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Dunkelheit. Mit normalen hochauflösenden Teleskopen unsichtbar und nur anhand diverser Strahlungsanomalien errechenbar. Das Schwarze Loch war lediglich durch Zufall von einigen Wissenschaftler gefunden worden, denn längst hatte es alles verschluckt, was sich in seiner Umgebung befunden hatte. Damit erwies sich das Schwarze Loch als sehr alt und äußerst ungewöhnlich. In allen Unterlagen, neueren und älteren Datums fanden sich keine Hinweise darauf.

      Die tägliche Routinearbeit lastete auf der Mannschaft. Aber sie musste getan werden, denn die Mission war noch nicht erfüllt, ja, sie stand erst am Anfang. Das Forschungsraumschiff VASCO DA GAMA steuerte noch keinen Heimatkurs.

      „Kurt, du übernimmst bitte.“ Hegen sprach leise. Der Erste Offizier reagierte sofort und Peer hörte Jessans Zustimmung. Ein tüchtiger Mann, der immer zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde, schon ergraut und etwas feingliedriger als Hegen, ein nüchterner Karriereoffizier. „Zuverlässig, wenn auch nicht überragend begabt”, stand in Jessans Personalakte. Aber man muss nicht alles glauben, was in Personalakten steht.

      Major Hegen schlenderte langsam an der Astroscheibe vorüber und betrachtete sie nachdenklich. Die zurzeit ausgeschaltete Holografie-Darstellung war nicht das, was ihm behagte. So blieb er lieber bei dem altmodischen Bildschirm, der gleichzeitig an seinem Platz lief. Die weit entfernten Punkte, die das Licht der Sterne signalisierten, drückten auf seine Stimmung, und er wusste, dass auch die Mannschaft deprimiert war. Zehn Jahre waren eine lange Zeit. Die Mannschaft wollte in die Heimat zurück. Auch er selbst wollte endlich seine Mission zum Abschluss bringen. Aber die Befehle standen dem entgegen.

      Hauptmann Kurt Jessan hielt sich auf seinem Kommandoposten auf, von dem aus er die Navigationsbeobachtung im Auge behalten konnte. Vor der Astroscheibe tat der Astrogator Björn Hartmann Dienst, um fortlaufend die Radar- und Fernsensorenbeobachtungen des Raumschiffes im Weltraum kontrollieren zu können. Seine braunen Augen huschten über die Bildschirme und Anzeigen hin und her. Das bläuliche Geflimmer des Bildschirms tauchte sein Gesicht in ein gespenstisches Licht. Die Anzeigen darauf änderten sich schnell und für einen entfernter stehenden Betrachter erschien das Bild flimmernd und unruhig. Ab und zu verstellte er mit seinen feingliedrigen Händen Einstellungen, worauf sich die Darstellung änderte. Teile auf der Scheibe wurden hervorgehoben, wechselten von Balkendiagrammen zu Zahlenkolonnen oder andere Darstellungsformen.

      Alles war in bester Ordnung. Major Hegen wandte sich um und verließ schnell den Raum. Einige Augenpaare blickten ihm gespannt nach, selbst Hauptmann Jessan wandte seinen Kopf zum Schott. Hegen wusste, dass alle sehnlichst auf den Befehl zur Umkehr warteten. Daher bereitete er eine kurze Ansprache vor, um die kleine Mannschaft der CHARON zu motivieren.

      In den letzten zwei Jahren hatte die VASCO DA GAMA auf dem Weg in die Leere zwischen den Sterneninseln zwar Planeten entdeckt, aber keiner von ihnen trug Leben. Manche waren für Lebensbedingungen geeignet; nirgends war jedoch eine Spur tierischen oder selbst pflanzlichen Lebens gefunden worden. Hegen war sich bewusst, dass seine neue Mission, Funkbojen und Sonden zu setzen, auch eine Arbeitstherapie war. Dennoch würde er gern einmal etwas Spannendes vorweisen können. Er goss sich einen Archers Tears ein und nippte daran, bequem in seinen Sessel zurückgelehnt. An der Kabinenwand hingen Fotos der Expeditionsergebnisse; leblose, dürre und unwirtschaftliche Planeten- und Mondlandschaften.

      Links von ihm stand der in die Wand eingebaute Schreibtisch, auf dem sich weitere Fotos befanden: eine lächelnde junge Frau, Katharina, seine Ehefrau, sein Sohn Ferdinand als kleiner Junge; dahinter ein Haus aus Klinkersteinen. Alles so weit weg. Aber Hegen war an den Anblick dieser Bilder gewöhnt und schenkte ihnen keine große Beachtung. Seine Gedanken kreisten um die Mannschaft. Er wusste, dass die Leute immer unwilliger werden könnten, dass sie den Fehlschlag der Mission des Forschungsraumschiffes ahnten. Wie konnte er ihnen diese Einstellung verdenken?

