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Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley
Читать онлайн.Название Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika
Год выпуска 0
isbn 9783753192109
Автор произведения Henry Morton Stanley
Жанр Документальная литература
Серия gelbe Buchreihe
Издательство Bookwire
Wenn ich die vielen schrecklichen Episoden im Geiste vorüberziehen lasse und über die wunderbare Rettung vor vollständiger Vernichtung nachdenke, welche uns während der verschiedenen Hin- und Hermärsche durch den dunkeln, ungeheuren Urwald bedroht hat, so bin ich außer Stande, unsere Errettung einer anderen Ursache zuzuschreiben, als der gnadenreichen Vorsehung, welche uns zu ihren eigenen Zwecken beschützt hat. Die gesamte Kriegsmacht Europas würde in der schrecklichen Not, in welcher wir in jenem Lager zwischen dem Dui und Ihuru uns befanden, uns keine Hilfe haben leisten können; eine Armee von Forschungsreisenden hätte, wenn wir bei dem letzten Kampfe umgekommen wären, unsere Spur bis zu dem Schauplatz desselben nicht verfolgen können, denn wir würden sicherlich tief, bis zur vollsten Vergessenheit tief unter dem Humus der weglosen Wildnis begraben gewesen sein.
In diesem demütigen und dankbaren Gefühle beginne ich die Schilderung des Verlaufs der Expedition von ihrem ersten Entwurf durch Sie bis zu dem Tage, als der Indische Ozean, so klar und blau wie der Himmel, sich zu unseren Füßen ausdehnte und wir mit Recht ausrufen konnten: „Es ist zu Ende!“
Ich habe niedergeschrieben, was das Publikum erfahren sollte, doch gibt es viele Dinge, welche murrende, zynische, ungläubige und gemeine Menschen nicht zu wissen brauchen. Ich schreibe für Sie und Ihre Freunde und für diejenigen, welche mehr Licht über das dunkelste Afrika wünschen, sowie für diejenigen, welche Interesse an allem nehmen, was die Menschheit berührt.
Mein Glaubensbekenntnis war, ist und wird, wie ich hoffe, auch bleiben: für das Beste zu wirken, den richtigen Gedanken zu fassen und das richtige Wort zu sprechen, soweit gute Beweggründe dies gestatten. Wenn mir eine Mission anvertraut wird, wenn mein Gewissen dieselbe als edel und recht billigt und ich das Versprechen gegeben habe, sie nach meinen besten Kräften dem Buchstaben und dem Sinne nach zur Ausführung zu bringen, dann trage ich ein Gesetz in mir, dem zu gehorchen ich gezwungen bin. Und wenn meine Gefährten mir durch ihr Benehmen und ihre Taten den Beweis liefern, dass dieses Gesetz für sie ebenso zwingend ist, dann erkenne ich sie als meine Brüder an. Es macht mir daher ein unbeschreibliches Vergnügen, die unschätzbaren Dienste meiner Freunde Stairs, Jephson, Nelson und Parke zu bezeugen, vier Männer, die sich ihren verschiedenen Pflichten in so vollkommener Weise gewidmet haben, als die menschliche Natur überhaupt dessen fähig ist. Da man einem Menschen einen Nachruf eigentlich erst schreiben kann, wenn er in seinem Grabe ruht, habe ich es während der Reise selten versucht ihnen zu sagen, wie hoch ich den stets bereiten Gehorsam schätzte, welchen Stairs bewies, den Ernst, welcher Jephson bei der Arbeit auszeichnete, den tapferen, soldatischen Charakter Nelson's und die zarte, sorgsame Liebe, welche unser Arzt seinen leidenden Patienten zuteilwerden ließ. Jetzt aber, nun die beschwerlichen Märsche vorüber sind und sie ohne Murren die ganze lange Zeit hindurch geduldet und gearbeitet haben, fühle ich, dass meine Worte zu arm sind, um die dauernden Verpflichtungen, die ich gegen einen jeden von ihnen habe, vollständig auszudrücken.
