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sagte leise zu seinen Gefährten der Reiter, der mit so seltener Geduld die Ungezogenheiten des Gaskogners ertragen hatte, »diese Schweizer, dieser Ausrufer, diese Riegel, diese Trompeten, das ist alles unsertwegen; bei meiner Seele, ich bin stolz darauf!«

      »Platz! Platz! Ihr Leute,« rief der Offizier. »Tausend Teufel! Ihr seht wohl, daß ihr die, die das Recht haben, sich die Tore öffnen zu lassen, weiterzugehen verhindert.«

      »Cap de Bious, ich bin einer, der durchkommen wird, wenn alle Bürger der Erde zwischen ihm und dem Schlagbaum wären,« sagte, mit den Ellenbogen spielend, der grobe Gaskogner. Und er war in der Tat in einem Augenblick in dem leeren Raum, der sich mit Hilfe der Schweizer zwischen den Reihen der Zuschauer gebildet hatte.

      Man kann sich denken, wie sich die Augen voll Eifer und Neugierde auf einen Mann richteten, der so sehr begünstigt war, daß er eintreten durfte, während die anderen nach einem strengen Befehle außen bleiben mußten.

      Doch der Gaskogner kümmerte sich wenig um die neidischen Blicke; er dehnte sich stolz aus und ließ durch sein dünnes grünes Wams alle Muskeln seines Körpers hervortreten, die ebensoviel durch eine innere Kurbel angespannte Stricke zu sein schienen. Dürr und knochig standen seine Faustgelenke um drei Zoll aus seinen abgeschabten Ärmeln hervor; er hatte einen klaren Blick und gelbe, krause Haare, zu deren Farbe übrigens auch der Staub sein Teil beigetragen haben mochte. Groß und geschmeidig schlossen sich seine Füße an Knöchel, so sehnig, wie die eines Hirsches. An einer Hand trug er einen Handschuh von gesticktem Leder, der ganz erstaunt schien, daß er ein Leder, das noch rauher war als das seinige, schützen sollte; mit der andern Hand schwang er ein Haselstöckchen.

      Er sah einen Augenblick umher, dachte dann wohl, der Offizier, von dem wir gesprochen, sei die wichtigste Person dieser Truppe, und ging gerade auf ihn zu. Dieser schaute ihn eine Zeitlang an, ohne mit ihm zu sprechen. Ohne sich im geringsten aus der Fassung bringen zu lassen, tat der Gaskogner dasselbe.

      »Ihr habt Euren Hut verloren, wie es scheint?« sagte der Offizier. – »Ja, mein Herr.«

      »Geschah es im Gedränge?« – »Nein, ich hatte einen Brief von meiner Geliebten erhalten. Cap de Bious, ich las ihn am Flusse, eine Viertelmeile von hier, als mir plötzlich ein Windstoß den Brief und den Hut entriß. Ich lief dem Brief nach, obgleich der Knopf meines Hutes ein einziger Diamant war. Meinen Brief erwischte ich; als ich aber zum Hut zurückkehrte, hatte ihn der Wind in den Fluß gerissen. ... Er wird das Glück von irgendeinem armen Teufel machen. Desto besser!«

      »Somit seid Ihr barhaupt?« – »Findet man keine Hüte in Paris, Cap de Bious! Ich werde einen herrlicheren kaufen und einen Diamanten, zweimal so groß, als der erste war, daran setzen.«

      Der Offizier zuckte unmerklich die Achseln und fragte: »Ihr habt eine Karte?« – »Gewiß habe ich eine und eher zwei als eine.«

      »Eine einzige wird genügen, wenn sie in Ordnung ist.«

      – »Aber täusche ich mich nicht?« fuhr der Gaskogner, die Augen weit aufsperrend, fort; »nein, Cap de Bious, ich täusche mich nicht; ich habe das Vergnügen, mit Herrn von Loignac zu sprechen?«

      »Es ist möglich, mein Herr,« antwortete trocken der Offizier, sichtbar wenig erfreut über diese Wiedererkennung.

      – »Mit Herrn von Loignac, meinem Landsmann?«

      »Ich sage nicht nein.« – »Meinem Vetter?«

      »Es ist gut. Eure Karte?« – »Hier ist sie...«

      Der Gaskogner zog aus seinem Handschuh eine kunstvoll abgeschnittene Karte.

      »Folgt mir,« sagte Loignac, ohne die Karte anzuschauen, »Ihr und Eure Gefährten, wenn Ihr welche habt, wir wollen die Einlaßscheine untersuchen.«

      Er nahm seinen Posten beim Tor ein, und der barhäuptige Gaskogner und fünf andere Männer folgten ihm.

