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nicht aufgeregt oder verängstigt. Da wusste ich, dass sie es absolut ernst meinte.

      ›Aber wer steckt dahinter‹, fragte ich.

      Ennia lachte kurz auf, offenbar amüsiert ob meiner Ratlosigkeit.

      ›Eine uralte und böse Macht, mein Kind. Uralt und den Menschen feindlich gesonnen. Allein Medusa ist in der Lage Menschen in Statuen zu verwandeln. Sie will Rache an uns nehmen, an jedem Menschen. Mit dieser Gefahr können wir nicht fertig werden, nicht mit Medusa, der Gorgonenkönigin. Wir brauchen die Simanui. Jemand von uns muss sie um Beistand bitten. Ich aber bin zu alt dafür. Die Strapazen einer solchen Reise würde ich nicht überleben‹, sagte sie.

      Ich schlug vor, sie solle doch einfach Boten aussenden, aber sie war sofort dagegen.

      ›Niemand außerhalb der Familie darf auf diese Reise gehen. Du musst das tun, Iulia. Ich kann weder deine Mutter noch deinen Onkel Livius schicken. Er ist ein Trottel, der viel zu viel herumschwätzt. Auch den jungen Gaius Aurelius, oder eine seiner Schwestern, wage ich nicht einzuweihen. Ich fürchte, dass sofort Verdacht auf sie fallen wird. Sie sind von aurelischem Blut und stehen unter Beobachtung. Deiner Mutter kann ich auch nicht mehr vertrauen, Consilian hat ihr Herz erobert.‹

      Ich wurde sofort wütend, weil selbst Ennia in diese verächtliche Haltung gegenüber Maresias fähigstem Mann verfiel. Sofort verteidigte ich den Prokurator, aber Ennia wurde zornig. Der Ernst in ihrer Stimme ließ mich sofort wieder verstummen.

      ›Consilian ist nicht vertrauenswürdig! Ich verdächtige ihn, und das mit gutem Grund. Woher, denkst du, habe ich dieses Gorgonenhaupt? Glaubst du, es lag einfach vor meiner Haustür herum, oder ich habe es auf dem Markt gekauft? Nein, ich habe es aus Consilians Villa! Dort lag es, auf einem Tisch, einfach so!‹ Sie schrie beinahe und schüttelte ihre kleinen Fäuste.

      Ich war zu erstaunt und schockiert, um etwas zu erwidern.

      ›Vielleicht hat der Orden der Medusa auch Consilian im Visier‹, versuchte ich eine andere Erklärung zu finden, denn dies erschien mir viel wahrscheinlicher als Ennias Paranoia. Sie litt selbst nach sieben Jahren noch immer unter dem vorzeitigen Tod ihres geliebten Sohnes Talarius. Auch die Verhaftungen von Pelena, Nero und Claudius hatten sie schwer mitgenommen. In jeder Ecke vermutete sie Verrat gegen das Haus der Aurelier. Ihr Zorn richtete sich dabei auf den armen Consilian.

      Ich dagegen wusste, dass die erst kürzlich ermordeten Senatoren allesamt Freunde und Unterstützer Consilians waren. So war es für mich nur logisch, dass der Orden nach Consilians Leben trachtete. Aber mit Ennia brauchte ich das nicht zu erörtern.

      ›Ich gehe zu den Simanui, ich werde die alten Zaubermeister um Hilfe ersuchen, ganz so, wie du es wünschst‹, tat ich meinen Entschluss kund. Wenn Medusa und ihre Leute es schafften, selbst in Consilians Villa einzudringen und dort ihre Warnungen zu hinterlassen, dann war tatsächlich ganz Maresia in höchster Gefahr.

      Ennia fiel mir sofort um den Hals, küsste mich auf die Stirn und begann, vor Freude zu weinen. Ich half ihr auf die nächste Liege. Sie beruhigte sich wieder.

      ›Du wirst mit nur wenigen Getreuen reisen können, deine Sklavinnen müssen zuhause bleiben. Du wirst erklären, dass du nach Neavenna reist, um dich ein paar Tage zu erholen. Ich gebe dir mein schnellstes Pferd und zwei treue Sklaven mit, die mir schon seit Jahrzehnten ohne jeden Tadel dienen. Lass eine deiner Freundinnen mit deiner Kutsche nach Neavenna fahren. Ich bin sicher, du findest eine, der du vertrauen kannst. Vielleicht weihst du sie besser gar nicht erst ein, sondern machst ihr diese Luxusreise einfach zum Geschenk. Danach begibst du dich nach Osten. über die Grünen Hügel hinweg, bis in das Hochland. Von dort zum Mons Coronus, dem höchsten Berg Maresias. Es ist eine Reise von drei Tagen, wenn du keine langen Pausen machst. Meine Sklaven kennen den Weg. Meide alle Herbergen, reise mit nur wenig Gepäck. Kleide dich einfach, du darfst kein Aufsehen erregen .Deinen Schmuck lass zurück, auch die Siegelringe. Meine Sklaven werden Proviant für eure Reise dabei haben.‹

      Ich erkannte, dass sie alles bereits geplant und vorbereitet hatte. Darum willigte ich in ihre Anweisungen ein. Eigentlich mag ich keine Abenteuer und ihre Maßnahmen erschienen mir übertrieben verrückt. Doch die Aussicht, den Simanui zu begegnen, machte mich dennoch neugierig. Nur wenige Maresier hatten bislang die Ehre, diese edlen Zauberer zu sehen oder gar mit ihnen zu sprechen.

