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und Anneliese wischte sich mit ihrem Hemdzipfelchen sogar die Augen, weil ihr immer die Tränen kamen. Dann aber fasste sich Peterchen ein Herz und sagte, dass er das Beinchen schon recht gern mit Anneliese vom Mond herunterholen möchte; aber der Mond - das hatte er schon mal gehört vom Vater -, der wäre sehr weit fort, da oben irgendwo ganz hoch in der Luft; und wer nicht fliegen könnte, würde wohl niemals hinaufkommen. Anneliese wusste zwar noch weniger vom Mond als Peterchen; aber hoch war er sicher, vielleicht noch höher als der Schornstein auf dem Haus, und sie hatte doch ein klein bisschen Angst, dass man kaputtgehen könnte, wenn man da hinaufwollte, ohne richtig fliegen zu können. Sie sah ganz verlegen aus. Der Sumsemann aber wusste: wenn die Kinder nur wollten, so war es schon gut; wenn sie den guten Willen hatten, zu helfen, dann konnte er sie sogar das Fliegen lehren. So stand es nämlich in der Familiengeschichte der Sumsemanns deutlich mit weißer Tinte auf grünen Blättern geschrieben. Er hatte es auswendig gelernt. Selig umarmte er die beiden Kinder und sagte, dass sie das Fliegen sehr leicht von ihm lernen könnten, wenn sie nur ein bisschen aufpassten, wie er es mache. Na, das war was für Peterchen und Anneliese!

      Sie fingen laut an zu lachen und tanzten wie toll in ihren Hemdchen im Zimmer herum. Aber es galt keine Zeit zu verlieren, wenn sie noch nach dem Mond fliegen wollten. Und so setzte der dicke Maikäfer sich in Positur, um den Kindern etwas vorzufliegen. »Aufgepasst!« sagte er, nahm seine kleine silberne Geige ans Kinn, spielte und sang dazu:

      »Rechtes Bein - linkes Bein,

       Rechtes Bein - linkes Bein,

       Rechtes Bein und linkes Bein,

       Summ! - dann kommt das Flügelein

       Summ - Summ - Summ!«

      Da flog er auch schon im Zimmer herum, und die Kinder klatschten vor Vergnügen laut in die Hände. Jetzt sollten sie es nachmachen. Es war ein feierlicher Augenblick!

      Peterchen stellte sich in Positur, und Anneliese daneben, mit ein ganz klein wenig Herzklopfen. Der Maikäfer stand vor ihnen mit der Geige, sie mussten die Ärmchen ausbreiten, und während er geigte und sang, machten sie gehorsam die komischen Schritte nach, die er vorhin vorgemacht hatte. Plötzlich als er sang: »Summ! - dann kommt das Flügelein.« Was war das? Sie hoben sich von der Erde in die Luft ... ja ... sie flogen richtig rund im Zimmer herum!

      Zuerst waren sie so erstaunt, dass sie nur die Augen ganz weit aufrissen und auch die Mäulchen. Dann aber konnte es Anneliese nicht mehr aushalten vor Vergnügen; denn es war wirklich zu schön, so wie ein richtiger Käfer in der Luft herumzusummen. Sie lachte laut auf, strampelte mit den Beinchen und klatschte begeistert in die Hände... Bauz!! Da lagen sie beide auf der Nase!

      Sie guckten den Herrn Sumsemann sehr erstaunt an. »Das kommt vom Klatschen«, sagte der. Natürlich, wenn man fliegen will, darf man nicht in die Hände klatschen! Das tun ja die Maikäfer auch nicht beim Fliegen. Obwohl sie sich doch ein wenig weh getan hatten beim Herunterpurzeln aus der Luft, verkniffen sie die Tränen und standen tapfer wieder auf. Anneliese war sehr verlegen, denn sie hatte ja angefangen mit der Strampelei. »Noch einmal! « hieß es jetzt, und wieder geigte und sang der Käfer, sie machten die Schritte, die er vorgemacht hatte, und als die Zeile kam: »Summ! - dann kommt das Flügelein.. .« flogen sie, genau wie vorher, ganz hoch in die Luft. Nun hüteten sie sich aber zu klatschen, und, obwohl es so schön war, dass sie wieder laut lachen mussten, hielten sie doch ihre Arme ruhig ausgebreitet und strampelten nicht mit den Beinen wie vorher. So blieben sie in der Luft, solange der Maikäfer geigte, und als das Liedchen aus war, glitten sie sanft, wie zwei kleine Schmetterlinge, auf die Erde herab. Es war sehr schön gewesen!

      Peterchen meinte, dass es bei ihm richtig gebrummt hätte beim Fliegen, und Anneliese hatte auch so etwas bei sich gehört. Herr Sumsemann fand das ganz in der Ordnung, denn das Brummen gehört ja bei den Maikäfern auch zum Fliegen. Nun also konnte das große Abenteuer beginnen. Gelb und rund stand der Mond über der Sternblumenwiese vor dem Fenster. »Es ist sehr weit«, sagte der Maikäfer, obgleich es ganz nah aussah; aber er musste es wissen. Darum sollten sie Proviant mit auf die Reise nehmen. Hierfür waren die Äpfel von Muttchen gut. Aber auch die Puppe und den Hampelmann wollten sie nicht daheim lassen. Die mussten doch große Abenteuer miterleben!

