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Der Ebrugh-Mythos. Harold Kebba
Читать онлайн.Название Der Ebrugh-Mythos
Год выпуска 0
isbn 9783741824487
Автор произведения Harold Kebba
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sie brach ab und fing an zu zittern, während sie betreten zu Boden sah. Es dauerte einige Zeit, bis sie sich beruhigt hatte und wieder zu mir aufblickte. Ihre Augen waren trübe und weit weg.
„Bitte erzählen Sie, was Sie da gesehen haben wollen. Das ist sehr wichtig! Vermutlich beschäftigt Sie schon sehr lange etwas.“
Zögernd fuhr Miharu fort.
„Ein... dürres, schemenhaftes Geschöpf… ich habe nur ganz undeutlich die Umrisse gesehen. Aber das reichte. Ich werde nie wieder vergessen, wie ich diesen Blick fühlte. Ich habe keine Augen gesehen, aber sie waren da, sie haben mich angestarrt. Ich muss wohl schreiend zusammengebrochen sein...“
Ich dachte nach. Vermutlich manifestierte sich etwas, was sie in ihrer frühen Kindheit erlebt hatte: eine Gewalttat oder ein plötzlicher Schock. Manchmal reichte es schon, wenn ein anderes Kind in der Krabbelgruppe sich hinter einer Ecke versteckte und dann plötzlich hervorsprang oder etwas ähnlich Banales. Ich hatte bereits einige solcher Patienten behandelt.
„Hören Sie mir zu, was Sie da schildern ist zwar schrecklich für Sie, dürfte aber einen recht harmlosen Ursprung haben. Ich vermute, dass es sich bei Ihnen um eine stark unterdrückte Erinnerung handelt. Wissen Sie, wenn Leute in Spiegeln Sachen sehen, die dort nicht hingehören, will ihr Unterbewusstsein ihnen meist etwas sagen. Der Spiegel wird in vielen Fällen als eine Art Tor wahrgenommen. Ich kann Ihnen für unsere weiteren Sitzungen neben dem Gespräch auch andere Behandlungsmethoden anbieten.
Die Konfrontation mit der Angst ist dabei eine Möglichkeit.
Es wäre auch denkbar, durch Hypnosetherapie den Grund ihrer Furcht herauszufinden. Sie müssen das selber entscheiden. Wenn es schlimmer werden sollte, als das Unwohlsein, oder sich erneut so etwas ereignet, wie bei dem schwarzen Spiegel, den Sie beschrieben, sollten Sie nicht zögern, einen Zusatztermin mit mir auszumachen. Wo wir schon mal dabei sind, haben Sie den Spiegel noch? Ich würde ihn gerne sehen.“
Sie zögerte.
„Ich vermute, er ist zerbrochen, als ich meine Panikattacke bekam. Zumindest hoffe ich das...
Vielen Dank, ich werde dann nächste Woche wieder zu Ihnen kommen.“
Die junge Frau stand abwesend auf und ich geleitete sie zur Tür. Ihre Mutter wartete noch immer draußen und sie verschwanden schnell. Es war nichts besonders Ungewöhnliches passiert und der Fall schien sogar recht schnell erledigt zu sein, da die verdrängten Erinnerungen sicherlich rasch ans Tageslicht gebracht werden konnten. Wenn ich damals gewusst hätte, was passieren würde...
Die nächste Sprechstunde mit Miharu kam schnell. Am 19. Juli 1978 besuchte sie mich wie abgesprochen erneut. Als sie von ihrer Mutter begleitet ins Zimmer trat, war sofort ersichtlich, dass etwas nicht stimmte. Die Augen des armen Mädchens wirkten müde und sie war unnatürlich bleich.
„Herr Doktor, Sie müssen etwas tun, Miharu ist nicht mehr sie selbst“, bat Frau Hamano in stark akzentuiertem Deutsch.
Ich geleitete sie erneut heraus und war wieder mit Miharu allein. Sie setzte sich wieder auf den Sessel und ich beobachtete, dass ihre Hände unruhig zitterten.
„Was ist denn geschehen?“, wollte ich wissen.
Zögernd fing die junge Frau zu erzählen an.
„Es ist schlimmer geworden, nun ja, das sieht man ja. Ich kann es mir selber nicht erklären. Wenn ich in die Nähe von einem Spiegel komme, dann wird mir schwindelig vor Angst. Ich habe Panik davor, irgendetwas dort zu sehen, was mich beobachtet, was nach mir giert. Es ist schrecklich. Ich kann einfach nicht mehr. Als ich in der Schule war, konnte ich nicht einmal auf das Klo gehen, weil ein riesiger Spiegel in der Mädchentoilette hängt. Ich halte das nicht länger aus. Tun Sie was!“
Sie war außer sich und wurde zusehends lauter und panischer.
