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hatte.

      Nach einer Untersuchung von Confesercenti, dem zweitgrößten italienischen Handels- und Unternehmerverband, vom 22. Oktober 2007 im Corriere della Sera, werden in Neapel die Fischerei, die Milchproduktion, der Kaffeehandel und 2.500 Bäckereien nahezu vollständig von der Camorra kontrolliert.

      Sie ist in zig verschiedene grössere und kleinere Clans aufgeteilt.Zu den dominierenden Clans gehört die sogenannte Alleanza di Secondigliano, die vor allem von den Clans Licciardi, Di Lauro und Contini-Bosti repräsentiert wird.

      Die Camorra existierte in den USA schon zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie wetteiferte in einem Krieg gegen die sizilianisch-stämmige Mafia bzw. der späteren amerikanischen Cosa Nostra, welchen sie jedoch verlor und so schließlich unter der neuen Führung des Sizilianers Salvatore D’Aquila mit der frühen amerikanischen Cosa Nostra verschmolz, was heute als Vorläufer des später als „Gambino-Familie“ klassifizierten Clans gilt.

      Antonio La Torre aus Aberdeen (Schottland) war der dortige lokale „Don“ der Camorra. Er ist der Bruder von Camorra-Chef Augusto La Torre des La Torre Clans, welcher in Mondragone (Kampanien) seine Basis hatte. Der La Torre Clan war Hunderte Millionen Euro schwer. Antonio betrieb mehrere legitime Geschäfte in Aberdeen, während sein Bruder Augusto dort illegale Geschäfte führte. Er wurde später in Schottland verurteilt und wartet auf seine Auslieferung nach Italien. Augusto wurde im Januar 2003 schließlich zum Pentito und gestand mehr als 40 Morde. Seinem Beispiel folgten später viele seiner Männer

      In Deutschland ist die Camorra seit den 1980er Jahren verstärkt aktiv. Regionale Brennpunkte liegen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Laut Bundeskriminalamt hielten sich zuletzt 88 mutmaßliche Mitglieder der Organisation aus dem Raum Neapel in Deutschland auf. Am häufigsten waren Mitglieder der Clans Licciardi, Moccia, Cava und Ascione vertreten

      Beispielsweise unterhielten die Corleonesi von der Cosa Nostra, besonders unter dem berüchtigten Boss Salvatore „Totò“ Riina, traditionell enge Verbindungen zur Camorra-Dependance in Baden-Baden. Diese, aus Giugliano in Campania stammend, soll unter ihrem Anführer Sabatino Ciccarelli den Kokainhandel in Deutschland organisiert haben.

      Im Jahr 2009 wurden nach großangelegten Razzien in Deutschland und Italien neun Mafiosi der Camorra aus Neapel in Karlsruhe festgenommen. In Offenbach wurde eine gesamte Lagerhalle voll Mafia-Gut sichergestellt. Den verhafteten Beschuldigten wurde vorgeworfen, banden- und gewerbsmäßig betrogen zu haben.

      Im Jahr 2010 wurden in Hamburg 5 Angehörige des Camorra-Clans Rinaldi festgenommen.Auch hier wurde wieder gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in großem Stil vorgeworfen.

      4. Ndrangheta

      Auch diese Mafia-Bande entstand in Italien, nämlich in der Region Kalabrien. Sie ist die größte Mafia-Organisation des Landes hinter der Camorra. Die Ndrangheta-Mitglieder sind hauptsächlich im Kokainhandel tätig und unterhalten enge Verbindungen mit Südamerika. Sie versorgen insbesondere den transatlantischen Teil der Welt mit den notwendigen Drogen. Später fing diese Gruppierung auch an sich mit dem Drogenhandel in Amerika zu bemühen und hat sie einige italienische Mafia-Familien mit der Ausweitung ihres Handels geholfen.

      Die ’Ndrangheta [(n)ˈdraŋɡeta] ist die Vereinigung der kalabrischen Mafia, deren Aktionsradius ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie Russland und Australien umfasst. Mit geschätzten 54 Milliarden Euro Jahresumsatz (2013) gilt die ’Ndrangheta seit Mitte der 1990er Jahre als mächtigste Mafia-Organisation Europas. Wichtigste Einnahmequellen sind der Drogenhandel und die illegale Müllentsorgung, insbesondere von Giftmüll. Sie kontrolliert weite Teile des Kokainhandels in Europa.

      Die Wurzeln der ’Ndrangheta reichen zurück bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals hieß sie Picciotteria und gedieh in ländlichen Gebieten. Man vermutet, dass sie aus Briganten und Rebellen in den Gemeinden Platì und San Luca entstand. Das Einkommen bestritt man vornehmlich aus Erpressungen und Entführungen. Die Herkunft des Namens ist nicht ganz geklärt. Er könnte aus dem in Teilen Kalabriens gesprochenen griechisch-kalabrischen Dialekt stammen und verwandt sein mit griechisch ἀνδραγαθία andragathía „Heldentum, Tugend“ oder ἀνδράγαθος andrágathos „helden-, tugendhaft“, zusammengesetzt aus ἀνήρ anḗr (Genitiv ἀνδρός andrós) „Mann“ und ἀγαθός agathós „gut“. Die Auslassung von Anfangsvokalen ist in süditalienischen Dialekten ein häufiges Phänomen. Erstmals gebrauchte der kalabrische Schriftsteller Corrado Alvaro das Wort 'Ndrangheta vor einer breiteren Öffentlichkeit im September 1955 im Corriere della Sera. In einer konfiszierten Mafia-Villa in Reggio Calabria widmet sich das Museo della ’ndrangheta der Dokumentation und Erforschung der ’Ndrangheta.

