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      Lisa W. Barbara

      Avenae

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       స 1 స

       స 2 స

       స 3 స

       స 4 స

       స 5 స

       స 6 స

       స 7 స

       స 8 స

       స 9 స

       స 10 స

       స 11 స

       స 12 స

       స 13 స

       స 14 స

       స 15 స

       స 16 స

       స 17 స

       స 18 స

       స 19 స

       స 20 స

       స 21 స

       స 22 స

       స 23 స

       స Prolog స

       Impressum neobooks

      స 1 స

      Ich sah sie deutlich vor mir. Hörte die Stimme meiner Mutter, die meinen Namen flüstere. Sah die Bilder. Eine junge Frau mit schwarzen, vom Regen nassen Locken hetzte eine dunkle Gasse entlang. Sie hielt etwas in ihren Armen. Ein Baby. Vor einem großen weißen Haus blieb sie stehen. Zögernd sah sie sich um. Nichts regte sich in der Gasse. Kein Geräusch war zu hören, nur das Trommeln des Regens und das Keuchen der Frau. Das Kind in den Armen der Frau wachte langsam auf. Es regte sich unter den nassen Leinentüchern, die hastig um das Kind geschlungen worden waren. Es quietschte leise. Die Frau hob es hoch, so dass ihr Gesicht auf gleicher Höhe wie das des Babys war. Aus ahnungslosen, unschuldigen Augen blickte das kleine Mädchen seine Mutter an. Die Frau lächelte, obwohl ihr im Moment wirklich nicht danach war. Grüne Augen hatte die Kleine. Grüne Augen, genauso wie sie selbst. Das Kind lachte. Es wand sich in den Leinentüchern, ganz so, als wollte es ihre Mutter mit seinen Händen berühren, ihr das Wasser aus dem Gesicht streichen, ob es nun vom Regen kam oder ob es Tränen waren. Immer noch lächelnd strich die Frau dem Kind über den Kopf. Seufzend drückte sie es wieder an ihre Brust, als wollte sie es nie wieder loslassen. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Lange blieb sie so stehen und umklammerte das kleine Mädchen. Nach einer Ewigkeit, die der Frau nur wie Sekunden vorkamen, löste sie das Kind aus ihrer Umklammerung und küsste es auf die Stirn.

      Nur widerwillig konnte sie sich von den grünen Augen ihres Kindes losreisen, die sie flehend ansahen. Die Frau legte das Mädchen auf die Stufen, die zu dem weißen Haus führten. Darauf bedacht, dass das kleine zierliche Köpfchen des Kindes nicht in die Pfützen fiel, strich sie dem Mädchen noch einmal über die Wange, schluchzte und drehte sich um. Ohne sich noch einmal umzuschauen, lief sie die verlassene Gasse entlang. Hinter ihr auf den Stufen fing das Baby an zu schreien, als es merkte, dass seine Mutter weglief und es allein ließ. Das Schreien des Babys zerriss der Frau das Herz, doch sie lief einfach weiter, die verlassene dunkle Gasse entlang, mitten in den Tod.

      Lange dachte ich über diesen Traum nach. Diesen Traum, den ich schon seit dem ich denken kann fast jede Nacht träumte. Ich kannte ihn mittlerweile in und auswendig.

      Während ich versuchte, dass die Bilder des Traums nicht vor meinem geistigen Auge verblassten, was sie immer taten, heulte der Sturm draußen unentwegt weiter. Zweige kratzten an den Fenstern meines Zimmers als beteten sie, der Wind würde sie verschonen. Ab und zu erhellte ein Blitz mein Zimmer, gefolgt von einem tiefen Donnergrollen. Ich fand den Sturm nicht schlimm. Ich fand ihn schön. Der Wind konnte tun und lassen was er wollte. Ungestört über das Land streifen und spontan entscheiden, ob er sich zum Orkan oder nur zum leichten Sommerwind verwandeln sollte. Er hatte sicher schon die ganze Welt gesehen. Er war frei. Etwas, was ich nie sein würde.

      Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen, versuchte mich wieder an die Bilder zu erinnern, an das Gesicht der Frau.

      Ich hörte den Windböen zu, die an mein Fenster schlugen. Sie schienen etwas zu erzählen. Eine Legende. Oder ein Märchen. Jedenfalls etwas Trauriges.

      Ich schien die Geschichten zu kennen, als wären sie meine eigenen. Wenn ich sie doch nur verstehen könnte. Wenn ich doch nur hören könnte, was der Regen erzählte.

      Viel wusste ich nicht über mich. Eigentlich gar nichts. Nur das, was mir die Schwestern im Waisenhaus erzählt hatten. Doch selbst davon wusste ich nicht einmal, ob es stimmte.

      Der Regen wurde schwächer und rötliches Licht schien durch die Vorhänge, die schwer das Fenster verhüllten. Seufzend schaute ich auf die roten Zahlen des Weckers, die mir die Uhrzeit zeigten. Halb sechs.

      Ich stand auf und ging durch das halbdunkle Zimmer zum Fenster. Wie jeden Morgen zog ich die weißen Vorhänge auf und lies die Sonne herein. Die Wärme strich sanft über meine Haut. Ein tolles Gefühl. Es hieß ja, dass Sonnenstrahlen Endorphine freisetzen, doch es war ja wie zu erwarten, bei mir wieder nicht. Manchmal fragte ich mich, ob ich mich nur in einer depressiven Phase befand (was dann schon mein bisheriges Leben anhielt) oder ob es einfach diese Stimmung hier war. Warum war ich nur so seltsam?

      Tatsächlich war ich das. Ich gab mir zum Beispiel überhaupt keine Mühe zu den anderen nett zu sein. Zwar musste ich das nicht unbedingt, denn ich wohnte in einem Mietshaus am Rande Rügens wo eh fast keiner seinen Nachbarn kannte, doch ein bisschen sozialen Kontakt könnte mir nun wirklich nicht schaden.

      Diesen eben genannten

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