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Liebe und Alltag in der DDR. Helena Zauber
Читать онлайн.Название Liebe und Alltag in der DDR
Год выпуска 0
isbn 9783750233195
Автор произведения Helena Zauber
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Und so las ich mit Spannung und Freude seinen nächsten Brief:
„Mein lieber Fratz! Ich habe Deine beiden Briefe heute mit großer Freude erhalten. Dein Paket mit dem Essen ist auch angekommen. Waffeln sind hier brauchbar, aber mit Büchsen geht hier noch nichts. Wenn das mit der Wohnung hier in Rostock klappt, das wäre ja toll, mal sehen, wie das alles so anläuft. Dann könntest Du ja mindestens einmal im Monat sonntags kommen. Das wäre auch so gut, wegen der Wäsche.“
Oh man, dass mit der Wäsche und was ich alles mitbringen sollte, war Hannes damals echt wichtig. Es folgte auch gleich noch eine Bestellung für den 18. 5. aber auch:
„Ich hoffe, dass es Dir nicht allzu lästig ist, aber wir werden uns schon noch einspielen mit Besuch, Wäsche, Lebensmittel u.a., oder? Was machen wir überhaupt am 18. 5.? Ich möchte nur mal unter Menschen sein oder hast Du da schon die Bude? Na ja, Du hast, soweit ich sehe, alles im Griff und Hilfe.“
Hatte ich? Ja, ich hatte alles im Griff. Hatte ich übrigens noch die nächsten 20, 25 Jahre. Aber dann kamen die Antworten auf einige meiner Fragen. Kurz gesagt, es war nichts planbar, weder Ausgang, noch Kurzurlaub zu den Feiertagen. Aber:
„Von unserer Batterie, 18 Mann, sind bloß vier verheiratet, also könnte ich vielleicht Weihnachten fahren. Es ist alles Kann-Bestimmung. Schikaniert werden wir hier kaum, auch wenn es manchmal so scheint. Unsere ganze Batterie ist total neu, also alle am 2. Mai eingezogen. Wir sind alle im Zimmer zusammen gekommen und gehen zusammen.“
Und zum Schluss dann, die für mich am wichtigsten die Worte:
„Ich freue mich schon ganz doll auf Samstag, ich liebe Dich wie toll.“
Ja, ich erinnere mich, es hat sich alles eingespielt, obwohl wir in der NVA-Zeit nicht nur die Wohnung bekamen.
5. Kapitel
N
atürlich brachte ich in meinem Antwortbrief
Meine Schwester Ella und mein Schwager Olaf kamen zu Besuch. Sie boten an, mit mir nach Wolgast zu fahren. Da sie damals einen Trabant hatten, konnten wir damit Sessel, die meine Mutter mir für die Wohnung schenken wollte, holen. Wir diskutierten darüber, ob Olaf mich direkt vom Kernkraftwerk nach der Arbeit abholen durfte. Für Nichtkraftwerker war die Zufahrtsstraße damals gesperrt. Aber da er ja jemanden abholte, der dort arbeitete, durfte er das. So schrieb ich Hannes freudig darüber, dass wir ja jetzt nur noch ein Sofa kaufen mussten.
Auch schien es ein Problem zu geben, Kragenbinden für meinen Soldaten zu kaufen. So was gab es nur in Armeeläden. Auch war es ziemlich kompliziert, ein Nebengewerbe mit Fellmäusen anzumelden. Einfach los nähen und verkaufen ging nicht. Ella und Olaf hatten darin Erfahrung, da sie selbst Ohrringe als Nebengewerbe herstellten und verkauften.
Ich weiß heute ehrlich gesagt nicht mehr, ob ich damals tatsächlich Fellmäuse produziert oder mir einen Nebenjob gesucht habe. Ich glaube nicht, sonst wüsste ich das doch. Aber sicherlich werden auch hier die kommenden Briefe Aufschluss geben.
Auch war ich mir nicht sicher, ob es mit der kleinen Wohnung in Rostock zum 18. 5. schon klappen würde.
„Aber um diese Zeit, kann man ja noch ein Hotelzimmer bekommen!“
Diese Zuversicht hatte ich, weil im Mai noch keine Ferien waren und so die Ostseeküste als beliebtes Feriengebiet noch nicht mit Urlaubern aus dem Süden der DDR überlaufen war.
Dann noch mal was zu der Wohnung:
„Von einem Tausch in eine Altbauwohnung haben Ella und Olaf mir abgeraten. Man braucht da zu viel Geld, um diese zu sanieren. Ich glaube, sie haben recht. Mit dem Restgeld vom April zahle ich diesen Monat die AWG-Anteile. Irgendwie bekomme ich das hin.
