wie sich ein berühmter Sänger in ein Zimmermädchen verliebt, weil sie ihm kurz vor seinem Auftritt noch einen Knopf an sein Jackett genäht hat.« Freddy redete sich zunehmend in Rage. »Jetzt heiraten sie, und sie ist schwanger …«
Mit Schwung schob sie die Auflaufform ins Backrohr und schloss die Tür mit einem lauten Knall.
»… und er hat eine total hübsche Villa für seine kleine Familie gekauft! Wieso passiert mir so was nie?«
»Sag doch so was nicht. Sicher wartet irgendwo der Richtige auf dich«, meinte Valentina tröstend, doch Wanda murrte:
»Jetzt übertreibst du aber echt. Wenn du einen Rockstar oder einen Milliardär suchst, solltest du das vielleicht auch in deine Anzeigen auf diesem Datingportal so reinschreiben.«
Und da hatte Freddy gedacht, Wanda würde sie verstehen! Entnervt schob sie sich den Schnitz einer Tomate in den Mund. Murat hatte recht gehabt, sie waren wirklich ausgezeichnet. Gut, dass sein Laden fast rund um die Uhr geöffnet hatte.
»Es muss ja nicht gleich ein Milliardär sein«, brummelte sie mit vollem Mund.
»Ein Millionär reicht der Dame also schon«, sagte Wanda spöttisch.
So war das doch gar nicht! Freddy hatte – offenbar ganz im Gegensatz zu Wanda – einfach keine Lust mehr auf diese unverbindlichen On-Off-Beziehungen, die angeblich so hipp waren. Vielmehr sehnte sie sich nach einem bodenständigen Mann, mit dem sie eine gemeinsame Zukunft planen konnte. Aber mit einem Kerl, der nicht mehr als einen Euro für die Parkuhr übrig hatte, gründete man doch keine Familie, oder? Aber bevor Wanda sie wieder als endlos-spießig bezeichnete, hielt sie lieber den Mund und kümmerte sich weiter um das Kochen.
»Ich kann Freddy schon verstehen«, versuchte Valentina zu vermitteln. »Der Job bei dieser Zeitarbeitsfirma ist ja nicht sooo lukrativ. Da wäre es doch schön, wenn der Mann an ihrer Seite ihr ein wenig Sicherheit bieten könnte.«
»Na toll«, grummelte Freddy. »Meine besten Freundinnen halten mich nicht nur für habgierig, sondern auch noch für unfähig, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.«
Sie leerte ihr Rotweinglas in einem Zug, bevor sie anfing, die Tomaten in dünne Scheiben zu schneiden, während Valentina und Wanda eifrig beteuerten, dass sie das natürlich überhaupt nicht so gemeint hätten. Stattdessen machten sie allerlei hilfreiche Vorschläge, wie Freddy endlich ihren Traummann kennenlernen könnte. Die verzichtete großmütig darauf anzumerken, dass Valentina und Wanda ihren Mr. Right trotz zahlreicher After-Work-Partys