      Der erste war mit einem herrlichen Panzer von so wunderbarer Arbeit bedeckt, daß man hätte glauben sollen, er komme aus den Händen Benvenuto Cellinis. Da indessen das Muster etwas aus der Mode gekommen war, so erregte dieses Prachtstück eher Gelächter als Bewunderung. Allerdings entsprach auch kein anderer Teil des Mannes der beinahe königlichen Herrlichkeit des Prospekts.

      Der zweite, dem ein dicker Lakai mit gräulichen Haaren folgte, schien, mager und gebräunt wie er war, der Vorläufer von Don Quixote zu sein, wie sein Diener für den Vorläufer von Sancho gelten konnte. Der dritte erschien mit einem Kinde auf seinen Armen; ihm folgte eine Frau, die sich an seinen ledernen Gürtel anklammerte, während zwei Kinder, das eine von vier, das andere von fünf Jahren, sich an dem Rock der Frau festhielten. Der vierte erschien hinkend, als wenn er an einem langen Degen befestigt wäre. Um den Zug zu beschließen, rückte ein junger Mann von schönem Aussehen auf einem Rappen heran, der zwar mit Staub bedeckt, aber von edler Rasse war.

      Dieser letzte trug die Miene eines Königs. Genötigt, ziemlich sacht zu reiten, um nicht seinen Gefährten voranzukommen, blieb dieser junge Mann einen Augenblick an den Grenzen der vom Volke gebildeten Hecke.

      In diesem Augenblicke fühlte er, daß man ihn an der Scheide seines Degens zog, und neigte sich rückwärts. Der ihn so berührte, war ein junger Mensch mit schwarzen Haaren, funkelndem Auge, klein, schmächtig, anmutig und sorgfältig behandschuht.

      »Was steht zu Diensten, mein Herr?« fragte unser Reiter. – »Mein Herr, eine Bitte.«

      »Sprecht, aber geschwind, ich bitte Euch, man wartet auf mich.« – »Ich muß notwendig in die Stadt hinein, mein Herr, es ist eine gebieterische Notwendigkeit für mich, versteht Ihr? Ihr seid allein und braucht einen Pagen, der Eurem guten Aussehen Ehre macht.«

      »Nun?« – »Nun! gebt und es wird gegeben; nehmt mich mit hinein, und ich werde Euer Page sein.« –

      »Ich danke, aber ich will von niemand bedient sein.«

      – »Nicht einmal' von mir?« fragte der junge Mann mit einem so seltsamen Lächeln, daß der Reiter fühlte, wie die eisige Hülle schmolz, mit der er sein Herz zu umschließen versucht hatte.

      »Ich wollte sagen, ich kann keinen Diener brauchen.«

      – »Ja, ich weiß. Ihr seid nicht reich, Herr Ernauton von Carmainges.«

      Der Reiter bebte, aber unbeirrt fuhr der Jüngling fort: »Auch ist keine Rede von Gehalt, Ihr sollt im Gegenteil hundertfach für die Dienste, die Ihr mir leistet, belohnt werden; ich bitte also, laßt mich Euch bedienen und bedenkt, daß der jetzt bittet, oft befohlen hat.« »Kommt,« sagte der Reiter, der dem Ton und der ihm eigenen Autorität nicht länger widerstehen konnte.

      Der Jüngling reichte ihm die Hand, was sehr vertraulich für einen Pagen war; dann wandte er sich zu der uns schon bekannten Gruppe um und sagte:

      »Ich komme hinein, das ist das Wichtigste; Ihr, Mayneville, sucht irgendwie dasselbe zu tun.«

      »Damit ist noch nicht alles geschehen, daß Ihr hineinkommt,« erwiderte der Edelmann; »er muß Euch sehen.«

      »Oh! seid unbesorgt, sobald ich dieses Tor im Rücken habe, wird er mich sehen.« – »Vergeßt nicht das verabredete Zeichen.«

      »Zwei Finger auf den Mund, nicht wahr?« – »Ja; Gott helfe Euch!«

      »Nun!« rief der Herr des Rappens, » Herr Page, entschließen wir uns?« – »Hier bin ich, Herr,« antwortete der junge Mann, und er sprang leicht auf das Kreuz hinter seinen Gefährten, der den fünf anderen Auserwählten nachfolgte, die eben damit beschäftigt waren, sich auszuweisen.

      »Alle Wetter!« sagte Robert Briquet, der ihnen nachschaute, »das ist eine ganze Ladung von Gastognern, oder der Teufel soll mich holen!«

      Revüe.

      Die Kontrolle am Tore bestand darin, daß man die Hälfte einer Karte aus der Tasche ziehen und sie dem Offizier überreichen mußte, der sie mit einer andern Hälfte verglich, um zu sehen, ob die beiden Hälften ein Ganzes bildeten.

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