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steht das mir so vertraute Gebäude, halb aus roten Ziegeln, halb aus Betonelementen gebaut. Ich laufe zum Eingang. Meine Prüfung wird in Johns Büro stattfinden. Erstes Stockwerk. Zimmer 132. Ich klopfe an.

      „Herein“, ruft John von innen. Außer ihm und dem Dekan, Professor Williams, ist noch eine mir unbekannte Frau anwesend.

      Der Dekan bemerkt meinen irritierten Blick und klärt mich gleich auf. „Das ist Professor Young, die Rektorin der George Washington University.“

      Mannomann. Was ist das nur für ein Aufgebot. Was haben die vor?

      „So, Herr Krönlein. Dann kommen wir gleich zur Prüfung. Berichten sie uns einmal über die Modellbildung, Simulation und Organmodellierung in der Biomedizin.“

      Gut, dass ich mich so sorgfältig vorbereitet habe. „In der biomedizinischen Simulation werden biologische Organe, Gewebe und Zellen nachgebildet. Die Funktionsabläufe des Körpers können zum einen so besser verstanden werden. Zum anderen werden mit dem Nano-3D-Drucker Gewebe modelliert, die ihrerseits Körperfunktionen übernehmen können. Das erste Gewebe, das hier nachgebildet wurde, war Lungengewebe, das bei Patienten mit fortgeschrittenen bösartigen Tumoren erfolgreich implantiert werden konnte. Das modellierte Lungengewebe wird über artifizielle Bronchien an der Luftröhre angeschlossen und übernimmt den Gasaustausch im Thorax. Kurz nach dem Lungengewebe gelang es auch, Myokard nachzubilden, um künstliche Herzen zu implantieren.“

      John bittet mich, am Medienboard die Formel für den Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid in den Lungenbläschen herzuleiten. Das ist mein Steckenpferd. Ich liebe die Integral- und Differentialrechnung. Schnell habe ich die Formel anhand von Perfusion und Ventilation skizziert. Ich schaue in drei zufriedene Gesichter.

      John schließt die Prüfung ab. „Ja, Lars, das haben sie mal wieder exzellent gemeistert. Aber ich habe auch nichts anderes erwartet. Haben sie noch Fragen?“ John schaut den Dekan und die Rektorin der Universität an. Die beiden schütteln den Kopf.

      Kurz darauf empfange ich vom Dekan das Diplom meines Masterabschlusses. Das Diplom ist in einer übergroßen schwarzen Mappe.

      Und dann zieht Professor Young noch eine weitere Urkunde hervor. „So, Herr Krönlein. Das ist ihre Ernennungsurkunde zum Professor an der George Washington University.“ Professor Young nickt mir zu.

      Ich kann es gar nicht fassen. Eine Ernennungsurkunde zum Professor? Ich bin ja noch nicht einmal promoviert. Ja, geht denn so etwas? Mir scheint, die werfen hier alle Regeln über den Haufen.

      John steht als erster auf und gratuliert mir mit einem freundschaftlichen Handschlag. Der Dekan und die Rektorin schließen sich an. Professor Williams heißt mich als neues Mitglied der Fakultät willkommen.

      „Kommen jetzt Vorlesungsverpflichtungen auf mich zu?“

      „Ja, Lars“, sagt John, „aber seien sie unbesorgt. Sie dürfen die Vorlesungen und Kurse auch von Deutschland aus mit ihrem Avatar bestreiten.“

      „Und wie viele Stunden muss ich da pro Woche vorlesen?“

      „Es sind fünfundzwanzig Stunden pro Semester.“

      „Pro Semester? Ach. Das geht ja.“

      „Was werden sie forschen, Herr Krönlein?“ Die Rektorin schaut mich interessiert an.

      „Ich kann es noch nicht sagen. Ich bin noch ganz überwältigt. Ich vermute, ich werde mich mit den fachübergreifenden Inhalten zwischen Mathematik, Medizin und Physik befassen.“

      „Und ihre Antrittsvorlesung halten sie dann zum Beginn des neuen Semesters.“

      Ich nicke. „Ja. Aber erst einmal muss unser Kind zur Welt kommen. Meine Frau und ich werden nämlich gerade zum zweiten Mal Eltern.“

      John strahlt viel Ruhe aus. „Das Persönliche geht da erst einmal vor. Und das mit der Antrittsvorlesung besprechen wir dann, wenn ihr Kind geboren ist.“

      Lisa wird Augen machen, wenn ich ihr das alles erzähle.

