ТОП просматриваемых книг сайта:
Geisterenthüller John Bell. Erik Schreiber
Читать онлайн.Название Geisterenthüller John Bell
Год выпуска 0
isbn 9783753198316
Автор произведения Erik Schreiber
Жанр Языкознание
Серия Übersinnliche Detektive
Издательство Bookwire
Während ich noch meine Untersuchungen anstellte, erschreckte mich plötzlich eine Stimme.
„Was machen Sie dort unten?“
Ich sah auf. Der alte Bindloss stand am Ufer und schaut auf mich hinab. Er war alleine, sein Gesicht verzerrt vor Angst und Aufregung. Ich zog mich selbst hastig wieder nach oben und stand dann neben ihm.
„Was schnüffeln Sie hier unten herum?“, fragte er mit seinem hässlichen alten Gesicht direkt vor meinem. „Sie Narr! Wenn Sie gestürzt wären, hätten Sie ertrinken können. Niemand kann auch nur einen Zug in diesem Mühlbach schwimmen. Und dann hätte es einen weiteren Todesfall gegeben und der ganze Ärger hätte von Neuem begonnen! Würden Sie die Güte haben, mein Herr, und diesen Ort verlassen? Ich will Sie hier nicht mehr haben.“
„Ich habe vor, morgen früh abzureisen“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen, „und ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden, dass Sie mich vor der Mühle gewarnt haben.“
„Sie wären besser gar nicht in ihre Nähe gekommen“, sagte er in drohendem Tonfall und wendete sich dann hastig ab. Ich beobachtete, wie er den steilen Damm emporkletterte und dann aus meinem Sichtfeld verschwand. Er ging in entgegengesetzte Richtung vom Haus. Die Gelegenheit seiner Abwesenheit wahrnehmend, näherte ich mich wieder der Mühle. War es möglich, dass Wentworth in sie hineingeraten war? Aber wenn das der Fall gewesen wäre, hätte es Wunden und Abdrücke auf seinem Körper gegeben. Ich kletterte kühn hinunter. Es dämmerte schon, aber ich konnte sehen, dass eine Verlängerung der Achse in die Mauer des Turmes hineinragte. Die Mechanik war in wunderbar gutem Zustand und der Bolzen, der das riesige Rad hielt, musste nur ein wenig herausgezogen werden, um es in Bewegung zu setzen.
An diesem Abend dachte ich während des Essens angestrengt nach. Ich bemerkte, dass Bindloss verärgert war, auch war er misstrauisch und alarmiert. Mir wurde klar, dass der einzige Weg aufzudecken, was Wentworth angetan worden war, war, zu versuchen, den alten Grobian dazu zu bringen, dasselbe mit mir zu versuchen, um mich loszuwerden. Das war ein gefährliches Unternehmen, aber ich war fest entschlossen und meine Neugier und Interesse waren aufs Äußerste geweckt. Nachdem ich mit dem Abendessen fertig war, betrat ich den Gang, der zur Küche führte. Ich hatte Filzschlappen angezogen und meine Schritte waren geräuschlos. Als ich mich der Tür näherte, hörte ich Bindloss zu seiner Frau sagen:
„Er hat um das Mühlrad herumgeschnüffelt. Ich wünschte, er würde von selbst verschwinden.“
„Oh, er kann nichts herausfinden“, bekam er zur Antwort. „Verhalt dich ruhig, Bindloss, er wird morgen früh weg sein.“
„Kann sein“, sagte der Wirt daraufhin und dann folgte ein raues und äußerst unangenehmes Lachen. Ich wartete einen Moment und betrat die Küche. Bindloss war jetzt allein. Er beugte sich rauchend über den Kamin.
„Ich werde morgen in der Früh aufbrechen,“ sagte ich, „also machen Sie mir bitte die Rechnung fertig.“ Ich setzte mich neben ihn und zog meinen Stuhl nah ans Feuer. Er sah aus, als ob ihn das ärgerte, aber sagte nichts.
„Die Todesfälle in diesem Haus haben mich sehr neugierig gemacht“, sagte ich nach einer Weile. „Wie viele waren es nochmal, sagten Sie?“
„Das geht Sie nichts an“, antwortete er. „Wir wollten Sie hier nicht haben, Sie können gehen, wann es Ihnen passt.“
„Ich werde morgen früh gehen, aber ich möchte noch etwas sagen.“
„Und was wäre das?“
„Ich glaube nicht an diese Geschichte, dass es hier spukt.“
„Oh, tun Sie wirklich nicht, eh?“ Er ließ seine Pfeife sinken und seine Augen funkelten mich mit einer Mischung aus Ärger und schlecht verborgener Beunruhigung an.
„Nein“, ich hielt inne, dann sagte ich langsam und eindringlich: „Ich ging trotz Ihrer Warnung zur Mühle zurück, und ...“
„Was?“, schrie er und sprang dabei auf die Füße.
