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Fischen, Krustentieren, Fleisch, Käse, Gemüse und Obst. Kaffee, duftende Backwaren, aber auch andere einheimische Produkte wie Korb- und Töpferwaren die zum Kauf angeboten wurden. Ein Durchgang lud in eine separate Halle ein, in der man vor Ort, umgeben von quirligem Leben seinen Hunger an Ständen mit Austern, typischen Tapas und Pinxos stillen konnte. Spanier, aber auch Touristen unterhielten sich dazu in lautem Tonfall und tranken meist nicht nur einen Champagner, sondern auch köstliche mallorquinische Weine. Beide liebten diese typisch spanische Atmosphäre, denn es war für sie Leben pur. Díaz und Lopez beschlossen sich gemeinsam drei Tapas zu teilen. Croquetas de jamon also Schinkenkroketten, Tortillas de patatas, Tortilla mit Kartoffeln und Gambas aller plancha, Garnelen vom Grill.

      „Wir müssen zunächst zu Kramer. Er steht unter Tatverdacht“, sagte Lopez mit vollem Mund.

      Díaz, der soeben eine Gamba in den Mund schob, nickte.

      „Zusätzlich sollten wir Kontakt zur Köchin des Restaurants aufnehmen. Wir müssen versuchen, weitere Details zu erfahren.“

      „Lassen Sie uns direkt losfahren, um ihn in seinem Büro zu erreichen.“

      Dieses war allerdings nicht nötig. Lopez hielt bereits sein Feuerzeug einsatzbereit in der Hand, um sich eine Zigarette anzuzünden, als sie beide beim Herausgehen aus der Markthalle ihren Augen nicht trauten. Kramer stand zufällig mit einem älteren, gut gekleideten Herrn, vermutlich einem Interessenten vor dem Eingang eines alten Herrenhauses.

      „Palma ist groß, aber irgendwie in gewissen Stadtvierteln wieder klein wie ein Dorf. Was für ein Zufall.“

      Lopez steckte sein Feuerzeug abrupt zurück in seine Hosentasche. Sie sahen, wie Kramer einen Schlüssel aus seiner Aktentasche herausnahm und die große, schwere Holztüre öffnete. Es handelte sich eindeutig um einen Interessenten an der sanierten Stadtwohnung. Der Makler und sein Kunde liefen zügigen Schrittes in das Treppenhaus hinein. Lopez schaffte es im letzten Augenblick, seinen Fuß mutig zwischen die sich schließende Türe und die Mauer zu stellen. Kramer fuhr jedoch bereits mit dem alten, luxuriös aufgearbeiteten Aufzug in den vierten Stock.

      „Díaz, haben Sie nach unserem Mittagessen Lust, bis in den vierten Stock zu laufen?“

      Díaz schüttelte sichtlich erleichtert den Kopf.

      „Rafael natürlich nicht. Wir nehmen den bequemeren Weg und rufen ebenfalls den Aufzug.“

      Die luxuriös aufgearbeitete Türe der Wohnung stand offen.

      „Díaz, Sie bleiben vor der Türe, falls Kramer flüchten möchte.“

      Lopez lief lauten Schrittes direkt zu Kramer, der bereits einen Plan auf dem Tisch ausgebreitet hatte.

      „Señor Kramer, Sie und Ihre Frau stehen unter Verdacht, das Ehepaar Fuchs ermordet zu haben. Sie werden direkt zum Verhör ins Revier gebracht, und mein Kollege und ich sammeln noch Ihre Ehefrau auf.“

      Kramer versuchte aus dem Raum zu fliehen, lief Díaz aber wie geplant direkt in die Arme.

      „Sie wissen ja, Flucht ist ein Zeichen der Schuld, denn nur der, der flieht, hat etwas zu verbergen.“

      „So ein Quatsch“, schrie Kramer durch das Treppenhaus.

      Lopez orderte einen Streifenwagen, um ihn offiziell abführen zu lassen.

      „Wir sehen uns später auf dem Revier, aber jetzt sagen Sie uns noch, wo können wir Ihre Frau finden?“

      „Mein Schatz hat gerade Töpferstunde. Sie liebt es, mit ihren Fingern etwas zu erzeugen. Deshalb spielt sie auch Klavier. Im Gegensatz zu Frau Fuchs, deren alter Flügel nur ein Kunstwerk im Raum darstellte. Keiner von beiden hatte jemals Klavierunterricht.“

      „Wo ist die Töpferstunde? In Palma?“

      „Nein, in Portol auf dem freien Gelände einer alten Töpferei. Sie töpfern in der Natur, gebrannt wird dann ohne sie, und sie können ihre Kunstwerke anschließend einen Tag später abholen. Das ist jedes Mal wie Weihnachten für sie.“

      „Wie rührend“ antwortete Lopez sichtbar entnervt und lief mit Díaz Richtung Tiefgarage.

