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Veyron Swift und der Orden der Medusa. Tobias Fischer
Читать онлайн.Название Veyron Swift und der Orden der Medusa
Год выпуска 0
isbn 9783847665731
Автор произведения Tobias Fischer
Жанр Языкознание
Серия Veyron Swift
Издательство Bookwire
Der Aufstieg zum Eingang der Schlucht brauchte fast den ganzen Tag und vor sich hatten sie nun einen schwarzen Schlund, der mitten durch das Felsgestein führte. Links und rechts ragten senkrecht und glatt die Wände des gespaltenen Berges kilometerweit auf, in der Sprache der Talarin Min Carach genannt. Das Ende des Spalts lag irgendwo oben in den Wolken. Tom schauderte, auch Jane zeigte wenig Begeisterung, da hineinzugehen. Wie üblich schienen solche Ängste Veyron Swift und Faeringel gänzlich unbekannt. Sie traten durch den Eingang und nach ein paar Metern verschwanden sie in der Finsternis.
»Es ist ja nur ein Spalt im Fels«, meinte Tom mit einem Schulterzucken. Erneut folgten seine Blicke dem steil aufragenden Min Carach. »Was soll da schon passieren?«
Er trat vor, Jane und Iulia folgten ihm. Der Eindruck vollkommener Finsternis täuschte, sobald man tiefer in die Spalte vordrang. Es herrschte ein Zwielicht, dass immerhin eine Sicht auf wenige Meter ermöglichte. Wenn Tom nach oben schaute, fand er nur dunkelgrauen Fels, soweit das Auge reichte. Vom Himmel war gar nichts zu sehen, dennoch schien das wenige Licht irgendwo von ganz weit oben herunterzufallen.
Wie Faeringel gesagt hatte, erwies sich der Weg als sehr schmal. Sie kamen nur im Gänsemarsch vorwärts. Der Boden war glatt, nur wenige Felsbrocken bildeten kleine Hindernisse, an denen sie sich vorbeiquetschten mussten.
Mit Fortschreiten des Tages wurde es immer dunkler und bald konnten sie mit dem bloßen Auge fast nichts mehr erkennen. Aus seinem Lederbeutel holte Faeringel nun ein paar kleine Lampen hervor, in denen silberne Kristalle, anstelle von Kerzen leuchteten. Er gab jedem eine, anschließend setzten sie den Weg fort. Die Elbenlampen waren leicht und angenehm warm. Als Tom einmal das Glas der Lampen berührte, verbrannte er sich gar nicht. Ein weiteres kleines Wunderwerk aus dem sagenhaften Land Fabrillian.
Es wurde rasch immer dunkler, das Grau der Felswände verwandelte sich in Schwarz. Mit jedem Augenblick schienen die Wände näherzukommen, als wollten sie die fünf Wanderer zerquetschen. Jeder Atemzug wurde zur Anstrengung, zu einem Schnauben und Keuchen, dass von den glatten Felswänden vielfach reflektiert wurde. Es klang, als wurden hunderte, nein – tausende fremder Wesen um sie herum leise atmen. Einige schienen sie sogar anzustarren, glitzernde Punkte in vollkommener Dunkelheit – wie Augen.
»Alles nur Einbildung«, sagte sich Tom. Hinter ihm drängten sich die beiden Frauen enger zusammen, sagten jedoch nichts. Tom wurde langsamer, darum versucht, dass Jane und Iulia möglichst dicht bei ihm blieben. Die Furcht, die sie alle gepackt hatte, war deutlich zu spüren. Ein innerer Instinkt riet ihnen, umzudrehen und davonzulaufen. Tom blickte nach vorne zu Faeringel und Veyron. Ob auch sie diese drängende Angst verspürten? Hörten sie das fremde Atmen, sahen sie die vielen glitzernden Augen?
Plötzlich glaubte Tom Bewegungen in den Felsen auszumachen. Zunächst vermochte er nicht zu sagen, was es war. Er wurde noch langsamer, engte die Augen zu Schlitzen zusammen, um das Ganze besser erkennen zu können. Da waren eindeutig Bewegungen zu sehen, ein Huschen in der Nacht, ein Kratzen am Fels, tapsende Schritte.
Und überall diese Augen.
Irgendetwas saß in den kleinen Spalten und Ritzen, bewegte sich hinter Felsbrocken und Steinen. Er leuchtete von links nach rechts, aber jedes Mal, wenn der helle Schein seiner Lampe auf etwas fiel, war nichts zu sehen. Er konnte jedoch deutlich erkennen, wie dunkle Schatten davoneilten, wenn sich das Licht näherte.
»Einbildung, Thomas Packard, alles nur Einbildung«, murmelte er, um sich selbst Mut zu machen. Von Faeringel und Veyron war nur noch der Schein ihrer Lampen zu erkennen. Sie mussten weit voraus sein.
»Was ist los? Geh endlich weiter«, flüsterte Jane hinter ihm und schubste ihn vorsichtig vorwärts.
Ja, weitergehen. Wir müssen einfach nur weitergehen.
