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seien nichts als Prassen, Verschwenden und Blut.

      »Wie traurig ist dein Leben, Cäsar, wenn dein Glück so brüchig ist!« sagte sie ernst.

      Caligula blieb einen Augenblick stehen. »Mein Leben?« versetzte er in einem Hohn, der weit mehr Verzweiflung als Bitterkeit war. »Ich schlinge vom Leben, als wäre ich Saturnus, der seine eigenen Kinder verschlang. Denn ich will nicht vom Leben verschlungen werden. Ich will das Leben fressen, bis ich satt bin. So satt, daß nichts vom Leben mich mehr reizt.«

      Er nahm seinen Rundgang wieder auf und fuhr fort:

      »Für mich ist das Leben ein Weib, das man umarmt, solange es sich hingibt. Je häufiger man umarmt. desto stärker wächst die Fähigkeit zum Umarmen. Anders beim Essen. Da wird man um so satter, je mehr man ißt. Aber in der Liebe wächst der Hunger mit dem Genusse. Und hier eben ist Cäsonia der zu allen Zeiten gedeckte Tisch.«

      »Sie liebt dich also!« bemerkte Messalina in ein Verstummen des Kaisers hinein, da sie meinte, irgendetwas sagen zu müssen.

      »Nein!« entgegnete er hart. »Es ist umgekehrt: ich liebe sie!«

      Messalina war von diesem Geständnis sehr beruhigt. Dann hatte sie offenbar die vermeintliche Gefahr überschätzt. Und so flocht sie ein: »Es gibt demnach doch ein Glück in deinem Leben, Cäsar.«

      »Glück nennst du das?« widersprach er, heiser auflachend. »Ich habe Stunden, in denen ich vergeblich grüble, was ich mit Cäsonia beginnen soll, um ihr das Geständnis abzupressen, warum ich sie so sehr liebe. Denn ich weiß es nicht. Aber sie muß es wissen. Mir ist es unerklärlich. Und wäre ich sicher, daß man die Antwort aus ihrem Herzen lesen könnte, ich würde noch in dieser Stunde dem Arzt befehlen, sie zu öffnen, ihr das Herz herauszuschneiden und es zu durchforschen, jede Fiber, jede Falte, bis es das Geheimnis meiner unverständlichen Liebe preisgäbe!«

      »Ein fürchterlicher Gedanke,« murmelte Messalina entsetzt.

      »Doch – ich wollte dir erzählen, wie ich mit Cäsonia zusammenkam,« erinnerte sich Caligula, wieder auf- und abschreitend. »Die Nächte des vollen Mondes hatten früher einen sonderbaren Einfluß auf mich,« begann er wieder. »Ich war dann unruhig und von einem Verlangen gepeinigt, das von nichts, von keinem Weibe gestillt werden konnte. Meine Sehnsucht ging nicht nach Irdischem, nicht nach Staubgeborenem. Sie reichte höher, bis zum Monde selbst! Und ich wußte dann Luna zu zwingen, daß sie das Lager mit mir teilte. Ich gab mich ihr hin, fühlte, wie der bleiche Schein ihres Körpers mich umschmiegte, das blasse Licht ihrer Glieder meine Sehnsucht kühlte, wenn alle Rundheit ihrer Gestalt auf meinen Kissen leuchtete. Und wie mich jetzt manchmal ein seltsames Begehren treibt, mich auf einem Haufen von Goldstücken zu wälzen, so wälzte ich mich in Mondnächten auf dem Silber der Luna.« Er machte erschöpft eine Pause. Dann fuhr er flüsternd fort:

      »Da kam eine Nacht, in der die volle Luna meine Geliebte hätte sein sollen – aber Wolken bedeckten den Himmel. Mein Lager blieb dunkel. Ich schrie durch die Gänge, mir Mondlicht zu schaffen, wütend über meine armselige Machtlosigkeit, dem verfinsterten Himmel zu gebieten. Niemand wußte Rat. Nur Callistus verstand mich. Er führte mir Cäsonia zu. Und sie gab mir alles, was die in jener Nacht ungetreue Luna mir versagt hatte. Seitdem ersetzt Cäsonia mir die wankelmütige, launenhaft schwindende und wiederkehrende Luna. Cäsonia ist immer da, immer treu und bleibt stets die kühlende, spendende Luna. Ja, sie ist sogar so treu, daß ich sie bisweilen an einen meiner Freunde verschenken muß, um Eifersucht in mir zu erzeugen, die mir den unwandelbaren, sicheren Besitz Cäsonias wieder begehrenswert macht.«

      Er war ermattet von seiner aufgeregten Schilderung und sah ermüdet um sich. Die Griechin löste sich abermals aus ihrer Erstarrung und schob ihm den Sitz entgegen. Er scheuchte sie mit einem Fußtritt auf ihren Platz zurück. Auch den Stuhl schleuderte er mit einem Tritte zur Seite.

