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glaubt, dass er in sie verleibt ist oder nur geil auf ihre Muschi ist. Hauptsache, er heiratet sie. Aber damit das so bleibt, lässt du gefälligst die Finger von ihr.“

      Betreten biss Mirko auf seiner Lippe herum. Er wusste, dass es nichts gab, was er sagen konnte. Jascha traf die Entscheidungen. Er selbst konnte nur „ja“ sagen oder musste die Konsequenzen tragen.

      Jascha bemerkte es und beruhigte sich langsam wieder. „Jetzt lass doch den Kopf nicht hängen, Kleiner. Ich sag dir was. Du hast freien Zugang zu all meinen anderen Mädels. Du kannst dir sogar eine aussuchen. Ich hab´ schöne Mädels. In Gorbitz hab´ ich eine, die ist sogar gar nicht mal so dumm. Die wollte studieren. Oder sie hat glaube ich sogar ein oder zwei Semester studiert, bis ihr das Geld ausging und meine Jungs in der Heimat sie aufgefischt haben. Eine süße Maus. Kleiner Birnenarsch und auf jeder Seite…“, er hielt abwiegend seine Hände vor die Brust, „ also ich würde sagen, mehr, als nur eine Handvoll. Sogar die würde ich dir überlassen, wenn du es willst. Aber halt dich in Zukunft von Marissa fern. Wenn du willst ruf ich sie an. Wegen der ganzen Coronascheiße sind die Mädels eh´ alle nicht ausgelastet. Ist einfach zu gefährlich, wegen der Scheißbullen. Wir leben quasi von Mundpropaganda.“ Er lachte, wegen der Doppeldeutigkeit. „Also, überleg´ es dir.“

      Mirko schob sich die Mütze zurecht und nickte langsam. „Mach ich, Jascha.“ Er stand auf. „Hast du sonst noch Anweisungen für mich?“

      „Ich ruf dich an, wegen dieser Bar. Wie hieß der Laden gleich noch mal?“

      „Arizona.“

      „Ja, ich geb` gleich meinem Buchhalter Bescheid. Aber wenn der sagt, dass es eine bescheuerte Idee ist, dann schneidest du dem Hipster einen seiner Scheiß-Kiffer-Finger ab.“

      „So was ist mehr Elimars Sache.“

      „Ja, aber Elimar bringt mir auch immer meine Kohlen und nicht irgendwelche Geschäftsvorschläge.“

      „Das ist `ne gute Idee, Jascha.“

      „Wir werden sehen. Verzieh dich.“

      Mirko versenkte die Hände in seiner Jackentasche und verließ die Villa. Dabei musste er ständig an Marissa denken und fragte sich, ob er sie wirklich einfach nur heiß fand, oder ob mehr dahinter steckte. Es hatte keine Rolle gespielt, so lange sie zusammen waren. Aber jetzt, wo alles mit einem Schlag vorbei sein sollte, war er geneigt zu glauben, dass ihn mehr an ihr anzog, als ihr toller Körper.

      4

      Zwei Tage später betraten drei Männer das Arizona. Einer war Mirko, der andere Elimar, ein noch wesentlich kräftiger wirkender Kerl, der nur eine Jeans und ein blütenweißes T-Shirt trug, dessen kurze Ärmel zwei über und über mit Tattoos übersäte Arme freilegten. Der dritte Mann war etwas kleiner, trug eine sommerliche Kombi mit Leinenhose, Jackett mit aufgekrempelten Ärmeln, einem blauen T-Shirt und einer Ray-Ban Sonnenbrille. Sein lichter werdendes Haar war schulterlang. Alles in allem wirkte er so, als würde er mit Macht Don Johnson in seinen Miami Vice-Zeiten imitieren wollen. Nur das ihm dazu so ziemlich alles fehlte, was Don Johnson in den Achtzigern ausgezeichnet hatte.

      Noch immer war der Gastraum verwaist. Nur ein einziger Tisch war für Besucher vorbereitet. Er befand sich gegenüber der Bar. Ein großer Pitcher mit eiswürfelgekühltem Eistee und ein halbes Dutzend Gläser standen bereit. Frank saß an dem Tisch, den Rücken an das grüngelbe Kunstlederpolster gelehnt, den Eingang im Blick behaltend.

      Während Elimar und Mirko sich neugierig in dem Laden umsahen, ging das Sonny-Crockett-Imitat zielgerichtet auf den Tisch zu, nahm seine Sonnenbrille ab, da er in dem schwachen Neonlicht des Kellers nur schlecht damit sah und reichte Frank Becker die Hand.

