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unserer Familie auf Bergskog?

      » Er kann sich nicht recht zwischen den Dingen hier unten auf Erden zurechtfinden. – »Nein, aber es sind wohlhabende Leute, und Ihr erinnert Euch wohl noch, Vater, daß Britas Vater Reichstagsabgeordneter ist?«

      – »Jawohl, jawohl, aber du hättest dich lieber mit einer aus unserer Familie verheiraten sollen, die alte Sitten und Gebräuche kennt!« – »Darin habt Ihr recht, Vater. Das hätte ich auch fühlen müssen.«

      Dann sitzen Vater und ich beide da und sagen nichts; aber dann fängt Vater wieder an: »Es war wohl eine, die gut aussah?« – »Ja,« sage ich, »sie hatte dunkles Haar und klare Augen und Rosen auf den Wangen. Aber sie war auch tüchtig, so daß Mutter sehr zufrieden damit war, daß ich sie haben wollte. Es wäre auch alles gut gegangen, aber das Unglück war, daß sie mich nicht haben wollte.« – »Danach fragt doch wohl niemand, was so ein Mädel will?« – »Nein, die Eltern zwangen sie ja auch, ja zu sagen.« – »Und woher weißt du, daß sie gezwungen wurde? Sie mußte doch froh sein, einen so reichen Mann wie du zu bekommen, kleiner Ingmarsson.«

      »Ach nein, froh war sie nicht, aber wir wurden ja aufgeboten und der Hochzeitstag wurde bestimmt, und Brita zog vor der Hochzeit auf den Ingmarshof, um Mutter zu helfen. Denn Mutter fängt so bei kleinem an, alt zu werden.« – »Alles das ist doch nichts schlimmes, kleiner Ingmar,« sagt Vater, um mich zu ermutigen.

      »Aber es sah in diesem Jahr ganz schlimm aus mit der Ernte. Die Kartoffeln schlugen fehl und die Kühe wurden krank, und da fanden Mutter und ich beide, daß wir die Hochzeit ein Jahr aufschieben müßten. Ich meinte nun, wir brauchten es mit der Trauung nicht so genau zu nehmen, denn wir waren ja aufgeboten. Aber es war vielleicht ein wenig altmodisch, so zu denken.« – »Hättest du eine aus unserer Familie genommen, so hätte sie sich dabei wohl beruhigt,« sagt Vater. – »Ach ja,« sage ich, »ich merkte wohl, daß Brita dieser Aufschub nicht gefiel, aber seht Ihr – ich fand, ich hätte die Mittel nicht zur Hochzeit. Wir hatten ja im Frühjahr das Begräbnis gehabt, und Geld aus der Sparkasse nehmen wollte ich nicht.« – »Nein, das war ganz recht, daß du wartest,« sagt Vater. – »Aber ich war ja bange, daß es Brita nicht gefallen würde, Kindtaufe vor der Hochzeit zu halten.« – »Aber erst muß man doch daran denken, ob man die Mittel dazu hat,« sagt Vater.

      »Aber mit jedem Tag, der ging, wurde Brita stiller und wunderlicher, und ich konnte gar nicht begreifen, was mit ihr vorging. Ich dachte, sie sehnte sich wohl nach Hause zu den Ihren. Denn sie hatte immer sehr an dem Heim und den Eltern gehangen. Das gibt sich schon, wenn sie sich nur erst daran gewöhnt, dachte ich. Sie wird den Ingmarshof schon lieb gewinnen. Dabei beruhigte ich mich eine Weile, aber dann fragte ich Mutter, warum Brita so blaß geworden war und so verstört aus den Augen schaute. Mutter sagte, das wäre, weil sie ein Kind haben solle, und sie würde sich schon wieder besinnen, wenn das erst überstanden wäre. Ich machte mir nun ja freilich meine eigenen Gedanken darüber, daß sie unzufrieden damit war, daß ich die Hochzeit hinausgeschoben hatte, aber ich fürchtete mich davor, mit ihr darüber zu reden. Ihr erinnert Euch wohl noch, Vater, daß Ihr immer gesagt habt, daß in dem Jahr, wo ich Hochzeit hielt, das Wohnhaus angestrichen werden sollte. Und dazu fehlte mir in dem Jahr wahrhaftig das Geld. Das findet sich schon alles im nächsten Jahr, dachte ich.«

      Der Mann am Pfluge ging und bewegte die Lippen. Er war so ganz in seine eigenen Gedanken versunken, daß er meinte, er könne das Gesicht seines Vaters vor sich sehen. »Ich werde ihm wohl alles klar auseinandersetzen müssen,« dachte er, »damit er mir einen guten Rat erteilen kann. So verging der ganze Winter, und ich dachte oft, daß, wenn Brita andauernd so unglücklich wäre, ich sie lieber wieder nach Hause nach Bergskog senden wolle, aber nun war es ja zu spät. Und so ging es denn bis zum Mai weiter. Da merkten wir eines Abends, daß sie sich weggeschlichen hatte. Wir suchten die ganze Nacht nach ihr und gegen Morgen fand eine der Mägde sie.«