      Messalina erhob sich, aufgeschreckt von seiner Gewalttätigkeit.

      »Man wird uns beim Mahle vermissen,« sagte sie mit bebender Stimme. »Laß uns das Gespräch beenden, Cäsar.«

      Er spielte mit merkwürdig unruhigen Fingern an seinen Lippen, als er Messalina mit nachdenklicher Miene musterte.

      »Es wäre eine Überraschung für die Gaffer, brächte ich dich in den Saal zurück, ohne daß deine geröteten Ohren Zeugnis ablegten für die Art unserer Zwiesprache,« grinste er. »Und – beenden – ? warum beenden? Das Ende ist anders nach meiner Gewohnheit. Ich denke dir Kurzweil zu bieten, die du bei deinem braven Gatten Claudius noch oft vermissen wirst.«

      »Claudius?« Messalina runzelte die Stirn. »Es kann doch nicht dein Ernst sein –«

      Er schnitt ihr mit einer schroffen Bewegung das Wort ab:

      »Ich pflege in Dingen meines Willens nicht zu scherzen, mein Kind. Ich wünsche diese Ehe! Wenn du mich nicht verstehst – dein Vater wird besser begreifen, was eine Weigerung für die Deinen, dich selbst und Claudius bedeuten könnte.«

      Er lachte hell auf. »Im übrigen, der Tropf Claudius wird die Ehre zu schätzen wissen, einen Apfel zu verspeisen, den ich, die Gottheit Caligula, angebissen habe.«

      Sie trat dicht zu ihm hin. Die Fäuste geballt, rang sie vergeblich nach Worten, ihrer Empörung Luft zu machen. Weit größer als Messalina, gelang es dem Cäsar leicht, ihre Arme zu packen und sie festzuhalten.

      »Du bist sehr töricht, dich mir im Zorn zu zeigen,« flüsterte er. »Die flammende Röte deines Gesichtes – nun kriecht sie über den Hals hinab und noch tiefer – schade, daß du kein durchsichtiges Kleid trägst – diese Blutwelle und deine Schönheit des Zorns bringen dich in Gefahr. Du selbst wirst dir gefährlich, weil mir begehrenswerter.«

      Messalina bot alle Kraft auf, sich von dem Griffe zu befreien, mit dem der Kaiser ihre Handgelenke umspannt hielt. Er ließ sie eine Weile sich drehen und wenden, winden und reihen. Er beobachtete das Spiel ihrer vor Wut und Haß bebenden Nüstern, lauschte dem Keuchen ihres Atems, prüfte mit verschlingenden Blicken die jäh bewegten Hüften und gewahrte, wie bei diesem Ringen das Gewand sich mehr und mehr löste und die Schultern freigab. Endlich stand Messalina still und suchte in tiefen, raschen Atemzügen neue Kraft zu schöpfen.

      »Gib mich frei, Cäsar!« schrie sie ihn gebieterisch an.

      Er schüttelte stumm den Kopf.

      Wieder sog sie tief Luft ein. In stummer Raserei starrte sie in das Gesicht Caligulas, das noch abstoßender wurde durch die Flecken auf der abbröckelnden Schicht des Goldpuders. Sie wollte um Erbarmen flehen. Doch sie war zu stolz. Auch wußte sie, daß die irre Seele dieses Menschen keiner Gnade fähig war. Sie sah nach seiner Kehle. Wenn es gelänge, sich dort festzubeißen. Dann muhte er sie loslassen. Aber er hielt die Schweratmende mit gestreckten Armen von sich ab, als ahne er diese Gefahr.

      »Befiehl dem Prätorianer, daß er mich tötet!« stieß sie hervor.

      »Bringe Wildurod herein,« gebot der Cäsar über die Schulter fort der Sklavin.

      Sekunden später stand der riesenhafte Wächter in seiner erstarrenden Wappnung stumm neben der bildnisstummen Griechin.

      Messalina kämpfte mit den Tränen und rief dem Mädchen zu: »Bist denn nicht auch du ein Weib? So hilf mir doch!«

      »Sieh zu, ob sie dir hilft,« höhnte Caligula und ließ urplötzlich die Verzweifelte los.

      Kaum fühlte Messalina sich frei, da wich sie bis zur Wand zurück. Sie rieb die schmerzenden Handgelenke und suchte das Gewand höher zum Halse emporzusehen. Doch das heftige Atmen, in dem ihre Schultern stürmten, verdrängte immer wieder den Stoff.

      So standen die vier Menschen schweigend und lauernd stumm in dem Gemache. Die Stille blieb abgrundtief, als der Atem Messalinas ruhiger geworden war. Nur wenn der Prätorianer sich bewegte, klirrten die Erzplatten seiner Rüstung leise, als ob hinter den Wänden ein Rieseln von Metall sich ergieße.

      »Nun ...?« warf Caligula endlich in das gespannte Schweigen. »Wähle: den Tod oder das Leben.«

      »Den

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