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selbst.«

      »Sie sind sehr gütig, Herr Simon; aber ich muß um zehn Uhr mit der Diligence von Beaucaire abreisen und vorher muß ich noch einen Gang besorgen und mein Gepäck aus dem Gasthofe holen. Ich habe aber nur eine halbe Stunde Zeit zu dem Allen. Indessen danke ich Ihnen nicht minder für Ihr freundliches anerbieten,« sagte er, indem er dem Bäcker die Hand schüttelte, »und wenn ich wieder nach Nimes komme, werde ich Sie um die Erlaubniß bitten, meinen Dank wiederholen zu dürfen.«

      »Dann aber werden Sie meine Einladung annehmen?«

      »Ich verspreche es Ihnen.«

      Jean nahm Abschied und verließ den Bäcker.

      Dieser blieb noch an seiner Thür stehen, um die Leute vorüber gehen zu sehen und seinen Bekannten einen guten Morgen zu wünschen. Kaum war eine Viertelstunde vergangen, seitdem Jean ihn verlassen, so sah er zwei Gensd’armen zu Pferde die Straße herausgesprengt kommen, welche vor seinem Hause anhielten.

      »Wie lange stehen Sie schon hier?« fragte ihn einer derselben.«

      »Ohngefähr seit einer halben Stunde,« antwortete Simon, ohne begreifen zu können, warum zwei Gensd’armen ihre Pferde in Galopp gesetzt hatten, um ihm diese Frage vorzulegen.

      »Haben Sie einen jungen Mann auf einem kleinen Pferde hier vorbeireiten sehen?«

      »Von welcher Farbe soll das Pferd sein?«

      »Ein Schimmel.«

      »Und wissen Sie den Namen des jungen Mannes.«

      Der Gensd’arm blickte auf ein Papier.

      »Jean Raynal,« sagte er dann.

      »Jean Raynal,« erwiderte der Bäcker; »mit dem habe ich vor zehn Minuten gesprochen«

      »Er war also bei ihnen?«

      »Ja.«

      »In welcher Absicht denn?«

      »Um sein Pferd abzugeben, welches seinem Oheim, dem Pfarrer in Lafou gehört.«

      »Und Sie haben ihn fortgehen lassen?«

      »Warum hätte ich ihn zurückhalten sollen?«

      »Es ist wahr, Sie wußten nichts.«

      Während dieses Gesprächs hatten sich einige Vorübergehende um die Gensd’armen gesammelt und hörten neugierig und aufmerksam zu.

      »Hat Ihnen Herr Raynal gesagt, wohin er ging?«

      »Ja, er wollte in den Gasthof gehen, um sein Gepäck abzuholen und um zehn Uhr mit der Diligence nach Beaucaire fahren.«

      »Wissen Sie das gewiß?«

      »Ganz gewiß.«

      »Um zehn Uhr, sagen Sie?«

      »Ja wohl.«

      »Es ist drei Viertel auf zehn Uhr, wir werden also noch Zeit genug kommen, wenn er nicht Etwas ahnet. Ich danke Ihnen.«

      Mit diesen Worten gab der Gensd’arm seinem Pferde die Sporen.«

      »Erlauben Sie,« sagte der Bäcker zu ihm, »eine Auskunft ist der andern werth. Was ist denn geschehen? ich interessire mich für den jungen Mann.«

      »Wir haben nicht Zeit Ihnen dieses zu erzählen,« erwiderte der Gensd’arm,« indem er sich entfernte: »übrigens werden Sie es bald erfahren, Aber wenn Sie sich für den jungen Mann interessiren, so bedaure ich Sie, denn er hat eine schlimme Sache auf dem Halse.«

      Die beiden Gensd’armen setzten ihre Pferde hierauf in Galopp und verschwanden auf der nach dem Bureau der Diligence führenden Straße, während die Weiber und Müssiggänger sich um Meister Simon drängten und Auskunft von ihm verlangten, da er die Ehre gehabt hatte, von den Gensd’armen ausgefragt zu werden.

