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Lieben, kämpfen, leiden!. Geri Schnell
Читать онлайн.Название Lieben, kämpfen, leiden!
Год выпуска 0
isbn 9783750228696
Автор произведения Geri Schnell
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
So kommt es, dass das Gespräch am Tisch immer mehr an ihr vorbei läuft. Auch die geheimen Pläne, wie sie Paul verführen will, werden dadurch immer schwerer realisierbar. Sie ist deshalb froh, als sie von einem elegant gekleideten Herrn vom Nebentisch zu einem Tanz auffordert. Sie ist noch mehr erfreut, als sich herausstellt, dass der Herr ein ausgezeichneter Tänzer ist und über gute Manieren verfügt.
Er heisst Roland und ist Vertreter eines Werkzeugbaus. Seine dunklen Haare sind mit einigen Silberfäden verziert. Obwohl er vom Alter her eigentlich verheiratet sein sollte, deutet nichts darauf hin. Die linke Hand ziert ein grosser Siegelring. Die ganze Erscheinung deutet darauf hin, dass es ihm finanziell sehr gut geht. Leider deutet auch sehr viel darauf hin, dass er im Umgang mit Mädchen ebenso erfolgreich ist. Höchste Vorsicht wäre also für Regula angebracht gewesen. Doch da Paul immer noch mehr an technischen Gesprächen interessiert ist, leistet auch sie ihren Beitrag, dass der nette Herr sie auch zum nächsten Tanz auffordert, sie schmiegt sich sehr eng an und reagiert auf seine Annäherungsversuche mit keinerlei Abwehrreaktion. In den Tanzpause setzt sie auch vom Tisch aus ihren verführerischen Blick ein, der seine Wirkung nicht verfehlt. So ist es kein Wunder, dass sie nur noch mit Roland tanzt und von der technisierenden Viererbande nichts mehr mitbekommt. Sie verdrängt die aufkommende Angst, denn sie spürt, dass dieser Mann für sie gefährlich werden kann. Alles deutet bei ihm auf ein schnelles Abenteuer hin und dafür ist sie sich normalerweise zu schade. Doch heute ist sie nicht mehr in der Lage das Spiel zu beenden. Gegen zwei Uhr fragt Paul, wie es mit dem nach Hause gehen sei? Regula ist einverstanden, sie will sich nur noch von Roland verabschieden.
«Geh doch jetzt noch nicht, ich bringe dich im Auto nach Hause», schlägt Roland vor und schaut sie dabei verliebt an. Ihr Herz pocht so laut, dass sie glaubt das ganze Lokal müsste es hören.
Nach Sekundenbruchteilen voller Zweifel antwortet sie: «Gut, ich bleibe noch, wenn du mir versprichst, mich schön artig nach Hause zu bringen!»
«Ich verspreche es dir, dich sicher nach Hause zu bringen», und zur Viererbande gewandt erklärt er: «Ich heisse Roland Schenk und wohne in Aarau, ich verspreche, dass ich Regula sicher nach Hause bringe, ich wünsche euch eine gute Heimfahrt!»
«Also, tschüss Regula, amüsier dich gut», verabschieden sich die Vier der Reihe nach.
«Pass gut auf dich auf!», gibt Silvia noch den Rat, dann verschwinden die Vier.
Nun setzt sich Regula zu Roland an den Tisch. Händchenhaltend und eng umschlungen, sitzen sie in ihrer Ecke. Regulas Herz pocht noch fester, denn ihre Zweifel sind noch nicht behoben.
Hat sie zu hoch gepokert? fragt sie sich. Roland hat die Situation im Griff. Geschickt stellt er Fragen über Regulas Privatleben, alles scheint ihn zu interessieren. Die einzelnen Fragen werden immer wieder unterbrochen durch lange Pausen, in denen sie stumm in der Ecke sitzen oder zusammen tanzten. In diesen ruhigen Phasen, werden Zärtlichkeiten ausgetauscht. So vergeht die Zeit im Flug. Bald hören sie die Band sagen: «So, das war's für heute Abend. Wir wünschen ihnen eine gute Heimfahrt und hoffen sie ein anderes Mal begrüssen zu dürfen!»
So kommt es, dass sie auf der Heimfahrt neben Roland, in dessen teuren Mercedes sitzt und mit klopfenden Herzen ihren Mut bewundert. Zum Ablenken erzählt sie Roland aus dem Werk. Dass heute Dino bestellt wurde und was für Auswirkungen das auf das ganze Werk haben wird. Roland hört interessiert zu, ohne dass die Konzentration aufs Fahren nachlässt. Es beruhigt sie, dass er nicht einer von den Rennfahrertypen ist, die, sobald sie ein Mädchen im Auto haben, zeigen müssen, was für schnelle Autofahrer sie sind. In Rolands Auto fühlt sie sich sicher. Als sie in die Nähe ihrer Wohnung kommen, muss sie Roland dirigieren.
«Nächst Strasse nach links! Und dann kannst du auf dem kleinen Parkplatz anhalten!»