Liebst Du mich auch wirklich noch? Hast Du manchmal Sehnsucht nach mir?
Bis morgen früh verabschiede ich mich erst einmal von Dir. Gute Nacht Fratz!“
„
Mein lieber Fratz Hannes!
Habe heute Deine Sachen bekommen, aber leider keine Zeile von Dir darin gefunden.“
So beginnt mein 8. Brief an Hannes vom 14. Mai. Meine Enttäuschung war bestimmt groß, trotzdem ging ich gleich zur Tagesordnung über:
„Jetzt weiß ich wenigsten, wie Kragenbinden aussehen.“
Inzwischen hatte ich alle möglichen Kolleginnen, deren Männer schon bei der Armee waren, damit genervt, nach Kragenbinden zu kucken. Mit Erfolg! Sie haben mir dann auch gleich Tipps gegeben, wie man die Dinger am einfachsten sauber bekommt. Einer meiner Kollegen hat mir erzählt, dass er nur drei hatte, diese jeden Tag selber gewaschen hat. Das alles berichte ich sehr ausführlich.
Natürlich auch wieder, wer uns was für die Wohnung geben konnte. Meine Schwester hatte noch eine Wohnzimmerlampe, meine Mutter noch Gardinen. Auch wo ich günstige Gardinenstangen bekommen kann schrieb ich Hannes.
Ella hatte mir auch noch den Tipp gegeben, mal nach gebrauchten Küchen zu schauen, um das Geld für eine AWG-Küche zu sparen. Bestimmend teilte ich ihm aber auch mit:
„Auf alle Fälle möchte ich es so machen, dass nicht umgezogen wird, wenn Du da bist! Da möchte ich nur schöne Tage mit Dir haben!“
Und das, obwohl ich keine Zeile von Hannes im Paket gefunden habe? Erstaunlich, aus heutiger Sicht. In diesem Brief schickte ich meinem Schatz auch einen Kalender mit, in welchem meine freien Wochenenden eingetragen waren und, das erstaunt mich heute auch, meine Regeltage.
„Ich weiß, was Du jetzt denkst. Aber es muss ja nicht sein, wenn ich komme und meine Regel habe.“
Aus heutiger Sicht finde ich das ganz schön pragmatisch.
Ich berichte auch wieder über einen Engpass:
„Hannes, Sirup habe ich bis jetzt nicht bekommen. Du wirst es nicht glauben, es gab keinen in der Kaufhalle.
Ich weiß nicht, ob ich bis zur Vereidigung noch mal schreibe. Es wäre eigentlich Quatsch. Aber ich habe immer das Gefühl, ich rede mit Dir, wenn ich schreibe. Ich liebe Dich so mein Hannes-Fratz!“
Heute wundere ich mich, dass ich es tatsächlich geschafft habe, vor dem 18. Mai nicht mehr zu schreiben.
In der Nacht, bevor ich zu Hannes nach Rostock fuhr, konnte ich kaum schlafen. Ich hörte in der Wohnunterkunft die leisesten Geräusche. Drehte mich im Bett hin und her. Wie gerädert stand ich um 5:00 Uhr auf. Meine Gefühle glichen einem absoluten Chaos. Freude und Sorge vermengten sich zu einem irren Aufgeregt sein, dass mich die ganze Zugfahrt über begleitete. Trotzdem fand ich alles gleich, die richtige Straßenbahn zu Hannes´ Kaserne schien für mich bereit zu stehen, bzw. zu warten. So kam ich gegen 8:30 Uhr, viel zu früh dort an. Vor dem Eingang versammelte sich eine Menschentraube. Viele waren offensichtlich mit der ganzen Familie gekommen. Man ließ uns schon rein und dirigierte die Besucher auf einen großen Platz. Nun hieß es warten. Würde ich meinen Soldaten erkennen? Wie sah er wohl jetzt aus? Ich hörte, dass um mich herum die gleichen Fragen gestellt wurden. Dann begann Marschmusik und die Rekruten marschierten auf den Platz. An das ganze Prozedere der Vereidigung erinnere ich mich nicht mehr. Aber daran, wie erschrocken ich war, als ich Hannes entdeckte. Er sah nicht gut aus und schien 10 Kilogramm abgenommen zu haben. Verstohlen schaute er sich um und sein Gesicht strahlte kurz auf, als er mich entdeckte. Nach der Vereidigung wurden wir Besucher wieder aus der Kaserne geschickt, um dort auf unsere Männer oder Söhne zu warten. Zur Feier des Tages gab es für alle Vereidigten bis 24:00 Uhr Ausgang. Wieder war ich aufgeregt und mein Herz schlug bis zum