      ›Wie gelange ich zu den Simanui? Es heißt, sie leben auf einer fernen Insel im Meer, nicht im Norden‹, warf ich ein. Ennia nickte eifrig und erklärte, dass es in den Wäldern auf dem Mons Coronus ein Tor gäbe, durch das man sofort im Land der Simanui landen würde.

      ›Vor langer Zeit wurde es von einem uralten Zaubervolk geschaffen, den Illauri. Noch niemand aus Maresia ist jemals dort hindurch gegangen, aber ich habe lange Zeit Nachforschungen angestellt und bin überzeugt, dass dies der richtige Weg zu den Simanui ist. Meister Daring kam jedenfalls immer vom Mons Coronus herunter, wenn er unser Reich besuchte, auch wenn das jetzt siebzehn Jahre zurückliegt.‹

      Ich war noch immer skeptisch, aber einverstanden. Es war ja nur eine Reise von drei Tagen. Zudem lag unser Ziel innerhalb sicherer Grenzen, was sollte da schon passieren?«

      Während sich Veyron alle Details durch den Kopf gehen ließ, nippte Iulia ein weiteres Mal am Wasserglas. Felton und Moore saßen wie zwei brave Schuljungen auf der gegenüberliegenden Couch, während Tom neben der Prinzessin Platz genommen hatte und ihr gebannt zuhörte.

      Die Pause dauerte Veyron offenbar zu lange. Darum machte er eine ungeduldige Geste mit der Hand.

      Iulia fuhr fort.

      »Zwei Tage später brachen wir auf, mitten in der Nacht und nur zu dritt: die Sklaven Titus und Ursus und ich selbst. Die Stadt ließen wir rasch hinter uns. Titus schlug den geraden Weg nach Norden ein. Zunächst folgten wir dem Lauf der Via Imperia, der großen Hauptstraße, doch sobald die Stadtmauern Gloria Maresias außer Sicht gerieten, wichen wir von der Straße ab und ritten querfeldein in Richtung Osten. Niemand schien uns bemerkt zu haben. Zur gleichen Zeit verließ meine Freundin Lucretia Bassia in meiner persönlichen Kutsche die Hauptstadt. Alle Welt sollte glauben, ich wäre es, die nach Neavenna reiste.

      Wir schliefen nur wenig, und Titus gab den Rhythmus vor: alle drei Stunden eine Stunde Schlaf. Die beiden Sklaven waren hart im Nehmen, ihnen schien das zu reichen. Ich dagegen schlief mehrmals auf dem Pferd ein. Nicht nur einmal wäre ich beinahe aus dem Sattel gefallen.

      Auch am darauffolgenden Morgen blieben wir auf unserer Reise unerkannt. Das lange Reiten war ich nicht gewohnt und mein Gesäß schmerzte bereits. Darum marschierten wir viele Stunden neben den Pferden. Erst später setzten wir unseren Ritt fort. Wir kamen auf diese Weise gut voran und schafften annähernd achtzig Meilen an unserem ersten Tag.

      In der nächsten Nacht entdeckte Titus einen Reiter, der uns folgte. Gegen das Licht des Mondes konnten wir seine schlanke Statur erkennen. Es war eine Frau, daran bestand kein Zweifel, vielleicht nur eine Reisende wie wir. Als wir anhielten, um die Reiterin nach ihrem Weg zu fragen, stoppte sie ebenfalls und blieb in sicherer Entfernung. Titus kam dies sofort verdächtig vor, auch Ursus war vorsichtig. Wir beschlossen, diese Nacht durchzureiten und erst bei Tagesanbruch ein Lager aufzuschlagen. Wer war die Unbekannte, warum blieb sie auf Abstand? Fürchtete sie uns, oder sollten wir uns besser vor ihr fürchten?

      Mit den ersten Sonnenstrahlen verschwand unsere Verfolgerin plötzlich. Wir gönnten uns etwas Ruhe, glaubten sie abgehängt zu haben. Mittags war sie jedoch wieder da, immer in Sichtweite, doch weit genug entfernt, um nicht mehr von ihr erkennen zu können. Sie trug einen weiten schwarzen Kapuzenmantel, darunter ein schwarzes, ledernes Gewand. Ihr Gesicht war durch einen dunklen Schleier verborgen. Das beflügelte unsere Ängste noch mehr. War es etwa die schreckliche Gorgone? Der ganze Plan Ennias war dahin, alle Heimlichkeit umsonst. Jetzt gab es nur noch eines: Wir mussten den Mons Coronus so schnell als möglich erreichen.«

      Iulia legte eine weitere kurze Pause ein und rieb sich die Oberarme, als würde es sie frieren.

      Veyron hörte ihr konzentriert und mit geschlossenen Augen zu. Tom konnte jedoch erkennen, wie sie hinter den Lidern hin und her sprangen und die rasenden Gedanken seines Paten verrieten.

      »Bitte

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