      »Jetzt schweige ich still, denn es wird mir schwer, mehr zu sagen; aber da fragt Vater: »In Gottes Namen, sie war doch wohl nicht tot?« – »Nein – sie nicht,« sage ich, und Vater kann hören, daß meine Stimme zittert. – »War das Kind geboren?« sagt Vater. – »Ja,« sage ich, »und sie hatte es erstickt, und es lag tot neben ihr.« – »Sie war wohl nicht ganz bei Sinnen?« – »Ja, bei Sinnen war sie,« sage ich. »Sie tat das alles, um sich an mir zu rächen, weil ich sie gezwungen hatte. Sie würde es nicht getan haben, wenn ich mich mit ihr verheiratet hätte. Aber jetzt, sagte sie, hätte sie gedacht, daß, wenn ich kein Kind in Ehren haben wolle, sollte ich gar keines haben.« – Vater wird ganz stumm vor Betrübnis. »Hattest du dich auf das Kind gefreut, kleiner Ingmar?« fragt er endlich. – »Ja,« sage ich. – »Es ist schade um dich, daß du mit einem solchen Frauenzimmer zusammenkommen mußtest.«

      »Sie sitzt nun wohl im Zuchthaus?« sagt Vater. – »Ja, sie bekam drei Jahre.« – »Und das ist der Grund, weshalb dir niemand seine Tochter geben will?« – »Ja, aber ich habe auch keinen gefragt.« – »Und darum hast du kein Ansehen in der Gemeinde?« – »Sie finden, es hätte mit Brita nicht so gehen sollen. Sie sagen, wenn ich nur ein kluger Mann gewesen wäre, so wie Ihr, dann hätte ich mit ihr geredet und zu wissen bekommen, worüber sie sich grämte.« – »Es ist nicht leicht für einen Mann, sich auf ein schlechtes Frauenzimmer zu verstehen!«

      »Nein, Vater,« sage ich, »Brita war nicht schlecht. Aber sie war stolz.« – »Ja, das kommt ja auf eins heraus,« sagt Vater.

      »Als ich merke, daß Vater im Grunde meine Partei nehmen will, sage ich: »Da sind viele, die meinen, ich hätte es so machen sollen, daß niemand etwas anderes erfahren hätte, als daß das Kind tot geboren war.« – »Warum sollte sie ihre Strafe nicht abbüßen?« sagt Vater. – »Sie sagen, wenn es zu Eurer Zeit gewesen wäre, dann hättet Ihr das Mädchen, das sie fand, dazu gebracht, zu schweigen, so daß nichts davon herausgekommen wäre.« – »Und hättest du dich dann mit ihr verheiratet?« – »Nein, dann hätte ich mich wohl nicht mit ihr zu verheiraten brauchen. Ich hätte sie ja ein paar Wochen nachher nach Hause schicken und das Aufgebot aufheben lassen können, weil sie sich nicht wohl bei uns fühlte.« – »Das hättest du ja auch tun können; aber sie können doch nicht verlangen, daß du, der du so jung bist, ebenso klug sein sollst wie ein Alter.«

      »Die ganze Gemeinde findet, daß ich schlecht gegen Brita gehandelt habe.« – »Sie hat doch schlechter gehandelt, sie, die Schande über ordentliche Leute gebracht hat.« – »Ja, aber ich, ich habe sie zur Ehe gezwungen.« – »Ja, darüber konnte sie sich doch nur freuen.«

      »Findet Ihr denn nicht, daß es meine Schuld ist, daß sie ins Zuchthaus gekommen ist?« – »Ich finde, sie sitzt, wo sie sich selbst hingesetzt hat.«

      »Da stehe ich auf und sage langsam: »Ihr meint also nicht, Vater, daß ich etwas für sie zu tun brauche, wenn sie jetzt zum Herbst herauskommt?« – »Was solltest du tun? Dich mit ihr verheiraten?« – »Ja, das müßte ich wohl tun!« – Vater sieht mich eine Weile an und fragt dann: »Hast du sie lieb?« – »Nein, sie hat die Liebe in mir getötet.« Da schlägt Vater die Augen nieder und sagt nichts, fängt aber an nachzudenken.

      »Siehst du, Vater,« sage ich, »ich kann nicht darüber hinwegkommen, daß ich das Unglück angerichtet habe.« Der Alte sitzt still und erwidert nichts. »Zuletzt habe ich sie im Tinggebäude gesehen, da war sie so unglücklich und weinte so darüber, daß sie das Kind nicht hatte. Gegen mich hat sie nicht ein böses Wort ausgesagt. Sie nahm alles auf sich. Da waren viele, die weinten, Vater, und der Richter hatte auch beinahe Tränen in den Augen. Er hat ihr ja auch nicht mehr als drei Jahre gegeben.«

      Aber Vater sagt kein Wort.

      »Es wird schwer für sie jetzt zum Herbst, wenn sie zu Hause sitzen muß,« sage ich. »Daheim auf Bergskog werden sie sich nicht über sie freuen. Sie finden, daß sie Schande über sie gebracht hat, und sie gehören nicht zu den Leuten, die sich besinnen, sie das hören zu lassen. Und sie muß ja immer zu Hause sitzen, denn sie kann sich wohl kaum in der Kirche sehen lassen. Es wird schwer für sie nach jeder Richtung hin.«

      Aber Vater antwortet nicht.

      »Aber es ist nicht so leicht für mich, mich mit ihr zu verheiraten,« sage

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