      Nach Erkenntnissen europäischer Drogenermittler stellt die ’Ndrangheta die bedeutendsten Gruppen im europäischen Kokain-Handel, noch vor den kolumbianischen Drogenkartellen. Die Dominanz der ’Ndrangheta ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es ihr gelang, Teile des Geschäfts an sich zu reißen, als die sizilianische Cosa Nostra in den 1990er Jahren unter Druck geriet.

      Laut einem Bericht der Anti-Mafia-Kommission aus dem Jahr 2014 liegt die Stärke der ’Ndrangheta sowohl in ihrer ökonomischen Macht als auch in ihrem starken Einfluss auf die Politik. Beim Drogenhandel hat die ’Ndrangheta keine Gegner: Sie kooperiert mit den südamerikanischen Kartellen und arbeitet oft in enger Verbindung mit amerikanischen Mafia-Clans oder der amerikanischen Cosa Nostra. Die „Operation New Bridge“ enthüllte beispielsweise die Verbindung zwischen dem Ursino Clan aus Marina di Gioiosa Ionica und der Gambino-Familie aus New York City.

      Weitere wesentliche Ertragsquellen sind Waffenhandel, Geldwäsche und Erpressungen. Sie gilt als das wirtschaftlich stärkste Syndikat und setzte im Jahr 2013 vermutlich rund 53 Milliarden Euro um, das sind etwa 2,7 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts.Der Drogenhandel stellt dabei die größte Einnahmequelle dar, an zweiter Stelle folgt illegale Müllentsorgung. Geringere Bedeutung haben heutzutage noch Schutzgelderpressung, illegales Glücksspiel, Menschenhandel, Prostitution und Markenfälschung.

      Durch Auswanderer hat die ’Ndrangheta „Zweigstellen“ in Europa, Südamerika, Russland, den USA, Kanada und Australien. Die Organisation ist mit 400 Führungsfiguren in 30 Ländern aktiv. Insgesamt sind weltweit rund 60.000 Menschen in die Aktivitäten der 'Ndrangheta verwickelt. Besonders betroffen sind Deutschland und die Benelux-Staaten.

      Die als Mafiamorde von Duisburg bekannt gewordenen Verbrechen vom August 2007, bei denen sechs Italiener getötet wurden, erregten Medieninteresse. Es waren die ersten Morde dieses Ausmaßes, die die ’Ndrangheta im Ausland verübt hatte. In einem Spiegel-Interview vom 19. August 2008 sprach ein Pate allerdings davon, dass es sich bei den Morden um keine Fehde handelte, sondern eine Abspaltung innerhalb der Gesellschaft verhindert werden sollte. Um Nicola Di Girolamo, der ’Ndrangheta treu zu Diensten, bei der Wahl 2008 in den römischen Senat zu hieven, hatte sich die kalabrische Mafia-Organisation vornehmlich in Stuttgart von Italienern Blanko-Wahlzettel beschafft und zugunsten des angeblichen Auslandsitalieners Di Girolamo gefälscht. Ein Zentrum der ’Ndrangheta in Deutschland ist die Gastronomie in Erfurt, deren Hauptakteure aus dem Dorf San Luca stammen .Auch im Raum Stuttgart und in Nordhessen sind Clans aus Kalabrien aktiv, wie etwa die Polizeioperation "Stige" gezeigt hat. In Nordrhein-Westfalen verfügt die ’Ndrangheta über Stützpunkte für den internationalen Rauschgifthandel.

      Im Gegensatz zur Cosa Nostra ist die ’Ndrangheta horizontal strukturiert und zählt aktuell vermutlich etwa 60.000 Mitglieder, sie umfasst etwa 90 Clans oder Cosche (benannt nach dem sizilianischen Wort für die Artischocke, die als Symbol für den Zusammenhalt stehen soll) wie die Familie Tegano. Im Vergleich zur Cosa Nostra basiert die Mitgliedschaft in der ’Ndrangheta aber weit stärker auf Blutsverwandtschaft. Die einzelnen Mitglieder nennen sich ’ndrinu und der Clan selbst ’ndrina. Will sich eine ’Ndrina ausdehnen, muss eine ihrer Frauen in eine andere Familie einheiraten – dies geschieht auch gegen den Willen der Frau. Schließen sich mehrere ’Ndrine (plural für ’Ndrina) zusammen, so werden diese als Locale bezeichnet.

      Die Gliederung erfolgt innerhalb der Struktur.

      Capo

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