      Er stellte das Glas auf den Tisch. Er nutzte die Gelegenheit, sich ein Weilchen auszuruhen. Jessan hatte noch zwei Stunden das Kommando. Aus dem geplanten Ausruhen wurde ein kurzer Schlaf. Bis auf den Moment, da die Alarmsirene sich mit einem kurzen Schrillen meldete. Erschrocken fuhr er hoch …

      Hegen griff im Laufen nach seiner Uniformjacke und stürzte zum Kommandostand.

      Es schien, als würden die Sterne plötzlich aus dem Nichts auftauchen, als Patricia Kress die CHARON wieder in den normalen Weltraum zurückführte. Die Pilotin schaltete ihre Sensoren auf Maximum, da die meisten Sterne in weiter Entfernung standen. Auf den ersten Blick gaben ihre Instrumente nichts her. Den Rest würde Ben übernehmen. Er war für die Fernaufklärung zuständig. Patricia zuckte kurz darauf zusammen.

      Die Alarmsirene schrillte. Überall tönte das durchdringende Signal.

      Auf der Brücke standen sich Hauptmann Jessan, der ein finsteres Gesicht machte, und sein schlanker, dunkelhaariger junger Kollege, Leutnant Eigl, gegenüber.

      „Was ist los?”, fuhr der Major die beiden an.

      Jessan deutete mit dem Zeigefinger auf Eigl. „Leutnant Eigl“, obwohl sie alle Freunde waren, konnte er auch dienstlich werden, „hat den Alarmknopf gedrückt.“

      Peer unterdrückte einen Zornesausbruch. Wenn dies wieder, wie schon so oft, ein falscher Alarm war, dann kam er zu einem unglücklichen Zeitpunkt. Doch Peer Dexter Hegen hatte sich schnell unter Kontrolle. Seinen Ärger sah man ihm nicht an. Sein Pokergesicht hatte er lang genug geübt.

      „Also los, was gibt es so Wichtiges, dass es einen Alarm in dieser sternenarmen Gegend rechtfertigt?”, fragte er eisig. Er blickte Eigl nicht gerade freundlich an. Dessen Eskapaden kamen immer zur unrechten Zeit.

      Der junge Eigl durchschaute die Stimmung seines Chefs, aber auch Hegen wusste, dass der Mann keine Scheu vor ihm hatte. Eigl war ganz bei der Sache; mit verbissenem Gesicht deutete er auf den Radarschirm, auf dessen Mittelpunkt ein winziger Lichtpunkt zu erkennen war. Ein winziger Punkt, aber weit entfernt!

      „Ist das alles?”

      Eigl blickte seinem Chef gerade in die Augen. „Ja, Major.“ Ein gutaussehender, intelligenter junger Mann, fuhr es Peer durch den Kopf. Wie konnte es auch anders sein; die Berufung als Offizier auf die CHARON setzte eine hohe Intelligenz voraus.

      Major Hegen blieb kühl und sachlich: „Wir haben schon früher Sterne und anderes entdeckt, Leutnant Eigl. Also weiter.”

      „Ich glaube, dies ist ein Planet. Sehen Sie sich den Glanz an.”

      Hegen wandte sich dem Schirm zu und sah, dass die Helligkeitsbestimmung niedrig eingestellt war. Sie stand praktisch auf Null, und dennoch leuchtete der Planet - falls es überhaupt einer war - mit der Helligkeit einer Sonne. Allerdings ohne Sonne, woher kam also der Glanz? ie sollte ein Planet im Sonnenlicht glänzen, wenn es keine Sonne gab? Aufmerksam betrachtete er die Erscheinung. Auch sein kleiner Beobachtungsschirm war auf den Weltraum gerichtet, so wie die Astroscheibe, die die Mitte des Kontrollraums einnahm.

      „Ja, ja,” sagte Hegen gedehnt. „Wie hoch ist die Massendichte?”

      „Bisher sind nur vorläufige Messungen möglich”, meldete Eigl. „Sie deuten aber darauf hin, dass es kein Stern ist.”

      Peer warf Kurt Jessan, der immer noch ein unbeteiligtes Gesicht machte, einen vielsagenden Blick zu.

      Kurt Jessan begriff. „Unwahrscheinlich, dass es ein Planet ist, Peer.”

      „Warum?”

      „Peer ... “, unterbrach Eigl. Er sprach mit ruhiger, selbstsicherer Stimme. „Wir haben noch nie einen Planeten beobachtet, der so viel Licht reflektiert, dort draußen müsste ein Spiegel sein.”

      „Du widersprichst dir“, sagte Jessan. Man war also wieder beim kameradschaftlichen Du angekommen.

      Eigl schüttelte den Kopf. Er hantierte an Einstellungen herum, wischte über die Abstimmungen, um die Schärfe einzustellen, öffnete Fenster, die Zahlenkolonnen präsentierten. Hegen wandte sich ab. Kein Laut war zu hören. Die in der Nähe sitzende Armierungsoffizierin Leutnant Petra Müller und Leutnant Stein von der Kommunikation beobachteten gespannt die Szene.

      „Schalt doch mal auf höchste Vergrößerung“, bat Peer seinen Offizier

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