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Prophetgier. Thomas Häring
Читать онлайн.Название Prophetgier
Год выпуска 0
isbn 9783738040395
Автор произведения Thomas Häring
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Aber beruflich half ihm seine erwiesene Fachkompetenz nicht unbedingt sonderlich weiter. Zwar hätte er sich durchaus vorstellen können, als Geheimagent für die Agentur für Arbeit tätig zu sein, doch jene hatte daran keinerlei Interesse. Selbst als V-Mann hätte er sich verdingt und in jener Rolle die Arbeitslosen ausspioniert, indem er sich als einer der ihren ausgegeben hätte, aber was sein eigenes Schicksal anging, war Kassandro genauso betriebsblind wie alle Anderen auch und so dümpelte er beruflich im Niemandsland herum, so wie er es von seinem Vater, einem passionierten und pensionierten Frührentner, eben gelernt hatte. Kassandro wußte viel früher als die USA, daß sich Osama Bin Laden in Pakistan aufhielt, ja, er wußte es sogar schon, noch bevor sich der Top-Terrorist dazu entschlossen hatte. Daß Westerwelle, Wowereit und von Beust schwul waren, war für ihn ebenfalls keine Überraschung, die NSU-Mordserie beeindruckte ihn nur wenig und daß Zumwinkel jede Menge Steuern hinterzogen hatte, war für ihn von Anfang an mehr als ein Gerücht, nämlich eine absolute Gewißheit. 1983 hatte Kassandro vorhergesagt gehabt, daß Joschka Fischer in 15 Jahren deutscher Außenminister werden würde und dafür hatte er sich dermaßen verprügeln lassen müssen, daß er sich selber schon fast wie ein Terrorist vorgekommen war. 1998 entschuldigte sich sein Vater dann sogar bei ihm für die damalige Schlagorgie, was Kassandro durchaus erstaunt zur Kenntnis nahm, denn das hatte er nicht vorhergesehen gehabt, da es ja ihn persönlich be- sowie getroffen hatte. Doch auch die Visa-Affäre und das damit verbundene Ende der politischen Lichtgestalt hatte Reiner Unsinn prophezeit und sich auf die Art mit seinem Vater irgendwie wieder versöhnt gehabt. Den Wett-Skandal im deutschen Fußball konnte er natürlich auch nicht unbemerkt lassen, doch viel schlimmer für den kleinen Mann, als den sich sein Vater selbst sah, war die permanente Spritpreiserhöhung. Als er im Jahre 1998 lautstark über einen Preis von 1DM 61 an einer deutschen Tankstelle schimpfte, fiel seinem Sohn dazu nur Folgendes ein: "Sei froh, daß Du heute noch so günstig tanken kannst. In zwölf Jahren wird der Sprit mehr als das Doppelte kosten." Daraufhin hatte sein alter Herr sogleich damit begonnen gehabt, so viel Benzin wie möglich zu bunkern, doch das half ihm langfristig auch nicht viel. Mit dem Strompreis war es das selbe Spiel und wer sich nun fragte, ob sich der langsam nervende Prophet auch mal irrte, den mußte man leider enttäuschen. Braunbär Brunos Auftauchen und Ende sagte er genauestens voraus und auch die ganze Schleswig-Holstein-Geschichte, mit Barschel, Engholm, Simonis, Carstensen sowie dem ganzen Getrickse und Gemauschel war für ihn keine unüberwindbare Hürde. Nur eines fand sein Vater wirklich schlimm, nämlich als er eines Abends prophezeite, daß in ganz Deutschland bald überall die Solaranlagen auf den Dächern und die Biogasanlagen wie Pilze aus dem Boden schießen würden, doch auch das war weder gelogen noch erfunden gewesen.
Die Tram-Polin und der Metro-Pole waren das Paar des Jahrhunderts. Die Worte haben den Beruf gewechselt, sie wurden zu Taten, die Ideale aus der Mottenkiste, feierten ihre Wiederauferstehung, nur die Phrasen wurden wie eh und je gedrechselt, doch dieses Mal vom Automaten, jede Menge Feinde auf der Abschußliste, vor der nächsten Friedhofsbegehung. Masse, Massage, Massaker. Man muß sie bewundern, all die Männer, die den Frauen hinterherrennen, sich ihr oftmals sinnfreies Geschwafel reinziehen, bis sie dann schließlich irgendwann nie mehr richtig zuhören können und wollen, sich zum Deppen sowie zum Affen machen und das alles für eine Handvoll Sex, die ihnen von der Gnädigsten, sofern sie nicht mal wieder unter einem ihrer ominösen Migräneanfälle leidet, in ihrer grenzenlosen Güte zugeteilt wird. Aber ist es das wirklich wert? Mann weiß es nicht, scheint aber immer noch daran zu glauben.
Das Dilemma, wenn man ein offenes Ohr hat, besteht darin, daß sich einem die Leute so zeigen, wie sie wirklich sind, was dazu führt, daß man sich innerlich immer mehr von ihnen entfernt. Das wahre Gesicht der Anderen erschreckt den unbedarften Beobachter und während sie sich ihm unheimlich nahe fühlen, da sie ihm buchstäblich alles sagen können, zieht er sich unbemerkt von ihnen immer weiter in sich zurück und stellt enttäuscht fest, daß niemand weit und breit seinen Ansprüchen genügt. Vielleicht sollte er sich einfach endlich mal entscheiden, ob er andauernd in der Illusion leben will oder sich mit der Realität abfinden. Man kann nun mal nicht alles haben im Leben, von daher gilt es abzuwägen, was einem wichtiger erscheint. Menschen können hervorragende Schauspieler sein, doch wenn sie einen hinter ihre Kulissen blicken lassen, dann handelt es sich dabei um einen enormen Vertrauensbeweis und Schock zugleich.