      Frankfurt

      Ich treffe am Sonnenring ein. Jetzt nur schnell zu Lisa und Francis! Ich öffne mit dem Keycode die Wohnungstür. Oh. Kerstin.

      „Guten Tag, Lars. Deine Frau ist mit Ulrich vor einer Stunde ins Krankenhaus gefahren. Die Wehen setzten ein.“

      „Mit Ulrich? Wieso mit dem?“

      „Er kam heute Morgen zu Besuch. Und ich bin bei Francis geblieben. Lisa wollte nicht allein in die Klinik.“

      Ausgerechnet Ulrich. Hat der am Samstagvormittag nichts anderes zu tun? Ich dachte, der macht sein Physikum. „Ist Lisa ins Diakonissenkrankenhaus gefahren worden?“

      „Genau, Lars. In die Schifferstraße.“

      Ich gebe Francis einen Kuss, dann renne ich los. Ich will nicht zu spät kommen. Schnell ein Taxi. Ich fahre in die Klinik und melde mich an der Pforte: „Unser Kind kommt zur Welt. Meine Frau müsste schon im Kreißsaal sein.“

      „Wie ist denn ihr Name?“

      „Krönlein. Wir heißen Krönlein.“

      „Ich gebe Bescheid, dass sie kommen. Klingeln sie bitte an der Tür, die zur Entbindungsstation führt. Sie müssen hier den Korridor runter.“

      „Danke. Ich kenne mich aus.“

      Wird unser Kind gesund zur Welt kommen?

      Ich klingele. „Guten Tag. Ich bin Lars Krönlein. Meine Frau ist bei ihnen.“

      „Ja. Kommen sie herein.“

      Der erste, den ich sehe, ist Ulrich. Er sieht ganz blass aus. „Hallo, Lars. Es geht los. Ich warte hier draußen.“ Die Pfeilspitze der Medizin hat vor der Geburt kapituliert. Ich verstehe bis heute nicht, warum sich die Zahnmediziner als Pfeilspitze der Medizin verstehen, wenn sie vor einer Geburt kapitulieren. Egal. Ganz egal.

      Ich betrete den Kreißsaal.

      „Hallo, Lars. Schön, dass du da bist.“

      „Ja, Lisa. Es sollte doch erst in vierzehn Tagen losgehen…“

      „Unser Maurice hält sich eben nicht an den Fahrplan. Er wird ja wahrscheinlich auch kein Eisenbahnschaffner…“

      Ich halte Lisas Hand.

      Die Hebamme schaltet sich ein. „Hier können sie aber nicht stehen bleiben. Stellen sie sich bitte an das Kopfende, links von ihrer Frau.“

      Die Gynäkologin betritt den Raum. „Ah, es ist gleich so weit. Wunderbar.“

      Arbeitet Dr. Glück nicht mehr hier? Naja, die Gynäkologin macht einen ebenso kompetenten Eindruck wie Dr. Glück. Allerdings hat sie sich gar nicht mit Namen vorgestellt.

      „Da ist schon das Köpfchen.“ Die Gynäkologin greift zu, dann geht alles ganz schnell. „Pressen sie. Ja, genau. Sehr gut. Gleich haben wir ihren Sohn.“

      Und dann ist er da. Maurice. Er schreit. Maurice hat eine kräftige Stimme. Lisa sieht erleichtert aus.

      Ulrich drückt sich mit blasser Nase auf dem Flur der Entbindungsstation herum und schaut kurz rein. Ich zeige ihm einen Daumen nach oben. Er atmet auf.

      „So, jetzt können sie noch die Nabelschnur durchschneiden. Wollen sie, Herr Krönlein?“

      „Na klar.“

      Ein Clip wird auf die Nabelschnur gesetzt. Dann darf ich schneiden.

      „Legen sie ihrer Frau den Kleinen auf den Bauch.“

      Ich kenne mich inzwischen aus. Im Moment denke ich wieder an die Geburt von Francis. „Lisa, schau nur. Unser zweiter Junge. Und schau nur, wie schön er ist.“

      Lisa schaut mich glücklich an. Sie hat es geschafft. Und unserem Kleinen fehlt nichts, so weit ich das sehen kann. Sehr gut.

      Die Gynäkologin wendet sich mir zu. „Wenn alles

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