„Beruhigen Sie sich zuerst einmal. Hier sind Sie sicher. Vollkommen. Sie… haben aber nichts Weiteres gesehen? Verzeihung, ich muss das fragen. Haben Sie?“
„Nein...“, sagte Miharu zögernd.
„Nein, nichts. Ich habe einfach Angst, etwas zu sehen. Angst, dass es wiederkommt. Es ist einfach schrecklich...“
„Würden Sie in einen Spiegel schauen? Jetzt? Um zu sehen, ob etwas da ist? Wir können es gemeinsam tun, wenn Sie wollen.“
Dies war natürlich ein Vorschlag, auf den Miharu vermutlich nicht eingehen würde, aber es war mir wichtig, dass sie sich dieser Option bewusst war.
„Ich bin dabei. Nichts kann passieren, das versichere ich Ihnen.“
„Okay, wenn Sie mitmachen...“, meinte Miharu nach kurzem Zögern.
Ich fand es sehr beachtlich, dass sie diesen Schritt so früh wagte.
Langsam nahm ich einen Handspiegel aus einer Schublade und legte ihn umgedreht auf meine Knie. Sie stellte sich neben mich.
„Sind Sie bereit?“, fragte ich.
„Ja“, sagte sie weinerlich, aber sie riss sich zusammen.
Langsam drehte ich den Spiegel um.
Wir sahen unsere Spiegelbilder, aber sonst war nichts zu sehen. Miharu setzte sich wieder in den Sessel und ich bemerkte, wie ihr Zittern abnahm. Langsam schien sie sich zu entspannen. Der Spiegel landete wieder in der Schublade und ich sah sie an.
„Nun, da war nichts, oder?“
„Nein, natürlich nicht, es war dumm von mir. Eine lächerliche Sache.“
„Lächerlich keineswegs. Es ist einfach nur dieser Schemen, den sie gesehen zu haben glauben. Der sie so schlimm beunruhigte. Dadurch haben Sie in der letzten Woche immer mehr Ängste vor dem Konflikt aufgebaut. Es wird noch eine Weile dauern, aber in der nächsten Zeit sollte ihre Phobie verebben. Zumindest können Sie nun wieder unbeschwert ins Badezimmer gehen.“
Miharu musste lachen.
„Ja, danke sehr, das werde ich wohl tun können. Wäre es möglich, dass wir trotzdem nächste Woche die Hypnosetherapie noch versuchen? Ich will wissen, was mich beschäftigt hat. Irgendwas muss ich mir ja eingebildet haben...“
Ich sah auf die Uhr.
„Wir könnten das auch nun noch einschieben. Schließlich sind erst zehn Minuten der Sitzung vergangen. Wenn Sie wollen.“
„Ja, natürlich. Ich will damit abschließen. Es reicht. Wer weiß, ob die Angst wiederkommt. Dazu habe ich keine Nerven.“
Ich hypnotisierte sie also. Es war bewundernswert, wie sie gegen ihre Furcht ankämpfte und ich hatte Hoffnung auf eine schnelle Besserung der Situation.
Sie saß ruhig im Sessel, die Augen verschlossen, die Gliedmaßen entspannt.
Ich bat sie, an den Tag zurückzugehen, an dem sie und ihre Freundinnen den schwarzen Spiegel gefunden hatten. Es schien ihr einige Anstrengung zu bereiten, jedoch gelang es schließlich.
„Ich bin an der Straße… mit meinen Freundinnen. Wir gehen langsam vorwärts. Lea bleibt plötzlich stehen, sie hat etwas gesehen, etwas im Busch, das hell blitzt. Sie holt es heraus. Es ist der Spiegel. Ich... ich habe Angst.“
„Angst wovor? Vor der Geschichte? Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Sie sind in Sicherheit, verstehen Sie?“
„Ja, ja, ich bin in Sicherheit. Aber... ich habe trotzdem dieses Gefühl, ein Unwohlsein. Ich glaube, ich habe Angst, weil der Spiegel so seltsam dunkel ist. Er kommt mir böse vor. Ich habe Angst, dass ich einen Geist darin sehe. Einen bösen Geist. Etwas Monströses aus dem Jenseits, oder einem anderen fürchterlichen Ort. Was, wenn etwas