Kassandro gehörte in seiner Jugend zu den Kindern vom Friedhofsklo, sie lungerten also immer auf dem Friedhof herum, was den Pfarrer nicht sonderlich störte, denn so hatte er die jungen Wilden immer im Blick sowie unter Kontrolle. Streß gab es dafür immer abends und nachts mit den örtlichen Satanisten, denn die Konkurrenz schlief nicht und störte sich an der Existenz der Kinder vom Friedhofsklo. Immer wieder kam es zu Wortgefechten, doch letzten Endes arrangierte man sich miteinander, auch wenn die Satanisten ab und zu eines der Kinder bei ihren blutigen Ritualen opferten, doch das geschah nur dann, wenn wirklich Not am Mann war. Mit den Pädophilen, von denen sich ja bekanntlich zu jeder Zeit in der Kirche jede Menge herumtrieben, gab es für die Friedhofsklokinder wenig Schwierigkeiten, denn sie waren den Kinderfickern zu schmuddelig, weshalb die lieber ihre gierigen, grapschenden Finger von ihnen ließen. Alles in allem hatte Kassandro also eine ziemlich normale Kindheit erlebt, wenn man da mal Vergleiche mit anderen Kindern der Weltgeschichte zog.
"Väter, die ihre Tochter ficken", der neue Hardcore-Porno von Fritz Josefi. Das Problem bei der ganzen Sache ist folgendes: Die eigene Ehefrau frigide oder hat keinen Bock auf den alten geilen Sack, die Nutte auf Dauer zu teuer, da bleibt nur noch die Tochter. Außerdem war Mann damals ja schon auf die Mutter der Kleinen scharf, von daher ist es schließlich auch kein Wunder, daß man auf deren Tochter heiß ist. Dazu kommt, daß die meisten Töchter ihren Papi sowieso über alles lieben und supertoll finden, von daher bietet sich das Ganze ja förmlich an. Was für eine pimmelschreiende Ungerechtigkeit, die da dem Inzest-Vater im Bau zuteil wird! Dabei hat er sein Leben lang hart geschuftet, um zwei Familien, die eigentlich eine ganz große waren, über die Runden zu bringen. Das österreichische Bundesverdienstkreuz würde ihm gebühren, dem Josefi Fritz, wenn es so etwas denn geben würde. Überall schreien die Politiker herum, von wegen man brauche mehr Kinder statt Inder, vielleicht ja auch mehr Kinderarbeit als Inderarbeit und dann kommt da mal so ein aufrechter Kerl daher und macht aus Phrasen Taten, schon paßt es auch wieder nicht und wird kleinlich daran herumgenörgelt.
Kleine Abschweifung ganz nebenbei mal wieder: Der Vorteil, wenn die eigene Mutter nymphoman ist, besteht darin, daß man als Junge mit vier Jahren schon aufgeklärt wird und einen die eigene Mama bestimmt irgendwann auch mal ranläßt, wenn gerade Not am Mann ist.
Weiter geht der Rundumschlag mit den politischen Kommentatoren: Jene popeln mit dem Stinkefinger im Arschloch der Republik herum, wollen sich dabei aber die Hände nicht schmutzig machen. Feine Herren und Damen sind das, eine ganz saubere Gesellschaft, mit einer garantiert blütenweißen Weste. Und die Kabarettisten sind doch im Grunde dasselbe Pack, die verdienen sich ebenfalls dumm und dämlich mit ihrer Kritik. Aber es geht noch weiter, auf in den Generationenkonflikt! Die Alten lassen sich von den Jungen bedienen und diejenigen, welche mit Trinkgeld geizen, reden sich damit heraus, daß die Jungen eines Tages ohnehin alles erben würden und dabei meinen sie in allerster Linie die Schulden. Er war Schiffer aus Leidenschaft, deshalb liebte er Claudia Schiffer über alles, sie aber kannte nicht mal seinen Namen, was für Dramen, Amen.
Er, also Kassandro, war ein Gewohnheitstier, was bedeutete, daß er seine Stammklofrau hatte, zu der er immer kacken ging. "Na wie geht`s, Olga?" fragte er sie jedes Mal, mehr aus Höflichkeit als aus echtem Interesse, denn worüber sollte man mit einer Klofrau schon groß reden, außer vielleicht über die steigenden Toilettenpapierpreise? "Alles scheiße", pflegte Olga daraufhin zu antworten und in ihrem Fall hatte sie damit ja nicht ganz Unrecht. Sie war eine gewiefte Geschäftsfrau, man konnte sich bei ihr mit allen möglichen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen eindecken. Am liebsten waren ihr die Kunden, die sich bei ihr die Bild-Zeitung kauften, jene im Klo lasen und sich danach mit ihr (also mit der Bild natürlich, nicht mit Olga) den Arsch abwischten. Sie sparten damit Olgas Klopapier, was jene sehr erfreute. Die Playboyleser, die sich in ihrem Klo einen runterholten,