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Ungerechtigkeit zu leiden.

      Apartheid ist natürlich ein krasses Beispiel, denn weder Begabung noch Fleiß noch Charakter können die Rassenschranken niederreißen. Wer heute in Europa arm ist, kann immer hoffen, sein Schicksal zu ändern. Auch ein Schwarzer unter der Apartheid konnte reich werden, auch wenn er es schwerer als die Weißen hatte, aber selbst als Reichem blieben ihm viele Türen verschlossen, er hatte keine politische Gleichberechtigung, er durfte auf bestimmten Bänken nicht sitzen, bestimmte Einrichtungen nicht benutzen usw.

      Diese Unzufriedenheit ist wohl leicht nachzuvollziehen. Auch heute noch sind Schwarze unzufrieden, wenn sie weniger als Weiße verdienen, selbst wenn das Gehalt eigentlich ganz gut ist. Das würde auch den Weißen so gehen, wenn es irgendwo umgekehrt wäre. So beklagen weiße Frauen in reichen europäischen Ländern nicht, dass sie generell zu wenig verdienen, aber sie ärgern sich, wenn sie feststellen, dass sie in ihrer Branche weniger als Männer verdienen, wobei auch hier natürlich die Art und Weise, wie die Statistik angelegt wird, das Ergebnis bestimmt und die Unzufriedenheit von bestimmten Gruppen bewusst geschürt wird.

      Wenn die Unzufriedenheit erst geschürt wird, wie etwa in der Geschichte von dem Hotelier, der auf einer kleinen Insel mit 20 Bewohnern ein Hotel baut und damit angeblich alle in bittere Armut stürzt, wird den Bewohnern mit der politischen Agitation kein Gefallen getan. Auch viele Populisten, Rechtsradikale und Linke machen die Leute oft aus Eigennutz unzufrieden und verderben ihnen somit die Lebensqualität. Sie wissen, dass Unzufriedene viel eher populistische, rechtsradikale oder linke Politiker wählen. So machen sie Wählerstimmen, und Wählerstimmen bedeuten außer Macht meistens auch Gehälter und andere geldliche Zuwendungen für diese Parteien und ihre Politiker, die aus Spenden und staatlichen Töpfen kommen.

      In Ostdeutschland gibt es etliche Menschen, die sich heute schlechter fühlen als zur Zeit des Kommunismus, obwohl ihr Lebensstandard eindeutig deutlich höher ist als damals und sie dazu alle möglichen Freiheiten besitzen. Vielleicht halten sie gerade ein Handy in der Hand und ärgern sich, dass ihr Handy nur 100 Euro wert ist, sie wissen aber, dass andere Menschen, vor allem in den teuren Städten wie München oder Stuttgart, Handys im zehnfachen Wert in der Hand halten.

      Man könnte ihnen entgegenhalten: „Wenn es den Kommunismus noch gäbe, hättest du wahrscheinlich gar kein Handy. Vielleicht gäbe es nicht einmal ein Handynetz.“

      Er würde aber vielleicht entgegnen: „Na und? Dann hätten wenigstens alle kein Handy.“

      Ja, so lernen wir allmählich den Kern des Problems kennen: Es ist besser, wenn niemand ein Handy hat, als wenn ich ein einfaches Handy habe, bei anderen aber ein wesentlich teureres entdecke.

      Das Gleiche gilt fürs Auto, den Fernseher, das Haus usw.

      Das heißt allerdings auch, dass dieser Mann das alles gar nicht so richtig braucht, denn er könnte sich durchaus vorstellen, ohne diese Dinge zu leben, aber um nicht hinter den anderen zurückzubleiben muss er sie auch haben, und zwar möglichst in der gleichen Luxusausgabe.

      Aber ist das noch selbstbestimmtes Leben, wenn mein Wohlbefinden und meine Zufriedenheit davon abhängt, was andere besitzen?

      Nico und Franz feiern Sylvester

      Nico und Franz sind die beiden Söhne einer alleinerziehenden Mutter, die nur über ein kleines Einkommen verfügt. Nachdem beide Jungs von einem Bekannten ihren Weihnachtswunsch erfüllt bekamen, indem er jedem einen niedlichen Hundewelpen schenkte, gerieten die Finanzen der Familie allmählich außer Kontrolle, denn plötzlich mussten Hundenahrung gekauft und Tierarztkosten und Hundesteuer bezahlt werden. So musste die Familie auf andere Dinge verzichten, zum Beispiel hatten die beiden Jungs seit drei Jahren keine Feuerwerkskörper mehr zu Sylvester mehr kaufen können, obwohl sie das sehr gerne gemacht hätten.

      Um sie zu trösten, las ihre Mutter ihnen vor, was sie in den Nachrichten gelesen hatte: Es gab eine Stadt, auf der das Abbrennen von Feuerwerkskörpern grundsätzlich verboten war.