„Nichts“, antwortete ich. „Nur dass ich nicht an den Geist glaube.“
Sein Gesicht wurde nicht nur blass, sondern fahl. Ich verließ ihn ohne ein weiteres Wort. Ich sah, dass sein Misstrauen durch meine Worte stärker geworden war. Das hatte ich beabsichtigt. Den Grobian aufs Äußerste zu reizen, war der einzige Weg, ihm das Geheimnis zu entlocken.
Mein kleines Zimmer sah genauso aus wie am vorigen Abend. Die grotesken Muster der Tapete schienen wie ein Relief hervorzustehen. In diesem Moment schienen einige der hässlichen Linien in meiner Vorstellung fast menschliche Formen anzunehmen, sich in trollähnliche Gesichter zu verwandeln und mich anzugrinsen. Wagte ich zu viel? War es falsch, mein Leben auf diese Weise zu riskieren? Ich war furchtbar müde und, so seltsam es scheinen mag, meine größte Angst in diesem entscheidenden Moment war, dass ich einzuschlafen drohte. Ich hatte zwei Nächte fast ohne Rast verbracht und fühlte, dass jeden Moment trotz all meiner Anstrengungen der Schlaf mich übermannen könnte. Um Bindloss die volle Gelegenheit zu geben, seinen Plan in die Tat umzusetzen, war es notwendig, dass ich zu Bett ging und sogar, dass ich mich schlafend stellte. In meinem momentanen erschöpften Zustand konnte vorgetäuschter Schlaf sehr schnell zu Echtem werden. Dieses Risiko, so groß es auch war, musste ich allerdings eingehen. Ohne mich auszuziehen, legte ich mich ins Bett und zog die Bettdecke weit über mich. In meiner Hand hielt ich meinen Revolver. Ich löschte bewusst die Kerzen und bewegungslos wartete ich auf das, was da kommen sollte.
Das Haus war still wie ein Grab – es gab keinerlei Bewegung und mit der Zeit beruhigten sich meine Nerven, so angespannt sie zuvor gewesen waren. Wie ich es erwartet hatte, übermannte mich der Schlaf und trotz aller Anstrengung driftete ich in das Land der Träume ab. Ich begann mir zu wünschen, dass egal, welche Erscheinung es war, die sich zeigen würde, sie es jetzt gleich tun sollte, damit wir es hinter uns bringen konnten. Langsam, aber sicher schien ich mich von all den Erinnerungen der realen Welt zu entfernen und in eine seltsame und schreckliche Fantasiewelt abzutauchen. In diesem Zustand schlief ich, in diesem Zustand träumte ich auch und es waren Albträume.
Mir war, als ob ich einen Walzer mit einer enorm großen Frau tanzte. Sie türmte sich über mir auf, hielt mich fest in ihren Armen und begann mich in einem schwindelerregenden Tempo im Kreis zu wirbeln. Ich konnte die polternde Musik einer Band in der Ferne hören. Schneller und schneller wurde ich in einem großen leeren Saal umhergewirbelt. Ich wusste, dass ich das Bewusstsein zu verlieren begann, und schrie sie an, aufzuhören und mich gehen zu lassen. Plötzlich gab es einen furchtbaren Knall ganz in meiner Nähe. Guter Gott! Ich merkte, dass ich wach war – aber ich bewegte mich immer noch. Wo war ich? Wohin ging ich? Ich versuchte einen Sprung auf das Bett zu machen, nur um zu torkeln und rückwärts wieder auf den Boden zu fallen. Was war das? Warum schlitterte ich? War ich plötzlich verrückt geworden oder erlitt ich einen furchtbaren Albtraum? Ich versuchte, mich zu bewegen, auf die Füße zu kommen.
Dann, ganz allmählich, begannen meine Sinne zurückzukehren und ich wusste, wo ich war. Ich war in der runden Kammer, in dem Zimmer, in dem Wentworth gestorben war. Aber was mit mir passierte, konnte ich nicht begreifen. Ich merkte nur, dass ich mit einer Geschwindigkeit im Kreis gewirbelt wurde, die jeden Moment zunahm. Im Mondlicht, das sich durch das Fenster quälte, sah ich den Boden und das Bett darauf drehen. Nur der Tisch lag auf der Seite, er musste mich geweckt haben, als er umgefallen war.
Ich konnte nichts von den anderen Möbeln im Zimmer sehen. Aber auf welch geheimnisvolle Weise waren sie entfernt worden? Mit unheimlichem Aufwand kroch ich zur Mitte dieser furchtbaren Kammer und, das Fußende des Bettes greifend, kämpfte ich mich auf die Füße. Ich wusste, hier würde weniger Bewegung sein und ich konnte gerade so die Umrisse der Tür ausmachen. In weiser Voraussicht hatte ich den Revolver in meine Tasche geschoben, und war mir immer noch