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Mafia - Allmacht einer Holding. Heike Bonin
Читать онлайн.Название Mafia - Allmacht einer Holding
Год выпуска 0
isbn 9783754172797
Автор произведения Heike Bonin
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Arnold "Dutch Schultz" Flegelheimer und James J. Hines. Und die italienische Organisation um
Albert C. Marinelli mit Joe Masseria, der Mitte der 20er Jahre zum dominanten Alkoholdealer in
New York aufsteigt und ein riesiges Vermögen anhäuft. Carlo Gambino, Joe Adonis und Albert
Anastasia arbeiten für "the Chinese", wie der vulgäre Masseria wegen seinen dicken Backen und
schmalen Augen von seinen Feinden genannt wird. Bereits ein Jahr nach Einführung des
Alkoholverbots bestehen in New York 5000 Spekeasies, deren Zahl bis 1927 auf 40'000 ansteigt.
Der 1920 zum Präsidenten gewählte Warren Harding, selbst ein Alkoholiker, wird wegen seiner
sexuellen Beziehungen erpresst, die grossen Schmuggler zu schützen.
Die unpopuläre Prohibition macht die Gangster zu Helden und salonfähigen Geschäftsherren und
festigt die Beziehungen zwischen Gangstern mit der amerikanischen Politik, da Polizisten, Richter
und Staatsbeamte durch die enormen Profite grosszüzig bestochen werden können. Laut dem
Chicagoer Polizeichef Charles Fitzmorris sind 60% der Polizisten im Alkoholgeschäft tätig. Von den
jährlich bis zu 4000 wegen illegaler Glückspiele Angeklagten werden durchschnittlich lediglich 175
vor Gericht gestellt.
Aufgrund der Bandenkriege und des wachsenden Drucks der Behörden verlegen die Gangs ihre
Hauptsitze in die umliegenden Vororten. Eine Bewegung weg von den traditionellen Zentren zu
besser kontrollierbaren Gemeinden entsteht. Aber die Gangster versuchen in allen Städten, die
Ämterverteilung zu beeinflussen. Politiker, die oft nur mit entsprechenden Stimmenkäufen gewählt
werden, bleiben für Skandale am exponiertesten und lassen deshalb den Mobster den benötigten
Freiraum. Journalisten, Richter, Justizbeamte, Polizisten und FBI-Beamte haben nichts zu
fürchten, da sie in den Augen der Mafia nur ihren Job tun. Wenn sie sich schmieren lassen, wird
allerdings Loyalität erwartet. Auch normale Bürger haben nichts zu befürchten, es sei denn, sie
haben Spielkredite von Loan Sharks aufgenommen, die sie nicht zurückzahlen können. Gefährlich
leben hingegen Informanten und Zeugen, die bei Prozessen aussagen.
Dutch Schultz baut sein Number Racket-Imperium auf und verdient vorwiegend an den armen
Schwarzen. Das einfache Spiel besteht darin, dass der Spieler eine Zahl zwischen und 999
wählt, bei der richtigen Zahl aber höchstens 600 Mal den Einsatz ausbezahlt bekommt. Da viele
spielen, setzt Dutch Schultz $80'000 pro Tag um. Dazu kommen die Pferderennwetten, wofür
Dutch Schultz das Mathematikgenie Otto Berman als Spielbankexperte anstellt. Mit der Zeit
beginnt jedoch die italienische Mafia, Geldspiele und Wetten zu kontrollieren, wobei die Juden die
"Banken" und "Buchhaltungen" weiterbetreiben und die Runners meist Schwarze sind. Die
Kontrolleure kassieren 35% der Einnahmen, wenn sie die Polizei schmieren, sonst 30% und die
"Bank" übernimmt die Schmiergelder. Der Kontrolleur bezahlt seinerseits 20 bis 25% seiner
Einnahmen an die Runners. Diese ziehen bei einem Gewinner aber auch einen Teil für sich ab. In
New York werden die Profite aus dem illegalen Spielgeschäft auf $500 Mio. geschätzt. Die
Mobster, die die Number-Rackets kontrollieren, sind zudem die grössten "Loan sharks": für 20%
Zins pro Woche leihen sie denen Geld, die sonst keines mehr bekommen, und ihre Methoden der
Wiedereintreibung sind effizient.