      „Guten Tag. Sind Sie Herr Becker?“

      „Sonst wäre ich nicht hier“, sagte Frank, stand von seinem Platz auf und ergriff die Hand. „Und Sie sind?“

      „Meinen Namen brauchen Sie nicht zu wissen.“

      „Ich weiß aber gern, mit wem ich verhandle.“

      Das Sonny-Crockett-Imitat setzte sich, schenkte sich ein Glas Eistee ein und sagte dabei: „Herr Becker. Sie missverstehen uns. Ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu verhandeln, ich bin hier, um Ihnen unser Angebot vorzulegen. Sie können es annehmen, oder sein lassen.“

      Frank räusperte sich, zog seine Hand zurück und setzte sich.

      „Ist die echt?“, fragte plötzlich Elimar und wies auf eine Schrotflinte, die an einem Holzschild über der Bar hing.

      „Klar“, sagte Frank mit einem sarkastischen Unterton. „´ne Remington 870 Express Magnum kann man bei uns so einfach an die Wand hängen, wo jeder rankommt.“

      Elimar beugte sich über die Bar, kniff prüfend die Augen zusammen und betrachtete die Waffe ganz genau. „Man, die sieht täuschend echt aus. Wusste gar nichts, dass es davon Modelle gibt. Was soll´n das sein? Soft-Air? CO2?“

      „Ich hab´ nicht gesagt, dass sie nicht echt ist“, sagte Frank mit einem Lächeln.

      Elimar wandte sich zu ihm um. „Die ist echt oder? Mann ist das ein geiles Teil. Kann ich die mal nehmen?“

      Frank schüttelte mit dem Kopf. „Waffen und Frauen verleiht man nicht.“

      „Aber echt ist sie?“

      „Tja, jeder Gast, der in meinem Laden richtig Stunk machen will, wird mal die Chance kriegen, es rauszufinden.“

      Ein breites Grinsen zog sich über Elimars Gesicht. „Ich mag Sie, Frank. Aber wenn ich jetzt Stunk machen wollte, wäre ich viel näher an dem guten Stück dran, als Sie.“

      „Und wer sagt ihnen, dass ich Sie ranlassen würde?“

      „Wollen Sie damit sagen, dass Sie noch `ne Knarre einstecken haben?“

      Frank zuckte lässig mit den Schultern. „Für die Antwort bezahlen Sie.“

      Elimar lachte zufrieden und scheinbar unbeeindruckt. „Sie sind echt eiskalt. Eier haben Sie, Frank.“

      „Können wir wieder zum Geschäft kommen?“, fragte das Sonny-Crockett-Imitat. „Unser Angebot ist, wie ich bereits sagte, nicht verhandelbar, dafür habe ich zwei Optionen für Sie, zwischen denen Sie wählen kommen.“

      „Aha“, sagte Frank skeptisch, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

      Mirko hatte sich inzwischen genug im Laden umgesehen, ebenfalls Platz genommen und sich ein Glas Eistee eingeschenkt. Elimar war noch immer von der Pumpgun fasziniert.

      „Ihre Schulden bei der Bank betragen hundertfünfzigtausend Euro?“

      „Eher hundertachtzig.“

      „Hundertachtzig?“, fragte der Buchhalter ein wenig überrascht.

      „Ist das ein Problem?“

      „Nicht wirklich. Wir hatten nur mit weniger gerechnet. Option Nummer eins: wir übernehmen sämtliche Schulden und Sie übertragen uns ihren Laden. Wir behalten Sie als Geschäftsführer mit einem monatlichen Gehalt von dreitausend Euro.“

      Bei diesen Worten klappte Frank Becker die Kinnlade herunter. „Ich wollte mir Geld leihen, nicht meinen Laden verkaufen.“

      „Was spricht gegen das Angebot? Sie sind ihre Schulden los und erhalten im Gegenzug einen sehr gut bezahlten Job frei von unternehmerischem Risiko.“

      „Hören Sie zu, Mister-ich-bin-so-cool-ich-muss-ihnen-meinen-Namen-nicht-nennen. Ich steh vielleicht bis über beide Ohren in ´ner fetten Schuldenkrise, aber ich bin nicht doof. Und vor allem bin ich kein dreißigjähriger Dauerstudent, der denkt, dreitausend Euro wären richtig viel Kohle für einen ersten Job. Und unternehmerisches Risiko? Scheiße, ich hätte Chancen ohne Ende irgendwo zu arbeiten, wo ich viertausend im Monat kriege. Aber ich will mein eigener Herr sein. Kapieren Sie das, Mister?“

      „Ey“,

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