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      12

      Marylin hatte an der Ostsee tatsächlich ihren früheren Schwarm David Hoffels getroffen. Er sah immer noch sehr gut aus, eigentlich noch besser als früher, fand sie. Ihre Eltern waren auch erfreut, ihn zu sehen und froh, dass Marylin nun beschäftigt war. So konnten sie ihre eigenen Unternehmungen planen.

      Marylin und David verbrachten einige Tage mit seinen Freunden am Strand. Sie hatten gebadet, Ball gespielt, eine Radtour gemacht und abends am Feuer gesessen, Wein getrunken und geredet. Am dritten Abend saßen sie dann immer noch am Lagerfeuer, als alle anderen schon weg wa­ren.

      David hatte einen Arm um sie gelegt. Heute wollte er sich nicht wieder abweisen lassen und mit ihr schlafen. Sie hatte sich bereitwillig küssen lassen, aber als seine Hände unter ihr kurzes Shirt wanderten, hatte sie ihn sanft abgewehrt.

      „Was ist los? Lass uns doch …“

      Marylin hatte nicht abwarten wollen, bis er das Wort „Spaß“ sagte und unterbrach ihn: „Ich bin keine Frau für den Spaß, also warte oder hau ab.“

      Er hatte geschnauft und sich gefügt. Jetzt hatte er schon zwei Abende die Finger stillgehalten. Es war nicht leicht für ihn, denn im Normalfall wies ihn keine Frau ab. Ganz im Gegenteil: David bekam immer, was er wollte.

      Nun gut, dachte er. Es hatte ja auch seine Reize, wenn sie sich so zickig anstellte. Er küsste Marylin leidenschaftlich und streichelte ihren Nacken mit seinen Lippen.

      Marylin schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an, sie sah aus, als ob sie überlegte, ob sie gehen oder bleiben sollte. David sagte nichts und küsste sie weiter.

      Plötzlich sprang Marylin auf.

      „Ach, was soll es. Komm, ich will mit dir schlafen und zwar jetzt sofort.“

      Sie suchte in der Dunkelheit ein paar Decken zusammen, legte sie ans Feuer, zog sich aus und warf David das Bikinihöschen an den Kopf. Dann streckte sie sich wohlig auf den Decken aus. David ließ sich nicht zweimal bitten und so liebten sie sich bis zum Morgengrauen. Als es kühl wurde, zog er eine der Decken unter sich hervor und breitete sie über Marylins und seinem heißen Körper aus. Als sie ihn zum Frühstück mitnehmen wollte, lehnte er ab.

      „Ich muss mal nach den Jungs schauen, danach komme ich zu euch. Wenn du magst, bringe ich meine Sachen mit und bleibe bei dir.“

      Marylin überlegte. Ja, dachte sie, das war gut, ein neuer Mann, ein neuer Anfang. Sie machte in Gedanken einen dicken Haken an die Sache mit Lukas. Gegen Mittag war David mit seinem Seesack und einem Surfbrett bei ihnen im Ferienhaus eingezogen.

      13

      Als der Urlaub vorbei war und alle wieder zuhause am Tisch saßen, um ihre Erlebnisse auszutauschen, herrschte eine friedliche Stimmung. Gina hatte die Enttäuschung über Claire heruntergeschluckt und sie zum Abendessen mitge­bracht. Nach dem Essen zogen sich die drei jungen Frauen in den Garten zurück. Marylin setzte sich auf die Schaukel, die seit Kindertagen an einem dicken Ast befestigt und ihr Lieblingsplatz war. Gina saß neben Claire auf der weißen Bank, die unter dem gleichen großen Apfelbaum stand.

      „Ihr glaubt nicht, wen ich getroffen habe.“

      Gina und Claire schauten Marylin erwartungsvoll an. Sie hatten sich beide schon zugenickt, denn Marylin plapperte fröhlich und ausgelassen, wo sie doch eigentlich geknickt sein müsste nach ihrer Trennung von Lukas.

      „David Hoffels war dort mit seinen Freunden im Urlaub. Wir haben die alte Sache wieder aufleben lassen.“

      „Du hast mit ihm geschlafen?“, fragte Gina mit großen Augen.

      Marylin nickte.

      „Ich denke, du hast dich gerade von deinem Freund getrennt? Wie kannst du denn dann schon wieder mit einem anderen Kerl ins Bett steigen? Also, ich finde das sehr unanständig. So etwas würde ich nicht tun.“

      Claire grinste.