      Der Maikäfer zog zwar zuerst eine krause Nase, denn für Puppen und Hampelmänner hatte er gar kein Verständnis, der dumme Kerl; aber schließlich meinte er doch, »man könne nicht wissen, wozu es gut sei«; und so durften Püppchen und Hampelhänschen mit. Natürlich schnallte sich Peterchen sein kleines Holzschwert ums Hemd, denn Kämpfe gab es sicher zu bestehen. Damit war auch der Maikäfer sehr einverstanden. Er hatte nämlich doch etwas Angst vor der großen Reise. Wir wissen schon, dass er von Natur nicht sehr mutig war. Jetzt waren sie soweit. Sie stellten sich hintereinander auf; der Maikäfer vorn, mit der kleinen Geige, dann Peterchen, dann Anneliese. Das Liedchen ertönte, sie hoben die Arme, machten die Schritte, wie sie es gelernt hatten, und ... plötzlich ging die Wand des Zimmers weit auseinander, die Sternblumenwiese lag vor ihnen, von Tausenden von Glühwürmchen beleuchtet, und sie flogen hinaus ... über die Wiese hin... immer weiter ... auf den großen, goldenen Mond zu, der vor ihnen über die Bäume guckte.

      Der Flug nach der Sternenwiese

      »Nanu!« sagten die anderen Maikäfer, die gerade unter der großen Kastanie ein Konzert abhielten, »hat der hochnäsige Geigensumsemann doch ein paar Kinder gefunden, mit denen er zum Mond fliegt? «

      Sie waren so erstaunt, dass in ihr Brummkonzert ein ganz falscher Takt kam. Die drei aber flogen so schnell, dass die Hemdchen der Kinder wie kleine Fahnen in der Luft flatterten. Beinahe hätten sie zwei kleine, verliebte Nachtschmetterlinge, die nicht aufpassten, über den Haufen geflogen. Jetzt waren sie über dem See. Der funkelte leise. Alle seine Wellen waren von Silber. Und die dummen, dicken Karpfen, die dort wohnten, glotzten durch das Wasser, sehr erstaunt. ›Oh!‹ dachte der Karpfenururgroßpapa, ›das sind aber ein paar seltsame Enten, die da oben flattern.‹ Er hielt alles, was in der Luft flog, für Enten. Fünfhundert Jahre war er alt, aber schrecklich dumm, weil er fast immer schlief. ›Oh, oh!‹ dachten die andern Karpfen. So viel hatten sie schon lange nicht gedacht, und von der Anstrengung schwitzten sie große Luftblasen; die stiegen im Wasser hoch wie kleine Perlen. Aber schon flogen die drei Abenteurer über den Wald hin. »Guck! « sagte das kleine Reh Ziepziep zu seiner Mutter, »da fliegen zwei weiße Fledermäuschen!«

      Doch die Mutter wusste es besser, denn sie hatte feine Ohren und hörte alles, was man im Walde erzählt. »Es ist der Maikäfer Sumsemann, der mit zwei Kindern nach dem Mond fliegt«, sagte sie. »Wollen sie den Mond fressen?« fragte Ziepziep. Es glaubte nämlich, dass man den Mond fressen könnte, weil er so ähnlich aussah wie eine gelbe Butterblume.

      »Frag nicht so dumm und iss deinen Salat!« sagte die Mutter. Ziepziep war wirklich noch zu klein, um die berühmte Geschichte von dem Holzdieb und dem Maikäferbeinchen zu verstehen. Immer schneller und immer höher flogen die drei. Das Haus, die Wiese, der See, der Wald lag bald tief unter ihnen. Die Hügel, die Berge, an denen die weißen Nachtnebel hingen, versanken. Und dann lag die ganze Erde dort unten, unermesslich tief in der blauen, stillen Nacht; mit allen ihren Ländern und Meeren; die große, liebe Erde in tiefem Schlaf. Das Herz klopfte den Kindern, aber tapfer hielten sie die Ärmchen ausgebreitet und machten keine einzige falsche Bewegung. Der Maikäfer flog ihnen voran; er geigte unermüdlich und sang sein Liedchen dazu. Seltsam! Ganz anders sahen jetzt die Sterne aus als von der Erde, wenn man sie abends vom Garten her betrachtete. Als ob sie freundliche, liebe, lachende Gesichtchen hätten mit silbernen Löckchen drum. Immer mehr wurden es, je höher man flog. Nur die großen konnte man von der Erde sehen, die kleinen sah man erst jetzt. Es waren viel, viel hunderttausend. Und plötzlich begann es durch den schweigenden Himmelsraum wie von unzähligen Glöckchen zu klingen; zuerst ganz fein und leise, dann immer lauter und deutlicher und immer schöner. Nein! es waren keine Glöckchen!

      Jetzt hörten sie es deutlich; es waren viel tausend kleine Silberstimmchen ringsum. Die Sterne sangen in der Nacht; und so war ihr Lied:

      »Auf

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