      Franz sagte daraufhin: „Ach, wenn wir doch dort wohnten!“

      Die Mutter wunderte sich und bemerkte: „Nanu, ich denke du feierst so gerne Sylvester mit Knallern?“

      „Ja, schon“, antwortete Franz. „Aber wenn alle gleich wären und keiner Knaller hätte, würde es auch mir nichts ausmachen, keine zu haben. Dann würde man eben etwas anderes machen und die Knaller daher gar nicht vermissen.“

      Nico hingegen widersprach: „Was redest du denn da für einen Unsinn? Hier kann man doch wenigstens am Fenster stehen und die vielen Feuerwerkskörper der anderen Leute beobachten. Wenn du in der anderen Stadt wohntest, hättest du gar keine Lichter zu Sylvester.“

      Eine Parabel über den Neid

      Am berühmten Strand Copacabana in Rio de Janeiro sollte das Bestehen des größten brasilianischen Fernseh- und Medienkonzerns mit einem öffentlichen Fest gefeiert werden. Die mit der Durchführung beauftragte Firma hatte eine berühmte Band eingeladen, Zelte aufgestellt, ein Feuerwerk geplant und vieles mehr. Erst kurz bevor das Fest begann, stellte man fest, dass ein unverzeihlicher Fehler begangen worden war.

      Der Medienkonzern hatte mit dem Ausschenken der Getränke eigentlich Jugendliche beauftragen wollen, die bereits mit dem Sender gearbeitet hatten, aber der Plan war fallengelassen worden. Jedoch hatte niemand den Catering-Service, der das Fest organisierte, darüber informiert, und so hatte dieser keine Bedienung verpflichtet. Als die Sache erst kurz vor dem Fest ans Tageslicht kam, versuchten die Verantwortlichen, noch spontan Kellner zu verpflichten, indem sie per Lautsprecherdurchsage Menschen, die sich an der Copacabana aufhielten, dazu ermunterte, sich gegen ein gutes Honorar (100 Dollar) zur Verfügung zu stellen.

      Die meisten Gäste hatten daran natürlich kein Interesse, aber es waren auch Neugierige aus den Favelas (Wohngebiete der Armen mit einfachen Häusern und Hütten) gekommen, und von denen nutzten etliche das unverhoffte Angebot und waren sehr froh darüber, ein Zubrot verdienen zu können.

      Dennoch waren es viel zu wenige Arbeitskräfte, man hatte eigentlich 300 Helfer zum Servieren der Getränke haben wollen, und rund 40 hatten sich gemeldet. Einige boten sich daher an, noch Verwandte oder Freunde aus den Favelas herbeizurufen, und als dieser Vorschlag freudig aufgenommen wurde, riefen sie mit ihren Handys weitere Helfer herbei, und eine gute Stunde später war die Zahl der Helfer bereits auf 100 gestiegen. Da das immer noch zu wenig war, schickte die Firma einen Wagen in eine Favela und warb mit Lautsprecherdurchsagen weitere Mitarbeiter an. So trafen nach einer weiteren guten Stunde nochmals 80 Arbeitswillige ein. Der Wagen fuhr später sogar noch in eine andere Favela und warb weitere 70 Personen an, die um Mitternacht an der Copacabana eintrafen und noch bis 2 Uhr nachts arbeiteten.

      Als das Fest um 2 Uhr zu Ende war, rief der Einsatzleiter der Firma zuerst die 70 Personen zu sich, die zuletzt gekommen waren, und gab jedem 100 Dollar. Dann rief er die 80, dann die 60 und zuletzt die 40, die seit dem Nachmittag fast 10 Stunden gearbeitet hatten.

      Diese meinten natürlich, sie würden sicherlich entsprechend mehr bekommen, und als sie ebenfalls „nur“ 100 Dollar erhielten, murrten sie.

      Der Leiter der Fernsehgesellschaft erklärte daraufhin den erbosten Arbeitern: „Wir hatten doch 100 Dollar vereinbart, oder? Wenn ich aus freien Stücken denen, die weniger verdient hätten, auch 100 Dollar gebe, damit auch deren Familien mal was Gutes zu essen kaufen können, ist das doch meine Sache? Was regt ihr euch darüber auf?“

      Dieses ist eine Parabel, die Jesus erzählt hat. Es dürfte in seinem Sinn sein, dass ich ihr ein modernes Gewand verpasst habe, so wie er immer aktuelle Dinge in seine Parabeln verpackt hat. Genauso wie die Silvestergeschichte von Nico und Franz zeigt sie, wie Neid die Freude zerstört, wenn der Mensch nicht in der Lage ist, den Neid in sich abzustellen.

      Der großzügige Bürgermeister

      Es war einmal eine kleine Insel mit zehn Familien, die hatte ihren eigenen Bürgermeister, der Multimillionär

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