      „Ich auch nicht, da wird man doch ganz leicht als Schlampe abgestempelt.“

      „Ach was. Ich bin getrennt und kann machen, was ich will und mit wem ich will, Lukas doch auch. Wir sind fertig miteinander. Wenn er eine andere hätte, wäre mir das auch egal.“

      Claire putzte sich geräuschvoll die Nase. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen, aber sie wollte Gina, die ganz emo­tionslos in Marylins Augen schaute, nicht in eine peinliche Situation bringen. Gina blieb weiter ungerührt.

      „Ja, so sind die Männer. Die haben immer gleich eine andere Freundin und sei es nur für Sex.“

      Marylin sprang von der Schaukel.

      „Das mit David soll auch nichts für die Ewigkeit sein. Wir haben das beide gewollt, aber ich will nicht mit ihm zusammen sein. Er hat sowieso an jedem Finger eine.“

      Gina wunderte sich, wie locker ihre Schwester neuerdings mit dem Liebesschmerz umging. Vielleicht hatten sie in der Beziehung doch mehr gemeinsam, als sie dachten. In Gedanken malte sie sich aus, wie Marylin reagieren würde, wenn sie von ihr und Lukas wüsste. Sie könnten ihn beide haben und er würde es nicht einmal merken. Gina nahm sich vor, die Beziehung mit Lukas noch eine Weile aufrechtzuerhalten.

      Claire sah im Gesicht ihrer Freundin, welch abgründige Gedanken ihr durch den Kopf gingen und fühlte sich angezogen und abgestoßen zugleich. Gina zog Claire von der Bank hoch mit ins Haus. Marylin lief noch eine Runde durch den Garten, sie war rundum zufrieden und überlegte sich, am nächsten Morgen zu David zu gehen und mit ihm zu klären, wie es weitergehen sollte.

      Gina und Claire kicherten in ihrem Zimmer über das kleine Verwechslungsspielchen. Gina würde am Wochenende zu Lukas fahren und Spaß haben.

      14

      Lukas freute sich sehr, als Gina am Freitagabend in den Hof gefahren kam. Gina hatte behauptet, ihr Auto sei kaputt und sie habe sich das von ihrer Schwester geliehen. Er zog sie an sich und küsste sie liebevoll. Anschließend half sie in der Küche Constanze, die beim Backen war, beim Schälen der großen gelben Äpfel. Sie verströmten einen Duft, der eine Vorahnung auf den nahenden Herbst ins Haus brachte. Aber noch gab der Sommer sein Bestes. Jetzt, Ende August, war es noch einmal richtig heiß geworden. Gina trug ein hübsches Kleid und genau das war es, was Constanze wieder stutzig werden ließ.

      Sie hätte Marylin eher so eingeschätzt, dass sie bei der Hitze in bequemen kurzen Hosen und mit einem Top herumlaufen würde. Auch die offenen Haare störten sie, in ihren Erinnerungen gab es das nicht.

      „Wie läuft es denn in der Apotheke?“

      Gina schaute Constanze entgeistert an, blieb aber ruhig.

      „Ich kann nicht klagen. Im Moment ist so gutes Wetter, da sind nicht so viele Menschen krank. Ich habe letztens in einer anderen Apotheke aushelfen können, deren Besitzerin einen Unfall hatte.“

      Gina fühlte sich ertappt und ihr war klar, dass sie über die Arbeit ihrer Schwester eigentlich nichts wusste. Darum änderte sie einfach das Thema.

      „Ach, diese Äpfel sind ein Traum. Ich freue mich schon auf den Duft, wenn der Apfelkuchen im Ofen ist. Kann ich noch etwas anderes helfen? Sonst gehe ich zu Lukas.“

      Lukas hatte seinem Vater geholfen und rief an der Hintertür nach Marylin. Constanze schüttelte den Kopf und Gina verließ erleichtert die Küche. Lukas‘ Mutter setzte sich an den Tisch. Niemals war das dieselbe Marylin, die sie kannte. Sie würde weiterbohren, bis sie wissen würde, was hier nicht stimmte.

      Gina lag unterdessen als Marylin in den Armen von Lukas und genoss seine Zuwendung und Nähe. Sie würde seiner Mutter aus dem Weg gehen. Am Sonntag fuhr sie heim in die Wohnung nach Mainz.

      „Seine Mutter ahnt etwas. Sie hat mich über die Apotheke ausgefragt.

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