      Während dieser Zeit ging Jean, welcher keine Ahnung von dem hatte, was vorging, zu dem Correspondenten seines Hauses, empfing von demselben eine Tratte, die er sogleich nach Hause expedirte; dann lief er in den Gasthof, holte sein Gepäck und eilte hieraus nach dem Bureau der Diligence von Beaucaire.

      Der Wagen war zum Abfahren bereit und die beiden Gensd’armen ließen sich die Pässe der Reisenden zeigen.

      Jean nahm seinen Paß aus der Tasche und hielt ihn den Gensd’armen hin, um diese Formalität schnell zu beendigen.

      »Sie sind also Herr Jean Raynal?«l fragte einer der Gensd’armen

      »Ja wohl.«

      »Der Neffe des Pfarrers Raynal in Lafou?«

      »Das bin ich.

      »Sie haben diese Nacht bei ihm gewohnt?«

      »Ja.«

      »Und wann sind Sie von Lafou fortgeritten?«

      »Diesen Morgen um vier Uhr.«

      »Ganz richtig. Folgen Sie uns, mein Herr.«

      »Ich soll Ihnen folgen? Wohin denn?«

      »Zum königlichen Procurator.«

      »Aber meine Herren, ich muß abreisen. Ist mein Paß nicht in der Ordnung?«

      »Von dem Passe ist nicht die Rede.«

      »Von was denn?«

      »Wir haben einen Vorführungsbefehl.«

      »Einen Vorführungsbefehl?«

      »Ja.«

      »Gegen mich?«

      »Gegen Sie.«

      Jean sah die beiden Gensd’armen an; er glaubte, sie seien nicht bei Sinnen.

      »Das ist nicht möglich,« sagte er.

      »Sehen Sie.selbst.«

      Zugleich hielt er ihm den Befehl vor die Augen.

      »Das ist eine Verwechselung, meine Herren, ganz gewiß,« sagte Jean, indem er um sich blickte, um nicht allein die Gensd’armen, sondern auch die übrigen umstehenden Personen zu überzeugen, daß er das Opfer eines Irrthums sei. Die Ruhe des jungen Mannes machte die Gensd’armen zweifelhaft und sogar ängstlich; sie hatten in ihrem Leben viele Verbrecher gesehen und dadurch einen geübten Blick erhalten, und konnten daher nicht glauben, daß dieser junge Mann das Verbrechen begangen hatte, das man ihm Schuld gab.

      »Steigen Sie ein, mein Herr,« rief der Schaffner, um die Gaffer zu entfernen, die sich schon im Hofe gesammelt hatten.

      »Folgen Sie uns, mein Herr,« wiederholten die beiden Gensd’armen« indem sie Jean in die Mitte nahmen. »Wir sind nicht die Richter, wir müssen den erhaltenen Befehl ausführen. Der königliche Procurator wohnt ganz in der Nähe und wenn ein Irrthum stattfindet, wird er Sie sogleich wieder in Freiheit setzen.«

      Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß die Gensd’armen fast immer mit der größten Würde, aber zugleich mit der größten Humanität ihre Pflicht thun. Ich glaube nicht« daß man jemals gesehen hat, daß ein Gensd’arm einen Angeklagten gemißhandelt hätte, wenn sich derselbe auch weigerte, ihm zu folgen, oder selbst wenn er sich Thätlichkeiten gegen ihn erlaubte.

      »So kommen Sie,« erwiderte Jean voll Vertrauen, »denn auf meine Ehre, die Sache ist mir unerklärlich!«

      »Wir glauben es,« versetzte der Gensd’arm, der ihn ausgefragt hatte, »denn wenn Sie etwas begangen hätten und Sie könnten eine solche Ruhe behalten, müßten Sie ein großer Bösewicht sein.«

      Der andere Gensd’arm stimmte durch einen Blick der psychologischen Bemerkung seines Kameraden bei und alle Drei traten den Weg zu dem königlichen Procurator an.

      Es versteht sich von selbst, daß die Straßenbuben ihnen nachliefen und daß die Bewohner der, wie alle Straßen von Nimes, sonst so ruhigen Straße an den Hausthüren standen und einander fragten, was der junge Mensch begangen haben müsse.

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