Mit mulmigem Gefühl setzte er einen Fuß vor den anderen, genau darauf achtend, wohin. Jane war dicht hinter ihm.
»Hast du es auch gesehen«, fragte er.
Jane brummte leise. »Bewegungen an den Wänden, Schatten hinter den Felsen. Ich kann es ganz deutlich sehen, Tom. Wir sind hier nicht allein.«
Iulia schnaufte laut, Tom glaubte ein Zittern in ihrer Stimme zu hören, als sie sprach:
»Ich sehe es ebenfalls. Da! Gerade war da etwas hinter diesem Felsbrocken. Es verfolgt uns, ich weiß es. Lasst uns an die Götter beten, dass es nicht die Medusa ist.«
Faeringel und Veyron marschierten einfach weiter. Sie unterhielten sich über die verschiedensten Dinge, ihre Stimmen wurden von dem anhaltenden Echo verzerrt und ihre Worte für jeden Zuhörer unverständlich. Von den unheimlichen Schatten schienen sie nichts bemerkt zu haben.
Iulia, Jane und Tom fielen dagegen immer weiter zurück.. Sie machten keinen Schritt, ohne nicht vorher alles genau ausgeleuchtet zu haben. Iulia murmelte auf Latein irgendwelche Reime. Die einzigen Worte, die Tom verstand, waren immer wieder „Iuppiter“, „Iuno“ und „Orcus“. Gebete, dachte er. Ich bezweifele, dass sie uns helfen werden.
Auf einmal stießen sie auf einen großen Felsbrocken, der mitten auf dem Weg lag. Tom war sicher, dass er vor einen Moment noch nicht da gelegen hatte. Irgendwie sah dieses Ding auch gar nicht richtig nach einem Felsen aus. Tom streckte die Faust mit der Lampe weit nach vorn, versuchte dieses Etwas genau anzuleuchten. Jane mahnte flüsternd zur Vorsicht, Iulia wimmerte voller Furcht. Tom kam vorsichtig näher. Das Ding war lebendig, keine Frage. Er konnte erkennen, wie Muskeln zitterten und er glaubte Füße und Klauen zu erkennen, doch keinen Kopf. Irgendein großes Tuch aus schwarzem Leder verhüllte den Großteil des Körpers des Wesens.
»Hallo? Wer bist du? Ich bin Tom, ich will dir nichts tun«, rief er die schattenhafte Kreatur an. Janes Atem blies ihm stoßweise in den Nacken, ihr Zittern war deutlich zu spüren.
Mit vorgestreckter Lampe trat er auf die Gestalt zu, das Herz schlug ihm fast bis zum Hals. Das Wesen vor ihm rührte sich, zog das ledrige Tuch noch fester um den Körper, als würde es das helle Licht der Lampe blenden. Tom war verdutzt, senkte die Hand ein wenig, nur um herauszufinden, was die Kreatur als nächstes machen würde.
Sie griff an!
Mit einem entsetzlichen Kreischen sprang das Wesen vor, spannte gewaltige Fledermausflügel auf. Mit vorgestreckten Klauen stürzte es sich auf Tom. Schimmernde Katzenaugen funkelten ihn an, ein furchtbares, entstelltes, aber menschenähnliches Gesicht kam ihm entgegen, die Eckzähne entsetzlich verlängert und im Schein der Lampe blitzend.
Tom ließ sich zurückfallen. Er schrie voller Panik, schlug mit der Lampe zu. Ein Vampir! Ein Vampir griff sie an, mitten im Reich der Elben. Tom stürzte zu Boden, schlug hart auf, hob sofort die Lampe, um seinen Angreifer sehen zu können. Doch da war nichts, der Vampir war verschwunden. Dafür hörte er nun Jane gellend aufschreien. Sofort sprang er auf und wirbelte zu ihr herum.
»An den Wänden, Tom! Schau nur! Die Wände bewegen sich«, schrie sie und prallte mit ihm zusammen. Fast wären sie beide gestürzt, aber Tom konnte die Balance wahren und hielt Jane fest. Iulia fiel auf die Knie, breitete die Hände zum Himmel aus und schrie in panischer Angst zu ihren Göttern. Tom verstand kein einziges Wort, im Schein der Lampen konnte er jedoch ihr von Panik verzerrtes Gesicht sehen und die Tränen, die über ihre zitternden Wangen liefen.
Er leuchtete die Felswand hinauf. Tatsächlich! Kreaturen kamen an den Steilwänden heruntergeklettert, tausende davon. Er konnte riesige Spinnen sehen, schwarz wie die Nacht und groß wie Fernsehsessel. Hundertfüßer mit langen Giftzähnen krochen zwischen den Felsen herum – und anderes insektenhaftes Getier, riesige Ameisen und Heuschrecken. Es wurde gezirpt, gequietscht und leuchtendes Gift troff von überall herab. Tom packte Jane am Arm, schob sie tiefer in die Schlucht hinein, während er mit der anderen Hand die Prinzessin an der Schulter packte und versuchte, sie mit sich zu ziehen. Sie mussten zu Faeringel und Veyron, um mit ihnen Rücken an Rücken zu kämpfen.
Ganz