Quellen : Giancana: 30ff, 178, Lacey: 59, Best: 9, Davis(1993): 30-36, Delorme: 39, 77-83, Geffen,
Behr (2002).
1920: Joe Kennedys Karriere top
Joseph Patrick Kennedy steigt in den Alkoholschmuggel ein und verdient damit das Kapital, um an
der Börse im grossen Massstab zu investieren. Sein Vater, Patrick Joseph Kennedy, der Sohn des
1848 aus Dunganastown in Irland eingewanderten Patrick Kennedy, wurde 1885 nur 27jährig
Abgeordneter von East Boston im Repräsentantenhaus. Er begann seinen sozialen Aufstieg dank
seinem blühenden Alkoholgeschäft. Da er im "Hinterhof von Boston" äusserst populär war, wurde
er dreimal zum Senator gewählt, Mitglied des Zentralkomitees und später Vorsitzender des
Strategieausschusses der Demokratischen Partei. Trotz dieses Aufstiegs blieb Patrick Joseph
Kennedy letztlich nur ein Lokalpolitiker, weshalb er seinen 1888 geborenen Sohn Joseph Patrick
an die aristokratische Harvard schickte.
Obwohl Joe ein Star im Baseball war, blieb er aufgrund seiner irisch-katholischen Herkunft von
vielen Aktivitäten des Campus ausgeschlossen. Er setzte sich zum Ziel, mit 30 Millionär zu sein,
damit er "auf diese protestantischen Bastarde pissen" könne. Nach dem Harvardabschluss bekam
Joe Kennedy dank dem politischen Einfluss seines Vaters einen Posten als staatlicher Bankrevisor
mit einem Jahresgehalt von $1500. Da es Joe gelang, die kleine Columbia Trust Company, an der
sein Vater wesentlich mitbeteiligt war, vor einer Übernahme zu retten, wofür er sich mit $45'000
persönlich verschuldete, wurde er vom Aufsichtsrat mit nur 26 zum jüngsten Bankpräsidenten der
USA befördert.
1914 heiratete er Rose Fitzgerald, die Tochter des eben rausgeworfenen Bürgermeisters von
Boston. Mit vielen gewagten Einsätzen in legalen und anderen Geschäften entstand der
Grundstock von Kennedys Vermögen. Um den Aktivdienst zu vermeiden, stieg Kennedy 1917 als
stellvertretender Manager der Bethlehem Steel in der riesigen Fore River Werft, wo Zerstörer
gebaut werden, ein. Daneben kaufte er sich eine Vertriebskonzession der Universal Pictures.
John F. Fitzgerald gewinnt am 5.1 1 .1918 die Wahl zum Repräsentanten von Boston gegen den
ebenfalls demokratischen Konkurrenten Peter F. Tague. "Honey Fitz" Fitzgerald forderte Tague
heraus, da dieser sich nicht an einem einträglichen Grundstückhandel mit dem Fore River
Shipyard, wo sein Schwiegersohn Joe Kennedy im Management tätig ist, beteiligen wollte. Seine
Wahlkampforganisatoren, zu denen Joe Kennedy gehört, rekrutieren italienische Immigranten und
Profiboxer, die Tague-Wähler mittels Drohungen und Schlägen umstimmen. Ein Drittel der
ungültigen Stimmen kommen von Personen, die nicht im Bezirk leben, andere Stimmen lauten auf
Namen von Kriegsgefallenen oder noch in Europa stationierten Soldaten. Am meisten falsche
Stimmen kommen aus dem Prostituiertenmilieu. Am 24.10.19 wird Fitzgerald nach achtmonatiger
Untersuchung wegen Wahlbetrugs aus dem Repräsentantenhaus