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so viele Fragen aber keine Antworten. Dieser Fall hatte in der Zeitung gestanden, verfasst von Mr. Bees. Ich gab den Namen von Joshua Lockwood ein, dem Vater von Cayden und fand heraus, dass er Rechtsanwalt und begnadeter Tierschützer war. Die beiden hatten sich scheinbar schon öfter gegenseitig verklagt. Das hatte ich nicht gewusst, allerdings hatte ich mich nie mit der Arbeit oder den Problemen meines Vaters beschäftigt. Doch außer den einen Artikel über den Junior Lockwood gab es nichts Brauchbares. Mir blieb also nur eine Möglichkeit: Ich musste jemanden fragen, der live dabei gewesen war. Meine Mutter.

      Ich trank meinen Frappo leer, und fuhr heim. Da auf meinem Navi eine Staumeldung angezeigt wurde fuhr ich nicht über die Hauptstraße, sondern über den Interstate Highway, an dessen linken Seite sich ein Wäldchen befand und an der rechten Seite sich lauter Restaurants erstreckten. Da ich wusste, dass meine Mama chinesisches Essen liebte und ich sie für unser Gespräch in gute Stimmung versetzen wollte, frei nach dem Motto captatio bene valentiae, hielt ich bei Panda- Express an.

      »Voospaise? Lais oda Nudaln?«, fragte mich der chinesische Angestellte. »Frühlingsrollen, bitte. Reis und einmal Hühnchencurry«, bestellte ich.

      *

      Im Santa Clara Drive angekommen fuhr ich durch die Einfahrt, an der zwei weiße Löwenstatuen standen, und parkte dort. Bevor ich hochging, pflückte ich Blumen und deckte schon mal den Tisch. Als ich in mein Zimmer kam, erwartete Mr. Duddle mich bereits. Er legte den Kopf schief, irgendwie schien ihm aufzufallen, dass mit mir etwas nicht stimmte. Auch Gestern, als ich mit meinen Wunden zu ihm kam, hatte er besorgt ausgesehen. Ich hatte noch ein bisschen Zeit bis zum Abendessen, deshalb schaute ich noch mal ins Bad, um mein Make-up zur Schrammenüberdeckung, zu erneuern. Der Einkauf und das Autofahren hatte mich etwas geschwächt, weshalb ich beschloss, ein Bad zu nehmen. Den Vogel nahm ich mit und setzte ihn auf die Toilettenschüssel, um die Befragung meiner Mutter durchzuspielen. Wenn sie wüsste, was gestern passiert war, würde sie mich wahrscheinlich nie wieder rauslassen. Die Badewanne füllte ich mit Lavendelduft und extra viel Schaum. Ich ließ mich in die Wanne sinken. Die Wärme tat meinem Körper gut, denn obwohl es draußen warm war, hatte meine Mum das Haus mit der Klimaanlage sehr stark gekühlt. »Na, wie findest du das: Mama wir müssen reden... Nein, das klingt zu dramatisch, oder? Mum ich hab eine Frage …. Ja, das klingt gut.«

      Was machst du so? , kam eine Nachricht von Kevin.

      Ich bade gerade, und du?

      Ich bin gerade im Fitnessstudio. Schickst du mir ein Foto ;) schrieb er mit grinse Smiley

      Nur, wenn du mir auch eins schickst =)

      Tatsächlich schickte er mir ein Foto von ihm, mit nacktem Oberkörper. Jetzt war ich dran. Ich schickte ihm ein Selfie mit Mr. Duddle. Sofort kam eine Antwort von ihm.

      Jetzt beneide ich den Vogel total, erklärte er mir.

      »Jessi, ich bestell Pizza, willst du auch eine?«, fragte meine Mutter durch die Tür hindurch. »Nein, Mama. Ich hab dir was vom Chinesen mitgebracht. Geh schon mal runter, das Essen steht im Kühlschrank. Ich komm gleich nach!«, rief ich ihr zu.