Dass jeder derjenigen, welche gefallen sind oder wegen Krankheit oder wegen eines Unfalls zurückgesandt wurden, solange er sich in meiner Gesellschaft befand, vollständig fähig zu sein schien, den höchsten Erwartungen zu entsprechen, gebe ich mit Vergnügen zu. Ich habe niemals an irgendeinem von ihnen gezweifelt, bis Herr Bonny mir die traurige Geschichte von der Nachhut vortrug. Während ich positive Beweise dafür besitze, dass Major Barttelot und Herr Jameson während des monatelangen Aufenthalts in Jambuja von Pflichteifer und Tatenlust durchdrungen waren, habe ich mich vergeblich bemüht, festzustellen, weshalb sie nicht ihrer schriftlichen Instruktion gemäß vordrangen, oder weshalb die Herren Ward, Troup und Bonny nicht den Vorschlag machten, in kleinen Märschen vorwärts zu marschieren, anstatt in Jambuja wie die 100 gestorbenen Leute zu verkommen, wozu offenbar Gefahr vorhanden war. Auf diese einfache Frage gibt es keine Antwort. Ihre acht Reisen nach den Stanley-Fällen und Kasongo belaufen sich insgesamt auf über 1.900 km; ihre Tagebücher, Logbücher und Briefe enthalten zahlreiche Beweise, dass sie die Elemente des Erfolgs in sich trugen. Ich vermag nicht zu verstehen, weshalb die fünf Offiziere, welche die Mittel zum Vordringen besaßen, eingestandenermaßen begierig waren den Marsch anzutreten und vom höchsten Mute beseelt waren, sich nicht auf unserer Route fortbewegten, wie es ihnen befohlen war; oder weshalb die Offiziere, obwohl sie immer noch glaubten, dass ich noch am Leben sei, mein Privatgepäck den Fluss hinabschickten und ihren Oberbefehlshaber in einen Zustand der Not versetzten; oder weshalb sie den europäischen Proviant in Konservenbüchsen und zwei Dutzend Flaschen Madeirawein flussabwärts sandten, während sich 33 kranke und hungrige Leute im Lager befanden; oder weshalb Herr Bonny gestattete, dass seine eigenen Rationen während seiner Anwesenheit fortgesandt wurden; oder weshalb Herr Ward mit einer Depesche flussabwärts geschickt und ihm auch noch ein Befehl nachgesandt wurde, der seine Rückkehr zur Expedition verhindern sollte. Das sind einige der Fragen, welche mir rätselhaft sind und für die ich befriedigende Lösungen nicht habe erhalten können. Hätte mir irgend sonst jemand mitgeteilt, dass solche Dinge sich ereignet hätten, ich würde dieselben bezweifelt haben, aber ich schöpfe meine Kenntnis einzig und allein aus dem offiziellen Berichte des Majors Barttelot (vgl. Anhang). Das Telegramm, welches Herr Ward nach der See hinabbrachte, verlangte von dem Komitee in London Instruktionen. Die Herren in London erwiderten jedoch: „Wir verweisen Sie auf das Instruktionsschreiben des Herrn Stanley“. Es wird jedem verständlich sein, dass hier ein Geheimnis vorliegt, für welches ich keine vernünftige Lösung finden kann; möge jeder Leser dieser Erzählung sich deshalb seine eigene Meinung bilden, das Ganze aber in milder Weise beurteilen.
Nach der Auffindung des Herrn Bonny in Banalja hatte ich häufig Gelegenheit, ihm gegenüber zu bemerken, dass seine Bereitwilligkeit und Ergebenheit nicht hinter derjenigen der übrigen zurückstehe, und was Tapferkeit anbelangt, so glaube ich, dass er davon so viel besaß wie der tapferste der anderen. Ich habe nie Ursache gehabt, wegen der Ausführung einer ihm übertragenen Arbeit unzufrieden zu sein, und da er von Banalja bis zum Indischen Ozean sich bei uns stets in vorzüglicher Weise geführt und den vollständigsten und respektvollsten Gehorsam bewiesen hat, so verschleiert sich das Geheimnis des Lebens in Jambuja noch mehr, denn mit 2.000 Soldaten wie Bonny, unter einem tüchtigen Führer, könnte man den ganzen Sudan unterwerfen, beruhigen und regieren.
Teilnehmer der Rettungsexpedition, 1890, ganz rechts Artur Jephson
Bei Erwägung der Unglücksfälle der Nachhut darf man jedoch nicht außer Acht lassen, dass ich der festen Überzeugung bin, dass wenn es das Los Barttelot's oder Jameson's gewesen wäre, den Platz von Stairs oder Jephson einzunehmen und uns bei der Vorhut zu begleiten, sie sich in gleicher Weise ausgezeichnet haben würden; denn eine Gruppe von jungen Leuten, die wie diese zu jeder Zeit, bei Nacht und bei Tage, erpicht auf Arbeit sind und dieselbe so lieben, wie Barttelot, Jameson, Stairs, Nelson, Jephson und Parke, ist selten zu finden. Müsste ich nochmals die Gründung eines Staates