      Portol war fünfundzwanzig Minuten von Palma Richtung Norden ins Landesinnere entfernt. Es war ein alter Töpferort, in dem auch heute noch Krüge, Kannen, Schalen, Schüsseln, Töpfe und vieles mehr hergestellt wurden. Der Ort erwies sich aufgrund der Nähe zum Tramuntana Gebirge auch als hervorragender Ausgangspunkt für Wanderungen oder Mountainbike Touren.

      Bereits beim Erreichen der Ortseinfahrt konnte man in der Ferne erkennen, wie eine Gruppe von vier Personen in der Natur an Tischen saß. Lopez fuhr so nah wie möglich an die mit einigen verstreuten Olivenbäumen versehene Wiese heran. Beide Kommissare liefen die noch verbliebenen zweihundert Meter zu den Tischen.

      „Hola, buenos días, Kriminalkommissariat Palma. Wir bitten Sie, Frau Kramer, mit uns zum Präsidium zu kommen. Ihr Mann wartet schon auf Sie.“

      Der Lehrmeister des Kurses, ein seit Generationen alteingesessener Einwohner aus Portol, stand entsetzt auf. Mit seinem alten Strohhut, der verspiegelten Sonnenbrille und seinem Vollbart sah er älter aus, als er vermutlich war.

      „Unseren Töpferkurs gibt es nun schon seit zehn Jahren, und noch nie musste einer das Erschaffen seiner göttlichen Kunstwerke verlassen.“

      Díaz reichte es, er zog Frau Kramer von der Holzbank.

      „Möchten Sie mit oder ohne Handschellen mitkommen?“

      „Handschellen? Warum?“

      „Investor Fuchs, den Sie gut zu kennen schienen, wurde gestern am Morgen, tot mit seiner Frau in seinem Haus in Bendinat gefunden. Da Sie zuletzt mit ihm im Restaurant gesehen wurden, hätten wir ein paar Fragen.“

      Der Töpferlehrer setzte sich mit erschrockener Mine aus Versehen auf das von Frau Kramer gefertigte Kunstwerk.

      „Mord? Investor Fuchs? Den kennt fast jeder auf der Insel, da er so viel Gutes für Mallorca und insbesondere Palma getan hat. Seitdem er hier ansässig ist, sieht Palma durch seine Sanierungen wie ein Juwel aus. Schade.“

      „Vielen Dank, dass Sie mein Kunstwerk zerstört haben“, schrie Frau Kramer ihren Lehrer an. „Das war so zu sagen mein Meisterwerk, ein altes mallorquinisches Herrenhaus.“

      Lopez drehte sich lachend zur Seite. Er durfte das Kunstwerk vor seiner Zerstörung noch kurz sehen und fragte sich, ob der Kasten ein altes einfaches Fischerhaus am Strand darstellen sollte. Aber dieses Elend blieb der Welt nun erspart.

      Den Weg ins Präsidium nutzten beide, um Frau Kramer Fragen zu stellen.

      „Wie oft haben Sie Fuchs gesehen?“

      „Manchmal täglich. Aufgrund unserer gemeinsamen Zusammenarbeit natürlich. Privat hatten wir dann nicht allzu viel miteinander zu tun. Wenn man sich geschäftlich oft sieht, möchte man den Menschen nicht auch noch abends laufend begegnen“.

      Lopez und Díaz warfen sich einen Blick zu und nickten verständnisvoll.

      „Die Nachricht über ihren Tod nimmt mich sehr mit. Ich werde zudem meine nächste Aussage erst im Präsidium gemeinsam mit meinem Mann tätigen.“

      Es war bereits kurz vor fünf, als Frau Kramer mit ihrem Mann zum Verhör das Zimmer betreten durfte. Lopez räusperte sich und fing gezielt an.

      „Beide Opfer sind an einer bereits länger in sich tragenden Ratten-Lungenwurm Infektion durch Caracoles gestorben. Ihnen wird diese Todesursache nicht angehängt. Allerdings wurden beide nach ihrem Tod durch eine Amphore erschlagen, und zwei unter dem Klavier versteckte Holzkästchen wurden aufgebrochen und die mit Sicherheit wertvollen Inhalte entwendet. In dem einen Kästchen lag eine Siurell in Form eines umschlungenen Ehepaars. Da Sie zuletzt mit dem Ehepaar Fuchs Kontakt hatten und mit ihnen zusammen in die Limousine gestiegen sind, liegt der Verdacht nahe, dass Sie es gewesen sein könnten.“

      Kramer schaute irritiert seine Frau an und beide schüttelten wortlos den Kopf.

      „Sie

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