      Ich hüpfte aus der Badewanne, schlüpfte in den lila Seidenkimono und lief zu meiner Mutter. »Schätzchen, das ist ja so lieb von dir«, sagte sie. »Du hast ja sogar an Blumen gedacht!«, stellte sie erfreut fest. Nachdem wir beide gegessen hatten und wir uns noch ein Eis gönnten, sah ich meine Chance. »Mum, eine Frage« »Ja« »Kennst du eigentlich Joshua Lockwood?«, ging ich gleich aufs Ganze. Sie erstarrte in ihrer Bewegung etwas zu trinken. »Warum willst du das wissen?«, fragt sie. »Ich mein bloß….weil er Dad doch beschuldigt seinen Sohn entführt zu haben«, tastete ich mich weiter vor. Katy schaute mich entgeistert an: »Und du glaubst das oder was?! Wie kommst du überhaupt darauf, das ist jetzt schon fünf Jahre her.« »Versuch nicht von meiner Frage abzulenken, Mama!«, erwiderte ich etwas heftiger als beabsichtigt. Die Augen meiner Mutter wurden glasig. Das war das Problem, immer wenn ich etwas lauter oder ein wenig wütend wurde, weil sie mir auswich, fing sie an zu weinen. »Jessica, warum bohrst du immer in der Vergangenheit nach? Dein Vater weilt nicht mehr unter uns und jetzt fängst du an zu glauben, er wäre ein schlechter Mensch! Schon die Römer haben gesagt: De mortuis nihil nisi bene. Über die Toten wird nichts gesagt, wenn es nicht gut ist«, ihre Stimme brach. »Es reicht! Mum reiß dich zusammen! Was ist passiert!«, schrie ich sie wutentbrannt an. Katy fing an zu weinen, wandte sich von mir ab und ging in ihr Zimmer. Manchmal fragte ich mich, ob wir überhaupt verwandt waren. Sie hatte blonde, ich brünette Haare, sie hatte blaue und ich grüne Augen. Auch unser Charakter war grundverschieden, sie versuchte immer allem auszuweichen, vor allem wenn es unangenehm wurde, und ich stellte mich diesen Sachen. Sie war leise, ich war auch nicht unbedingt laut, nur wenn ich wütend war. Und das war ich jetzt. Auch ich stapfte in mein Zimmer, nachdem ich das Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte. Dann gab ich meinem Haustier seine Körner, Würmer und die Medizin. Ich zog mir meinen Schlafanzug an, der aus einer gelben Stoffhotpants und einem rosa Shirt bestand, und warf mich auf mein Bett. Es stand in einer der Ecken, auf einem vanille-weißen Teppich, der auf meinem dunkelbraunen Holzboden lag. Ich suchte den Laptop, der unter meinem Bett versteckt war, lotste den Vogel auf mein Bett und machte Netflix an. »Wir schauen Shadowhunters«, erklärte ich dem Eichelhäher. Nach drei Folgen vielen mir die Augen zu.

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      Kapitel 7

      Ein Pfeifen weckte mich auf. Als ich verschlafen die Augen öffnete, starrten mich zwei schwarze Äuglein an. »Ahhh!« Sofort richtete ich mich auf: »Du kannst mich doch nicht so erschrecken, Duddle. Beobachtest du mich etwa beim Schlafen?« Der Vogel zwitscherte noch mal, was mir ein Lächeln entlockte. Ein Eichelhäher, der mir beim Schlafen zu schaute? Wie verrückt war das denn? Ich schaute auf den Wecker, der auf meinem kleinen Nachtisch stand. Die leuchtenden Zahlen zeigten neun Uhr an. Meine Mum würde wahrscheinlich immer noch sauer auf mich sein, deshalb entschied ich, ihr einen guten Kaffee von Starbucks zu holen. Ich schlüpfte schnell in eine graue Jogginghose und zog mir ein blaues Langarmshirt über. Noch bevor ich die Treppen runter sausen konnte, rief meine Mutter nach mir: »Jessica, du hast Besuch, komm sofort herunter!« Oh, oh, dieser Ton hieß nichts Gutes, sie war also noch RICHTIG sauer auf mich. Wer wohl um diese Uhrzeit schon was von mir wollte, eigentlich hatte ich niemanden erwartet. Vielleicht war es ja Lena, mit der ich eine Physik Präsentation halten musste. Doch schon als ich die ersten Stufen hinuntereilte, erkannte ich die Stimme. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Flynn. Ich bin Kevin«, stellte er sich meiner Mutter vor. »Kevin?«, fragte sie skeptisch. Kevin wirkte ein wenig überfordert, bei so viel Unfreundlichkeit von meiner Mama. Katy hatte ihn nicht mal reingebeten. Insgesamt stand sie gerade neben sich. Sie trug einen Bademantel, rosa Pantoffeln, ihre Haare sahen aus, als ob ein Vogel in ihnen geniestet hatte (Wo der doch bei mir war ). Und dann ihre Augenringe, peinlicher ging es ja nicht. »Ja Mum, das ist Kevin. Du erinnerst dich? Ich habe ihm letztes Jahr Nachhilfe gegeben«, half ich ihm. »Mhhff«, stieß sie hervor. Da sie nicht vorhatte, uns ein wenig Privatsphäre zu gönnen, fragte ich ihn einfach: »Ähhm ja…..was machst du denn schon hier? Willst du reinkommen?« »Nein Danke, ich dachte, wir könnten zusammen an den Strand fahren und schwimmen gehen«, erklärte er. »Jessica hat noch nicht mal gefrühstückt«, motze meine Mum ihn an. »Bitte! Er ist ein Freund, außerdem hat er dir gar nichts getan. Von mir aus lass alles an mir aus aber nicht an ihm!«, zischte ich ihr energisch zu. »Das macht auch gar nichts. Ich hab hier nämlich Croissants und Kakao«, sagte er und holte eine Papiertüte hinter seinem Rücken hervor. Ich lächelte: »Bin gleich da. Muss nur noch meine Sachen holen.« Ich rannte so schnell in mein Zimmer, wie ich nur konnte, um ihn nicht unnötig mit meiner Mutter allein zu lassen. Wenn sie beleidigt war, war sie unausstehlich. Ich kramte in meinem Schrank nach einer Strandtasche. Die erstbeste war eine aus Stroh, mit einem Stern drauf. Dann schmiss ich wahllos Bikinis und ein Strandkleid rein. Ich lief noch ins Bad, um meine Haare zu kämmen. Daraufhin entschied ich mich dafür den blau-schwarzen Bikini schon hier anzuziehen, darüber zog ich dann doch eine kurze Hose an und ein weißes Shirt. In meiner Not schmierte ich noch Abdeckstift auf meine Schrammen. Da an

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