«Wie geht es wohl jetzt weiter?», stellt sie sich die Frage, «muss ich ihm noch einen Kaffee machen, oder fährt er sofort weiter?»
Vorsichtshalber hat sie einen Parkplatz gewählt, der nicht direkt vor ihrem Haus liegt, sondern zum Nachbarhaus gehört, «so, da wären wir, hat dir die Fahrt gefallen?»
«Ja, du bist sehr anständig gefahren. Das mag ich so.» Roland hat inzwischen den Motor abgestellt, offenbar will er nicht gleich weiter fahren, stellt sie ein bisschen ängstlich fest.
«Machst du mir noch einen Kaffee? Bis Aarau ist es noch weit und ich könnte eine Stärkung gebrauchen.»
Nach kurzem Zögern meinte sie: «Komm mit, ich wohne da drüben, aber sei bitte leise, meine Mitbewohner sind sehr neugierig.»
Eng umschlungen schleichen sie sich wie Diebe in ihre Einzimmerwohnung. Während sie Kaffeewasser kocht, steht Roland hinter ihr und streichelt sie an der Schulter. Etwas später, als er merkt, dass sie die Berührung geniesst, gehen seine Hände tiefer und streicheln ihre festen Brüste. Sie weiss nun, dass sie den Zeitpunkt, das Spiel abzubrechen verpasst hat, aber was soll’s, sie ist schliesslich zweiundzwanzig und niemandem Rechenschaft schuldig. Unter Aufbietung der letzten Konzentration, gelingt es ihr, Roland den Kaffee einzugiessen. Dann lässt sie sich neben ihn aufs Bett fallen, das auch als Sofa dient und küsst ihn leidenschaftlich. Sie weiss immer noch sehr wenig über ihn. Ist er verheiratet? Hat er eine Freundin? Warum ist ein solcher Mann allein in einem Dancing? Ein letztes Mal beschliesst sie, diese Fragen für heute zu verdrängen und den restlichen Abend zu geniessen. Sie will, dass Roland auf seine Rechnung kommt, denn das hat er sich, mit seiner höflichen Art verdient.
Es dauert nicht lange, bis die beiden in ihrem Bett liegen. Es wird für beide ein schöner Abend, sie verstehen sich sehr gut und beide geniessen das Geben und Nehmen.
«Besten Dank für den schönen Abend, Regula! Ich werde mich wieder melden. Zurzeit habe ich ein paar Probleme zu lösen, so dass es einige Zeit dauern kann. Bitte, versuche nicht mich zu erreichen, das könnte mich in Schwierigkeiten bringen.»
Ein inniger Kuss beendet den Abend.
«Ich liebe dich!»
«Ich dich auch!»
Die Lagererweiterung
Paul Merz, Kurt Weber und Herr Schöpf treffen sich um neun Uhr im kleinen Sitzungszimmer. Herr Schöpf, der Projektleiter des Dino-Projekts trägt ein dickes Bündel Akten bei sich und legt sie auf den Tisch. Er trennt das Bündel in drei Häufchen und schiebt sie den beiden anderen Herren zu. Nach einer kurzen Begrüssung kommt Herr Schöpf auf das eigentliche Thema der Sitzung zu sprechen.
«Ihr wisst, dass wir eine neue Walzstrasse, von allen Dino genannt, bestellt haben. Mit der Bestellung von Dino sind aber noch nicht alle Probleme gelöst. Die produzierten Rollen müssen transportiert und zwischengelagert werden. Dino kann seine Blechvariante nicht so schnell ändern, deshalb muss eine bedeutend grössere Menge als bisher zwischengelagert werden. Der Lieferant von Dino hat jetzt, in Zusammenarbeit mit unserm Verkauf und der AVOR, die ersten verbindlichen Zahlen erstellt, mit denen wir rechnen können. Das gesamte Ausliefer- und Lagerkonzept muss neu organisiert werden. Als sicher gilt, dass das Lager modernisiert und vergrössert werden muss.»
Nach dem Monolog von Herr Schöpf geht die Sitzung in ein Frage- und Antwortspiel über. Im Verlauf der langen Sitzung werden die Daten vom Verkauf auseinandergepflückt. Paul wird zum technischen Projektleiter für den Lager und Auslieferbereich eingesetzt. Herr Weber hat ihn dabei so gut wie möglich zu unterstützen. Als Erstes ist ein Pflichtenheft zu erstellen, nach welchem bei der Firma Lagra in Brugg eine Offerte eingeholt werden kann. Weitere Anbieter wären wünschenswert, zurzeit ist aber nicht bekannt, wer als weiterer Anbieter in Frage käme. Für das Abfassen der Anfrage steht vom Einkauf Daniel Gautschi zur Verfügung. Er wird bei der Offerte, die rechtliche Seite betreuen.
Nach der Mammutsitzung ist Paul müde, geht aber zufrieden nach Hause. Nachdem er jetzt ein Jahr lang nur an kleinen